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Wirkung da, und freier Uebergang von Seele zu Welt, von Welt zu Seele. Fragt sich nun, wie wird er wirken?

§. 8.

Die Seele außer Verbindung mit dem Körper.

Wir können keinen Begriff seßen, ohne einen vorhergehenden Willen, ihn zu machen; keinen Willen, ohne die Erfahrung unsers durch diese Handlung verbesserten Zustandes, ohne Empfindung. Keine Empfindung ohne vorhergehende Idee (denn wir schlossen ja zugleich mit dem Körper auch die körperlichen Empfindungen aus), also keine Idee ohne Idee.

Nun betrachte man das Kind, das hieße nach der Vors aussetzung einen Geist, der die Fähigkeit Ideen zu formiren in sich begreift, aber diese Fähigkeit jezt zum ersten Mal in Uebung bringen soll. Was wird ihn zum Denken bestimmen, wenn es nicht die daraus entspringende angenehme Empfindung ist, was Tann ihm die Erfahrung dieser angenehmen Empfindung verschafft haben? Wir sahen ja eben, daß dieß wieder nichts als Denken seyn konnte, und er soll nun zum ersten Mal denken. Ferner, was kann ihn zur Betrachtung der Welt einladen? nichts Anderes als die Erfahrung ihrer Vollkommenheit, insofern sie seinen Trieb zur Activität befriedigt und diese Befriedigung ihm Vergnügen gewähret; was kann ihn zu Uebung seiner Kräfte determiniren? nichts als die Erfahrung ihres Daseyns, aber alle diese Erfahrungen soll er ja zum ersten Mal machen. Er müßte also von Ewigkeit her thätig gewesen seyn, und dieses ist wider den angenommenen Fall, oder er wird ewig niemals in Thätigkeit kommen, gleichwie die Maschine ohne den Stoß von außen träg und ruhig bleibt.

S. 9.

In Verbindung.

Jezt sehe man zu dem Geiste das Thier. Man verflechte diese beiden Naturen so innig, als sie wirklich verflochten sind, und lasse ein unbekanntes Etwas, aus der Oekonomie des thierischen Leibes geboren, die Empfindungskraft anfallen, man verseße die Seele in den Zustand des physischen Schmerzens. Das war der erste Stoß, der erste Lichtstrahl in die Schlummernacht der Kräfte, tönender Goldklang auf die Laute der Natur. Jezt ist Empfindung da, und Empfin dung war es ja auch nur allein, was wir vorhin vermißten. Diese Art von Empfindung scheint mit Absicht dazu gemacht zu seyn, alle jene Schwierigkeiten zu heben. Dort konnten wir keine herausbringen, weil wir keine Idee voraussehen durften; hier vertritt die Modification in dem körperlichen Werkzeug die Stelle der Ideen, und so hilft thierische Empfin= dung das innere Uhrwerk des Geistes, wenn ich so sagen darf, in den Gang bringen. Der Uebergang von Schmerz zu Abschen ist Grundgeseß der Seele. Der Wille ist thätig, und die Thätigkeit einer einzigen Kraft ist hinlänglich, alle übrigen in Wirkung zu sehen. Die nachfolgenden Operationen entwickeln sich von selbst und gehören auch nicht in dieses Capitel.

§. 10.

Aus der Geschichte des Individnums.

Nun verfolge man das Seelenwachsthum des einzelnen Menschen in Beziehung auf den zu erweisenden Sah, und gebe Acht, wie sich alle seine Geistesfähigkeiten aus sinulichen Trieben entwickeln.

a. Das Kind. Noch ganz Thier, oder besser: mehr oder auch weniger als Thier; menschliches Thier. (Denn dasjenige Wesen, das einmal Mensch heißen sollte, darf niemalen nur Thier gewesen seyn.) Elender als ein Thier, weil 1. es auch nicht einmal Instinct hat. Die Thiermutter darf ihr Junges eh verlassen, als die Mutter ihr Kind. Der Schmerz mag ihm wohl Geschrei auspressen, aber er wird es niemals auf die Quelle desselben aufmerksam machen. Die Milch mag ihm wohl Vergnügen gewähren, aber sie wird niemals von ihm gesucht werden. Es ist ganz leidend

,,Sein Denken steigt nur noch bis zum Empfinden,

"

Sein ganzes Kenntniß ist Schmerz, Hunger und die
Binden."

b. Der Knabe. Hier ist schon Reflerion, aber immer nur in Bezug auf Stillung_thierischer Triebe. „Er lernt,“ wie Garve sagt *,,,die Dinge anderer Menschen und seine ,,Handlungen gegen sie erstlich dadurch schäßen, weil sie ,,ihm (sinnliches) Vergnügen gewähren.“ Liebe zur Arbeit, Liebe zu den Eltern, zu Freunden, ja selbst Liebe zur Gottheit geht durch den Weg der Sinnlichkeit in seine Seele. Die allein ist die Sonne,“ wie Garve an einem andern Orte anmerkt **,,,die durch sich selbst leuchtet und ,,wärmet, alle übrigen Gegenstände sind dunkel und kalt; ,, aber sie können auch erleuchtet und erwärmt werden, ,,wenn sie mit ihr in eine solche Verbindung treten, daß ,,sie die Strahlen derselben bekommen können.“ Die Güter des Geistes erhalten beim Knaben nur durch Uebertragung

* Anmerkungen zu Fergusons Moralphilosophie. ** Ebendaselbst. S. 595.

