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VI. Die Religion des alten Judentums.

1. Übersicht der Geschichte der Juden vom babylonischen Exil bis zu ihrer Zerstreuung unter die Völker.

Die Hebräer oder, wie sie jetzt, wo wenig mehr als der Stamm Juda übrig war, nach diesem mittels denominatio a potiori genannt wurden, die Juden waren nach ihrer Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft über zweihundert Jahre, von 536 bis 332, Untertanen des grofsen, wohlorganisierten und nach liberalen Grundsätzen regierten Perserreiches, und in dieser Zeit des innern Friedens befand sich das arme, gequälte Volk vielleicht besser als lange vorher und als je nachher. Allerdings war der Druck der zweifachen Besteuerung von seiten des Persischen Reiches und der einheimischen Priesterschaft kein geringer, aber die Perser legten der freien Ausübung der Bräuche und dem weitern Ausbau der Satzungen der jüdischen Religion kein Hindernis in den Weg; auch waren die Perserkönige von einem zur Tradition gewordenen Wohlwollen gegen die Juden geleitet: Kyros hatte ihnen die Heimkehr gestattet und wurde dafür vom zweiten Jesaia als ein Messias gefeiert (oben S. 97); Darius (521-485) gab den Juden die Erlaubnis zum Bau des zweiten Tempels, welche widerrufen worden war, zurück (Esra 6,7), so dafs im sechsten Jahre seiner Regierung der Tempelbau vollendet werden konnte; Xerxes war als Ahasverus (entstellt aus Kshayârsha

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Eépng) aus der Estherlegende den Juden in angenehmer Erinnerung; und sein Nachfolger Artaxerxes I. Longimanus (465-424) hatte nicht nur dem Esra Erlaubnis gegeben, eine weitere Kolonie nach Jerusalem zu führen (458), sondern auch seinen Günstling und Mundschenken, den Nehemia, mit ausgedehnten Vollmachten nach Palästina entsandt (444). Beide wirkten zusammen zur Organisation der jungen Gemeinde, indem sie die Mischehen aufzulösen suchten, die Mauern Jerusalems wieder herstellten und vor allem das Gesetzbuch. des zweiten Tempels proklamierten und in feierlicher Sitzung das ganze Volk darauf verpflichteten. Dank der starken Vermehrung der Bevölkerung, sowie einer liberalen Bestimmung

des Deuteronomium (23,8), welche erlaubte, Edomiter und sogar Ägypter in der dritten Generation in die Gemeinde Jahves aufzunehmen, breitete sich das jüdische Volk bald weit über die ihm ursprünglich von den Persern angewiesene Landschaft Judäas aus; es entstanden zahlreiche jüdische Stadtgemeinden, nach Westen zu in Philistäa sowie später, in der griechischen Zeit, nördlich von Samaria in Galiläa und östlich vom Jordan in Peräa. Auch unter den folgenden Perserkönigen, Darius II. Nothus (424-405), Artaxerxes II. Mnemon (405— 359), Artaxerxes III. Ochus (359-338), Arses (338-336) und Darius III. Codomannus (336-331), ist wenig von den Juden die Rede, und wenn das glücklichste Volk dasjenige ist, von welchem die Geschichte am wenigsten spricht, so dürfte auf die Geschichte der Juden unter persischer Oberhoheit dieses Wort seine Anwendung finden. Nur einmal treten sie hervor, sofern sie sich an dem Aufstande der Syrer gegen Artaxerxes III. Ochus beteiligten, der von dessen Minister, dem ägyptischen Eunuchen Bagoas, gedämpft wurde, worauf eine Anzahl von ihnen nach Hyrkanien, an das südliche Ufer des Kaspischen Meeres, deportiert wurde. Eine dunkle Erinnerung an diese Episode scheint dem durchaus romanhaften, aller historischen Zusammenhänge spottenden Buche Judith zugrunde zu liegen, in welchem Kap. 12 Bagoas als Hämmling und Diener des Holophernes erscheint.

