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Lebensbilder

aus der

chriftlichen Kirchengeschichte.

Band II.

Berlin, 1870.

Verlag des Evangelischen Büchervereins.

Oranienstraße 106.

Für den Buchhandel

bei Wiegandt & Grieben in Berlin.

911

L442l

V.2

Vorwort.

Wegen der Wahl der Lebensbilder aus der christlichen Kirchengeschichte, deren zweiter Band nun vollendet vorliegt, muß ein Wort der Rechenschaft demselben vorangeschickt werden. Es verstand sich von selbst, daß nur hervorragende Persönlichkeiten ins Auge gefaßt werden durften, deren Zahl sich nach den verschiedenen Zeiträumen in der Weise richtete, daß aus dem Mittelalter mehr genommen wurden als aus den ersten acht Jahrhunderten, und wiederum aus den lezten drei eine größere Schaar als aus denen zwischen Karl dem Großen und Martin Luther. Ferner wiesen die einzelnen Wendepunkte, Richtungen und Kräfte den Weg, wie sie zu den verschiedenen Zeiten gegeben wurden und jezt vorliegen. Sie zeigten diejenigen, welche als Vertreter und Träger der großen Gedanken dessen, der die ganze Welt und die Kirche im besonderen regiert, eine Darstellung erheischten. Hierbei ist allerdings die wohlthuende Seite herausgekehrt worden; das Dunkel und die Mißbildung ward nur nebenbei besprochen. In einem Deutschen Buche dieser Art mußte sich aber endlich auch der Zug geltend machen, daß ohne gänzliche Vernachlässigung der andern Kirchengemeinschaften dennoch vornehmlich ausgezeichnete Glieder der Kirche Deutschlands mit Vorliebe geschildert wurden, ins

besondere diejenigen, an deren Schriften wir uns noch immer erbauen.

Es liegt auf der Hand, wie nach solchen Grundsäßen die Zahl der zu wählenden Personen von andern anders bestimmt werden könnte, und ist sich dessen der Evangelische Bücherverein sehr wohl bewußt, daß verschiedene Wünsche in Bezug auf Ergänzung werden laut werden. Auch verschließt er sich der Einsicht nicht, daß es nur zum Vortheil des Werkes ausschlagen würde, wenn eine Vervollständigung statthätte. Demgemäß bittet er die Leser, mit dem, was sie vermissen, nicht zurückzuhalten, damit bei einer neuen Auflage erwogen werden könne, welche Zusäße noch zu machen wären.

Der HErr der Kirche aber, welcher sich dem Gange feines Reiches ebenso wie in dem Leben jedes seiner Jünger verherrlicht, lasse auch diese Darlegung seiner Wege an vielen Herzen gesegnet sein!

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Martin Luther.

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In der Nacht vor dem 31. Oktober 1517 hatte Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, auf seinem Schlosse zu Schweinig einen Traum, den er selbst also beschreibt: „Nach Mitternacht träumte mir, wie der allmächtige Gott einen Mönch zu mir schickte, der hatte zu Gefährten alle liebe Heiligen, die sollten dem Mönch ein Zeugniß geben, daß er ein wahrhaftiger Gesandter Gottes sei, und Gott ließ mir gebieten, ich sollte dem Mönch gestatten, daß er mir etwas an meine Schloßkapelle schreiben dürfe, es würde mich nicht gereuen. Ich ließ ihm nun sagen, er möchte schreiben, was ihm geboten wäre. Darauf fieng der Mönch an zu schreiben und machte so grobe Schrift, daß ich sie hier zu Schweinig acht Stunden von Wittenberg erkennen konnte. Er führte auch eine so lange Feder, daß ihr oberes Ende bis gen Rom reichte und einem Löwen, der zu Rom lag, in ein Ohr stach, auch die päpstliche dreifache Krone erschütterte, daß sie anfieng zu wackeln und herunterfallen wollte. Darüber brüllte der Löwe so greulich, daß alles herbeilief, um zu erfahren, was geschehen wäre, und der Papst begehrte, ich sollte dem Mönch wehren, weil er sich in meinem Lande aufhalte. Wir bemühten uns nun sehr, dieses Mönches Feder zu brechen; aber je mehr wir uns bemühten, desto mehr starrte und knarrte sie, wie wenn sie von Eisen wäre, also daß es mir in den Ohren wehe that und durchs Herz gieng. Endlich wurden wir müde und ließen ab, weil wir befürchteten, der Mönch könne mehr als Brot essen; doch ließ ich ihn fragen, wie er zu dieser festen Feder gekommen sei. Er ließ mir sagen, sie komme von einer hundertjährigen böhmischen Gans, daß sie aber so fest wäre, käme daher, daß

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