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mit andern genossen seinem scheidenden gastfreunde zum geschenke machte (kap. 27).

Auch in Kiptschak fand Schiltberger noch nicht das ende seiner wanderzüge. Sein neuer herr unterlag einem nebenbuhler und fand den tod auf dem schlachtfelde, worauf seine anhänger, in deren reihen sich unser berichterstatter befand, ins ausland flüchteten, aber auch hier noch durch die drohende haltung des Tatarenkhans von ort zu ort gescheucht wurden. Auf diese weise gelangte Schiltberger zunächst in die Krim und von da in die Kaukasusländer am schwarzen meer; in Mingrelien entschloß er sich mit vier andern abendländischen Christen zur flucht aus dem machtbereich des Islam. Unter gefahren aller art gelangte er mit seinen begleitern zunächst nach Konstantinopel, von wo aus er mit unterstützung des griechischen kaisers glücklich die heimat erreichen konnte (kap. 30. 67).

Über seine weiteren schicksale nach der heimkehr erhalten wir in dem reisebuche keine kenntnis und von anderer seite sind uns nur kurze notizen übermittelt.

Die älteste nachricht über Schiltberger enthält der codex der Nürnberger bibliothek, welcher in einen sammelband mit andern reisewerken vereinigt ist; der frühere eigentümer dieses buches, Mattheus Brätzel, rentmeister des herzogs Albrecht IV1, hat eigenhändig ein inhaltsverzeichnis beigefügt, worin er von unserem autor folgendes angibt >>Item Hanns Schildperger, ain warhafftiger frumer edlman, der unnser zeyt gelebt hat und ain Diener ist gewesen des durchleuchtigsten fürsten und herren hern Albrechten, pfalltzgraven bei Rein, hertzog in oberen und nideren Bayern, graven zu Vohburg etc., den man nennt den guetigen Hertzog Albrecht 2.<<

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Die nächste kunde gibt Aventinus, der Schiltbergers in den annalen 3 bei erwähnung der schlacht von Nikopolis folgendermaßen gedenkt: >Joannes Schiltbergerus, tum puer, Monachio, oppido Boiariæ, ortus, captus, ob elegantiam formæ ab filio Basaitis servatus, in aula Turcarumque educatus et victo Basaite a Tamerlano, rege Persarum, arma victoris sequutus est et tandem mortuo Tamerlano in patriam postliminio reversus a cubiculo Alberto, avo principum nostrorum, fuit.«

Derselbe geschichtschreiber erwähnt Schiltberger noch zweimal in seinen werken, wobei er auch seine schriftstellerische thätigkeit hervorhebt, nemlich in der »Bayerischen Chronik« und in einer kleinern schrift:

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1 Derselbe regierte von 1463 bis 1508. 2 Albrecht III der fromme 1438 bis 1460. 3 Annales Boiorum. Ingolstadt 1554 (Liber VII, 8. 805).

Schiltberger

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>> Ursachen des Türkenkrieges«.

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An ersterer stelle sagt er: Hans Schiltberger von München, der fürsten daselbst camerer, ist in diesem krieg gefangen worden, lang in der Türckey und Tartarey umbgezogen, hats alles beschriben; sein puech ist druckt.<< Die andere stelle 2 lautet: »Hans Schiltberger von München, deß alten Herzog Albrechts von München, diser fürsten anherrens, kemerling, ist in obgenanter schlacht gefangen worden, ist in diesen kriegen allen gewesen, hats auch nach der leng wol beschriben.<<

Auch in der wahrscheinlich von Aventinus verfaßten umarbeitung der baierischen chronik des Ulrich Fütrer3 findet sich eine notiz über unsern reisenden, welche übrigens mit der einen oben angeführten stelle, bis auf die schreibweise, übereinstimmt: »Hans Schultperger von München, der fursten daselbs kamerer, ist in diesem krieg gefangen worden, lanng in der Turckhey und Tartarej umbzogen, hat alles beschriben, sein puech ist druckht.«

Alle späteren nachrichten über Schiltberger liefern kein neues biographisches material. Auch in den seine familie betreffenden urkundlichen dokumenten findet sich keine mitteilung über ihn.

