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legender, als der uns das Wertheste, das Liebste, das Edelste antastet oder vernichtet, und Niemand ist wohl årmer und beklagenswerther daran, als ein weiches Gemüth, das allem Göttlichen offen und zugewandt ist, aber für das Beste in sich kein Gehör, außer sich, keine Anerkennung und Liebe findet, sondern vielmehr von diesem allen das Gegentheil. Wer aber hat das mehr erfahren, wer diesen Theil menschlicher Leiden tiefer erschöpft, als unser Heiland in seiner Erniedrigung; wer hat den Undank und die Ungerechtigkeit, den Haß und Grimm der Welt stärker und bitterer gefühlt, als er, da er die Leiden der ganzen Welt in sich zusammenhåufte. Doch eben deshalb ist es auch sein Leiden nur, das wir in allen ähnlichen Fällen erfahren, das sich uns mittheilt, je mehr wir in der Heiligung wachsen und seinem heiligen Bilde ähnlich werden und dessen schwacher Abglanz und Wiederschein jeglicher Kummer und Schmerz ist, den wir, der Maria gleich, um unserer Treue willen im Guten erleiden müssen.

III.

Auf diese Weise nimmt also der Christ Theil an Christi Leiden, indem er durch jede Aufopferung aus Liebe und durch jedes Leiden um der Treue willen im Guten sich Christo ähnlich und gleichförmig macht: aber es wird ihm endlich auch noch eben dadurch beides erleichtert und versüßt.

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Peinlich und bitter, drückend und unerträglich kann und soll dem Christen nur eine Art seiner Leiden seyn, solche nämlich, die ihm aus seinen Verirrungen und Sünden entspringen: sie sind die natürlichen Strafen der Sünde, find in sich selbst durchaus ohne Trost und Vergebung, können auch nur durch immer tiefere Schmerzen, durch Reue und Buße und durch die Versenkung in das Meer der verzeihenden Gnade Gottes und durch den Glauben an das versöhnende und genugthuende Leiden Jesu Christi getilgt und gehoben werden. Von dieser Art Leiden, die aus dem Bösen in uns entspringen, sprechen wir dermalen nicht, sondern von jenen allein, die aus dem Guten in uns, die aus der reinen Liebe zu dem Erlöser, aus der Nachahmung seiner Gerechtigkeit und seiner Treue im Guten entspringen. Aus dieser heiligen Quelle floß der Maria Leiden in unserm Text; aus solcher heiligen Quelle floß Christi Leiden selbst; und jeder Schmerz, jeder Kummer und Gram dieses heiligen Ursprungs macht uns auch der Maria, macht uns auch unserem Heilande ähnlich, und wird uns eben dadurch erträglich gemacht und versüßt. Was sagt der Herr über die That der Maria, nachdem der treulose Jünger die treueste Seele mit dem giftigen Stachel der Bosheit, des-Hasses und Neides verwundet und tief ber kümmert hatte? Wie sie in sprachloser Liebe die Salbung des Herrn vollbracht und die schöne That

allein für sich reden lassen, so spricht sie auch jeht fein Wort zu ihrer Vertheidigung, sie stellet es aber dem heim, der da recht richtet und auch die geheimsten Absichten und Bewegungen der Seelen durchschaut. Da nun Jesus dieß merkte, heißt es in unserm Text, sprach er: Was bekümmert ihr dieß Weib, sie hat ein gutes Werk an mir gethan. O! welch ein Trost, welch eine Erquickung, welche Seligkeit floß in diesen Worten des Herrn der verkannten, gekränkten, weinenden Seele zu; was war der Kummer, die herbe Beleidigung, die sie erlitten, gegen diese erhabene Rechtfertigung; was war das vorübergehende Leiden, das sie ausgestanden, gegen den Schuß, den er ihr gewährte, und gegen diese Vertheidigung, die er an ihrer Statt selbst übernahm. Gerechtfertigt und begnadigt durch die Liebe des Herrn, verklårt durch den Wiederschein seiner Leiden, eine Heilige, stehet sie da, dem Himmel nåher, als dieser groben Erde, geschmückt mit der Strahlenkrone des Martyrerthums, und es erfüllt sich an ihr der Spruch des heiligen Petrus: und ob ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seyd ihr felig. Woher diese Seligkeit mitten im Schmerz des Gerechten? Daher, weil es das vorwurfsfreie, heilige Leiden Christi selber ist, dessen der Christ gewürdiget, dessen er theilhaftig geworden, daher, weil es sein heiliger Geist ist, den die Welt in uns betrübt und der aus seiner unendlichen Fülle alle

Schmerzen vergütet und uns vertritt mit unaussprechlichen Seufzern. Denn also spricht derselbe Apostel Petrus: selig seyd ihr, wenn ihr geschmähet werdet über dem Namen Christi: denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf euch. Bei ihnen ist er verlåstert, aber bei euch ist er gepreiset. Freuet euch also, daß ihr mit Christo leidet, auf daß ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget.

Fünfte Betrachtung.

In der vorigen Passionsbetrachtung haben wir vornemlich an dem schönen Beispiel der Maria, die den Herrn salbet, erwogen, wie sich das Leiden Christi abspiegelt im Leiden eines jeden Gerechten, welch einen geheimnißvollen Zusammenhang das eine hat mit dem andern, und wie vom Leiden Christi eben darum des Erlösenden und Tröstenden so viel ausgehet, daß wir wissen, sein Leiden sey das unsrige, unser Leiden sey auch das seinige. Allein ganz mit demselben Rechte können wir nun auch sa= gen, durchaus einzig in seiner Art sey das Leiden und Sterben Jesu Christi, und nichts anderes oder ähnliches sey in der That und Wahrheit damit zu vergleichen: denn obwohl wir nur aus dem Aehnlichen in uns, aus dem, was immer und überall mehr oder weniger geschehen, das unaussprechlich große Leiden unsers Erlösers recht verstehen können, so müssen wir es doch zugleich sowohl in Ansehung der Größe, zu der es stieg, als auch der Person, an der wir es finden, wie auch in Ansehung der unend

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