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Vorrede.

Ein inneres Motiv, eine Darstellung des Lebens Jesu zu schreiben, trug ich schon seit Jahren mit mir herum; meiner jeßigen amtlichen Stellung aber verdanke ich die Gelegenheit und Muße, den bezeichneten Gedanken zu verwirklichen. Ich finde es nöthig, dieß von vorne herein zu bemerken, um falsche Combinationen zu verhindern, namentlich solche, welche das Polemische meines Werkes lieber aus einer äußeren Beziehung, als aus einem inneren Beruf erklären möchten.

Daß die Werke über das Leben Jesu in so großer Menge erscheinen, in einem Zuge, der kein Ende zu nehmen scheint, hat mich an meiner Aufgabe nicht irre machen können. Die Gewißheit, zur Förderung der Erkenntniß eines so großen Gegenstandes, wenn auch im Kleinen, mit berufen zu sein, hat ein gutes Gewissen zum Geleit, und verbietet falsch conventionelle Entschuldigungen. Ich will nur wegen mangelhafter Vollziehung eines anvertrauten Werkes um Entschuldigung bitten. Ueberhaupt aber scheint es mir, man sollte sich über die Erscheinung so vieler Werke über das Leben Jesu nicht sobald beunruhigen. Die Thatsache, daß die evangelische Geschichte, der Ruhm und Stolz der Christenheit, in der neuesten Zeit mitten in der Sphäre der amtlichen Theologie geradezu und wiederholt infultirt worden ist, ja daß sich eine Schule dieser insultatorischen Theologie für die Behandlung der Evangelien hat bilden wollen, ruft jene Erscheinung nothwendig hervor. Die vielen „Leben Jesu” der besseren Art stellen eine neue theologische Tempelweihe dar, welche hoffentlich noch so bald nicht beendigt ist. Daß aber an eine Tempelweihe sich der Jahrmarkt anschließt, ist ein altes Herkommen, welches man gelten läßt. Man wird sich also auch darein finden müssen, wenn sich an diese Tempel

weihe der Theologie der evangelischen Geschichte der bunte Markt einer Menge nach äußeren Motiven bestellter oder fabrizirter Werke über das Leben Jesu anhängt.

Die Aufgabe, nach welcher das mit dem vorliegenden Bande begonnene Werk ausgearbeitet wird, bezieht sich auf die Grundlage, auf den einheitlichen Grundzug, und auf die Entfaltung der evangelischen Geschichte, also auf die Wurzel, den Stamm und die Krone derselben.

Was die Grundlage der evangelischen Geschichte anlangt, so ist in dem vorliegenden Bande der Versuch gemacht worden, dieselbe namentlich in zwei wesentlichen Beziehungen dieser Geschichte klar darzustellen, in ihrer Beziehung einerseits zur allgemeinen Idee und ihrer vielgestaltigen Erscheinung; andrerseits zur Kritik.

In dem zweiten Bande wird eine einheitliche Darstellung der Geschichte des Lebens Jesu folgen. Hier wird hoffentlich das Gefüge, in welchem sich die vier Evangelien zu einer pragmatischen Geschichte zusammenschließen, in seinen Hauptpunkten bestimmt hervortreten.

Für den dritten und legten Band schwebt dem Verf. die Aufgabe vor, das Leben Jesu nach der Entfaltung seines unendlichen Reichthums, wie sie in den eigenthümlichen Auffassungen der vier Evangelien gegeben ist, in seinen großen Grundzügen zu skizziren. Durch diese Arbeit muß die vielfach noch vorwaltende Voraussetzung, als werde die wesentliche evangelische Geschichte durch die vierfache Gestalt ihrer Darstellung schwer gedrückt, und zu einer verkümmerten einheitlichen Geschichte, entschieden bekämpft werden. Dem Vorurtheil, die Viere feien der Mangel der evangelischen Einheit, muß der Nachweis entgegentreten, daß sie den Reichthum dieser Einheit darstellen. Wenn der Herr Gesundheit und Kräfte verleiht, so wird die Ausführung der Arbeit nicht stocken.

Das Verhältniß der evangelischen Geschichte zu derjenigen Kritik, welche dieselbe antagonistisch bestreitet, ist in gemüthlicher Weise und kirchlich bereits entschieden. Es ist aber die Aufgabe der Theologie, dasselbe auch wissenschaftlich ins Reine zu bringen, und gerne möchte der Verf. dazu einen Beitrag geliefert

haben. Ich muß hier noch einmal darauf aufmerksam machen, daß man nicht scharf genug zwischen der Kritik nach ihrer christlichen Idee, und zwischen dem antichristlichen Unfug, der sich gegenwärtig Kritik nennt, unterscheiden kann. Das Christenthum ist als absolute, als tiefste Grundehrlichkeit, und als Geistesklarheit und Frische von derselben unendlichen Tiefe mit der wahren Kritik identisch. Möge man also nie der reinen, freien Prüfung der Evangelien, so wie der heiligen Schrift überhaupt anrechnen, was die Scheinkritik verschuldet. Auch die gewisseften Thatsachen des Glaubens werden erst in dem Maße völlig unser Eigenthum, als sie auch der schärfste, umsichtigste und geübteste Verstand des Geistes mit Freiheit anerkannt, ja sich angeeignet hat. Wenn der Mensch ganz selig werden soll, so muß auch sein Verstand nach seinem Bedürfniß vollkommen befriedigt werden.

Dieses reine Interesse hat mit jener höchst interessirten Dialektik, welche sich ihm jezt als die Kritik" aufdrängen will, jedenfalls weniger zu schaffen, als Wilhelm Tell mit dem Johannes Paricida. Das Interesse nämlich, welches „die Kritik” dieser Art beseelt, ist im Ganzen dieses: die Idealität und die Wirklichkeit möglichst weit auseinander zu halten. So hat sich der Canon gebildet, wenn ein Bericht in den Evangelien das Licht der Idee durchscheinen lasse, wenn er symbolischen Glanz verrathe, so sei seiner historischen Natur zu mißtrauen. Dieser enorme Irrthum negirt in seiner Consequenz das Christenthum selber. Denn was ist das Christenthum anders, als die Verkündigung des fleischgewordenen Wortes, und der Verklärung des historischen Christus im Lichte des Geistes? Und doch ist dieser Irrthum in schwächeren Gestalten sehr verbreitet. Er beschleicht felbft fromme und edle Kritiker, wie Schleiermacher u. A. Wenn z. B. von Schleiermacher (über die Schriften des Lukas S. 47.) gegen den historischen Charakter der Erzählung von den Magiern bemerkt wird: „Hat sie nicht in ihrem innersten Grunde einen ganz symbolischen Charakter" u. f. w., so gehört dieß ganz hieher. Das müssen wir eben von allen urchristlichen Thatfachen fordern, daß sie einen ganz symbolischen Charakter haben, daß sich in ihnen das Universum spiegele, und zwar nicht bloß

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