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sunnista, suuachine calte, soagnechalt kommt in der L. S. nur bei Diebstahl von Hausvieh, nämlich Schweinen, Schafen, Ochsen, Kühen, Kälbern und Pferden vor, beim Stehlen anderer Hausthiere nicht. Aber aus einem christianus als Geldstrafe für urfränkisch-heidnische Schweinedieberei lässt sich wohl nichts machen. So ward durch das Papstthum (von Christenthum kann nicht die Rede sein) Sprache und Geschichte unsrer Urzeit verdorben und verfälscht.

12. Die Rechtsausdrücke erscheinen in folgenden Formen: redonii, sunnista, radonia, reodimia, reodemia, chredunia. Dass sunnista nicht, wie J. Grimm behauptet, „eine Heerde Säue" bedeutet, sondern dass es sich um eine Geldstrafe für ein Verbrechen handelt, das an einer solchen Heerde begangen wird, ist klar. L. S. II heisst es: si quis scrobam ducariam furaverit, wobei die eben angeführten Lesarten stehen, Nov. 24. aber lautet: si quis scrovam cum porcellis furaverit und dabei steht facifalc, focichalta. Dass falc in facifalc chalt heissen muss, ist eben so klar. Dass foci richtiger als faci sei, ist wahrscheinlich. Dass foci nicht von dem römischen focus, Heerd und Haus, genommen ist, liegt nah genug. Dass es fotus sei, vom röm. fovere, hegen, brüten, wärmen an der Brust, ist auch nicht glaublich. Wir wissen ja noch nicht, ob nicht faci, foci, foti alle dieselbe Verstümmelung erfahren haben, wie redonii und die sämmtlichen andern scheusslichen Lesarten. Eher als mit dem röm. fotus, welche Form sich hier auch nicht findet, oder mit dem altfrisischen feda, foda, nordfris. fed-an, d. i. füttern, mästen, und dem altengl. foda, engl. food, d. i. Futter, hängt foci (ist foki auszusprechen) mit dem alten frisischen Fukel im alten ostfris. Landrecht, d. i. Mastvieh, zusammen. Ueber den Unsinn der Lesarten reodimia, reodemia u. s. w. sei noch bemerkt, dass kein Etymolog so einfältig sein möge, dabei an das römische redimere, loskaufen, zu denken. Wir haben es hier mit schrecklich misshandelten urgermanischen Rechtsausdrücken zu thun, nicht mit römischen. So ward auch, wie sie, durch die Gründer Frankreichs und die Gründer Deutschlands und das gottlose Rom unser ursprüngliches Leben, unsre einstige heilbringende Lebensgemeinschaft und unsre uralte reiche Cultur, wovon selbst der, der sich Deutscher nennt, nichts mehr weiss, nichts mehr fühlt, ganz und gar zu Grunde gerichtet.

13. Die sogenannten Glossen lauten: rhammodo, mammodo, chuc cham, baragameo amiteotho, bartcho cahimo, brachocahimo, bartcho caimo, barcoanomeo anitheotha. Aus diesen fürchterlich verunstalteten Lesarten macht J. Grimm in der Vorrede zu Merkel's L. S. wunderliche Dinge. Der Text heisst: si quis maiale votivo furaverit wer den verschnittenen Jul-Eber stiehlt. In Merkel's L. S. S. 97 heisst der maialis (porcus castratus) votivus der magellus sacrivus. Dieses maialis (verschnitten) stammt von maien, meien, mähen, das altdeutsche Maider ist ein verschnittenes Pferd, das altdeutsche meiden heisst verschneiden, ein Maden oder Kapaun ist ein Ver

schnittener, von kappen, d. i. hauen, schneiden, verschneiden, in mittelalt. Latein capulare, coppare, wovon das französische couper. J. Grimm übersetzt in seiner Vorrede zu Merkel's L. S. S. XVIII die verstümmelte Lesart anomeo anitheotha, wofür er anomeo ana theoda liest (ebenso willkürlich) durch susceptus coram populo! Wie kann aber diese Sprachform anomeo ein partic. perf. sein? Angenommen, empfangen kann dieser verunstaltete Ausdruck nimmermehr heissen. Ich will hier eine bessere Erklärung geben. Ausser den bis zum Unverbesserlichen verstümmelten Lesarten rhammodo, mammodo und chuc cham, die J. Grimm in noch Aergeres verwandelt hat, sind alle fünf andern aus einem und demselben Rechtsausdruck hervorgegangen; baraga, bartcho, bracho, barco bezeichnen den Barg, den maialis votivus; das unsinnige cahimo, caimo entstand aus gameo, das m in amiteotho soll n heissen und ani ano oder ana. Ich sehe in der sogenannten Glosse, welche mindestens heissen muss: bargo (barco) meo ano (ana) theotha (mein Barg vor dem Volk), eine malbergische Rechtsformel. Dergleichen Formeln kommen auch sonst in der L. S. vor. Auch im gleich darauf folgenden Abschnitt ist von einem verschnittenen Eber (maialis) die Rede, daher auch hier die Glosse barcho, nebst den verstümmelten Lesarten bracho, brarecho, bratho, bartho.

