bald in Cadix*); Christus fand vier Lebensbeschreiber, Matthäus, Marcus, Lucas und Johannes, Apollonius desgleichen, nämlich Damis, Maximus, Möragenes und Philostratus**); unter den Lebensbeschreibern Christi war Einer unzweifelhaft ein Jünger des Herrn, nämlich Johannes, unter den Lebensbeschreibern des Apollonius auch Einer, nämlich Damis***); die Lebensbeschreiber Christi haben keinen geglätteten griechischen Stil, die Lebensbeschreiber des Apollonius mit Ausnahme des einzigen Philostratus auch nicht, und endlich: die Lebensbeschreibungen Christi entstanden sämmtlich erst geraume Zeit nach seinem Tode, die Lebensbeschreibungen des Apollonius aucht). Warum wurde nun der vielgewanderte *) Philostr. 1, 18. V. cap. III und XII. **) a. a. D. 1, 3. Später traten noch mehrere auf. Bayle sub voce Apollonius Lit. 7. ***) a. a. D. †) Gerhard Vossius nimmt de hist. graec. lib. 2 pag. 208 für die lehteren das Zeitalter des Domitian an, also etwa das Jahr 90. Schon aus dieser kurzen Zusammenstellung, die leicht weiter geführt werden könnte, wenn es hier der Ort wäre, erhellt, wie sehr man Recht hat, wenn man behauptet, daß Philostratus geradezu die polemische Absicht gehabt habe, dem Christenthum dadurch zu schaden, daß er dem Erlöser einen erdichteten heidnischen Wunderthäter entgegenseßte. S. auch den Aufsah über den Apollonius von Baur in der Tübinger Zeitschrift 1834, Heft 4, der mir jedoch leider nicht zur Hand gewesen ist. Apollonius, frage ich, für keinen Gott gehalten, wohl aber der auf die Grenzen Palästinas sich beschränkende Christus? Um die evangelischen Geschichtschreiber auszustechen, mußte vielleicht der mehrbewährte Philostratus auf Befehl der Julia Domna, der Gemahlin des Severus, die drei ersten Lebensbeschreiber unsers Helden überarbeiten, alle Mythen über ihn sammeln, und er that es so, daß sich kein Evangelist im griechischen Ausdruck mit ihm messen könnte. Denn schon Photius legt ihm Süßigkeit, Anmuth, gefällige Abwechselung und Wahl im Ausdruck bei*). Nun hätte man denken sollen würde doch unter solchem Protectorat alle Welt von Jesu, dem armen jüdischen Rabbi, abgefallen und dem Apollonius zugeströmt sein, da auch der berüchtigte Christenfeind Hierocles sich öffentlich so vernehmen ließ: die Wunderthaten Jesu sind von Petrus, Paulus und etlichen ähnlichen Leuten, lügenhaften und ungebildeten und der Zauberei ergebenen Menschen erzählt, die des Apollonius aber von Maximus von Aegae, Damis dem Philosophen, der mit ihm umgegangen ist, und Philostratus von Athen, welche sämmtlich **) einen hohen Grað von Bildung besaßen und die Wahrheit in Ehren hielten. und aus Menschenliebe nicht wollten, daß die Thaten *) Bibl. CCXLI und an andern Stellen. **) Das Gegentheil behauptet Philostratus selbst I, 3. des edlen und von den Göttern geliebten Mannes verborgen blieben*). Und in der That traf man alle Anstalten zur Vergötterung unseres Helden. Schon Caracalla hatte ihm einen Tempel erbaut**). Der Herr Gemahl der protegirenden Julia, Alexander Severus, ließ sein Bildniß an einen besondern Ort seines Palastes stellen und betete alle Morgen davor, sobald sie ihn die Nacht in Ruhe gelassen hatte***), und dem Aurelian, der Tyana zerstören wollte, soll dieser philosophische Gott sogar auf ähnliche Weise erschienen sein, wie einst Christus dem Paulus, und ihn von dem frevlen Unternehmen abgemahnt haben, weßhalb der bestürzte Kaiser ihm Bildnisse und Tempel gelobte†). Aber wie kurz war diese Apotheose! Im Anfange des vierten Jahrhunderts, sagt Tillemont, ehrte Niemand, wer es auch sein mochte, den Apollonius als einen