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Wir schließen die, über die Möglichkeit, das Gefeß-
widrige in der Erfahrung, und sein Princip in ihm selber
zu erkennen, angestellte Untersuchung mit folgenden Er-
klärungen. Es sind besonders drei Einwürfe, die bis jezt
in den öffentlichen Beurtheilungen des ersten Hefts dieser
Schrift gegen die, darin enthaltene Lehre vom absolut Bö-
sen gemacht worden, und die eben geführte Untersuchung
von außen veranlaßt haben.

Der erste betrifft das Princip der Erkenntniß des Ur.
bösen, der zweite das erkennende Subject, und der dritte
den Begriff des Objects, oder das Erkenntniß selber. Ob
ihre Widerlegung, worauf es in gedachter Untersuchung
mit abgesehen war, gelungen sey, bleibt, wie sich versteht,
der Beurtheilung des unbefangenen Lesers überlassen. Nur
damit diese desto genauer ausfalle, als womit allein die
Lehre, welche es gilt, gewinnen kann, fügen wir Nach-
stehendes hinzu.

Mit dem ersten Einwurf ist gesagt: wenn ein Erkennt.
niß des Bösen, wie das in jenem Heft vorgegebene, mög
Lich' senn sollte, so müßte es ein geoffenbartes oder eine

Offenbarung selber seyn. Wogegen wir erkfären: der edle

Ausdruck Offenbarung ist bis jezt nur im Gehrauche,
wenn das Edelste, nemlich der reine Lichtquell der Wahr
beit und diese selber, bezeichnet werden soll; wir mögen
ihn zur Bezeichnung des Princips, aus welchem die No
tion der Lüge oder des Lügengeistes entsteht, nicht mißbrau-
cheft; auch scheuet bekanntlich der Teufel das Licht, und

nimmt er vor dem anbrechenden Morgenroth die Flucht, wie also könnt' es von ihm beißen, daß er sich den Men schen offenbare? Aber er muß sich ihnen verraben oder bloß stellen, wie der Autor seinem Recensenten, wenn die fer die Kraft und den Willen hat, alle seine Inconse quenzen und Widersprüche aufzuspüren. Dieser Selbstver rath ist keine Offenbarung; so sehr verfehlt aber wird doch, hoffen wir, unsre Lehre vom Urbösen nicht seyn, daß man, ihr zufolge, fagen müßte: das Erkenntniß deßfelben fey ein den Menschen durch Gott gewordnes, eine göttliche Offenbarung.

Der zweite Einwurf ist von geringerem Belang, denn er zielt nicht auf die Lehre, sondern nur auf das zu ihr fich bekennende Subject, und lautet in der Hauptsache so: es müßte ja Einer, um das böse Princip zu erkennen, dieses Princip selbst, - oder wenigstens müßte er selber da mit er den Teufel begreifen und sein Wesen verstehen könne, ganz vom Teufel beseffen seyn. Worauf wir antworten: das absolut Böse ist sich selber unerforschlich, denn es ist nichts Gutes in ihm, mittelst dessen es auch nur die leifeste Ahnung von seiner Bosbeit zu haben, geschweige, das absolut Gute anzuerkennen, und sich von ihm zu unter scheiden vermöchte; der Mensch aber, welcher selbst vom Teufel beseffen - oder in welchem auch nur das Hassen oder das Lügen zur Leidenschaft geworden wäre, würde gerade umgekehrt am wenigsten im Stande seyn, das teuflische Wesen zu verstehen und seinen Ursprung zu begreis

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fen. Denn seit wann hätte doch z. B. die Raserei sich felber als die, so sie ist, erkannt, und ihr Princip begriffen? Die Teufelei aber ist ja noch ganz etwas anders, als Raserei. Und so sind es auch . B. Job. 8, B. 41 44, nicht die Söhne des Teufels, welche sagen: wir haben zu un

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- fondern ist es der Sohn Gottes, der zu ihnen fagt: ihr habt zu eurem Vater den Teufel, denn wäre Gott euer Vater, so würdet ihr mich lieben. Ueberhaupt hält es ja schon schwer, einem Menschen, der sich etwa flüger. dünft, als andre, begreiflich zu machen, daß er ein Narr — einem Nachfüchtigen u. dgl, daß er ein Nichtswürdiger sey; wie also wär' es wohl möglich, daß das Princip der Narr heit und des Hasses, wenn es auch ein wirklich eingefleischtes wäre, sich selber begreife und verstebe? Dagegen möge der freundliche Leser bedenken: ob Einer, wenn er, ein sub- und objectiv Böses in sich und andern antcrkennen genöthigt, in der Lehre von Gott, also von dem ewig und heilig Guten, alle seine Gedanken darauf richtet, daß ihm diese Lehre rein bleibe, und sich in die felbe nicht das Zeitliche und Unheilige einmische, das Prin. cip und Wesen des Bösen und sein Verhältniß zu sich felber und zum Guten nicht so werde denken, und in der Art erkennen müssen, wie wir dieses Denken und Erkennen zu beschreiben versucht haben.