Diese seine familie 5, welche auf der festen burg über dem orte Schiltberg (bei Aichach) wohnte, gehörte zum ältesten baierischen adel und war im erblichen besitze des marschalkenamtes der wittelsbachischen pfalzgrafen und späteren herzoge. Die jüngere linie des geschlechtes, welche allein noch fortblüht, siedelte später nach München über und erwarb daselbst das bürgerrecht, worauf sie im laufe der zeiten ihre erbgüter veräußerte.

In einer urkunde von 1407 erscheint Friedrich Schiltperger, welcher widerholt als prokurator und sekretär des herzogs Ludwig von Baiern-Ingolstadt erwähnt wird, im besitze des landgutes Holern; da dieses in der mitte zwischen Freising und München gelegene gut höchst wahrscheinlich auch der geburtsort unseres Hans Schiltberger ist, so könnte in diesen beiden vielleicht ein brüderpaar erblickt werden, das seine namen, nach landesbrauch, in übereinstimmung mit

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1 Bayer. Chronik, VIII buch (ausg. der Münchener akademie der wissenschaften, band V, s. 528). 2 s. 237 (ausg. d. M. ak. band I). 3 Rockinger, Über ältere arbeiten u. S. w. s. 34. 4 Manchmal

ist jedoch sein leben in phantastischer weise ausgeschmückt worden; so wird er z. b. von Brandt (Taktik der drei waffen. Dritte auflage. Berlin 1859. s. 239) als Timurs geheimschreiber bezeichnet. 5 Von hier an bin ich so glücklich, den von herrn oberstabsarzt ritter von Schiltberg unternommenen quellenforschungen folgen zu dürfen. 6 Vergl. kap. 67, anm.

den zwei jüngeren söhnen des damals regierenden herzogs Stephan II (1375 bis 1392), nemlich Friedrich und Johann, führte; der ältere dürfte alsdann gelehrte erziehung genossen und das väterliche besitztum ererbt haben, während der jüngere gezwungen war, sein glück auf kriegszügen zu suchen.

Als Schiltberger 1427 nach Baiern zurückkehrte, war herzog Albrecht III, in dessen dienste er trat, noch nicht zur regierung gelangt, sondern verweilte meistenteils zu Vohburg. Bei der übersiedlung seines herrn nach München, im jahre seiner thronbesteigung 1438, scheint Schiltberger, welcher damals schon hochbetagt war, an seinem seitherigen wohnsitze zurückgeblieben zu sein, um hier seine tage zu beschließen.

Die spätern glieder der familie finden wir nicht mehr im hof- und waffendienste.

Ein urenkel des Hans Schiltberger, Johannes Schiltberger, verließ im laufe des sechzehnten jahrhunderts zufolge der religionswirren das land seiner geburt. In den acten der ehemaligen freien reichsstadt Dinkelsbühl findet sich dessen einwanderung aus Baiern und seine annahme des lutherischen bekenntnisses aufgezeichnet. Schiltberger, in den inneren rat und als bürgermeister an die spitze des reichsstädtischen regimentes gelangt, ist zu Dinkelsbühl 1583 gestorben. Seine nachkommen kehrten im siebenzehnten jahrhundert wider nach Altbaiern zurück. Sie begegnen uns im achtzehnten jahrhundert zum teil als höhere staatsbeamte, zum teil als vertreter der wissenschaft, in der stellung als professoren der universität Ingolstadt.

In berücksichtigung der überlieferungen des geschlechtes wurde seinen angehörigen durch allerhöchsten erlaß vom jahre 1877 das recht verliehen, den vormaligen namen »Marschalk von Schiltberg « zu führen.