Gott, obgleich man vorgiebt, daß die Ephesier sein Gözenbild noch verehrten, welches aber unter dem Namen des Hercules und nicht unter dem seinigen geschah, weil es offenbar war, daß er nichts als ein Mensch und Betrüger gewesen. Eusebius versichert gleichfalls, daß damals Niemand den Apollonius mehr gekannt habe, *) Eusebius in Hieroclem, p. 476. ***) Lampridius in Alexandro Severo, cap. XXIX. nicht etwa als einen Gott oder als einen außerordentlichen und bewundernswürdigen Menschen, sondern auch nicht einmal als einen bloßen Philosophen*). Also noch einmal die Frage des Lactantius: warum verehrt Niemand den Apollonius für einen Gott? denn wäre jene Zeit wirklich so, wie soll ich sagen? kindisch-einfältig gewesen, daß sie jedem Ammen-Märchen als Wahrheit geglaubt hätte, so konnte unter solchen Protectoren, als der syrische oder kappadocische Philosoph sie hatte, die eminenteste Wirkung nicht ausbleiben; doch während für Christus allein in der diokletianischen Verfolgung nur in der einzigen Provinz Aegypten über 144,000 Märtyrer geblutet haben sollen, ist für Apollonius kein Hund gestorben und mit nichts Anderem für ihn gezeugt worden, als womit unsere Zeit zeugt mit hohlen, leeren und wohlfeilen Worten **). *) a. a. D. S. 220. **) Leider hat es sich diese Zeit auch vielfach einreden lassen: die Märtyrer wären nichts als religiöse Schwärmer gewesen und mithin auf ihr Zeugniß wenig zu geben. Der große Unterschied aber ist der, daß ein Schwärmer allenfalls zwar auch sein Leben hingiebt, aber nur für Ideen, während jene es für Thatsachen hingaben. Was wir gehöret haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir beschauet und unsere Hände betastet haben, das verkündigen wir Euch", sagt Johannes Brief 1, Cap. 1, V. 1, und der ehrwürdige Märtyrer und Bischof Ignatius im Briefe an die Die außerordentlichste aller historischen Wirkungen zeugt also von der außerordentlichsten aller historischen Smyrnaer Cap. 2:,,denn auch ich sah Christum (der Tradition nach war er der Knabe, den Christus auf die Arme nahm und seinen Jüngern als Beispiel der Demuth vorstellte) nach seiner Auferstehung im Fleische und glaube, daß er ist. Denn, als er zu denen kam, die um den Petrus waren, sprach er zu ihnen: nehmet mich, betastet mich und sehet, daß ich kein körperloser Dämon bin (daquóviov dowμator). Und sogleich berührten sie ihn und vertrauten seinem Fleische und seinem Athem (avɛúμarı). Deßhalb (hört, hört!) verachteten sie auch den Tod und wurden erfunden erhaben über den Tod. Nach der Auferstehung aß und trank er mit ihnen als ein Mensch (ws oɑgzizós), obgleich geistig mit dem Vater vereint". Dabei soll keineswegs in Abrede gestellt werden, daß es auch unter diesen zahllosen Schaaren von Märtyrern einige gab, welche in schwärmerischer Lebensverachtung ihren Tod suchten. Allein dagegen eiferte die Kirche schon sehr früh. Denn bereits in dem Bericht der Smyrnaischen Gemeine über das Märtyrerthum des heiligen Polycarpus heißt es Cap. 4: Wir billigen es nicht, daß man sich selbst anbiete (nämlich zum Märtyrerthum), denn so lehrt nicht das Evangelium; und in gleichem Sinne sagt später der Erzbischof und Märtyrer Petras von Alexandrien: Jene, welche freiwillig den Märtyrertod aufsuchen und sich ihm preisgeben und den Menschen, ihren Brüdern, Gelegenheit zur Sünde verschaffen, befolgen die Worte Christi nicht, der uns beten lehrt, damit wir nicht in Versuchung fallen. Wir wissen ja sein Wort: wenn sie euch in einer Stadt verfolgen, so fliehet in die andere (apud Euseb. hist. lib. 8 und Epiph. haeres. 68). Meinhold, Bernsteinhere. 3. Aufl. с |