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Gehorsam, und wenn sie nicht gehorchen, werden sie gestraft. Die Staatslasten ruhen auf den Armen. Viele entfliehen vor solchen Räubern zu den Feinden und suchen bei Barbaren römische Menschlichkeit, weil sie unter Römern barbarische Unmenschlichkeit nicht ertragen können. Der Name eines römischen Bürgers, der einst so geachtet war und so theuer erkauft ward, ist nun so feil und verächtlich geworden. Hurerei ist bei den Römern Welt und Anstand. Die Römer haben alle Länder mit Unzucht befleckt. Wo nur die Römer, da am meisten die Laster. Dann spricht er von dem schönen und fruchtbaren Lande der Aquitani und Novempopuli (S. W. Theil vom jetzigen Frankreich), die das Mark von ganz Gallien gehabt haben und das Euter aller Fruchtbarkeit. Das Land prangte von Weinbergen, Wiesen, Saatfeldern, Obstgärten, Hainen, Quellen und Strömen. Die Barbaren erhielten es, weil sie dessen würdiger waren. Die Unfläthigkeit der Menschen war auf's Höchste gekommen, sie waren die reichsten und lasterhaftesten aller Gallier. In Aquitanien war fast jede Stadt ein Hurennest (lupanar). Alle Reichen und Mächtigen lebten in Unzucht, keiner kannte die eheliche Treue mehr, jeder stellte seine Gemahlin in die Zahl seiner Lustdirnen (ancillae), und sie war die geringste von allen. Manche freilich genoss ihr Recht als Hausmutter und Herrin, aber fast keine ihr unbeflecktes Eherecht. In Aquitanien nannten jeden Grossen seine schamlosen Mägde mit vollem Recht ihren Liebhaber oder ihren Mann. Unter züchtigen Barbaren, fährt er fort, sind wir unzüchtig, ja die Barbaren selbst verabscheuen unsre Unfläthigkeit. Hurerei ist bei den Gotten ein Verbrechen, bei uns Anstand (decus). Jene Länder, welche die Römer durch Unzucht befleckt haben, reinigen nun die Barbaren durch Keuschheit. Dies gilt von Hispanien ebenfalls. Die höchst unfläthigen Hispanier sind von den keuschen Wandalen unterjocht. Es frommt uns nicht viel, mit dem Scheltwort Häretiker die Gotten und Wandalen zu verkleinern, da wir selbst in häretischer Verworfenheit (pravitate) leben. Die Dinge selbst zeigen, was wir sind und was die Gotten und Wandalen sind. Sie wachsen Tag für Tag, wir nehmen ab; sie blühen, wir verwelken. In dem durch Handel und Verkehr so reichen Afrika ward das Sittenverderbniss ungeheuer. Hier flossen wie aus aller Welt die Laster zusammen,

und ich weiss keine Verruchtheit, die unter den Afrikanern ihren höchsten Grad nicht erreichte. Das moralische Verderben in jeglicher Gestalt war allenthalben in Afrika verbreitet. Salvian schildert in den stärksten Ausdrücken, wie es besonders in Karthago aussah. Alle Laster wütheten hier. Vor Allem hebt er neben Trunkenheit und Strassenraub - denn vor der Stadt war kein Wanderer sicher die Unzucht her

vor. Jede Strasse und jede Gasse in der Stadt war ein Bordell, man trieb die Unfläthigkeit schamlos. Nicht allein die gewöhnliche Unzucht war ohne Aufhören und ohne Grenze, sondern auch die unnatürliche unter Männern herrschte erschrecklich, nicht insgeheim, sondern öffentlich, und alle billigten das Laster, auch die Staatsgewalt schritt nicht ein, sie wusste von dem Greuel und schwieg, auch unter den Römern war es längst bekannt (ein Beispiel Tac. Hist. 4, 14). Von diesem Pfuhl der Lüste hielten sich die Wandalen mitten in Karthago rein und unbefleckt, sie enthielten sich der gewöhnlichen, wie der unnatürlichen Unzucht, gingen nicht in Bordelle und Hurenwinkel und waren zu sauber, um öffentliche Dirnen anzurühren. Fern ist von ihnen alle Unreinigkeit des Fleisches. Die Wandalen haben aus ganz Afrika den Unrath weichlicher Männer hinweggethan. Sie haben die regellosen Lüste und Unfläthigkeiten durch Furcht und Gesetz gehemmt und eingeschränkt. Sokrates wollte Gemeinschaft der Weiber eingeführt wissen und die Welt zu einem Hurenhause machen. Solche Vorschrift haben die Römer wohl beachtet, denn viele Männer haben jedweder viele Weiber, und umgekehrt. Und sind nicht alle Städte voll von Hurenwinkeln und stinken von Bordellen? Die Vorschriften des Sokrates über Weibergemeinschaft stellt Salvianus in launigen Contrast mit den Vorschriften der Wandalen in Afrika über die Reinheit der Ehe. Unter den Gotten sind nur Römer unzüchtig, unter den Wandalen nur Römer.

