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LVIII. De chrene cruda

(andre Lesarten: crenecruda, chera cruda, theunetruda, crene cruda, crinnecruda, chren ceude, chrenechruda).

Si quis hominem occiderit et totam facultatem datam non habuerit unde tota lege impleat, duodecim iuratores donare debet [quod] nec super terra nec subtus terra plus de facultate non habeat quam donavit. et postea debet in casa sua intrare et de quatuor angulos terra in pugno collegere, et sic postea in duropalo hoc est limitare stare debet et intus in casa respiciens et sic de sinistra manu de illa terra trans scapulas suas iactare super illum quem proximiorem parentem habet. Quod si iam pater aut fratres solserunt, tunc super sororem aut super suos filios debet illa terra iactare id est super tres de generacione matris et super tres de generacione patris qui proximiores sunt. et sic postea in camisia discinctus discalcius palo in manu sua sepe sallire debet. pro medietatem quantum de conposicione diger est aut quantum lex addicat illi tres solvant, hoc est illi alii qui de paterna generacione veniunt facere debent. Si vero de illis quicumque proximior fuerit ut non habeat unde integrum debitum solvat, quicumque de illis plus habet iterum super illum chrenecruda (andre Lesarten: crenecurando, chera cruda, chrenechruda, chenecruda, chrene chruda, chrinne cruda [chruda], crenucruda) ille qui pauperior est iactavit, ille totam legem persolvat. Quod si vero nec ipse habuerit unde totam legem persolvat, tunc illum qui homicidium fecit qui eum sub fide habuit in mallo praesentare debet et sic postea eum per quatuor mallos ad suam fidem tollat. Et si eum in conposicionem nullus ad fidem tullerit hoc est ut eum redimat de quod non persolvit, de sua vita conponat.

LVIII. Vom Todtenwurf.

Wenn Jemand einen Menschen tödtet und ihm nicht ganz die Möglichkeit gegeben ist, mit seinem Vermögen dem Gesetz völlige Genüge zu thun, so soll er zwölf Geschworne stellen (wieder der uralte frisische 12 Mann-Eid) zum Zeugniss, dass er weder über der Erde, noch unter der Erde mehr Eigenthum habe, als er hergegeben hat. Und darauf soll er in sein Haus eintreten und von dessen vier Ecken eine Hand voll Erde neh

men und soll dann auf der Thürschwelle stehen, das Gesicht nach dem Innern des Hauses gekehrt, und aus (mit) der linken Hand diese Erde über seine Schultern auf denjenigen werfen, der sein nächster Verwandter ist. Werden Vater und Brüder nicht mehr sein, dann soll er auf die Schwester oder ihre Söhne die Erde werfen, nämlich auf drei von der Mutter Seite (Verwandtschaft) und auf drei von des Vaters Seite, welche die nächsten sind. Und so soll er dann im Hemd ungegürtet, barfuss mit einem Stock in der Hand über seinen Zaun springen. Halbschiedlich ist der Betrag der Geldsühne vertheilt, oder auf so viel als das Gesetz sagt, zahlen die drei; die von Vaterseite kommen, sollen eben dasselbe thun. (Ich übersetze so, weil diger est falsch ist und ein Wort wie digere, vertheilen, hier gestanden zu haben scheint, und weil hoc est illi alii eben so falsch ist, wofür Nov. 347 Item illi alii hat). Wenn aber von jenen Einer, der der nächste ist, nicht hat, wovon er die ganze Schuld sühnen kann, so soll, wenn der Aermere auf den, welcher von jenen mehr hat, abermals Henethrude geworfen hat, jener dem Gesetz in seinem ganzen Umfange Genüge thun. Wenn nun aber auch dieser nicht hat, wodurch er die ganze gesetzliche Schuld büssen kann, dann soll den, der den Todtschlag beging, derjenige, der für ihn einstand, vor Gericht bringen und dann durch viermaliges Erscheinen vor Gericht sich für ihn verbürgen. Und wenn Niemand für seine Schuldsühne gutsagen will, um ihn nämlich dessen zu entlösen, was er nicht zahlen kann, so soll er mit dem Leben büssen.

Erklärungen. Auch dieses Kapitel, dem J. Grimm das Alter des 4ten oder 5ten Jahrhunderts beizulegen sich nicht gescheut hat, enthält viel verfälschtes und viel kaum übersetzbares sogenanntes Latein, das nicht einmal alt genug ist, um dem 7ten Jahrhundert anzugehören. Es ist eben so schlecht und unverständlich, als das lateinische Patois des 9ten. Nov. 262 sagt über den Todtenwurf (henethruda): quod paganorum tempus (für tempore) observabant (welchen Brauch sie zur Heidenzeit [der Franken] beobachteten). Das heisst nicht im Urheim der salischen Franken, sondern in den ersten Jahrhunderten der Frankenherrschaft in Gallien. Das Novellenbruchstück 262 ist aus sehr später Zeit. Die verfälschten Formen des ursprünglichen Rechtsausdrucks lauten: chrene cruda, crenecruda, crene cruda, chera cruda, chrenechruda, chrene chruda, chren ceude, crenucruda, crinnecruda, chrinne cruda (chruda), sogar crenecurando (!), theunetruda (für heunethruda), chenecruda (für henethruda).

