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Hier hat dann die Antwort auf Johannis Frage ihre Spite erreicht: Ja Ich bins, kommt zu Mir, wartet keines Andern! Hier hat auch das Evangelium Matthải (welches als das erste wie das lehte zu keinem andern Zweck geschrieben ist, als für den Glauben zu zeugen, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, *) einen ersten, gewaltigen Abschluß erlangt, so daß wir ganz passend eben hiemit den ersten Theil unsrer Auslegung schließen. **) Man ruhe hier mit kindlich lernender Seele, zu fassen und preisen die Weisheit Gottes auch in der Anordnung der Evangelien; man lese nachdenkend einmal die auf einander folgenden bedeutsamen Schlüsse der Kapitel und Hauptabschnitte bei Matthaus zusammen. Kap. 1. schließt mit dem allerheiligsten Namen Iesus Kap. 2. seht das verachtete Nazareth dazu -Kap. 3. bezeugt über diesen Jesus von Nazareth die himmlische Stimme: Das ist mein lieber Sohn! Auf diese Trilogie des Eingangs folgt Kap. 4. am Ende das Aufthun des Schauplahes für seine Werke und Worte Kap. 7. nach einer ersten Hauptrede deren gewalti ger Schluß Kap. 9. nach einem ersten Cyklus von Beispie len seiner Werke, die schon der Pharisåer Feindschaft reizen, der erbarmende Blick auf die gegenwärtige große Ernte im Volkfofort am Schluß der ersten Arbeitersendung Kap. 10. der weitausschauende Blick auf die Zukunft, in der nichts unbelohnt bleibt jest Kap. 11. das erhabene: Kommet her zu Mir! Und so sehe man ferner, wie namentlich Kap. 12. (Kap. 13. und 14. im Gegensaße zu einander) Kap. 16. 19. 22. 23. 25. wieder in höchst bedeutsamen Schlüssen endigen.

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Vers 4. Ist freilich zuerst geredet, wie es dem Ausdruck der Botschaft entsprach, als nehme der Herr die inhalt: schwere Frage wirklich als Frage Johannis und lasse nun auch

*) Nicht bloß Davids Sohn und Abrahams Same Kap. 1, 1. **) Obgleich sonst in anderem, doch mehr formellen Bezuge das An-, heben der Gleichnisse mit Kap. 13. einen guten Abschnitt ges. bildet hätte.

ihm die Antwort sagen; doch gehört dies nur zu der freundlichen Herablassung des Herrn für die Boten, mit welcher er in ihre Schwachheit wenigstens ebenso eingehet, wie ihr Meister gethan. Oder wollten wir etwa dennoch, was Luc. 7, 18. 19. geschrieben steht, nach dem Anschein des Buchstabens geschwind Sinnebmen, ber mit bem προςκαλεσάμενος ἔπεμψε, noch mehr mit dem dúo rivas zu sagen scheint, die ganze Sache sei von Johannes ausgegangen? Nein, Lucas, obgleich er von des Täufers Hinweisungen zu Jesu früher nichts berichtet hat und hier V. 29. 30. eine Erläuterung über den Sachverhalt beifüget, sezt doch schon aus Kap. 3, 22. wie aus der sogleich folgenden Rede Jesu voraus, daß seine Leser tiefer lesend ihn recht verstehen werden, wenn er so ganz objectiv erzählt. Die einzelnen Evangelisten seßten ja sehr natürlich eher zu viel als zu wenig voraus in ihren gedrängten, reflexionslosen Berichten, und wir wenigstens überschaun jest das Ganze. Nichts hatte seit des Herrn öffentlichem Auftritte dem Läufer unablässiger am Herzen gelegen, als alle seine bisherigen Jünger mit immer stårker wiederholtem: Dieser ists! von sich zu Ihm zu weisen. Das erkennen wir in den Wiederholungen Joh. 1, 29 - 37. und wie sich Johannes von da an bis zum Gefängniß gegen diejenigen seiner Jünger, welche noch nicht über Jesum ins Reine kommen konnten, verhielt und aussprach, soll uns ferner Joh. 3, 24-36. als Ein Beispiel und Zeugniß instar omnium fagen. Die folglich jezt noch seine Jünger waren, an ihm hangen blieben, ihm lieber ins Gefängniß nachliefen anstatt sich zum Nazarener zu wenden das waren eo ipso lauter Solche, die noch nicht glauben konnten und wollten, daß Er es sei. In dieser ihm selbst natürlichen, vielleicht, wenn man so sagen darf, den Theophilus nicht genug bedenkenden Vorausseßung, daß der Vorläufer jedenfalls gebührend werde zum Herrn gewiefen baben, fchreibt Luc. δύο τινὰς τῶν μαθητῶν αὑτοῦ. Johannes, der auch gesagt hat: Ich aber muß abnehmen! und seines Amtes Weg, dem kommenden den Weg zu bereiten, vom Anfang bis ans Ende klar erkennt, weiß, daß er auch noch durch Gefängniß und Tod solches Amt ausrichten, fleischliche Messiaserwartungen brechen und dem Einen, auf den er

