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,,Gott ist alles, ich bin nichts", die Upanishad's lehren: „Ich bin selbst Gott, trage das Prinzip aller Dinge in mir"; beide Anschauungen sind in ihrer Weise berechtigt, die eine vom Standpunkt des Realismus, die andere von dem des Idealismus aus. Beide haben auch durch Goethe ihren dichterischen Ausdruck gefunden, die eine in dem Gedichte,,Grenzen der Menschheit", die andere in seinem ,,Prometheus".

Wie in bezug auf das Gottesbewusstsein, so unterscheidet sich der Realismus des Semiten von dem indogermanischen Idealismus auch in der Auffassung der Natur des Menschen. Auf empirischem Standpunkt wird der Mensch durch Zeugung und Geburt aus dem Nichts zu einem Etwas, und durch den Tod aus dem Etwas wieder zu nichts. Dementsprechend haben die Semiten ursprünglich kein Bewusstsein von der Unsterblichkeit der Seele. Im Alten Testament fehlt sie, bis zu der Zeit, wo die Hebräer zu den Iraniern in Beziehung traten, und ebenso in der assyrisch-babylonischen Anschauung, nach welcher alles Lebende der Todesgöttin Allat verfällt und nur die Ištar, das Prinzip des Lebens, nicht von ihr festgehalten werden kann; alles Lebende vergeht, nur das Leben selbst stirbt nicht, das ist, wie wir sehen werden, der Grundgedanke des Gedichts von der Höllenfahrt der Ištar, und auch ihm hat Goethe in dem ersten der beiden erwähnten Gedichte Worte geliehen, wenn es zum Schlusse heifst:

Ein kleiner Ring
Begrenzt unser Leben,
Und viele Geschlechter
Reihen sich dauernd
An ihres Daseins
Unendliche Kette.

Im Gegensatze zu dieser semitischen Auffassung, welche übereinstimmt mit dem Zeugnis der Natur, dafs unser Dasein mit dem Tode zunichte wird, setzt sich der Idealismus in dem Bewusstsein, dass ein Unvergängliches in uns lebt, über die Aussage der Natur hinweg, und dementsprechend begegnen wir schon in den ältesten Texten der indogermanischen Literatur, bei Indern wie bei Iraniern, der Überzeugung von einem Fortleben des Menschen nach dem Tode.

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3. Ursprüngliche Religion der semitischen Stämme.

Über die Religion der semitischen Stämme während der Zeit, wo sie als eine Anzahl von Beduinenschwärmen in den weiten Steppenländern Arabiens umherzogen, fehlt es uns an einer direkten Überlieferung; doch lässt sich mit Hilfe des auch späterhin allen semitischen Stämmen in Arabien, Babylonien und Kanaan Gemeinsamen und durch Aufsuchen einzelner erhaltener Spuren ein wenn auch unsicheres und durch Hypothesen zu ergänzendes Bild von jener ältesten Religion der Semiten nach ihren allgemeinen Grundzügen gewinnen.

Zunächst weisen manche abergläubische Vorstellungen, die sich im Bewusstsein des Volkes noch bis in späte Zeiten erhielten, darauf hin, dafs auch bei den Semiten der Religion als eine Vorstufe dasjenige vorhergegangen ist, was man Animismus zu nennen pflegt, der Glaube an übernatürliche, dämonische, durch Zauberei dem Menschen dienstbar zu machende Mächte, mögen dieselben nun als frei umherschweifend oder als an einen bestimmten Ort, einen Felsen, einen Berg, eine Pflanze gebunden vorgestellt werden. Dahin gehören die Feldteufel und Feldgeister, welche 3. Mos. 17,7 und Jes. 13,21. 34,14 erwähnt werden, vielleicht auch die eherne Schlange, deren Kultus noch bis auf König Hiskia bei den Hebräern nach 2. Kön. 18,4 bestand. Namentlich waren es Berghöhen (bâmâh), Steinkegel (mazzebâh) und heilige Bäume oder Holzpfähle (ascherah), welche als Wohnsitz eines solchen dämonischen Wesens galten, das dann als der „Herr“ (baal) des betreffenden Ortes bezeichnet zu werden pflegte. Auch diese Vorstellungen wirkten noch später bei einer geistigern Auffassung vom Wesen der Gottheit nach, indem man deren Kultus mit Orten wie den genannten verknüpfte. Eine besondere Art von Dämonen waren die im Besitz einzelner Familien befindlichen, das Zelt oder Haus beschützenden Hausgötter oder Penaten; sie waren geschnitzt, gegossen oder mit Metall überzogen (Richt. 18,14), wahrscheinlich von menschenähnlicher Gestalt (1. Sam. 19,13), und wenn sie entwendet wurden, zog der Segen mit ihnen fort (Richt. 18,24); von dieser Art waren auch die theraphim, welche Rahel ihrem Vater

