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zu erwågen, das er noch immer, noch jezt in allen seinen treuen Bekennern um der Wahrheit, um der Liebe willen auszustehen hat, und nach der Ursach dieser Leiden zu forschen, und ihn zu fragen: Herr, bin ichs? Wie nöthig ist es, ihn zu sehen und zu erkennen, ihn zu lieben und theuer und werth zu halten in allen Gerechten und Frommen, die nicht fich leben, sondern Christus lebet in ihnen, wie der Apostel sagt, damit wir uns hüten lernen, thn zu beleidigen und zu verlehen in ihnen, und so zur endlosen Dauer seiner Leiden auf Erden beizutragen.

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Die andere Lehre, die uns die Betrachtung des unaufhörlichen Leidens Christi ans Herz legt, ist, daß jeder Versündigung solcher Art ein unausbleibliches Weh folgt.

Des Menschen Sohn, sagt der Herr in unserm Tert, gehet zwar dahin, wie von ihm geschrieben stehet: doch wehe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verrathen wird. Es wäre ihm

beffer, derselbige Mensch wåre nie geboren. Das Schicksal des Jüngers, der den Herrn verrieth, ist uns allen bekannt; was der Herr hier von ihm sagt, nicht werth sey ein solcher zu leben, das erfüllete er in der äußersten Verzweiflung bald nachher an sich selbst, indem auch er sich des Lebens nicht werth hielt, und es sich selber nahm. Diese That war nur der äußerste Punkt jener Qualen, denen er seit seiner unseligen That preis gegeben war,

und wie kein anderer Mensch in seinen Vergehungen dem Judas gleichen kann, so soll auch keiner in seiner Verzweiflung ihm ähnlich werden; wie aber jede Verfündigung an dem Erlöser, jede Verlegung der Wahrheit und Liebe, jede Kränkung eines Ge rechten und Unschuldigen etwas von seiner That an fich hat, so folgt ihr auch mehr oder weniger von dem Weh, welches der Herr in unserm Text dars über ausspricht und welches dem Judas nur im àu.! ßersten Maaße zu Theil ward. Und wenn ein Leiden seyn muß, und das Leben in dieser Welt ohne Leiden nicht seyn kann, sey es, daß wir sie empfangen auf dem Wege der Natur oder durch an dere Menscheno! wie viel erträglicher, schöner und heiliger ist ein Leiden ohne Schuld, ein Leiden um Christi willen, ein Leiden um der Wahrheit, um der Liebe, um der Treue in unserm Beruf, um der Standhaftigkeit willen in heiligen Vorsägen, wie viel schöner, mit Christo zu leiden im Bewußtfeyn der Unschuld und Liebe, als auf der Seite der Feinde Christi zu stehen, und da zu leiden und zu büßen um unserer Missethat willen, und jedes Leis den als das gerechte Gericht Gottes und unseres Gewissens über uns ergehen zu lassen, und als Strafe tragen zu müssen für begangene Sünden. So möge denn auch diese Betrachtung des herben und unendlichen Leidens Christi uns dazu dienen, daß wir die schwere Bedeutung jeder Sünde, jeder

Verlegung der Wahrheit und Liebe erkennen und einsehen, wie wir damit zugleich den Feinden Christi uns beigesellen, und seine Leiden, die er um unserer Sünde willen getragen, durch neue Sünden vermehren, und uns ein unendliches Weh dadurch zuziehen. Möge das Beispiel des leidenden und sterbenden Erlösers uns dieses besonders lehren, wie viel schöner es ist, Unrecht zu leiden, als zu thun, sich auch in seinen Leiden der Gnade und Liebe Gottes getrösten und versichert halten zu können, und mögen wir dadurch immer bereitwilliger werden, auch die Schmach des Erlösers zu theilen, und wie in unserm Thun, so auch in unseren Leiden ihm ähnlich zu werden.

Achte Betrachtung.

Das as immerwährende Leiden Christi war es, wel ches wir in der diesjährigen Fastenzeit unter Gottes Beistand zu betrachten uns vorgenommen hatten, und welches wir schon in unserer vorigen Betrachtung soweit erkannten, daß wir einsahen, wie das überhaupt gedenklich und möglich, wie es zu allen Zeiten geschehen sey, daß sich das Leiden Christi erneuert, wie jede Verlegung der Wahrheit, jede Kränkung der Liebe eine Verfündigung sey an Christo, darin sich sein Leiden fortseht; auch wurden wir noch darauf hingewiesen, wie die Jünger des Herrn nach seiner Erklärung: einer unter euch wird mich verrathen, durch ihre Frage: Herr bin ich's, bekannten, daß dieses einem jeden von ihnen möglich gewesen, daß aber der wirkliche Verrath Christi, wozu unter den Jüngern Judas allein herabsank, ein endloses Weh nach sich ziehe. Hiemit erkannten wir denn vorzüglich, was von Seiten der Welt, was von Allen, die Christo nicht angehören, geschieht, sein Leiden auf Erden endlos zu machen,

wie es keiner Zeit fehlt an Solchen, welche den Feinden des Herrn sich zugesellen und ihn peinigen und verfolgen, und wie er von jenen ohne Unterlaß in allen seinen wahren Bekennern gekränkt, geschmäht und gekreuziget wird.

Für heute kommt nun dieß immerwährende Leiden Christi von einer andern Seite in Erwägung, nämlich in Ansehung der Jünger des Herrn, denen es unvermeidlicher Weise sich mittheilt, die sich mit Christo aufopfern und die er zu seinen Kreuztrågern macht. Sie sind von der Welt, von Judas insonderheit, wesentlich verschieden; sie können nie mit Wissen und Willen, absichtlich und boshaft, wie jener, sich an ihrem Herrn und Meister versündigen und zu seinem Leiden auf Erden beitragen; sie find es vielmehr, in denen Christus noch immer in Knechtsgestalt wandelt, in denen er immerdar sein eigenes Leiden fortseßt, die um der Wahrheit, um der Liebe willen viel in der Welt zu erdulden haben, die aber auch um keines Leidens willen von ihrem Herrn und Erlöser abfallen und die vielmehr nur mit seiner Kraft, seiner Geduld, feiner Ergebung in den göttlichen Willen alle Leiden des Lebens tragen und dulden. Auch dieses ist uns in der Geschichte der Leiden des Herrn durch das Verhalten seiner ersten und treuesten Jünger vorgestellt, und an die Geschichte desselben lasset uns denn auch jezt den Verfolg unserer Betrachtung anknüpfen.

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