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28. (26.) [Die bürgerkriege und thronwechsel in Kiptschak 1.]

[D]a der Edigi und der Czeggra das landt Wissibur gewunnen, dornach zugen sie in ein ander lant genandt Waler und das gewunnen sie auch; und dornach [zugen] sie wider in ir landt. 5 Und in der zeitt was ein chönig in der grossen Thartaria, der was genant Schedigbechan; und chan ist als vil gesprochen in tatrisch als ain chönig. Und do das der obgenant chönig höret, das der Edigi zu land was chomen, do gab er die flucht; und do schickt der Edigi dem chönig nach und das man in in gefancknuß 10 prächt; und do wardt der chönig erschlagen in dem vechten.

Und dornach setzt der Edigi ein chönig der was genant Polet und der regnirt anderthalbs jar; da cham ainer, der was genant Segelladin und der vertrayb den chönig Polet.

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Und dornach wardt des Poleten pruder chönig, genant Themir, 15 und der regniret auff vir monadt.

Und do cham der Segelladin her wider, der den Polet hett vertriben und pracht den Themir umb das leben und wardt chönig und regnirt XIIII monadt. Und do cham sein pruder, der genant was Cheback, der vacht mitt im umb das chönigreich; und der

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1 Seit in Kiptschack (oder der goldenen horde) Toktamisch seinen oheim, Urus-Khan, vom throne gestoßen hatte, wurden zwischen den nachkommen dieser beiden nebenbuhler unausgesetzt bürgerkriege geführt. Die im text aufgeführten zehn khane gehören den beiden feindlichen herrscherfamilien zu gleichen teilen an, nemlich Schadibeg, Pulad, Timur, Tschekra und Borrak zu der des Urus-Khan, während Dschelal-eddin, Kerimberdi, Kibak, Dewletberdi und Mohammed glieder der familie des Toktamisch sind. 2 Die reihe der khane von Kiptschak stimmt in der hauptsache mit der bei Hammer und bei Howorth mitgeteilten überein; einzelne verschiedenheiten sind darauf zürückzuführen, daß mehrere gegenkhane bald als rechtmäßige herrscher angeführt, bald übergangen sind. Der khan Schadibeg, 1399 bis 1407, war der schwiegersohn Edegus und der bruder und nachfolger von Timur Kutluh. Pulad-Beg, 1407 bis 1410, nach Ibn Arabschah der sohn des Timur Kutluh und neffe des Schadibeg. 4 Dschelal-eddin 1410 bis 1411, ein sohn des Toktamisch. Der name Seleni-Saltan, mit welchem russische geschichtschreiber diesen khan bezeichnen (Karamsin V, s. 164), ist die verkürzte form Dschelal-eddin-Sultan (Hammer s. 273). 5 Hammer (s. 378) vermutet daß dieser Kiback (auch Kuibak genannt), ein sohn des Toktamisch, identisch sei mit dem von russischen geschichtschreibern erwähnten Kuidat (Kuidadat bei Karamsin V, s. 167).

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1

Cheback schoß sein pruder den chönig ze tod, er wardt aber nicht chönig.

Er hett ainen anderen pruder, der was genandt Cherimberdin, der wardt chönig und regnirett auff V monadt.

5 Do cham sein bruder der Chebak herwider und vertrayb seinen pruder den Cherimwerdin und wardt chönig. Und dornach cham der Edigi und der Czeggra, do ich pei was, und vertriben den chönig 1.

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Und der Edigi macht meinenn herren den Czeggra chönig als 10 er im dann verheyssen hett und [der] was auff acht monadt chönig. Do cham ainer der was genant Machamet und vacht mitt dem Czegra und mitt dem Edigi; und der Zegra gab die flucht in ein landt, das ist genant Deschipschach; und der Edigi wardt gefangen; und der Machamet wart chönig.

15 Und dornach cham ainer, der was genandt Warach, und der vertraib den Machamet und wardt chönig.

Und dornach besamelt sich der Machamet und vertrayb den Warach und wardt wider chönig.

Darnach cham ainer der was genant Dobladberdi, der vertraib 20 den Machamet und wart chönig und was nur drey tag chönig. Do cham der obgenant Warach und vertraib den Dobladberdi und wart wider chönig.