Dieser Ausdruck, der wörtlich Todtenwurf bezeichnet, den J. Grimm's Glaubensgenossen aber wohl lieber für Kraut und Staub und für eines Grünhökers gröne Kruut halten, ist schon früher ausführlich von mir besprochen worden. Es war der uralte, durch's Gesetz bestätigte Brauch, den Todtschläger und Mörder gleich nach der That, wenn zur Sühne der Schuld seine Habe nicht ausreichte, eine von den vier inneren Ecken seines Hauses (wie mag es also da drinnen auf dem Erdboden ausgesehen haben) genommene Faust voll Erde mit der linken Hand über seine eigenen Schultern auf seine nächsten Blutsverwandten werfen zu lassen. Hiemit, und insbesondre in Bezug auf die linke Hand, ist die alte Weise des Strumpfwerfens in Nordengland unter den dortigen Nachkommen der frisischen Ansiedler zur Zeit der Gründung Englands zu vergleichen. John Trotter Brokett in seinem 1825 zu Newcastle upon Tyne erschienenen Glossary of North Country Words erzählt darüber s. v. Throwing-The-Stocking Folgendes: Das Strumpfwerfen, eine wunderliche Art von Liebesprophezeiung am ersten Hochzeitsabend. Nachdem die Braut sich zurückgezogen hat und während sie sich auszieht, giebt sie einen ihrer Strümpfe einer Aufwärterin, welche ihn auf gut Glück unter die bei dieser feierlichen Gelegenheit versammelte Gesellschaft wirft. Die Person, welche er trifft, glaubt man, wird nun zunächst in den glücklichen Stand treten. Ein andrer, noch seltsamerer, obgleich wohl jetzt abgekommener Brauch war für die Gäste, die eingeladen wurden, in die Brautkammer zu gehen, wo es die Gewohnheit war für das glückliche Paar, im Bett aufrecht zu sitzen in vollem Anzuge, ausser ihren Schuhen und Strümpfen. Eine von den Brautmägden nahm dann des Bräutigams Strumpf und, an der Fussseite des Betts, mit dem Rücken gegen dasselbe stehend, warf ihn mit der linken Hand über die rechte Schulter, nach dem Gesicht des Bräutigams zielend. Dies ward abwechselnd im Kreise herum von allen Frauenzimmern gethan. Wenn irgend eine von ihnen so glücklich war, den Gegenstand zu treffen, so war das ein Zeichen, dass sie bald verheirathet würden. Der Strumpf der Braut ward von den jungen Männern nach der Braut in gleicher Weise geworfen, woraus man dieselbe Vorbedeutung nahm. Mit Bezug auf henethrude, heunethrud wiederhole ich, dass das altfrisische Hen, Henne Todter bedeutet und Hennekloath Todtenkleid, Leichenkleid, in Westfalen Heunekleid, wozu die Lesart theunetrud für heunethrud passt. Im Schwarzwald hat man den Hennenweg, und Hüne in Hünengrab, d. i. heidnischer Todtenhügel, ist das altfrisische Henne, Heune und hat nichts mit Hunnen gemein. Die glossa wusste nichts mehr darüber zu sagen als das: chrene cruda [chreneguida]: id est terra collecta de 4 angulis domus legaliter in aliquem proiecta. E. und: chrenecruda [chrenethruda]: id est de illa terra. E. In dem Bruchstück der altfränkisch-alemanischen Uebersetzung steht: sohwerso man anthran arslahit (wer einen andern Mann erschlägt) und gegenüber finden sich die Worte: LXI.