stahl und bei der Haussuchung unter dem Sattel des Kamels verbarg (1. Mos. 31,19. 34 fg.).

Bei einer sefshaften Bevölkerung ist ihr Zusammenhang schon gesichert durch das gemeinsame Land, welches sie bewohnt. Anders bei nomadisierenden Stämmen, welche mit ihren Zelten, Kamelen und Schafen je nach Bedarf aus einer Gegend in die andere zogen. Hier war es die Zugehörigkeit zum Stamme, welche den Bruder, den Verwandten, den Freund von dem Fremden unterschied; jeder Stamm fühlte sich als eine geschlossene Einheit, und diese Einheit, welche nur eine ideelle war, fand ihren bestimmtesten Ausdruck darin, dafs jeder Stamm einen ihm allein eigenen Schutzgott besass, welcher den Stamm auf seinen Wanderungen begleitete, sei es in Gestalt eines mitgeführten Idols, sei es dafs er als eine rein geistige Macht unter seinem Volke weilte, ihm voranzog, sichtbar bei Tag als eine Wolkensäule, bei Nacht als eine Feuersäule, und das Volk, mit dem er einen Bund (berith, Siahan, testamentum) geschlossen hatte, zum Siege gegen die Feinde führte. Jeder Erfolg im Innern wie nach aufsen wurde als eine Gnade des Stammgottes empfunden, jeder Mifserfolg auf ein Zürnen des Gottes mit seinem Volke zurückgeführt. Als diesen speziellen Schutzgott ihres Stammes verehrten die Moabiter den Kamoš, die Ammoniter den Milkom und der Stamm der Hebräer seinen Jahve.

Aufser der Verehrung des Stammgottes, dessen Gunst man durch Opfer, durch Darbringung der Erstlinge der Herden und später der Feldfrucht, durch regelmäfsig im Laufe des Jahres ihm zu Ehren gefeierte Feste zu sichern suchte, aufser den dämonischen Mächten, welche das Leben umgaben und durch Zaubergebräuche teils unschädlich gemacht, teils zur Förderung der menschlichen Interessen gewonnen wurden, blickte der Wüstenbewohner verehrend zu den Gestirnen empor, welche am wolkenlosen arabischen Himmel ihren regelmäfsigen Kreislauf vollzogen, zur Sonne als Regentin des Tages und zum Monde als Regenten der Nacht, sowie namentlich auch zu den Planeten, deren wechselnde Stellung am Himmel eine Beziehung zu den Wechselfällen des menschlichen Lebens zu haben schien, und deren Gunst man durch

Opfer und Verehrung gewinnen zu können hoffte. Und wie sich über der Erde und den Gestirnen der eine allen gemeinsame Himmel ausspannte, so tritt uns in der semitischen Welt vielfach die Vorstellung eines in unnahbarer Ferne thronenden ,,Herrn des Himmels" (ba al haschschâmajîm) entgegen, welcher dem Bewusstsein des Menschen in dem Mafse fernstand, in welchem er nicht, wie die Wandelsterne des Himmels, der Schutzgott des eigenen Stammes und die auf der Erde hausenden Dämonen einen Einfluss auf das menschliche Leben zu üben vermochte. Ob der Name El, babylonisch Ilu, wie man früher annahm, diesen obersten Himmelsgott bezeichnete oder ähnlich wie Ba'al (der Herr) ursprünglich keinem bestimmten Gott eigen war, sondern den Gott im allgemeinen bedeutete, mag dahingestellt bleiben.