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Do cham der obgenant Machamet und tötat den Warach und wardt wider chönigk.

Und dornach kam der Czeggra, mein herre, und vacht mitt dem Machamet und wardt erschlagenn.

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1 Howorth (geschichte der Mongolen s. 271) ist der ansicht, daß Tschekra zu der familie Urus - Khans gehörte. Tschekras münzen stammen aus den jahren 1415 und 1416. 2 Mohammeds abstammung wird verschieden angegeben; von einigen wird er als einer der acht söhne des Toktamisch erklärt. Er wird gewöhnlich als Ulu (d. i. der große) Mohammed bezeichnet zum unterschiede von einem späteren khan Kutschuk (d. i. der kleine) Mohammed. 3 Borrak war ein enkel

des Urus-Khan.

4 Dewletberdi war nach Howorths vermutung ein sohn des Toktamisch, während Telfer ihn für einen sohn des, Timur-Tasch (und enkel seines nebenbuhlers Mohammed) hält.

29. (27.) [Racheakt der wittwe eines tatarischen fürsten.]

[I]n der zeitt, als ich pey dem Czeggra was, da cham ein thatrische frau, genandt Sadurmelick, mitt IIII thausent junckfrauen und frauen zu dem Edigi und auch zu dem Czeggra und was ain ¿ mächtige frau und ir man was ir erschlagen worden von ainem thatrischen chönig und sie cham darumb zu dem Edigi, das sie iren man wolt rechen; und der Edigi hallff ir den chönig vertreyben. Ir solt auch wissen, das sie und ir frauen ritten an die streytt und vachten und schussen mit den handtpogen als die man; und 10 wann die frau reytt in ein streytt, so pant sie an ydliche seytten ein schwert und ein hantpogen.

Es wardt auch in ainem vechten des chönigs vetter gefangen, der der frauen man hett erschossen; den pracht man gefangen für die frauen; und do man ine für sie pracht, do hyeß sie in nyder 15 knyen und dornach zog sie ir schwert auß und schlug im das haupt ab in ainem streych. Und do sie das verpracht, da sprach sie: „Nun dalast hab ich mich gerochen." Do pey pin ich gew[e]sen und han es gesehen.

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30. (67.) [Schiltberger entflieht aus der tatarischen gefangenschaft und gelangt nach Konstantinopel.]

2

[D]a der Czeggra unterlag und erschlagen wardt, do cham ich zu ainem herren und der was genandt Mannstzuch und was deß Czeggra rottherre gewesen und der must weichen und zoch in ein stat, die ist genant Kaffa; und in der stat sein Cristen und ist ein 25 mächtige stat; es sein auch sechserlay glauben in der stat; und do pleyb mein herre V monadt.

Darnach fur er über ein arm des schwartzen meres und cham in ain landt, das ist genant Czerckas und do pleyb er ein halp jare; und des wardt der thatrisch chönig geware und schickatt zu dem

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1 Telfer erachtet diesen namen entweder als einen arabischen »Sadra-Melyka‹ (die erste der königinnen) oder als einen persischen >Sadry-Malachia« (der engel Sadry); vielleicht haben wir aber in etwas entstellter form einen tatarischen frauennamen »Schad-i-Mulk« (wonne des reiches) vor uns. 2 Dieser name begegnet uns in der geschichte von Kiptschak in der form Manschuk. Ein fürst dieses namens wurde vom khan Kutschuk Mohammed getötet 1440. (Hammer s. 391.)

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herren des lands und pot im, das er den obgenanten herren Mannstzuch nit ließ in dem land; do thett er im ein groß wolgevallen.

Und dornach zoch der Mannstzuch in ein ander landt und das ist genandt Abasa.

Und dornach zoch er in ein ander landt, das was genandt Magrill. Und do er in das lant cham, do wurden unser V Cristen überain, wie wir auß der haydenschafft chämen wider zu lande, da wir dann auß pürtig waren, wann wir von dem land nur drey tagweyd hetten an das schwartz mer. Und dornach als wir überain 10 wurden, da schied wir von dem landßherren Mannstzuch und chamen in die haupstadt des obgenanten lands und ist genant Wathan und die leytt pey dem mere und do begertt wir das man uns über füret heraußwardts; und des wurden wir verzigenn.