14. Die sogenannten Glossen heissen: barcho, bracho bogbagine, bartho sive badiani, bratho sive babane, bartho sive babani, brarecho et in alia mente babene. Unleugbar ist bracho, bartho, bratho, brarecho eine und dieselbe Corruption und in alia mente will ungefähr dasselbe sagen, was sive, oder sonst. Das bagine, mit den Verstümmelungen badiane, babane, babene, scheint das deutsche Wort Bacher zu sein, ein zweijähriges männliches Schwein; Bache ist das weibliche.

15. Die Lesarten des Rechtsausdrucks lauten: sonista, sunesta,

sonischalt tua zymis fit mihachunna. Von allem diesem ist gesprochen. Die letzten Worte bezeichnen die 2500 Pfenn. Strafe, die für das Wegstehlen einer ganzen Heerde von 25 Schweinen gezahlt wird. Das ist das sonischalt, die Sunebusse. Da J. Grimm chalt irrthümlich für ein Schwein erklärt, so will ich hier nochmals anmerken, dass sonischalt wie sonista das Strafgeld (chalt) für das Stehlen einer ganzen Schweineheerde bezeichnet, das Sunegeld, und dass die dahin gehörige sogenannte Glosse sonischalt tua zymis mihachunna zweitausendfünfhundert (Pfenninge) bedeutet. Dieselbe Glosse sonischalt steht L. S. IV bei einem Diebstahl von 40 berbices (für verveces) oder Schöpsen. Ein Schaf ist doch kein Schwein. Ein verschnittener Eber heisst auf Nordfrisisch Gaalt, süddeutsch Galz, während das altfris. Gelte ein verschnittenes Mutterschwein bezeichnet. Dieses Wort Galt, Galz, hat aber mit dem alten Chalt, Galt (Geld) gar nichts gemein.

16. Die malbergische Strafbestimmung lautet: malb. inzymus

(und was davon verloren ging), texeca, texaca, texachalt. Hier ist nicht die ganze Heerde gestohlen. Dieses texaca, texachalt ist eine kaum zu erklärende verstümmelte Lesart. Das Strafgeld ist hier 1400 Pfenn. oder 35 Schill. Hiebei ist Nov. 36 anzusehen, wo es heisst: si homo ingenuus servum alienum in texaca secum ducat. Heisst das in furtum? Die Busse ist an dieser Stelle nur 600 Pfenn., aber Novelle 35, wo die Textworte lauten: si quis (nicht ingenuus) servum aut ancillam alienam furaverit, malb. texeca, taxaca, ist die Busse ebenfalls 1400 Pfenn. Die glossa erklärt texaca durch mercatum und intra tecta. In Nov. 36 erscheint ein theu texaca, welches ich Bedenken trage, durch Diebstahl an einem Sklaven (theu) verübt, zu übersetzen. Auch bezweifle ich, dass das obige in texaca dasselbe sei, was sonst in furtum heisst. Die Erklärungen in der glossa aber sind manchmal falsch, manchmal zweifelhaft. In Nov. 35 scheint texaca kein blosses furtum zu bezeichnen. Uebrigens kommt es mir vor, dass zu dem Ausdruck in texaca Nov. 36 die Erklärung von texaca in der glossa passe. Zu näherer Beleuchtung dieses sehr dunkeln urfränkisch heidnischen Rechtsausdrucks führe ich noch Nov. 25 an, wo es heisst: si quis tres porcos aut amplius furaverit usque ad sex capita, so Jemand drei Schweine oder mehr bis auf sechs Köpfe stiehlt, malb. inzymis texaca, ingismus taxaga, texeca, in zymis exachalt (steht offenbar für texachalt) et cepto (für excepto, wie es scheint) tua septunchunna. Die Busse ist 1400 Pfenn. oder 35 Schill., was das tua septunchunna (2 700), d. h. 1400 bezeichnen soll. L. S. II. 7, woraus Nov. 25 genommen ist, heisst: si vero 3 aut amplius furaverit, 1400 dinarios etc. excepto capit. et dilat. Das falsche et cepto Nov. 25 ist dieses excepto. Der Rechtsausdruck bei L. S. II. 7. fehlt. Doch dieses texaca, texachalt ist noch nicht völlig aufgehellt. Was J. Grimm darüber sagt, ist ganz unbrauchbar.

