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Siebenter Brief.

Der Streit der Priesterschaft mit den Gewissen und die jüngsten Verfolgungen.

Charlottenberg, am 29. Juni 1855,

am Peters- und Paulstage.

Die kirchliche Feier des Jubelfestes in Mainz, mein verehrter Freund, ist bereits seit mehr als einer Woche beschlossen, soviel wir haben vernehmen können, ohne eine besonders merkbare Theilnahme der Bevölkerungen. Wir aber wollen die festliche Betrachtung fortseßen, welche wir mit der Weihe jener ernsten Bußpredigt des Täufers an seinem Gedenktage begonnen haben. Erheben wir uns an dem heutigen feierlichen Gedenktage der beiden großen Apostel zu apostolischem Lichte. Von der Höhe der biblischen Kunde über die Lehre und das Wirken der beiden Apostelfürsten wollen wir frei und freudig auf den ursprünglichen Gegenstand unserer Betrachtung und auf jenes Zeitalter des völlig gegliederten Kirchenthums des achten Jahrhunderts zurückschauen und dann an unser ernstes Tagewerk gehen und auf den Jammer der Gegenwart blicken.

So lassen Sie uns denn zuvörderst Weihe und apostolische Begeisterung schöpfen für diese weltgeschichtliche Betrachtung aus dem Mittelpunkte des urchristlichen Bewußtseins der beiden großen Apostel des Herrn.

Indem ich mir nun das Bild jener beiden gesegneten Verkündiger des Evangeliums unserer Aufgabe gegenüber vergegenwärtige, sehe ich Männer des Geistes, von reinster Menschenliebe getrieben, die verfolgt wurden bis zum Tode, und nicht verfolgten, die nicht einmal ihre Feinde schalten und verfluchten. Ich sehe vor mir Apostel und Jünger, die ihren eigenen nicht geringen Widerstreit bei der ersten Bildung der Gemeinden und dann die Gegensäße ihrer Parteien siegreich durch Liebe und Geduld überwanden. In den Worten des Geistes und der Liebe, welche sie uns zurückließen, werden wir auch gewiß die beste Lösung für unsere Aufgabe finden. Ja ihre Aussprüche wollen wir zum Leitsterne mitnehmen auf den Weg ernster und zum Theile schmerzlicher Besprechung!

Das erste Wort des Petrus sei denn dieses: ,,Reichet dar in eurem Glauben Tu gend, und in der Tugend Bescheidenheit, und in der Bescheidenheit Mäßigkeit,

und in der Mäßigkeit Geduld, und in der Geduld Gottseligkeit, und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe, und in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe.“ (2. Petri 1, 5-7.)

I,

Das zweite sei das Wort, wodurch der Apostel den großen Ausspruch des alten Bundes auf das Volk Gottes und auf alle Christen anwendet:

Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk, das Volk des Heiligthums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden Deß, der euch berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Lichte." (1. Petri II, 9.)

Von Paulus aber genügt uns das Eine Wort (2. Kor. III, 17):

Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit."

Solcher Weihe und solcher Leitsterne bedürfen wir allerdings bei der dornigen Betrachtung, zu der wir uns rüsten müssen. Denn es gilt, das Ungöttliche und Unsittliche der religiösen Verfolgung aufzuzeigen, seine jezt wieder frisch auftauchenden Greuel zu enthüllen und uns auf einen Punkt

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