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Schema verläuft: der Apostel verkündet Jesum als den Messias, einige stimmen ihm zu, andere widersprechen, und Paulus beklagt ihre Verstocktheit. Auffallend ist, was die Juden zu Paulus 28,22 über die Christensekte äufsern: леρi μèv yàp Tñs αἱρέσεως ταύτης γνωστόν ἐστιν ἡμῖν ὅτι πανταχοῦ ἀντιλέγεται. Aus diesen Worten scheint hervorzugehen, dafs zwischen den Juden und den Christen in Rom keine nähere Beziehung bestand, wahrscheinlich weil der Christenglaube vorbehaltlich einer entgegengesetzten Entscheidung des Kaisers noch als eine religio illicita galt, daher seine Anhänger Grund hatten, sich in der Stille zu halten. Hierauf scheinen auch die Worte 28,30 zu deuten, καὶ ἀπεδέχετο πάντας τοὺς εἰσπορευομένους πρὸς autóv, welche besagen, dass Paulus nur bei den Juden, nicht aber bei den Christen in öffentlicher Versammlung auftrat, sondern die Besuche der letztern nur in seiner Privatwohnung empfing, wo es ihm dann möglich war, mit allem Freimut zu reden. Dieser Zustand währte, wie aus dem Aorist in den Worten ueve Sistiav öλny hervorgeht, zwei Jahre und nicht länger; diese genaue Zeitbestimmung hätte der Verfasser nicht geben können, wenn er nicht auch gewufst hätte, was nachher geschehen, was aus Paulus nach Ablauf dieser zwei Jahre geworden war. Unbegreiflicherweise hat es uns der Berichterstatter verschwiegen, und wir sind auf die Vermutungen angewiesen, welche sich aus dem Philipperbrief und den allgemeinen Zeitverhältnissen ergeben. Im Brief an die Philipper zeigt sich der Apostel bereit zu sterben (1,23) und das Leiden Christi auch an sich zu erdulden (3,10), über sein Schicksal ist er noch in Ungewissheit (2,23), düstere Ahnungen erfüllen ihn (2,17), aber gleichwohl spricht er zuversichtlich die Hoffnung aus, freigesprochen zu werden und seine Freunde wiederzusehen; 1,25:,,In guter Zuversicht weifs ich, dafs ich bleiben und bei euch bleiben und bei euch allen sein werde, euch zur Förderung und zur Freude des Glaubens"; 2,24: „Ich vertraue aber in dem Herrn, dafs auch ich selbst schier kommen werde." Diese Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen.

Im Monat Juli des Jahres 64 brach der grofse Brand von Rom aus; Nero schob, um den Verdacht von sich abzuwälzen, die Schuld auf die Christen; eine furchtbare Christenverfolgung

brach aus und allem Anscheine nach ist ihr auch der Apostel Paulus zum Opfer gefallen. Was von einer Freisprechung, Reise nach Spanien und abermaligen Gefangenschaft von Spätern erzählt wird, beruht auf einer falsch gedeuteten rhetorischen Floskel des Clemens Romanus und vagen Vermutungen späterer Schriftsteller. Dass Paulus aus der beglaubigten Geschichte plötzlich, wie in einer Versenkung, verschwindet, erklärt sich, wenn er mit vielen andern Christen der Wut des aufgereizten Pöbels erlegen ist. Hätte er diese Katastrophe überlebt, so würde das weitere Wirken eines Mannes von seiner Berühmtheit ganz andere Spuren in der geschichtlichen Erinnerung hinterlassen haben.