Schillers sämmtl. Werke. X.

S. 319.

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einigen Werth, sie sind geistiges Mittel zu thierischem Zweck.

c. Jüngling und Mann. Oftmalige Wiederholung dieser Schlüsse macht sie nach und nach zur Fertigkeit, und Uebertragung will in dem Mittel selbst Schönheit gefunden haben. Er wird gerner darauf ver= weilen, ohne zu wissen warum? Er wird unvermerkt hingezogen werden, darüber zu denken. Jeßt können schon die Strahlen der geistigen Schönheit selbst seine offene Seele rühren; das Gefühl seiner Kraftäußerung ergößt ihn, und flößt ihm Neigung zu dem Gegenstand ein, der bisher nur Mittel war; der erste Zweck ist vergessen. Aufklärung und Ideenbereicherung decken ihm zuleßt die ganze Würde geistiger Vergnügungen auf das Mittel ist höchster Zweck worden.

Dieß lehrt mehr oder weniger die Individualgeschichte jedes Menschen, der nur einige Bildung hat, und einen bessern Weg konnte wohl die Weisheit nicht wählen, den Menschen zu führen; wird nicht auch jetzt noch der Pöbel gegängelt wie unser Knabe? Und hat uns nicht der Prophet aus Medina ein auffallend deutliches Beispiel zurückgelassen, wie man den rohen Sinn der Saracenen im Zügel halten sollte?

(Hierüber kann nichts Vortrefflicheres gesagt werden, als was Garve in seinen Anmerkungen zu dem Capitel über die natürlichen Triebe in Fergusons Moralphilosophie auf folgende Art entwickelt hat: „Der Trieb der Erhaltung und der Reiz „der sinnlichen Luft seht zuerst den Menschen wie das Thier in ,,Thätigkeit; er lernt die Dinge anderer Menschen und seine „Handlungen gegen sie erstlich dadurch schäßen, weil sie ihm ,,Vergnügen verschaffen. So wie sich die Anzahl der Dinge erweitert, deren Wirkungen er erfährt, so breiten sich seine

"

Begierden aus; so wie sich der Weg verlängert, auf welchem „er zu diesen Wirkungen gelangt, so werden seine Begierden ,,künstlicher. Hier ist die erste Gränzscheidung zwischen Mensch ,,und Thier, und hier findet sich selbst ein Unterschied zwischen „einer Thierart und der andern. Bei wenig Thieren folgt die „Handlung des Fressens unmittelbar auf die Begierde des Hun,,gers; die Hiße der Jagd oder der Fleiß des Sammelns geht ,,vorher. Aber bei keinem Thiere erfolgt die Befriedigung der ,,Begierde so spät auf die Anstalten, die es zu diesem Ende ,,macht, als bei dem Menschen; bei keinem wird die Bestrebung ,,des Thiers durch eine so lange Kette von Mitteln und Absichten fortgeführt, ehe sie bis an dieses leßte Glied gelangt. ,,Wie weit sind die Arbeiten des Handwerksmannes oder des ,,Ackerbauers, wenn sie gleich alle auf nichts weiter abzielen, „als ihm Brod oder ein Kleid zu verschaffen, doch von diesem „Ziele enfernt? Aber das ist noch nicht Alles. Wenn die Mittel der Erhaltung für den Menschen, durch Errichtung „der Gesellschaft, reichlicher werden; wenn er Ueberfluß für sich ,,findet, zu deffen Herbeischaffung er nicht seine ganze Zeit und ,,Kräfte braucht; wenn er zugleich durch die Mittheilung der „Ideen aufgeklärt wird: dann fängt er an, einen Endzweck seiner Handlung in sich selbst zu finden; dann bemerkt er, „daß, wenn er auch völlig satt, bekleidet, unter einem guten „Dach, mit allem Hausgeräthe versehen ist, doch noch für ihn „etwas zu thun übrig bleibe. Er geht noch einen Schritt ,,weiter; er wird gewahr, daß in diesen Handlungen selbst, ,,wodurch der Mensch sich Nahrung und Bequemlichkeit verschafft ,,hat, insofern sie aus gewissen Kräften eines Geistes entstehen, „insofern sie diese Kräfte üben, ein höheres Gut liege, als in ,,den äußern Endzwecken selbst, die durch sie erreicht werden. ,,Von diesem Augenblick an arbeitet er zwar in Gesellschaft mit

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