Dem während der Perserperiode im religiösen Zeremoniell mehr und mehr erstarrenden Judentum erwuchs eine neue und grofse Gefährdung dessen, was ihnen vor allem teuer war, als Alexander der Grofse in drei wuchtigen Schlägen das morsche Perserreich in Trümmer legte, und die überlegene hellenische Kultur anfing, sich über den ganzen Orient zu verbreiten. Unter dem Alexanderzuge selbst hatten, wie es scheint, die Juden nicht erheblich zu leiden; sie waren es schon längst gewohnt, aus der Hand des einen Machthabers in die des andern überzugehen, und da sie, als Alexander 332 Syrien und Ägypten eroberte, nicht wie Tyros und Gaza Widerstand leisteten, so zog das Unwetter vorüber, ohne sie wesentlich zu schädigen. Auch als die blutigen Kampfspiele ausbrachen, von denen Alexander vorausgesagt hatte, dafs sie über seiner

DEUSSEN, Geschichte der Philosophie. II, II.

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Leiche gefeiert werden würden, als von 323 bis 301 die Feldherren Alexanders das Erbe des grofsen Eroberers, statt es friedlich zu teilen, sich gegenseitig strittig machten, indem jeder nach der Alleinherrschaft strebte, und die andern sich gegen ihn verbündeten, auch in dieser stürmischen Zeit blieben die Juden verhältnismäfsig in Ruhe. Nachdem der schlimmste Störenfried, Antigonos, durch die Schlacht bei Ipsus 301 beseitigt worden war, und aus den Eroberungen Alexanders drei grofse Reiche, das mazedonische, syrische und ägyptische erstanden waren, gingen die Juden zunächst in den Besitz Ägyptens über und führten noch für ein Jahrhundert (301-198), namentlich unter der weisen und massvollen Regierung der drei ersten Ptolemäer, Lagi, Philadelphus und Euergetes, ein erträgliches Dasein. Mögen auch die Berichte über die Entstehung der Septuaginta im Kreise der zur raschen Blüte gelangten jüdischen Kolonie in Alexandria unter besonderer Mitwirkung des Ptolemäus Philadelphus, von denen oben (II, 1, S. 462 fg.) die Rede war, weit übertrieben sein, so legen sie doch für die guten Beziehungen der ersten Ptolemäer zu den von ihnen beherrschten Juden hinreichend Zeugnis ab. Unruhigere Zeiten für die Juden begannen, seit der schwache Ptolemäus IV., mit dem Beinamen Philopator, im Volksmunde Tryphon (der Schlemmer) genannt, 221 den Thron der Pharaonen bestiegen hatte, und der kurz vorher auf den syrischen Thron gelangte Antiochus III. die Zeit für gekommen hielt, Palästina wieder an sich zu reifsen. Zwar gelang ihm dies nur vorübergehend, als aber 205 Ptolemäus V. Epiphanes als vierjähriges Kind in Ägypten König geworden war und die Herrscher von Mazedonien und Syrien übereinkamen, Ägypten unter sich zu teilen, gelang es dem Antiochus, den gröfsten Teil Cölesyriens an sich zu reifsen, und mit der Niederlage des ägyptischen Feldherrn Skopas an den Jordanquellen im Jahre 198 ging Palästina definitiv in den Besitz der syrischen Könige über.

Inzwischen hatte der Hellenismus in den bessern Kreisen der jüdischen Bevölkerung, trotz allem Eifer für das Gesetz oder vielleicht gerade als Reaktion gegen denselben, tiefe Wurzeln geschlagen; griechische Literatur und Kunst übten

