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mit gemeinsamer Sprache und gemeinsamen religiösen Anschauungen.

In die Weltgeschichte treten die Semiten erst ein, seitdem einer dieser Beduinenstämme sich der fruchtbaren Kulturländer von Babylonien und Assyrien bemächtigte, während andere semitische Völkerschwärme Palästina eingenommen hatten, bis der Stamm der Hebräer erobernd eindrang und sich im Lande westlich vom Jordan sefshaft machte. Ein dritter Abschnitt unseres Buches wird zu zeigen haben, wie die erobernden Babylonier und Assyrer die überlegene Kultur der von ihnen überwundenen Völkerstämme annahmen, und wie diese aus den Keilschriften zu entnehmende babylonischassyrische Kultur einen erheblichen Einfluss auf die semitischen Stämme in Palästina und mittelbar durch diese auch auf die einwandernden Hebräer gewonnen hat.

Aus dem ursprünglichen, durch babylonische Einflüsse modifizierten Polytheismus der Semiten erhebt sich die lichte Gestalt des alttestamentlichen Monotheismus, welcher eine unbefangene philosophische Würdigung um so mehr erfordert, je tiefer der Jehovaglaube auf die Entwicklung des abendländischen Geisteslebens eingewirkt hat und noch wirkt, sowohl in seinen Vorzügen wie in den unzweifelhaft ihm anhaftenden Mängeln.

Diese Mängel, welche schon auf dem Boden des alten Hebraismus von den tiefern Geistern schwer empfunden wurden, führten zu einer Umformung der alttestamentlichen Gottesvorstellung, seit die Hebräer in und nach dem babylonischen Exil die persische, an den Namen des Zarathustra sich knüpfende Religionsanschauung kennen lernten, von der, um ihrer selbst wie um des Einflusses willen, den sie auf die biblische Entwicklung geübt hat, ein Überblick unserer Darstellung

einzuflechten sein wird.

Aus dem durch iranische Einflüsse modifizierten althebräischen Glauben erwuchs die jüdische Weltanschauung, wie sie zur Zeit Jesu und seiner Jünger in Palästina die herrschende war. Nach einer Darstellung derselben wird die Frage aufzuwerfen sein, worin das Wesentliche der Lehre Jesu zu erkennen ist, welches unter dem Reichtum der von

ihm ausgestreuten Samenkörner das Senfkorn ist, aus welchem der Baum des Christentums erwuchs. Das Zurückgehen von der Wiedergeburtlehre als dem eigentlich zentralen Dogma des Christentums auf diejenigen Gedanken Jesu, deren Fortbildung zu diesem Dogma geführt hat, wird uns bei Untersuchung dieser Frage in methodisch sicherer Weise leiten.

Eine Fortbildung der Lehre Jesu ist die des Apostels Paulus, und eine universelle Zusammenfassung beider und Verschmelzung mit hebräischen, iranischen und griechischen Gedanken liegt in dem vierten Evangelium vor, dieser gereiftesten und vollendetsten, wenn auch als Geschichtsquelle in keiner Weise verwendbaren Urkunde des biblischen Christentums.

Das seltsame Schauspiel einer allmählichen Verschmelzung zweier von Grund aus verschiedener Weltanschauungen, der biblischen und der griechischen, vollzieht sich, nach einem Vorspiele in der jüdisch-alexandrinischen Philosophie, während der patristischen Zeit in zwei deutlich unterschiedenen Perioden, deren erste, bis zum Konzil von Nicäa 325 p. C. reichend, nach vielen Kämpfen eine definitive Feststellung der Grunddogmen, und deren zweite bis 800 p. C. die Verwebung dieser Grunddogmen zu einem Lehrsystem der Dogmatik als Ergebnis hat.

Auf die Patristik folgt die Scholastik, um 800 p. C. beginnend und in ihren letzten Ausläufern bis zum definitiven Sturze des Aristoteles um das Jahr 1600 reichend. Ihr Hauptbestreben war es, die christliche Dogmatik mit der griechischen Philosophie in der Weise zu verknüpfen, dafs die Grundlehren des Christentums auf die wohlvorbereitete Fläche der griechischen Philosophie projiziert und dadurch zu einer Religionsphilosophie fortgebildet wurden. Das Hauptstreben der mittelalterlichen Denker, Religion und Philosophie, Glauben und Wissen endgültig zu versöhnen, gelang, soweit es überhaupt gelingen konnte, erst nach vielen vergeblichen Bemühungen. In der ersten Hälfte der scholastischen Zeit, von 800 bis 1200, traten mancherlei Versuche auf, den christlichen Gedanken mittels des neuplatonischen Emanationsschemas genetisch zu begreifen, aber immer wieder scheitern diese Versuche an dem