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weiset, den Plaß råumen muß. So liegt es ihm denn dringend am Herzen, vor seinem Ende, deß er wartet, alle von ihm selbst nicht zu Ueberzeugenden dem Herrn, so viel an ihm ist, zu überliefern, und er wählt aus der ganzen Zahl derer, denen es galt, freilich aus eigener Bewegung Zweie, vermuthlich besondere Zweifler zu solcher entscheidenden Sendung. Seine Frage ist ähnlich wie jene des Herrn selber Matth. 16, 13. um der Jünger willen gemeint. Wenn aber der Herr hier antwortet: Saget Johanni wieder, was ihr höret und sehet — so weist er die Fragenden ja nur zur Beschåmung auf dasselbe zurück, was sie schon gethan hatten: Sagts ihm abermal, daß er euch abermal sage: das sind die Werke Christi! Die Frage lautete: Sollen wir eines Andern warten, mit von Neuem angehendem langem Harren auf die immer noch nicht erschienene Zukunft? Die Antwort ruft sogleich gewaltig entgegen: Nein, er ist da, deß ihr harret, es ist vorhanden Alles was kommen soll, es ist zu hören und sehen, aus der Weissagung ist eine Wirklichkeit und Geschichte geworden vor euren wie alles Volks Ohren und Augen! Luc. 4, 21. Das Hören erinnert zuerst an die (nach Luc. V. 17.) in ganz Judåa und alle Umgegend erschollene Kunde von Jesu Thaten, welche dem Johannes berichtet worden war; das Sehen fügt dazu den gegenwärtigen, bestätigenden Augenschein, denn zur selbigen Stunde, sagt Lucas, machte er Viele gesund, so daß es eigentlich keiner weitern Antwort bedurfte als: Ihr findet sie eben, thut doch die Augen auf! Dann aber umfaßt das Hören und Sehen auch eigentlich, was im Folgenden gesagt wird, und stellt nicht ohne Bedeutung schon das hernach zuleht genannte Evangelium-Predigen voran, vor die Wunderzeichen. (Denn hierin hat Matth. genauer, was Luc. umstellt.) Ganz genau zu sagen, auch das Sehen muß zum Hören werden, auch das Thun als Wort und die Thaten als Thatzeugniß vernommen werden, damit aus dem Hören der Glaube komme. Die Wunder bestätigen wohl die Predigt, aber nur die Predigt deutet diesen ihren Sinn; daher auch V. 15. nur: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Vers 5. Indem nun der Herr, nachdem er gewissermaßen im ersten Worte schon Alles gesagt, den Zeigefinger freundlich