de chenecruda: si quis hominem occiderit. Daraus darf nicht gefolgert werden, was J. Grimm daraus folgert. Ueber duropalo, limitare, solserunt und diger est im Text ist nicht gleichgültig überhin zu laufen. Das Wort duropalo ist der untere Thürpfahl, die Thürschwelle, Nov. 157 duropello (duropellus) genannt, altfris. Durpel, ostfris. Drüppel, saterländ. Dreppel, westfris. Drompel, Drempel, Dorpel, altfris. auch doorpeal, nordfris. Drampel, was J. Grimm von trampeln, treten, fälschlich ableitet. Das limitare, welches duropalus (Schwelle) erklären soll, ist das ital. limitare, limitale, Thürschwelle, welches Wort von dem, wahrscheinlich italienischen, geistlichen Schreiber hier gebraucht ward. Dasselbe kann vor dem 7ten Jahrhundert nicht in Italien entstanden sein. In Spanien braucht man dafür umbrál und in Frankreich seuil. Die alten Römer sagten limen (liminis), Thürschwelle, limes (limitis), Grenze, und liminaris, e, was zur Schwelle gehört, limitaris, e, aber, was an Grenzen sich findet. Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob das limitare im Text, welches Novelle 157 limitere lautet, aus dem röm. Genit. limitis entstanden oder aus liminare verfälscht worden sei. Das unerklärliche solserunt muss aus zweien Worten fabricirt worden sein, aus einem verfälschten sols und erunt (sie werden sein), denn Nov. 158 steht: quod si iam mater et frater solserit (also im Sing. erit, er wird sein). Hängt es mit dem römischen solus sum zusammen oder mit dem römischen subtus, unten, unterwärts, wovon das französische sous? Ueber das falsche diger est sprach ich schon. Soll es digeries, Vertheilung, oder digestum, vertheilt, heissen? Heisst intus in casa respiciens drinnen im Hause rückwärts schauend oder hinein in das Haus sehend? Die falschen Lesarten des Rechtsausdrucks dieses Kapitels betreffend bemerke ich noch, dass t und c, th und ch oft verwechselt werden, so in thiado und chiado, rathimburgii und rachimburgii, maltho und malcho, taxaca und taxata, lacina und latina, naschus und nasthus, olechardis und olethardis, chorogao und thorogao u. s. w. Nach altem Zeugniss soll der Frankenkönig Hildbert im Jahre 595 den heidnischen Brauch des Todtenwurfs abgeschafft oder verboten haben, den henethrud das „grüne Kraut“ und „Gras und Staub" J. Grimm's. Textfehler: tota lege für totam legem, casa sua für casam suam, angulos für angulis, terra für terram, collegere für colligere, in casa für in casam, suos für ejus, illa terra für illam terram, discalcius für discalciatus, sepe für sepem, palo in manu sua für palum in manu sua tenens, oder auch heisst palo mit dem Pfahl, sallire für salire, medietatem für medietate, conposicione für compositione, tullerit entweder für sustulerit oder für tulerit (von fero), de quod kann man nicht sagen.

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LIX. De alodis.

1. Si quis mortuus fuerit et filios non dimiserit si mater sua superfuerit, ipsa in hereditatem succedat. 2. Si mater non

fuerit et fratrem aut sororem dimiserit, ipsi in hereditatem succedant. 3. Si isti non fuerint, tunc soror matris in hereditatem succedat. et inde de illis generacionibus quicumque proximior fuerit ille in hereditatem succedat. 4. De terra vero nulla in muliere hereditas est sed ad virilem sexum qui fratres fuerint tota terre perteneat.

LIX. Von Alloden.

1. Wenn Jemand stirbt und keine Söhne hinterlässt, so soll die Mutter, wenn sie noch am Leben ist, ihn beerben. 2. Ist die Mutter nicht am Leben und hinterlässt er Bruder oder Schwester, so folgen diese im Erbe. 3. Sind sie nicht vorhanden, dann folget im Erbe die Mutterschwester. Und hierauf folgt als Erbe unter jenen Geschlechtsgliedern, wer dann der nächste Blutsverwandte ist. 4. In Bezug auf das salische Grundeigenthum (d. i. die Heimstätte mit dem Haus und Hofland ich halte das kahle terra ohne salica, wie es L. S. LIX steht, für falsch; Nov. 167 hat: de terra vero salica) findet keine weibliche Erbberechtigung statt, sondern dieses ist insgesammt dem männlichen Geschlecht als Brüdern zugehörig.

Erklärungen. Also über Allodialgütervererbung, welche Alloden auch Landeigenthum mitbegriffen, sagt das salische Gesetz: Wenn Jemand stirbt, ohne Söhne zu hinterlassen, so beerbt ihn die ihn überlebende Mutter. Ist keine Mutter vorhanden und hat er einen Bruder oder eine Schwester nachgelassen, so folgen sie im Erbe. Sind diese nicht mehr da, so geht die Erbschaft an die Mutterschwester und darnach stets auf den über, der unter diesen Geschlechtsgliedern der nächstberechtigte Erbe ist. Vom Salgrund und Boden aber erbt das Weib nichts, sondern der dahingehörige gesammte Landbesitz fällt den männlichen Verwandten zu, welche Brüder sind. Nov. 165 sagt darüber: Wenn Jemand stirbt und keine Söhne hinterlässt, so beerbt ihn der Vater, wenn er lebt, oder die Mutter. Nov. 167: Ist die Mutterschwester nicht mehr am Leben, so folgt die Vaterschwester im Erbe. Ist auch die Vaterschwester nicht mehr da, so folgen von jenen Verwandtschaftsgliedern, welche die nächsten sind, diejenigen, welche von Vaterseite stammen. Aber vom Salgrund und Boden gehört dem Weibe kein Antheil, sondern denen gehört er, welche die Brüder sind, und auf das männliche Geschlecht geht der gesammte salische Landbesitz über. Nov. 168 fügt dann noch hinzu: Wenn aber unter Enkeln oder Urenkeln nach langer Zeit über Land-Allod Streit entsteht, so soll nicht nach Stämmen, sondern nach Köpfen getheilt werden.

Auf Nordfrisisch nennt man dies: an Gaangarw,

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