Drei Züge sind es, welche in dem Charakter des Apostels Paulus besonders hervortreten und ihm sein eigentümliches Gepräge geben: Zunächst eine ungemeine Lebhaftigkeit des Geistes, welche ihn nicht nur befähigte, die Eindrücke der Aussenwelt mit gröfster Empfänglichkeit aufzunehmen und in sich zu verarbeiten, sondern sich gelegentlich auch in offenbarenden Träumen äufserte, ja sogar Visionen und ekstatische Zustände bei ihm veranlafste. Mit dieser geistigen Beweglichkeit verband der Apostel eine grofse Beharrlichkeit des Willens, welche sich durch kein Hindernis beirren und abhalten liefs, den vorgesetzten Zweck mit Einsetzung der ganzen Persönlichkeit und bis zur Aufopferung derselben zu verfolgen. Diese unbeugsame Festigkeit in Durchführung seiner Lebensaufgabe war bei Paulus gepaart mit einer seltenen Milde, Duldsamkeit und Nachgiebigkeit in allem, was er für nebensächlich hielt, er war den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche (1. Kor. 9,20); er hatte kein Bedenken gegen das Essen von Fleisch, selbst wenn es von einem Götzenopfer herrührte, wollte aber lieber für sein ganzes Leben auf Fleischessen verzichten, als dafs er dadurch bei dem schwächern Bruder Anstofs erregte. In dieser Akkommodationsfähigkeit seiner Natur bildet Paulus den gröfsten Gegensatz und damit zugleich die für den Fortgang des Christentums notwendigste Ergänzung zu dem Charakter Jesu. Wenn Jesus seine Forderungen ohne Rücksicht auf die bestehenden Verhältnisse kühn und schroff aufstellte und dadurch im höchsten Grade fähig war, den

Menschen das Neue zu geben, nicht aber ihm bei denselben Eingang zu verschaffen, so war für diese letztere Aufgabe der Apostel Paulus, vermöge seiner Anpassung an die äussern Umstände, im höchsten Grade die geeignete und berufene Persönlichkeit. Beider Schicksal nahm die entscheidende Wendung in Jerusalem, und beide fielen den entgegengesetzten Grundeigenschaften ihres Charakters zum Opfer: Jesus führte durch sein schroffes Auftreten seinen Untergang herbei, Paulus geriet durch sein gefügiges Eingehen auf Vorurteile, welche er für sich selbst längst überwunden hatte, in eine Gefangenschaft, aus der er nicht mehr frei werden sollte.

p. C. 10-17 (?)

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Tabelle zum Leben des Apostels Paulus.

Paulus (Saulus), geboren zu Tarsus in Cilicien, aus dem Stamme
Benjamin, als römischer Bürger.

Studiert unter Gamaliel in Jerusalem.

Bekehrung (ἀποκαλύψαι τὸν υἱὸν αὑτοῦ ἐν ἐμοί). Zieht sich nach
Arabien in die Einsamkeit zurück. Von dort Rückkehr nach
Damaskus.

(μetà ếtη tpía) Reise nach Jerusalem, wo er Petrus und Jacobus
besucht und 15 Tage verweilt.

Geht von dort nach Syrien und Cilicien.

Wird von Barnabas nach Antiochien geholt (Apostelgesch. 11,25-26).

Hinrichtung des Jacobus. Tod des Agrippa.

Erste Missionsreise mit Barnabas über Cypern nach An-
tiochien (in Pisidien), Ikonium, Lystra, Derbe und
zurück auf demselben Wege (Apostelgesch. 13—14).
Apostelsynode in Jerusalem (Apostelgesch. 15).
Zweite Missionsreise über Derbe und Lystra nach Galatien,
Philippi, Thessalonich und Korinth (1 Jahre; erster
und zweiter Brief an die Thessalonicher). Zu Schiff nach
Ephesus und zurück nach Syrien.

Reise nach Jerusalem.

Dritte Missionsreise durch Galatien und Phrygien nach Ephesus (21 Jahre; Brief an die Galater, erster Brief an die Korinther), von dort nach Mazedonien (zweiter Brief an die Korinther) und durch Achaia nach Korinth (Brief an die Römer). Von dort über Mazedonien, Troas und Milet nach Jerusalem.

Zu Pfingsten in Jerusalem gefangen genommen.

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Zweijährige Gefangenschaft zu Cäsarea unter Felix.
(Herbst) unter Festus nach Rom.

(Frühjahr) Ankunft in Rom.

Gefangenschaft in Rom (ἐν ἰδίῳ μισ

σώματι).

(Briefe an Philemon, die Kolosser, Epheser [?] und Philipper).

64 (Juli) Brand Roms. Christenverfolgung. Pauli Hinrichtung.

Unecht sind der erste und zweite Brief an Timotheus und der Brief an Titus, unglaubhaft die Sage von Pauli Befreiung und einer zweiten Gefangenschaft.

