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sinnig, oberflächliche, flatterhafte Verhalten des Volkes gestraft hatte, das bereitet schon vor für das nachherige Gleichniß von den spielenden, kindischen Kindern. Einen Propheten soll man zu hören kommen, aber davon waren und blieben sie fern, da lag der Fehler troß allem Zulaufen, Anstaunen, Zugestehn und Sichtaufenlassen. Wie viel weiß doch der Herr mit wenigen Worten zu sagen! Joh. 7, 46.

Das vom Wind bewegte Rohr in der ersten Frage soll eigentlich und bildlich zugleich verstanden werden. Der jeden= falls von der Lokalität der Wüste am Jordan, die hier voran auch genannt wird, hergenommene Ausdruck meinet zusammenfassend Beides: doch wohl nicht bloß das Rohr da draußen wolltet ihr euch besehen - oder wolltet, meintet ihr etwa an dem Manne dort einen nachgiebigen, wankelmüthigen Volkspropheten, einen Menschen wie ihr selber seid, nicht einen wahren, festen Propheten Gottes zu finden? (Sir. 5, 11.) Das wåre freilich in seiner Art nichts Besseres gewesen, als eben das Rohr! Nein, ob auch solches Meinen dabei in euch gewesen, es war zugleich ein andrer Trieb, der euch hinausgehen hieß, eine Ahnung dessen, was ihr gesehen und gefunden! Dieser ersten Frage folgt noch gar kein antwortender Gegensah, wie den beiden andern; denn hier verstand sich die Antwort ganz von selbst, der Mann der Wüste stand wie eine eiserne Säule und eherne Mauer wider das ganze Land, wider die Priester und Rathsherren wie wider das Volk im Lande (Jer. 1, 18.) — er blieb unerschütterlich bei seinem: Thut Buße! Das wußte alles Volk wohl. Eben damit ist nun schon überführend ausgesprochen, daß derselbe sich jest nicht etwa vom Wind der Anfechtung habe bewegen lassen, mit eigenem Zweifel sein zeugendes »Dieser ists!« in ein fragendes »Bist du es?« zu verwandeln. Also nicht aus Zweifel hat er so fragen lassen! Aber auch nicht aus Ungeduld, aus dem Gefängniß bald frei zu werden, das sagt sogleich fortschreitend das Folgende. Der gegen Andre so Strenge wars auch gegen sich selbst. Ihr erinnert euch ja wohl, wie des Wüstenschilfs um ihn her, so seines Kleides von Kameelshaaren mit ledernem Gürtel: das waren keine

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μαλακὰ ἱμάτια *) fein ἱματισμὸς ἔνδοξος καὶ τρυφή (mie Luc. erklärt). Ihr erwartetet doch wenigstens gewiß nicht einen weltförmigen Vorläufer eines weltlich prächtigen Messias? Den sucht und findet man ja nicht in der Wüste, und wenn der Mann der Wüste jezt vom Herodes eingekerkert ist, so ist er wahrlich nicht als Hofmann, der Luft nach Wohlleben hätte, in solches Gefängniß gekommen (wo er wenigstens bessere Speise bekommen mag als seine Heuschrecken), sondern durch seine Bußpredigt auch an den König. Siehe, dort an Herodis Hofe gibts Weichlinge und Schmeichler genug, denn in der Könige Häusern finden sich die; da gilt noch immer die Regel wie zu Ahasveros Zeiten, daß Niemand eingehen darf, der einen Sack anhat (Esth. 4, 2.) — da ruft man den Propheten zu wie dort dem Amos: Weissage nicht hier, denn es ist des Königs Stift! (Amos 7, 13.) Johannes ist aber auch der Elias dieses Ahab geworden - solche Betrachtungen streift des Herrn Rede nur eben an, ohne wider den König selbst (den er nicht einmal im Sing. nennet) ein unziemlich Wort vor dem Volke fallen zu lassen. Er will nur zugleich seinerseits dafür sorgen, daß sie sich nicht an dem gefangenen Johannes årgern. Er deutet nur abbrechend an: Solche sind in der Könige Häusern wohl gelitten, kommen nicht in der Könige Kerker — und nun hat er damit, den Mann der Wüste und des Gefängnisses als gleich geblieben zusammenfassend, sich den Weg gebahnt zum dritten großen Wort: ein Prophet! Damit spricht er die zuleht allgemein vom Volk zugestandene Wahrheit aus, beståtigt sie auch mit einem vai léyo vuiv, aber nur, um sie sogleich noch zu überbieten mit Größerem: Mehr als ein Prophet! (лεQι6бóτεov ist Neutrum und entspricht so dem dreimal fragenden rí.) Das war ein Neues, Unerwartetes, ein Text, der sogleich weiterer Erklärung bedurfte. Das Volk mochte zunächst, wenn der Herr hier eine Pause gemacht hätte, nur etwa in seinen Gedanken zufahren: Also wohl gar Er der