So sah es in der untergehenden kaiserlichen Römerwelt im 5ten Jahrhundert aus, als altgermanische Gesetzgebung der fürchterlichen Lasterhaftigkeit wirksam entgegentrat, auf kurze Zeit einen grossen Sieg davontrug, dann aber durch germanische Verräther, insonderheit durch den Gründer Frankreichs und das heimtückische pipinsche Geschlecht von inlandbäurischer Herkunft, welche im Bunde mit dem zweiten Rom die päpstliche

Römerwelt schufen, nach und nach immer mehr genöthigt ward, den weit überlegenen despotischen Mächten so oft und so lange zu weichen, bis durch diese alles wirkliche Recht der alten Germanenwelt vernichtet und verfälscht worden war.

II.

Zur weiteren Beleuchtung der Sprachforschungen Jacob Grimm's und insbesondre zum Beweise für die Richtigkeit der sehr scharfen Beurtheilung, die seine Vorrede zu Merkel's Lex Salica durch mich erfährt, ist es meinerseits unumgänglich nothwendig, dass schon hier eine ähnliche Kritik seiner sprachlichen Irrthümer und Phantasien auch in andern von ihm erläuterten altgermanischen Schriften folge.

Wer grosse Autoritäten angreift, muss starke Waffen haben. Denn was die Menschen zu glauben, zu verehren, zu preisen, zu lernen, zu wissen, zu lehren gewohnt geworden sind, das lassen sie nicht. Am allerletzten geben sie ihren Irrthum, ihren Wahn auf. Daher bin ich genöthigt, in Folge dieser strengen Verurtheilung der Jacob Grimm'schen Vorrede zu Merkel's L. S., eben hier, wenn auch nicht am gehörigen Orte, den vielen Tausenden, welche an seine Unfehlbarkeit fester glauben, als der Gläubigste an ein Dogma, noch andre Beweise und Belege dafür in die Hände zu liefern und vor die Augen zu stellen, dass ich dem überall berühmt gewordenen Sprachforscher kein Unrecht habe thun wollen, der zu oft in seiner Forschungsart und Schreibweise als unfehlbar und herausfordernd aufgetreten ist. Und zu solchen Beweisen und Belegen habe ich die Erläuterungen Jacob Grimm's zu den beiden urenglischen Gedichten Andreas und Elene gewählt, da ja auch in diesen Erläuterungen, wie in der erwähnten Vorrede, unzählige Irrthümer verborgen liegen, welche nicht unaufgedeckt bleiben dürfen. Es wird wohl gar für verbrecherisch gelten, dass ich die vielen und groben Irrthümer in Jacob Grimm's Vorrede zu Merkel's Lex Salica nachweise. Darum muss ich, noch ehe ich an die Bearbeitung der Lex selbst gehe, auf der Hut sein und zuvor auf einem an

dern Felde seiner Forschungen seine unzähligen sprachlichen und mitunter auch historischen Missgriffe blossstellen und aufweisen, doch nicht um mich selbst zu erheben, damit ich nicht in den Augen der vielen Legionen der frommgläubigen Verehrer und Anbeter des berühmten Gelehrten" einem Kinde gleich geachtet und als solches mit dem Bade zugleich ausgeschüttet werde!

Jacob Grimm's Erläuterungen zu Andreas.

Andr. 4: cumbol. Bei Erläuterung dieses Worts, welches Zeichen, Merkzeichen heisst, phantasirt Jacob Grimm über das altnordische, d. h. skandinavische, Kuml, d. i. Hügel, welches er für dasselbe Wort hält, das aber doch nur von dem römischen cumulus, Haufe (cumulus terrae, Erdhaufe) stammt, wie so viele andre Ausdrücke in der skandinavischen Sprache. Dieses Kuml heisst Grabhügel und Kumldys ist Grab von aufgeworfenen losen Steinen. Ein altes Kimba, Kamb, Kumbum, und wer weiss was noch mehr, was nach Grimm's Meinung die Wurzel sein soll, hat mit Kuml nichts gemein. Jacob Grimm vergleicht bei seinen Erläuterungen im Urund Altenglischen überall das Altnordische oder Skandinavische und lässt dann das diesem Englischen nächstverwandte Frisische darum unbeachtet, weil ihm die gehörige Kenntniss davon abging und er auch nicht den nahen Zusammenhang der Frisen und Engländer kannte. So sagt er Elene 1176, wo er bei mear (Stute, überhaupt Pferd) das altdeutsche Marah vergleicht: „dem altn. Mar fehlt das h immer." Natürlich, denn wie sollten solche Mundarten den keltischen Kehllaut kennen, den der römisch-keltische Urboden Süddeutschlands und Frankreichs ererbte.