2. Philosophische Elemente der Lehre des Apostels Paulus. a) Das traditionelle Element: der Christus für uns. Der Apostel sagt 1. Kor. 2,10:,,Der Geist erforschet alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit." Er versteht darunter den Geist Gottes, sofern er sich im Menschen offenbart, während er über die Weisheit dieser Welt eine sehr ungünstige Meinung hat; 1. Kor. 3,19: „Dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott"; 1. Kor. 2,14: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes: es ist ihm eine Torheit, und kann es nicht erkennen, denn es mufs geistlich gerichtet sein"; 1. Kor. 1,20: ,,Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?" Koloss. 2,8: „Sehet zu, dass euch niemand beraube durch die Philosophia und lose Verführung nach der Menschen Lehre." — Bedürfte es noch eines Beweises, so würden diese Stellen ihn erbringen dafür, dafs Paulus die griechische Philosophie, deren herrlichste Erzeugnisse zu seiner Zeit fertig vorlagen und jedem leicht zugänglich waren, weder näher gekannt, noch auch kennen zu lernen für der Mühe wert gehalten hat. Ein leichter Anflug von stoischem Pantheismus, wie er damals in der Luft lag, läfst sich in der Rede zu Athen (namentlich Apostelgesch. 17,28), deren Authentizität allerdings nicht gesichert ist, auch wohl in Stellen wie Röm. 11,36 verspüren, im übrigen aber kann von einem Einflusse der griechischen Philosophie auf die Gedanken des Apostels Paulus keine Rede sein.

Um so mehr ist sein Denken von der althebräischen und jüdischen Tradition abhängig. Das Alte Testament hat er

nach Messiasverheifsungen fleifsig durchforscht; die unter iranischem Einflusse stehende Fortentwicklung des Judentums in Dämonologie, Auferstehungslehre und Messiaserwartungen hat, wie oben gezeigt wurde, auch er als Pharisäerzögling sich zu eigen gemacht, und auch die schöne und tröstliche Vorstellung der Iranier von den Fravashi's (oben S. 138) scheint, wie bei Jesu (Matth. 18,10), so auch bei Paulus in dem Gedanken von der himmlischen Behausung, mit welcher überkleidet zu werden ihn verlangt (2. Kor. 5,2), nicht undeutlich durchzublicken. Ein drittes traditionelles Element neben diesen althebräischen und iranischen Einflüssen liegt in dem Wenigen, aber sehr Bedeutsamen, was diesem Apostel von dem historischen Leben und Wirken Jesu bekannt gewesen ist. Wer es versuchen wollte, aus den Briefen des Paulus ein Leben Jesu zusammenzustellen, der würde erstaunen über das geringe Material, welches ihm dabei zu Gebote stünde. Es sind immer nur dieselben Gedanken, dafs der Sohn Gottes in Christo Mensch geworden, von den Juden gekreuzigt, von Gott wieder auferweckt worden ist und in nächster Zeit wiederkommen wird, welche den Inhalt der Predigt des Apostels bildeten und in zahlreichen Wendungen sich durch alle seine Briefe durchziehen.

Dieser Tatsache, dafs der allmächtige Gott die Menschen nicht gehindert hatte, an seinem von ihm gesandten Sohne nach qualvollen Martern die schmählichste Todesstrafe zu vollziehen, stand die erste Christenheit, stand vor allem der Apostel Paulus als einer schwer zu begreifenden Fügung gegenüber. Sie wurde für ihn das Problem, zu dessen Lösung die Worte Jesu:,,Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird“ (1. Kor. 11,24) die Anleitung gaben. Er fand diese Lösung in der seltsamen Theorie, dafs Gott absichtlich und mit Vorbedacht seinen Sohn in Leiden und Tod hingegeben habe als ein Sühnopfer (iλaotýptov, Gnadenstuhl, wie Luther übersetzt, Röm. 3,25), um für die Sünden der ganzen Menschheit Genugtuung zu leisten. Der Stammvater der Menschheit, so gestaltete sich diese Theorie im Geiste des Paulus, der erste Mensch, Adam, hat gesündigt und ist dafür gestorben; diese erste Sünde, als Erbsünde, und mit ihr der Tod, ist ,,zu allen

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