III. Die Babylonier und Assyrer.

1. Äufsere Geschichte der babylonischen und assyrischen Reiche. Während in den Gebirgsländern östlich vom Tigris indogermanische Stämme, die Meder im Norden, die Perser südlich von ihnen, sefshaft geworden waren, welche erst später in den Verlauf des geschichtlichen Lebens eingreifen sollten, finden wir an den Flufsläufen des Euphrat und Tigris schon vor 3000 a. C. eine eingewanderte semitische Bevölkerung. Namentlich war Sinear, das fruchtbare Tiefland, welches der Euphrat und Tigris, nachdem sie sich bis auf wenige Meilen genähert haben und dann wieder von einander entfernen, bis zu ihrer gemeinsamen Mündung im Persischen Meerbusen umschliefsen, von jeher ein lockendes Ziel für umherschweifende Nomadenhorden gewesen, und so finden wir hier schon in den ältesten Zeiten, bis zu denen unsere Erinnerung reicht, im Norden von Sinear das semitische Reich von Akkad, während der Süden von einer alteingesessenen, weder semitischen noch indogermanischen Bevölkerung, den Sumerern, zunächst noch gegen die Eindringlinge behauptet wurde. Diese Sumerer, soweit sie bis jetzt erforscht worden sind, erscheinen als ein uraltes Kulturvolk mit einer eigentümlichen Sprache und

Literatur, mit einer ausgebildeten Religion und Mythologie, deren Denkmäler in der ihnen ursprünglich eigenen Keilschrift zum Teil noch heute vorliegen. Von diesen Sumerern übernahmen die eindringenden Semiten nicht nur die für die semitischen Sprachen wenig geeignete Keilschrift, sondern auch einen grofsen Teil ihrer religiösen und mythologischen Vorstellungen, ihrer Göttersage und Heldensage, während andererseits auch die Sumerer von den Semiten manche Elemente der Religion und Kultur annahmen. Beide Reiche, vielleicht in einzelne Stadtfürstentümer gegliedert, das sumerische im Süden, das akkadisch-semitische im Norden von Sinear, bestanden lange Zeit neben einander, bis sie, vielleicht zum ersten Male, 2500 a. C. von dem in Akkad regierenden semitischen König Sargon I. zu einem Gesamtreiche vereinigt wurden. Auch während der Regierung seines Sohnes Naramsin dauerte die Oberherrschaft der Semiten über das ganze Sinear fort, ging dann aber in den nächsten Jahrhunderten auf die sumerischen Könige von Ur und von diesen auf eine von Osten eingedrungene elamitische Dynastie über, bis diese von semitischen Fürsten aus dem Stamme der Amoriter, Sinmuballit und seinem grofsen Sohne Chammurabi (1958-1916), verdrängt und die Staaten der Halbinsel Sinear zum zweiten Male zu einem Gesamtreiche vereinigt wurden. Weit über die Grenzen Sinears hinaus, bis nach Assyrien und vielleicht Syrien hin, erstreckte sich die Macht Chammurabis und rechtfertigt den Titel eines,,Herrn der vier Weltteile", welchen er sich nach dem Vorgange Früherer beilegte. Er erhob Báb-el („die Pforte Gottes", Ka-dingira, wie sie schon bei den Sumerern hiefs) zur Hauptstadt des Landes und sorgte für dessen Wohlfahrt durch Anlage von Kanälen und eine geordnete Verwaltung. Ob in dem 1. Mos. 14 erwähnten Amraphel, König von Sinear, eine sagenhafte Erinnerung an Chammurabi fortlebt, ist zweifelhaft, aber ein anderes Dokument hat uns diesen König aus uralter Zeit in greifbare Nähe gerückt. Gegen Ende des Jahres 1901 fand eine französische Expedition in Susa einen dorthin aus Babylonien verschleppten Dioritblock in Form einer Stele; sein oberer Teil stellt in einem Basrelief den Chammurabi dar, wie er in aufmerksamer Stellung vor

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