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Widerspruch der Kirche, bis man endlich nach 1200 p. C. in den auf Umwegen zur Kenntnis der Scholastiker gelangten Schriften des Aristoteles die geeignete Grundlage fand, nicht etwa die Hauptlehren des Christentums, Trinität und Inkarnation, philosophisch zu deduzieren, wozu Aristoteles gar keine Handhabe bot, als vielmehr diese Grunddogmen als die Mysterien des Christentums unangetastet stehen zu lassen und sie in einen aus der Metaphysik, Psychologie und Ethik des Aristoteles entnommenen Rahmen einzuspannen. So entstanden die in ihrer Art imposanten Lehrsysteme eines Albertus Magnus und Thomas von Aquino und ihre poetische Verklärung in der Divina Commedia des Dante Alighieri. Aber kaum war erreicht, was so viele Jahrhunderte ersehnt und angestrebt hatten, eine Versöhnung der Anforderungen des religiösen Gemütes mit denen der Vernunft, als auch schon, weil eben diese Versöhnung eine künstliche und nur scheinbare war, unverkennbare Symptome des Verfalls nach verschiedenen Richtungen hin sich einstellten. Als solche sind die Willenslehre des Duns Scotus, die Mystik des Meister Eckhart und die Erneuerung des Nominalismus durch William von Occam zu bezeichnen, Erscheinungen, welche Hand in Hand mit der Wiedergeburt des klassischen Altertums in der Zeit der Renaissance und der Reinigung des mittelalterlichen Christentums durch die Reformation zum endgültigen Zusammenbruch der Scholastik führten.

Hiernach wird unsere Darstellung folgende Perioden zu durchlaufen haben:

I. Die Entstehung des christlichen Gedankens von seinem ersten Aufkeimen in Ägypten, Babylonien, Palästina und Persien bis zu seiner Vollendung im Neuen Testament.

1. Das alte Ägypten.

2. Die semitischen Völker.
3. Babylonien und Assyrien.
4. Der alte Hebraismus.

5. Der Parsismus.

6. Das Judentum.

7. Der historische Jesus.

8. Der paulinische Christus.

9. Der Logos des vierten Evangeliums.

II. Die abendländische Philosophie unter der Herrschaft des Christentums.

1. Erste Periode: Die Patristik.

A. Feststellung der Grunddogmen bis 325 p. C.
B. Ausbau der Dogmatik bis 800 p. C.

2. Zweite Periode: Die Scholastik.

A. Christentum und Neuplatonismus (8001200).

B. Christentum und Aristoteles; Renaissance und Reformation (1200—1600).

Erster Hauptteil:

Die Entstehung des christlichen Gedankens von seinem ersten Aufkeimen in Ägypten, Babylonien, Palästina und Persien bis zu seiner Vollendung im Neuen Testament.

I. Das alte Ägypten.

1. Land und Leute.

Ein Blick auf die östliche Halbkugel unseres Planeten zeigt, wie sich durch das nördliche Afrika und zentrale Asien gerade da, wo die Sonne ununterbrochen ihre reichste Fülle von Licht und Wärme auf die Erde ergiefst, ein breiter Länderstrich hinzieht, welcher von der Natur dazu verurteilt zu sein scheint, für immer eine unfruchtbare Wüste zu bleiben. Anfangend von Senegambien im nordwestlichen Afrika, zieht sich dieser mächtige Wüstengürtel durch die Sahara, durch Ägypten hin, setzt sich durch Arabien, Persien und einen Teil Indiens fort, um in China und der Mongolei in jenem weitausgedehnten Steppen- und Wüstenlande seinen Abschlufs zu finden, welches die Mongolen Ghobi, die Chinesen Scha-mo, d. h.,,Sandmeer", nennen. Der Grund, warum so weitausgedehnte Länderstrecken der menschlichen Kultur und Nutzbarkeit entzogen bleiben, liegt darin, dass es in diesen Regionen selten oder nie regnet. Es beruht dies, wie schon Alexander von Humboldt in seinen ,,Ansichten der Natur" auseinandersetzt, auf einer Art wechselseitiger Wirkung, sofern die

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