auch in Jerusalem eine mächtige Anziehungskraft aus; man fing an, den epischen, lyrischen und dramatischen Dichtungen der Griechen vor Genesis, Psalmen und Hiob den Vorzug zu geben, und manche mochten in der Philosophie eines Platon gröfsere Befriedigung finden als in der Religion der Väter. Auch in Äufserlichkeiten suchte man hellenisches Wesen nachzuahmen, hebräische Namen wurden gräzisiert, Matthathia wurde zu Matthaeus, Jonathan zu Jannaeus, Josuah zu Jason, Eljakim zu Alcimus, Sacharja zu Zachaeus, und die vornehme hebräische Jugend suchte es in sportlichen Übungen den Griechen gleichzutun. Diese hellenistischen Neigungen schienen dem zweiten Nachfolger des Antiochus III., dem 175-164 regierenden Antiochus IV. Epiphanes (,, der Erlauchte", im Volksmunde 'Exμαvý, „der Verrückte“, genannt), den Boden hinreichend vorbereitet zu haben, um einen Lieblingswunsch durchzusetzen, indem er kurzerhand beschlofs, die durch ihre hochmütige Exklusivität unter den Völkern Vorderasiens schon lange mifsliebige jüdische Religion aufzuheben und den Kultus Jahves durch den der olympischen Götter zu ersetzen. Ein im Jahre 170 in Jerusalem ausgebrochener Streit zwischen zwei verwandten Familien um die nicht nur angesehene und mächtige, sondern auch lukrative Stelle des Hohenpriesters (welcher in der Regel das Vorrecht hatte, die an den Gesamtstaat abzuführenden Steuern zu pachten und durch Unterpächter eintreiben zu lassen) bot dem König Antiochus eine willkommene Gelegenheit, sich in die internen Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde zu mischen. Er erklärte sich gegen beide um das Amt streitende Brüder, Onias und Jason, und für den Menelaus (d. i. Menahem), den Angehörigen einer Seitenlinie, und unterstützte denselben in seinen Ansprüchen, indem er 168 Jerusalem durch ein Heer besetzen und die Akra südlich vom Tempelberg zu einer starken Festung ausbauen liefs. Nachdem er sich so zum Herrn der Stadt gemacht hatte, erfolgte im Dezember 168 sein berüchtigtes Edikt, welches die Beschneidung sowie das Feiern des Sabbats und der übrigen jüdischen Feste verbot, die Besitzer des mosaischen Gesetzbuches mit Todesstrafe bedrohte und in der Provinz wie in Jerusalem den Kultus der hellenischen Götter einrichten und

dessen Ausführung durch besondere Aufseher überwachen liefs. Im Tempel zu Jerusalem wurde ein Altar und eine Statue des olympischen Zeus (das βδέλυγμα τῆς ἐρημώσεως, der „,Greuel der Verwüstung", Daniel 9,27. 11,31. 12,11; 1. Makkab. 1,57. 6,7 von Jesus Matth. 24,15, vgl. 2. Thessal. 2,4, auf die künftige Zeit bezogen) aufgerichtet. Diese radikale Massregel verfehlte nicht nur ihren Zweck, sondern bewirkte das Gegenteil des Beabsichtigten, indem dadurch der Eifer für das Gesetz der Väter neu entflammte, und in allen Teilen der jüdischen Provinzen die Vorboten eines allgemeinen Aufstandes sich ankündigten. Zum Ausbruch kam derselbe in Modin unweit Lydda in der Nähe des Meeres, wo der Priester Matthathias, ein Urenkel des Chasmonai, daher sein Geschlecht als das der Hasmonäer bezeichnet wird, sich gegen den Befehl des königlichen Abgesandten auflehnte, denselben erschlug und mit einer Schar Treugesinnter ins Gebirge flüchtete, wo sich bald ein Heer um ihn sammelte. Mit Hilfe desselben stellte er in den einzelnen Ortschaften die jüdische Religion wieder her, die heidnischen Altäre wurden zerstört, die Kinder beschnitten und die Heiden, wie auch die ihre Gesinnung teilenden Juden, ohne Schonung verfolgt. Als Matthathias 166 starb, überliefs er die Fortsetzung des Werkes seinen fünf Söhnen, Johannes, Simon, Judas, Eleazar und Jonathan, unter denen Simon durch Weisheit, Judas durch Tapferkeit, Jonathan durch staatsmännische Klugheit sich auszeichneten. Den Oberbefehl übernahm zunächst Judas mit dem Beinamen Maqqabi, „der Hämmerer“ (von maqqabah, der Hammer), nach welchem das ganze Geschlecht als das der Makkabäer bezeichnet wird. Viermal gelang es ihm in den folgenden Jahren, die gegen ihn gesandten syrischen Heerhaufen zurückzuwerfen, er besetzte Jerusalem bis auf die in den Händen der Syrer bleibende Akra und stellte Ende 165 den drei Jahre lang unterbrochen gewesenen Opferdienst im Tempel wieder her. Sodann wandten sich die Brüder, Simon nach Galiläa und Judas nach dem Ostjordanlande, um den von der umwohnenden Bevölkerung angefeindeten Juden Hilfe zu bringen und sie sämtlich mit ihren Familien nach Jerusalem überzuführen. Weniger glücklich war Judas, als, nach dem im fernen Osten 164 erfolgten

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