17. Hier handelt es sich um eine gestohlene Heerde von 50 Schweinen. Das uralte Strafgeld ist 2500 Pfenn. oder 62, Schill., der Rechtsausdruck sonista, sonnista, sunnesta, sonischalt, d. i. Sunegeld oder das Strafgeld für eine gestohlene Schweineheerde. Darüber habe ich gesprochen.

Hier noch ein Wort über die Textausdrücke capitale et dilatura, welche L. S. II. 4. bis 17. zuerst erscheinen. Die Uebersetzung derselben im Trierer Fragment ist: foruzzan haubitgelt inti uuirthriun. Nov. 274. 2. heisst es: De delatura. Si quis hominem occiderit et quod lex habuit pro eo dederit, solidos 30 pro delatura conponat. De puero aut liberto solidos 15. De furtibus vero aliis 7 solidos. Causae vero dominicae (Rechtssachen aber, die die Herrschaft angehen) in triplo (natürlich) conponantur. Aus dem Inhalt erhellet zugleich die späte Entstehungszeit dieser Novelle. Der schottische Rechtsausdruck to delate und delator heisst anklagen und Ankläger. In dem eben erwähnten Trierer Fragment ist delatura (di

latura) stets wirthriun übersetzt und zuweilen nur wirth. Das schott. delator, wie gesagt, heisst Kläger und das schott. dilator erklärt John Jamieson in seinem Etymological Dictionary of the Scottish Language durch a delay; old law term, und dilatare to delay. Im Xantener Recht vom Anfang des 9ten Jahrhunderts werden zwei Arten Strafgelder unterschieden: wirdira und fredo. Dies ist salisch-fränkisch. L. S. L heisst es: tertia parte grafio (der spätere comes, als römische Despotie schon die Franken beherrschte) freto ad se recolligat, den 3ten Theil nehme der Grafio als fretus (Friedensbruchgeld) an sich. Darauf folgt: si tamen fretus iam ante de ipsa causa non fuerit solutus. In Bezug auf J. Grimm's Erklärung von dilatura bemerke ich, dass die in König Lothar's Decret 8. erwähnte dilatura etwas ganz Andres bedeutet, als, wie er meint, eine Busse, die in Folge von Zögern, Leugnen und dergleichen eintritt. Ueber fretus ist die Stelle ibid. 8. zu merken: fretus tamen iudici in cuius provincia est latro reservetur requirenti. Ich möchte capitale et dilatura Entschädigungs- und Friedensgeld übersetzen, doch das wirthriun im Trierer Fragment ist mit dem veralteten deutschen Wirderung, wirdern, d. i. Schätzung, Werthbestimmung, schätzen, nächstverwandt. Das Strafgeld fretus ward dem grafio gezahlt. L. S. LIII: fretus grafione solvatur u. s. w. Ferner ibid.: si vero leudem alter alteri imputaverit et eum ad ineum admallatum habuerit et convenit ut iuratores donet et manum suam redemat, nämlich mit 30 Schill., d. i. 1 vom Leud. Nun folgt: fretus de leude ipsius grafione solvatur. L. S. Capitel XCI: si quis libertus libertam alienam rapuerit, wenn ein Freigelassener eine fremde Freigelassene entführt, Busse 20 Schill., praeter graphione solidos 10 solvat (das ist fretus oder dilatura) et mulier ad potestatem domini sui revertatur (das ist der Wiederersatz, capitale). Nun folgt in demselben Kapitel: si ingenuam (eine freie Frankin) rapuerit (gewaltsam entführt) de vita sua conponat (büsst mit dem Leben). L. S. Capitul. Decretio Chlotharii regis 2. ist capitale die gestohlene Sache. So ibid. 8., wo ebenfalls dilatura und fretus vorkommt. Der fretus fällt an den Richter, in dessen Bezirk der Dieb ist (fretus tamen iudici in cuius provincia est latro reservetur requirenti). In Karl's und Lutwig's Capitul. V heisst es, dass ein Knabe unter 12 Jahren, der andrer Leute Sachen stiehlt, für den Diebstahl büsst, aber keinen fredus zahlt. Kaiser Karl's Capitul. IX lautet: Omnia debita quae ad partem regis solvere debent solidis duodecim denariorum solvant, excepto freda quae in lege salica scripta sunt. Illa eodem solido (nämlich zu 40 Pfenn.) quo ceterae conposiciones solvi debent conponantur. In Decretio Chlotharii regis 5. ist capitale die Entschädigungssumme. L. S. IX zeigt, dass capitale den Werth eines Dinges bezeichnet, der zu erstatten ist; die Busse, das Strafgeld, ist etwas Andres; die dilatura aber ist, wenn dieser Ausdruck nicht die Entschädigung für den durch das Ableugnen des Verbrechens verursachten Verlust (die auf Nichts gegründete Mei