-

Doch dawider, daß die Erkenntnißart des bösen Prin cips, welche von uns versucht worden, die richtige fen, ist eben der dritte Einwurf gerichtet. Absurd, albern, oder

wie man sonst noch sagen mag, soll es seyn, ein (zwar im Guten, nemlich im Weltganzen, aber nicht aus ihm, sondern) aus sich selbst werdendes und gewordnes, ein sich aus sich selbst entzündendes Böse zu denken. Die Gegner aber geben ja doch zu, daß z. E. die eigentliche Folge der Sünde selbst Sünde, mithin, daß die Sünde Grund der Sünde fey, warum also dürften wir nicht sagen, was wirklich mit jener oder ähnlichen Phrasen gesagt ist, daß die Bosheit,, und nichts anders, als die Bosheit, die Ursache der Bosheit sey? Hat die Freiheit sich selbst zu ihrem Princip, warum nicht auch die Bosheit? Man sollte denken, wenn die Bosbeit das Princip ihrer selbst sey, dann erst wäre die Freiheit, die sie ist, die urfräftig aus oder durch sich thätige Macht. Man begreift nicht, wie in dem (creatür. lich) Guten das Böse als Folge sich selber als Grund vorausfeßen wie es aus sich selbst entstehen könne; aber man begreift ja auch nicht, wie die Vernunft durch Vernunft, die Freiheit durch Freiheit seyn könne, und doch wird nie. mand, der bei Verstande ist, leugnen, daß die eine und die andre sich selbst zum Princip habe, und statt dessen ver sichern: das Princip der Vernunft sen die Unvernunft, das Princip der Freiheit die Nothwendigkeit, als Nichtfreiheit. Warum soll denn, obgedachter Unbegreiflichkeit zu liebe, angenommen werden: das Nichtseyn babe zu seinem Entstehungsgrunde das Seyn, die Unvernunft und Unnatur zu dem ihrigen die Vernunft und Natur, kurz: nicht die Bos heit, sondern die Freiheit sey das Princip der Bosheit?

Ihr lasset ja sonst den Sah gelten, daß aus einem Grunde einzig nur das erfolgen könne, was in ihm enthalten sey, warum denn hier nicht? Ibr. verschmähet ja sonst in der Freiheits- und sogar in der Naturlehre, wenigstens was in dieser den Organismus betrifft, neben den Begrif fen des Selbstzwecks und Endzwecks den Begriff einer causa sui oder eines principium sui nicht, warum denn in der Bosheitslehre, worin doch eben dieser Begriff eine Hauptschußwehr gegen das Gelüsten ist, daß der Mensch das Gute selber als bös denke, und das böse Princip in das ursprünglich Gute, ja fogar in die Gottheit hineinlüge, hiermit aber sich einer Selbstbelügung schuldig mache, 'die besonders jeden seiner, auf Gott und göttliche Dinge sich beziehenden, Gedanken zu einer Lüge machen muß? Wenn wir nun das absolut Böse unter anderm deswegen, weil mit ihm die wirkliche Zeit beginnt, als das aus fich selbst werdende und gewordne bezeichnen, ist dann •dieser Bezeichnung jener Begriff einer causa sui, der euch in jedem productiven Naturproduct gleichsam entgegen Tommt, so fern und so fremd, daß ihr ibn darin, und die Sache felbst, oder vielmehr die Ursache in dem Unnatürli chen nicht sehen könnt? Daß wir aber eben dieses absolut Unnatürliche nicht als ein sich selbst erzeugendes und aus sich erzeugtes, sondern lieber als ein sich selber 'entzündendes vorstellen, geschieht darum, weil in der Erzeugung nicht die zerstörende Gewalt, sondern die erbal tende Naturkraft, in der Entzündung, hingegen vielmehr die

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