Dornach ritt wir auß der stadt und ritten pey dem mer hin 15 und chamen in ein pirg, da ritt wir vier tag inn; und dornach chamen wir auff ein perg und do sach wir ein kocken in dem mer sten wol pei acht meylen verre von dem gestadt; und also do pliben wir auff dem perg, piß die sunn unterging. Und dornach, do es tunckell wardt, da machten wir ein feur auff dem perg und das feur 20 sach man auff der kocken; und dornach schickt der schiffman knecht auff ein tzillen zu dem perg, das sie schauten, wer auff dem perg wer; und do wir sie hörten zu uns faren, do melten wir uns gen in und also fragten sie uns, wer wir wären. Do sagten wir in, wie wir Christen wären und weren gefangenn worden in die hayden25 schafft und wie wir mitt der hilff Gottes do her wären chomen, das man uns über füret in die christenhait und das wir wider ze land kämen; und sie wolten das nit glauben, das wir Christen wären und fragten uns, ob wir nicht den pater noster chönten und den glauben; do must wir in den pater noster sagen und den glauben; 30 dornach fragten sie uns, wie vil unser wären; do sagt wir in, unser wären fünff. Und dornach hyessen sie uns wartten auff dem perg und furen wider hin zu irem herren und sagten im das, als wir in gesagt hatten; und dornach furen sie her wider und fürten uns auff die chocken. Und do wir trey tag furen auff dem mere, do chamen 35 drey galein und do waren Thürcken auff und die raubten auff dem mere und chamen an die chocken, do wir auff waren, und hettens geren beraubt und eylten der kochen nach drey tag und zwo nacht und sie mochten der kocken nichts an gewynnen. Darnach cham

die kocken zu ainer stat, die ist genandt Samastria und do pleyb sie drey tag; und die Thürcken furen wider iren weg hin.

Und dornach fur die kocken wider auff das mere und wolt faren gen Constantinopel; und do die kock auff das mer cham, da wir nichts sahen, dann himell und wasser, do cham ein wint und schlug die kocken hinter sich wol auff achthundert welisch meyl zu ainer stadt, die ist genandt Sinop; und do lag wir V tag. Und dornach furen wir fuder und furen anderthalbs monadt auff dem mere und mochten nit zu landt chomen; und uns ging ab an der 10 speyß, das wir nichts zu essen hetten noch zu trincken; und do cham wir auff dem mer zu ainem felß und do funden wir snecken und merspynnen und die claubten wir auff und speysten uns vier tag domit. Und also furen wir drey monadt auff dem mere und chamen dornach gen Constantinopel; und die chock fur dornach hin 15 in wellische landt. Und do wir durch das thor gingen und do fragt man uns, von wann wir wären; do sagten wir in, wie wir gefangen wären worden inn die haydenschafft und wie wir wider herauß wären chomen und geren zügen in die landt, dorauß wir pürtig wären. Und do die das vernamen, die uns gefragt hetten, 20 do fürten sie uns zu dem chrichischem kayser '; und do wir für in wurden pracht, do fragt er uns auch, wie wir in die haydenschafft wären chomen und woe wir hin wolten; do sagten wir im den anfanck pyß an das endt, wie wir hinein wären chomen und wie es uns gangen wäre dorinn und wie wir geren weren zu landt. Und 25 do er das vernam, da sprach er, wir solten nicht sorgen, er wölt uns wol zu land pringen; und dornach schickt er uns zu dem patriarchen, der auch in der stadt sitzt, und hyeß uns do wartten, wann er ein pruder hett, der was bei dem chönig Sigmundt von Ungeren, und dem wolt er ein galein schicken, so wolt er uns auff der galein so heraußwärtz schicken in die Walachei; und wir pliben dreu monadt zu Constantinopell pey dem patriarchen.

(57) Es ist auch ze mercken, das die stat Constantinopel XVIII wellisch meyl umbfangen [ist] mit der rinckmauer und die rinckmaur hatt XV C thuren; und die stat ist trieckatt, die zway tayl der stat 35 hatt das mer umbfangen. Constantinopel hayssen die Chrichen Istimboli und die Thürcken hayssends Stambol; und gegen der stat über

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1 Es war dies kaiser Johannes V (VI), 1425 bis 1448.

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