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*) Welcher Ausdruck eben so bei Homer. Odyss. ά, 437. II. á, 796. und andern Griechen, z. B. Diodor. vorkommt, wie auch Virgil. die Serica als molles lanas bezeichnet.

Messias selber? Und doch läßt er dich fragen, hat dich als den Messias ausgerufen? Was redest du denn und wer ist s denn nun von euch Beiden? Denn was ist doch zwischen Prophet und Messias? Aber der Herr läßt ihnen zu so thōrichten Gedanken keine Zeit, sondern fügt unmittelbar treffend des Räthsels Aufschluß bei: Denn er ist, was er ja selber auf die Frage des hohen Rathes bezeuget hat der dem Messias den Weg bereitet!

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Lers 10. 2013 Solder ift et περισσότερον προφήτου in zwiefacher Hinsicht, nach außrer Bezeichnung durch die Schrift und nach innerer Stellung seines Amtes, was eben beides einander entspricht. Er hat die einzige Ehre vor allen andern Propheten, daß von ihm bei andern Propheten zuvor schon geschrieben stehet, daß er folglich auch seinerseits ein tozóuevos ist, einer der da kommen soll. Johannes hat in seiner immer gleichen Demuth vorhin sich ohne Unterschied in die wartenden » Wir« eingeschlossen, und mit dem Warten auf einen Andern, wenn es Jesus nicht wäre, nochmals be= kannt: Ich bins gewiß nicht. Er hat sich einst von den beiden Stellen, die ihn weissagen, diejenige ausgesucht, wo er recht niedrig und anspruchslos die Stimme eines Rufenden heißt, nicht einmal ein Prophet oder Knecht und Gesandter des Herrn. Das vergilt ihm jeht der Herr lieblich damit, daß er sich felber (hernach V. 18. 19.) demüthig als den Gekommenen mit dem Gekommenen zusammenstellt, daß er die andre prophetische Stelle, die ihn einen Engel heißt, hervorhebt. Das ó kozóuevos als Name des Messias war freilich allgemeiner Ausdruck in Israel geworden aus mehrfachen Schriftstellen, wie Ps. 118, 26. 40, 8. Hab. 2, 3. u. s. w., doch bleibt die eigentliche Hauptstelle, welche diesen Ausbruck am Schlusse der Weissagung verfiegelt, Mal. 3, 1. Eben an diese mußte der Täufer gewiß bei seiner Frage denken, darum hebt es Jesus aus dieser Stelle ins Licht hervor, wie da Johannes neben und vor ihm stehe als auch ein, wo vom

gibt der Herr dem Diener das ovτós der Diener dem Herrn zuerst gegeben.

geredet wird; so tori wieder, welches Wo es aber an Ihn

selber kommt, da bricht der Herr wieder die Weissagung ver

hüllend ab und spricht nicht aus, was dort weiter zu lesen. Das Eine nur thut er, worin das lebendige Bewußtsein, mit dem er so eben in dieser Schriftstelle sich selber anschaut, und zugleich wieder seine Menschensohnes - Demuth_gleichsam unwillkührlich und unabsichtlich hervorbricht: er åndert den Tert so, δαβ πρὸ προςώπου σου, ὁδόν σου, ἔμπροσθέν σου Steimal gesagt wird, wo im Hebr. und LXX. nur Einmal stehet лоо лоосάлоν μov, .*) Denn wenn bei Maleachi der durch den Propheten redende Gott und Herr sich zugleich selbst als den kommenden Engel des Bundes ankündigt: Mein Engel foll vor Mir her den Weg bereiten (vergl. Luc. 1, 16. 17. vor dem Herrn ihrem Gott hergehen, und eben so noch V. 76.) — so kann das freilich der gekommene Herr als Menschensohn jest nicht so aussprechen, es ist genug wenn er sich mit dem dreifachen oor als vom Vater angeredet und verordnet nennt. Siehe, wie weiß doch der Herr sein kya̸ ɛìụi, ohne es zu sagen, dennoch so majestätisch demüthig auszusprechen! Und siehe wie muß doch, weil es nicht anders sein kann, in seinem Munde die Herablassung, mit der er den Läufer aufs höchste ehren und neben sich stellen will, wieder zum erhabensten Zeugniß eigner Würde werden: denn das Größte, wodurch Johannes mehr als ein Prophet ist, bestehet in nichts Anderem als » weil er Mein Vorläufer ist!«