aufhebt, ihnen auch, weil sie's denn durchaus verlangen, selbst auf sich selbst zu deuten und Johanniswerk zu thun, so bezieht er sich in dieser Nachweisung des Einzelnen auf erfüllte Prophetenstellen, aber in der großartigen Weise, welche den sich årgernden Schriftgelehrten heutiges Tages um so mehr einleuchten follte, je ferner sie sich hålt von jenem kleinlichen Aufzeigen eines zutreffenden Person - Signalements, das ihre Weisheit ja noch weniger will gelten lassen, und gewissermaßen mit Recht. Jesaia Kap. 29. weissagt von Jerusalems Belagerung und Verwüstung (aber nicht bloß von der nåchstkünftigen, sondern vergl. B. 3. mit Luc. 19, 43.), dann von der Verblendung Israels, dann V. 17. von dem großen Wechsel zwischen Feld und Wald, Acker und Wüste, der sich zweimal ereignen wird: erst Israels Verwerfung und der Heiden Annahme, zuleht aber umgekehrt, wenn Israels Verstockung weicht, daß die Tauben wieder hören die Worte des Buchs, die Augen der Blinden sehen und die Armen (лr@yoi) Freude haben am Herrn. Dieselbe Aussicht kehrt in dem erhabenen Schlußkapitel des ganzen ersten Haupttheils jesaianischer Weissagung, Kap. 35. verstärkt wieder. Wenn Edom gerichtet ist, wird die Wüste blühen und das Heil Gottes hervorbrechen; alsdann werden der Blinden ́ Augen aufgethan werden und der Tauben Ohren werden geöffnet werden, alsdann werden die Lahmen löcken wie ein Hirsch und der Stumme Zunge wird Lob sagen! Was nun in diesen beiden Stellen, bis auf die lehte Wiederbringung Israels hinausweisend, offenbar zunächst im geistlichen Sinne (wie man zu reden pflegt), als Bild inneren Heils für die Seelen (wiewohl in der zweiten schon mit Einschluß äußeren Glückes) gesagt ist, das findet hier der Herr zugleich leiblich erfüllt oder verkörpert in seinen Heilungswundern. Er citirt hier grade so, wie sein Evangelist Matthåus Kap. 8, 17., denn in dem lebendigen Verhältniß zwischen Weissagung und Erfüllung beweget sichs also hin und wieder, daß bald prophetische Verkündigungen, die in sinnlichen Bildern ausgesprochen waren, sich zu geistlicher Wirklichkeit verklären, bald auch anderseits, was die Weissagung schon nicht äußerlich meinte, dennoch sogar in überschwänglicher Erfüllung sich verkörpert. (Man denke nur z. B.

an Christi Einzug auf dem Esel als Friedensfürft.) Die Wunderheilungen des Messias als solche, als leibliche für sich konnten gar nicht geweissagt sein, weil die Weissagung vom innern Sinn und Wesen der Dinge redet; sie konnten nur in derselben Bedeutung vorausgeschaut werden, in welcher man sie auch, nun sie äußerlich wirklich geschehen, anschauen und verstehen. soll: als Sinnbilder geistlichen Heiles. Einmal das Zusammenstimmen der Heilspredigt an die Armen und Elenden, die aus Jesu Mund ergehet, mit seinem Wohlthun und Gesundmachen, sodann ferner das Zusammenstimmen dieses Beiden, das man an ihm hört und sieht, mit dem vom Zukünftigen Geschriebenen macht seine Thaten zu Zeichen und Zeugnissen, daß Er es sei.

Indem der Herr beispielsweise, natürlich nicht vollständig, die miracula praedicta, benefica, multa, varia (mit Bengel zu reden), die von ihm zeugen, benennen will, bildet er eine Folge dreier Såhe, daß jedesmal ein Zwiefaches mit zaì sich zusammenfügt. (Was Luc. unbeachtet gelassen.) Die Blinz den und Lahmen erwähnt er voran aus dem prophetischen Wort, aus jeder der beiden Hauptstellen eins; dann schließt er die Tauben, welche dort beidemal vorkommen, mit den Ausfähigen, von denen nichts geweissagt ist, zusammen. Das Reden der Stummen bei Jesaias wird eben so übergangen, wie anderseits manches Einzelne noch in der erfüllenden Wirk. lichkeit; namentlich bleibt das Teufelaustreiben (das nach Luc. V. 21. grade vor Augen war) unter dem Krankenheilen mit eingeschlossen. Denn der Herr, der kein Gefallen hat an ausführlichem Herzåhlen seiner Werke, wozu er sich hier herablassen muß, eilt sinnvoll weiter zu dem Größesten, das über alle Weissagung und Erwartung hinausgehet, um eben dies zur redten Deutung mit sem πτωχοὶ εὐαγγελίζονται u verbinden: Todte werden erweckt! War es doch schon ein jüdisches Sprüchwort, daß Gott allemal nicht bloß die verheißenen Gnaden erzeige, sondern Neues und Größeres noch oben drein gebe. Es mußte natürlich, als der Herr dies sagte, schon wenigstens mehr als eine Todtenerweckung geschehen sein: Matth. 9. lasen wir die erste, Lucas hat vom Jüngling zu

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