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Aber sie waren so zerstreut und hülflos, und die Chaldäer, ihre Sieger, waren ein so mächtiges und furchtbares Volk, daß vor Menschen Augen an keine Rettung zu denken war. Schon mancher war in dem langen Elend gestorben, der sein Vaterland nimmer sah. Mancher war schon in dem fremden Lande geboren und aufgewachsen, der Jerufalem nur vom Hörensagen kannte, und zu allen Schreckniffen für manchen von ihnen kam zulegt auch noch ein furchtbarer Krieg in das Land. Man weiß was ein Krieg in einem Lande ist. Aber wie ist oft Gott so nahe, wenn er so ferne scheint? Wie zagt und zittert oft der Mensch vor seinein nahen Heil ? Cores, der Perser König, der auch Cyrus heißt, brach mit seinen tapfern Persern unversehens in das Land. Er belagerte Babel, die stolze Stadt, in welcher der Chaldäer hauste, und eroberte sie. Also wurden die Juden Gefangene und Unterthanen der Perser. Aber sogleich im ersten Jahr seiner Regierung, was that der König Cores? Er gab Befehl, daß der Tempel Gottes in Jerusalem wieder sollte gebaut werden:,,Und wer nun seines Volks ist, sagte der König, mit dem sey sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem und baue den Tempel seines Gottes!" Also gab der König den Juden die Erlaubniß, wieder heim zu ziehen in ihr Vaterland, und sie erhielten von den Leuten, von welchen sie wegzogen, Silber und Gold, Gut und Vieh aus freiem Willen als Steuer zum Tempelbau. Ja, der König gab ihnen alle silbernen und goldenen Gefäße wieder, fünftausend, vierhundert an der Zahl, welche der Chaldäer hatte weggeführt aus dem Tempel. Da richteten alle Trau= renden wieder ihre Häupter auf, die Jerusalem im

Herzen trugen, und freudige Prophetenstimmen wachten wieder auf.

,,Jauchzet, ihr Himmel, denn der Herr hat es gethan; jauchze du Erde, und frohlocket ihr Berge und Wälder, denn der Herr hat Jakob erlöset und ist in Israel herrlich."-,,Jerusalem, erhebe deiné Stimme mit Macht! Sage den Städten Juda: Siehe, da ist euer Gott!"

Aber es giengen bei weitem nicht alle zurück, denen Cores dazu die Erlaubniß gab. Viele waren in dem Lande ihrer Gefangenschaft bereits angeseffen und begütert. Nur vierzig bis fünfzig Tausend waren es, die anfänglich die Wallfahrt in das Vaterland antraten, Serubabel hieß ihr Anführer, und spåter erst kamen andere nach.

57.

Kümmerliche Zeiten.

Also waren jest wieder so viel Juden, gleichsam

ein neuer Anflug, in der verödeten Heimath. Uber es gehörte eine große Liebe zu dem vaterländischen Boden und ein großes Vertrauen auf Gott dazu, daß sie nicht vor Betrübniß und Muthlosigkeit vergiengen, als sie an dem Ziel ihrer Reise und ihrer langen Sehnsucht waren. Die Wohnsige ihrer Våter, Jerufalem, die schöne Stadt und ihr berühmter Tempel lagen noch von der Zerstörung her in ihren Trum=

Trümmern.

Was damals die Wuth der Feinde nicht zertrümmern konnte, das war durch die Länge der Zeit selber zerfallen, dazu die Felder lagen noch von so vielen Jahren her verödet und verwildert. Da war viel wegzuräumen und herzustellen, und ob es gleich überall gebrach, so thaten die guten Leute alles, was sie vermochten, und sind ein Beispiel, was auch in der bösen Zeit der Mensch mit gutem Willen und Vertrauen auf Gott vermag, und wie Gotteskraft auch in den Schwachen mächtig ist. Zuerst errichteten sie zwar nur einen Altar und feierten das Laubhüttenfest, weil es die Jahreszeit mit sich brachte, obgleich sie noch keinen Segen in dem Lande heimgethan hatten. Ein frommes Ge= müth preist Gott auch in kummerlicher Zeit. Denn die Gnade des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit, über die, so ihn fürchten.

Sonst baut man zuerst die Stadt oder das Dorf, hernach die Kirche. Die Juden dachten aber zuerst daran, wie sie den Tempel wieder bauen wollten. Aber was alte Leute unter ihven waren, welche den Umfang und die Herrlichkeit des ersten Tempels noch gesehen hatten, die weinten vor Betrübniß, als sie den årmlichen Anfang des neuen sahen. Man konnte das Wehklagen der Alten und die Freu dengefänge der Jungen in der großen Menge nicht unterscheiden. Thränen und Freuden sind oft neben einander. Als die Samariter sahen, welche im Land der zehen Stämme wohnten, daß die Juden an einem Tempel bauten, wollten sie auch mithalten, daß sie auch daselbst beteten und opferten. Aber die Juden nahmen es nicht an. Sie wollten das Ihrige besonders haben. Deßwegen bauten die 10

Bibl. Erzähl. Bd. IV.

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Samariter für sich einen eigenen Altar auf einem Berg bei Samaria und verlåumdeten die Juden bei den persischen Königen, als ob sie Jerusalem wieder fest machen. und dem König untreu werden wollten, so daß der Bau wieder eingestellt werden mußte, und alles neue Ungemach über die Juden ergieng viele Jahrè lang, bis in Persien der König Darius auf den Thron kam. Gott lenkte das Herz des Königs, daß er, wie Cores, gnådig gegen die Juden war, und daß sie den Bau vollenden konnten und ihre Feste feiern. Aber mit den Samaritern blieben sie verfeindet auf unversöhnlichè Zeiten.

Der König schickte auch den Esra aus Persien heraus in die Heimath, welcher den Gottesdienst und das Priesterthum und die bürgerliche Ordnung nach der Weise der Voreltern wieder einrichtete, so gut es möglich war. Aber noch merkwürdiger, 'als er, ist sein nachmaliger Gehülfe Nehemias.

58.

Nehemi a s.

Nehemias war in Persien Mundschenk des Königs

und reichte ihm den Becher an der königlichen Tafel. Es kam ein Mann Hanani aus der Heimath nach Persien zurück; diesen fragte Nehemias, wie es daheim ergienge. Er hoffte wohl eine erfreuliche Nachricht von ihm zu erfahren. Als er aber hörte, daß die Juden noch immer in Unglück und Verachtung lebten und die zerbrochenen Mauern und die verbrannten Thore von Jerufalem noch nicht wieder hergestellt seyen, weinte er und betete, und håtte gern den König angegangen, daß er ihn seinen unglücklichen Brüdern zu Hülfe fendete, und wagte es nicht. Aber sein Gebet war von Gott erhört. Nehemias stand vor dem König in dem Schlosse zu Susa und reichte ihm den Becher. Der König betrachtete ihn und sprach zu ihm:,,Nehemias, was fehlt dir? Du bist traurig ?" Nehemias sprach:,,Wie sollte ich nicht traurig seyn, so die Stadt wüste liegt, wo die Begräbnisse meiner Våter sind, und ihre Thore sind verbrannt?" Der König fragte ihn: ,,Was willst du, daß ich thun foll?" Da faßte Nehemias Muth in Gott und sprach:,,Daß du mich in mein Vaterland sendest, daß ich Jerusalem baue, wo meine Våter begraben liegen." Der König und die Königin, die neben ihm saß, fragten ihn :,,Wie lange wird deine Reise währen? Wann wirst du wieder

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