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LIEDER UND SPRÜCHE

DER

MINNESINGER.

MIT EINER

GRAMMATISCHEN EINLEITUNG UND SPRACHLICHEN

ANMERKUNGEN

VON

BERNHARD HÜPPE,

OBERLEHRER A M GYMNASIUM ZU COESFELD.

EIN ANHANG

ENTHALT

TAULER'S LIEDER.

MÜNSTER,

DRUCK UND VERLAG VON FRIEDR. REGENSBERG.

1 8 4 4.

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Vorwort.

Die reiche und gebildete poesie unserer vorfahren zur zeit des hohenstaufischen kaiserhauses ist uns in den letzten jahrzehnden durch eifrige forschungen und kritisch berichtigte ausgaben wieder zugänglich und verständlich geworden; wir lesen jetzt gedichte aus dieser zeit, deren namen man früher kaum kannte, die Nibelungen, die Gudrun, den Parcival, den Tristan, die lieder Walther's von der Vogelweide und andere, und staunen, noch von allerlei vorurtheilen gegen unsere vergangenheit eingenommen, nicht wenig über die zartheit und feinheit, über die einfachheit und natürlichkeit dieser poesien und wundern uns über den reichthum, über die anmut und lieblichkeit, über die klarheit und durchsichtigkeit unserer früheren sprache. Es schwinden nach und nach, je mehr wir uns mit diesen frühern erzeugnissen unserer voreltern vertraut machen, die vorurtheile, mit welchen wir anfangs an die lectüre derselben giengen und mit welchen wir das verschrieene mittelalter vorher zu betrachten gewohnt waren; wir lafsen dann dieser zeit gerechtigkeit widerfahren und bekennen mit Raumer,,, dafs eine zeit, die so grofses erzeugen konnte, überhaupt eine reiche und grofse gewesen sei." 1) Schon darum also, dafs wir unsere eigene vorzeit nicht verkennen, dafs wir das geistige leben und wirken unserer väter richtiger verstehen und würdi

1) Geschichte der Hohenstaufen. VI, 315.

gen, dafs wir das beseelte, frohe leben des mittelalters, welches uns in hundert sinnigen und rührenden schilderungen entgegentritt 2), auffafsen und begreifen, ist eine allgemeinere kenntnis der vorzüglicheren dichtungen der damaligen zeit sehr zu wünschen. Aus diesem grunde und wegen ihrer inneren vortrefflichkeit sind schon mehrere derselben in unsere jetzige sprachform übersetzt und dadurch allgemeiner bekannt geworden, z. b. die Nibelungen, der Parcival, die lieder Walther's von der Vogelweide, die wir in den ausgezeichneten übersetzungen von C. Simrock lesen, und gewis haben sich diese gedichte und lieder viele freunde gewonnen. Können wir demnach für unsere frühere literatur jetzt ein lebendigeres interesse voraussetzen, so laefst sich auch nicht ohne grund annehmen, dafs viele freunde des älteren deutschen gesanges die poesien unserer väter gern in der ursprache lesen möchten, ein wunsch, der nur zu leicht wegen der schwierigkeiten, welche sich dem leichten verständnisse entgegenstellen, unerfüllt bleiben mufs. Solchen möchte ich nun in der vorliegenden auswahl von liedern und sprüchen der minnesinger die mühe erleichtern und sie auf einem weniger ermüdenden wege in das verständnis der mittelhochdeutschen dichter einführen. Daher habe ich die sprachlichen anmerkungen gleich unter den text gesetzt, damit der leser das nöthige gleich zur hand hätte, und mit absicht wörter und constructionen u. s. w. nochmals kurz erklaert, wenn sie auch schon früher besprochen waren; dem noch nicht fertigen leser werden solche wiederholungun, hoffe ich, nicht unwillkommen sein, der kundige wird sie ja überschlagen können. Aus demselben grunde habe ich eine mhd. laut und flexionslehre in wenigen §§. und das wichtigste aus der mhd. verslehre vorangeschickt, um dem leser das verständnis und das

2) J. Grimm, deutsche rechtsalterthümer XV.

richtige lesen zu erleichtern. Dafs ich in allen diesen punkten die werke von J. Grimm, Lachmann, Benecke, Ziemann, Hahn u. a. benutzt habe, brauche ich nicht zu erwähnen, der kundige leser wird die belehrungen, welche ich von diesen männern genommen habe, auf jeder seite antreffen. Diefs wird mir aber wohl nicht zum vorwurfe gereichen, da wir ja den genannten männern auf diesem gebiete der literatur alles verdanken.

In der recension des textes bin ich den besten ausgaben gefolgt: bei Walther von der Vogelweide, bei Wolfram von Eschenbach und bei Ulrich von Lichtenstein den trefflichen ausgaben von Lachmann; bei den liedern des Nithart Benecke's beiträgen und bei Freidank W. Grimm's ausgabe; anderes habe ich nach der recension W. Wackernagel's in seinem ausgezeichneten altdeutschen lesebuche aufgenommen; die übrigen lieder, welche in den angeführten werken nicht enthalten sind, habe ich aus den ,, minnesingern" des herrn von der Hagen genommen, so wie ich auch meistens aus diesem werke die kurzen notizen über das leben der einzelnen dichter ausgezogen habe.

Bei der auswahl aus der grofsen masse der lyrischen gedichte leitete mich die absicht, nur solche stücke aufzunehmen, welche sowohl an sich poetischen werth haben, als auch die hauptrichtungen der sogenannten minnesinger bezeichnen. In wie fern ich dieses erreicht habe, mögen diejenigen, welche mit dieser literatur vertraut sind, beurtheilen. Erzählende gedichte, welche vielleicht der eine oder andere hier gewünscht hätte, habe ich aus doppeltem grunde ausgelassen: einerseits sollte diese sammlung keine sogenannte chrestomathie werden, an welche man den unterricht in der geschichte der deutschen literatur und sprache anschliefsen könnte, da ja das oben genannte werk von W. Wackernagel einem solchen zwecke vollkommen entspricht; anderseits hätte ich aus der epischen poesie nur bruchstücke liefern können, welche als solche doch selten befriedigen. Die grofsen epischen gedichte, die

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