Über Schiltbergers reisebuch.

Das vorliegende reisebuch ist keineswegs in allen seinen teilen ein originalwerk zu nennen. Viele kapitel geographischen inhalts sind aus Johann von Montevilla entnommen und im auszug widergegeben, so u. a. die beschreibungen Babylons (kap. 30), des Katharinenklosters (kap. 41), Jerusalems (kap. 43), Indiens (kap. 45); andere partien sind aus Marco Polo und aus Clavijo entlehnt und höchst wahrscheinlich sind noch sonstige quellen benutzt worden. Diese art der abfassung scheint bei den reiseschriftstellern des mittelalters allgemeiner brauch gewesen zu sein; so war Montevilla wider teilweise plagiator des Odorico von Friaul1 und Ludolf von Sudheim macht in der einleitung zu seiner reisebeschreibung ganz unbefangen das eingeständnis, andere werke benutzt zu haben. Ebenso müssen unserm autor beim historischen teil seines buches ältere werke vorgelegen haben, da eine große anzahl der darin berichteten begebenheiten sich mehrere jahre vor Schiltbergers aufenthalt im orient zugetragen hat und es andererseits wenig wahrscheinlich ist, daß er sich an ort und stelle eingehend mit orientalischer geschichte vertraut gemacht habe 2.

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1 Peschel, geschichte der erdkunde s. 180. 2 Aufmerksame leser des werkes waren von jeher über das darin, besonders im geschichtlichen teil, niedergelegte reiche material höchlich verwundert, ohne allerdings dem gedanken an eine entlehnung raum zu geben; so sagt z. b. Jac. Frieder. Reimmann in seinem »Versuch einer einleitung in die historiam literariam derer Teutschen« (III, 3. Halle 1710. s.537, anm.) über unsern autor folgendes: »Dieser Joh. Schiltberger ist ein gebohrner Bayer und aus München bürtig gewesen. Und da er in der unglückseligen schlacht, die der ungarische könig Sigismundus an. 1396 mit dem damahligen türckischen kayser Bajazeth gehalten, gefangen worden, da hat er mitten in diesem unglück eine materie zu seinem glücke gefunden. Denn er hat hiedurch nicht allein eine gelegenheit bekommen, sich in Persien, Arabien und andern dergleichen morgenländischen provincien wacker umzusehen, besonderen auch die historie des Timuri mit einer solchen accuratesse zu beschreiben, daß man dergleichen von einem gemeinen manne, wie er gewesen, kaum hätte hoffen können.<<

Es werden sogar manche dieser früheren ereignisse in unserm reisebuch in die zeit der gefangenschaft Schiltbergers verlegt; wenn man hier nicht eine absichtliche täuschung von seite des verfassers annehmen will, so kann man diese bemerkungen nur als einschaltungen eines spätern überarbeiters ansehen.

Als Schiltbergers eigene arbeit können daher mit bestimmtheit nur diejenigen teile des buches angesehen werden, in welchen er entweder über seine schicksale während der dauer seiner gefangenschaft berichtet oder eine beschreibung von ländern gibt, welche er durch längeren aufenthalt genauer kennen lernte.

Daß bei keinem der früheren erklärer dieses werkes zweifel an der vollständigen originalität desselben auftauchten, mag seinen grund darin haben, daß die verschiedenen bestandteile desselben höchst geschickt mit einander in verbindung gebracht sind und dadurch allerdings der eindruck einer gleichmäßigen und einheitlichen arbeit gewonnen wird.

Wenn auf diese betrachtungen hin Schiltbergers reisebuch einen teil des ihm früher beigelegten wertes einbüßen muß, so werden hingegen auch fernerhin seine autobiographischen bestandteile zweifelsohne in derselben weise als original- und quellenwerk erachtet werden, wie dies seit Aventinus vorgange bis jetzt geschehen ist.

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