Und das ist die innere Stellung seines Amtes, um deren willen die Schrift ihn ausgezeichnet hat und vorher von ihm geschrieben. Die Propheten weissagten aus der Ferne noch (B. 13.), dieser aber verkündigt des schon Geborenen baldigen Auftritt, zeugt von dem mitten unter fie Getretenen, weist mit dem Finger auf den Wandelnden, stehet als Freund und Brautführer neben dem Bräutigam. (Joh. 3, 29.) Er bereitet ihm den Weg: das ist das Gemeinsame beider Stellen, die von ihm geschrieben stehen. Indem endlich der Herr dies hier ausspricht, hat er zugleich den Schlüssel zur vorigen Rede vom Predigen an die Armen und vom Aergerniß dargereicht, desglei

*) Wobei die völlige Uebereinstimmung beider Evangelisten im so auffallend abweichenden Citat merkwürdig ist!

Stiers Reden Jesu I.

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chen was weiter folgen soll vom Unglauben der Zeitgenossen vorbereitet. Buße! Buße! das ist die Wegbereitung für den Herrn und sein Reich, wie die Stimme in der Wüste laut genug in alle Gewissen rief. Nur die durch Buße zu Armen geworden, årgern sich nicht am Evangelium. Welches große Wort, hier überall durch die Rede vom Bußprediger in Erinnerung gebracht, endlich B. 21. Einmal gewaltig als das entscheidende zwischen Gott und Menschen hervorbricht.

Vers 11. Den Beinamen » der Täufer« hat Johan= nes bald im Munde des Volks und der Jünger bekommen, sehr natürlich vom auffallendsten, bisher für Israel unerhörten Werk seines Amtes: vielleicht sogar anfänglich ein Name des Spotts oder doch Tadels gegen Anmaßung (Joh. 1, 25.) wurde er zur anschaulichsten Bezeichnung bei Jedermann, zum Ehrentitel des Meisters, der ja seine ganze Sendung als die Sendung zu taufen (Joh. 1, 33.) zusammenfaßte, auch im Munde seiner Jünger. Luc. 7, 20. Die drei ersten Evangelisten nennen ihn so, hier aber bestätigt des Herrn Mund, zweimal nach einander so sagend, solchen Ehrentitel als richtigen höchsten Ausdruck der Würde und Stellung dieses Mannes. Er sagt nicht: der Bußprediger; denn theils wäre da= mit nichts Unterscheidendes vor andern Propheten gesagt, theils will der Herr dies große Wort nur in den Gewissen des Vol-kes erklingen lassen, ehe er selbst B. 21. es ausspricht. Die Taufe Johannis, mit der sich alles Volk taufen ließ, enthielt eben das von diesem Vorläufer in himmlischer Vollmacht (Matth. 21, 25.) allem Volk abgenöthigte Zugeståndniß, womit fie Gott Recht gaben. Luc. 7, 29. Von diesem Laufer nun sagt der Herr mit dem einzigen Auv hier in der Mitte dieser Reden (Verstärkung des Nai B. 9., hernach V. 22. 24. nur Iv héyo iμīv) das auffallende Wort: unter allen von Weibern Gebornen (irdischen, sterblichen Menschen, wie

Hiob 14, 1. 15, 14.) sei kein Größerer als er aufgestanden, eigentlich aufgeweckt, von Gott berufen, gesandt, und dargestellt worden. Erɛigɛoda von Propheten Luc. 7, 16. Joh. 7, 52. daher noch von Jesu selbst Apost. 5, 30. (so wie per catachresin von falschen Propheten Matth. 24, 11. 24.)

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