nung J. Grimm's) bedeuten soll, nicht schwer erklärlich. Diese von J. Grimm behauptete Bedeutung ist in L. S. IX nur eine scheinbare. Alle andern Stellen, wo dilatura vorkommt, sprechen dagegen. Man muss in der L. S. alle Kapitel aufsuchen, wo dilatura (oder delatura denn z. B. in der L. Ripuariorum ist die Schreibart delatura und manchmal auch im salischen Recht) vorkommt und nicht vorkommt, ehe man befugt ist, ein Urtheil über Bedeutung und Schreibart dieses Ausdrucks zu fällen, und das kostet Mühe. J. Grimm hat sich verkehrterweise aus der einen Stelle L. S. IX sein Urtheil gebildet, er befragt schnell Heineccius, Eccard, von Woringen, Bignon, Cujacius, hält für richtig, was sie sagen, und stellt nun seine Meinung als abgemacht und unumstösslich hin. In allen DiebstahlsKapiteln, von II bis VIII incl. kommt die dilatura vor. Ferner kommt sie vor Cap. IX. De damnum in messe vel qualibet clausura inlatum, Cap. XI. De furtis ingenuorum vel effracturis, aber cap. XII. De furtis servorum vel effracturis ist in den Worten „dominus vero servi qui furtum fecit capitale [et dilaturam] in locum restituat" das Einschiebsel „et dilaturam" falsch, da restituere sich nicht auf dilaturum beziehen kann, ausserdem kommt dilatura nur in ein paar Stellen in dem grossen Kapitel XXVII. De furtis diversis vor, sowie L. S. LXV, wo 1. in capite reddat und 2. excepto capitale et dilatura steht. Die dilatura fehlt in den Kapiteln X. De servis aut mancipiis furatis, XII. De furtis servorum vel effracturis, XIII. De rapto ingenuorum, XIV. De superventis vel expoliatis, XV., ferner XVI. De incendiis, XVII. De vulneribus, XVIII. De eum qui innocentem hominem ad regem accusat, XIX. De maleficiis, XX. De eum qui ingenua muliere manum vel brachium extrinxerit, XXI. De navibus furatis, XXII. De furtis in molino commissis, XXIII. De caballo extra consilium domini sui ascenso, XXIV. De homicidiis parvolorum vel mulierum (in diesem Kapitel heisst es 5.: si vero puer infra 12 annos aliqua culpa commiserit, fretus ei nullatenus requiratur, wo fretus schwerlich i. q. dilatura bezeichnet), XXV. De adulteriis ancillarum (Abschnitt 3 dieses Kapitels, in Bezug auf capitale, lautet: Si servus cum ancilla aliena mechatus fuerit et ex ipso crimine ancilla mortua fuerit, servus ipse aut 240 dinarios qui faciunt solidos 6 domino ancillae reddat aut castretur, dominus vero servi capitale domino ancillae in locum restituat, wenn ein Sklav mit einer Sklavin eines Andern Hurerei treibt und in Folge dieses Verbrechens die Sklavin stirbt, so soll dieser Sklav entweder dem Eigner der Sklavin 240 Pfenn. oder 6 Schill. zahlen oder castrirt werden. Der Herr des Sklaven aber soll dem Herrn der Sklavin das capitale wiedererstatten (d. i. eine andre Sklavin an die Stelle der gestorbenen schaffen -), XXVI. De libertis demissis, XXVII. De furtis diversis, ausser in den Abschnitten 1. und 3. dieses Kapitels, XXVIII. De elocationibus, XXIX. De debilitatibus, XXX. De conviciis, XXXI. De uia lacina, XXXII. De ligaminibus, XXXIII. De venationibus,

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