Andr. 43: gedrag heisst nicht, wie Jacob Grimm erklärt, Schaar, Lärm, Tumult, sondern Betragen, Aufführung. Dieselbe Bedeutung hat das frisische Gedrag.

Andr. 93: vratlic erklärt J. Grimm durch mirus, mirabilis, von Gottes Stimme, während er vrat nicht nachweisen kann. Das frisische wred heisst stark, tüchtig, rauh, grausam.

Andr. 100: leothubend, Gliederfessel. Dazu bemerke ich: Das nordfrisische Léth (th Urlaut) heisst Glieder, von Láth, Glied. Andr. 273: brant, bront ist nicht, wie J. Grimm erklärt, schäumend, viel weniger tosend, sondern brandend. Das brante ceole (letzteres Wort mit dem brittisch-keltischen Kehllaut) heisst nicht, wie J. Grimm fälschlich behauptet, „auf dem wilden tobenden Kiel“, sondern auf der von dem brandenden Wasser rauschenden Jolle.

Andr. 377: acolmôd, erschrocken. Das urfrisische akelig ist schrecklich, jetzt noch das holländische akelig, schrecklich, fürchterlich. Desselben Stammes ist das altalemanische Ege, Egiso, Schrecken,

egan, schrecken, und egislih, ekeslih, schrecklich, fürchterlich. J. Grimm sagt: „Vielleicht entsprach dem ags. acol ein ahd. achul.“ Durchaus nicht! Ein solches achul hat es nie gegeben.

Andr. 420: theos (thes), dieser; J. Grimm hätte wissen müssen, dass das nordfrisische thas dieser heisst.

Andr. 520: thyth hat J. Grimm unerklärt gelassen, da er nicht wusste, dass das urenglische thyan, thyvan das frisische duwen, d. i. stossen, pressen, ist.

Andr. 453 smylte. J. Grimm sagt fälschlich: „smylte, gleichviel mit smeolt, serenus, placidus, liquidus." Dieses smylte, von See und Strom gesagt, ist das nordfrisische smuul in smuul Wêther, d. i. schlichtes Wasser, wenn nämlich die Woge sich gelegt, der hohe Seegang aufgehört hat. Das Wort stammt nicht, wie J. Grimm behauptet, von smeltan.

Andr. 496: is theos bât fulscrŷd, d. h. hat das Boot alle Segel bei, sind alle Lappen (Segel) daran. J. Grimm übersetzt auf's Ungefähr: plene instructus. Das scrŷd ist von scridan, screadan, altfrisisch skredan, d. i. schneiden, zerschneiden, das hochdeutsche schroten, plattdeutsch schraden, wovon Schröter, Schrader, frisisch Skroader, d. i. Schneider, engl. shred, Lappen, d. i. abgeschnittenes Stück.

Andr. 512 sceor ist das frisische Sküür, Schauer, Bö, frisisch Büi, d. i. Schauer von Regen oder Wind oder Hagel und Schnee, aber nicht, wie J. Grimm erklärt, Sturm. Das brecath ofer bathveg ist nicht poetisch aufzufassen, wie J. Grimm lehrt, sondern auf sceor zu beziehen. Die Windschauer thut dies, und brecan kann nimmer, wie er will, scipian heissen.

Andr. 518: gelettan ist das frisische letten, d. i. aufhalten, hindern. Dieses viel näher liegende Wort führt J. Grimm nicht an, weil er es nicht kannte, sondern statt dessen nur das gottische latjan und das ahd. galezan.

Andr. 521 racian, nordfris. ragin, d. i. treffen, gerathen, holl. raaken, von J. Grimm gewaltsam in raedan umgeändert.

Andr. 531 harn, von J. Grimm willkürlich fluctus, procella erklärt, was es unmöglich heissen kann, ist hier gleichbedeutend mit hyrn, Ecke, hier Landecke, Landspitze, frisisch Hern, Hörn, Harn.

Andr. 591: fethan. Bei Erklärung dieses Ausdrucks vermuthet J. Grimm fälschlich ein „ahd. sand“ in der Bedeutung von wahr. Ein solches Wort hat es im Deutschen nie gegeben. Das sand ist nur skandinavisch.

Andr. 592: reómigmôde erklärt J. Grimm wiederum fälschlich durch requiei dediti, requie refecti, requiem expetentes. Wie kann nun aber hier dieses eine Wort so verschiedene Bedeutungen haben? Es heisst heiteren Muthes, wie das nordfrisische rüm hart. Das nordfrisische rümag heisst räumig, aufgeräumt.

Andr. 614: forleólc. Das bemerke ich: Die deutschen Wör

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