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Er fieng an zu darben, und wendete sich an einen Bürger des Landes, der schickte ihn auf seinen Acker, daß er die Schweine hütete. Abends wenn er heim kam, wünschte er sich zu sättigen mit der Nahrung, die man den Schweinen vorwarf, aber niemand gab fie ihm. Endlich gieng er in sich, und sprach: ,,Wie viele Taglöhner hat mein Vater, die Speise genug haben, und ich verderbe vor Hunger. Ich will zu meinem Vater gehen, und zu ihm sagen: Ich habe gesündiget in dem Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr werth, daß ich dein Sohn heiße, mache mich zu einem deiner Taglöhner.“

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Er that, wie er sich vorgenommen hatte. Als ihn der Vater von ferne erblickte, wie er herzukam in seiner Armuth und in seinem Elend, jammerte ihn seiner. Er gieng ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Der Sohn fprach: „Vater, ich habe gesündiget im Himmel und vor dir. Ich bin nicht werth, daß ich dein Sohn heiße." Aber der Vater befahl seinen Knechten: Bringet das beste Kleid her und leget es ihm an, und einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringet ein gemåstetes Kalb her und schlachtet es. Lasset uns effen und fröhlich seyn, denn dieser mein Sohn war todt, und ist wieder lebendig wor= den. Er war verloren, und ist wieder gefunden worden." Also fiengen sie an fröhlich zu seyn.

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Der älteste Sohn war damals auf dem Felde. Als er nach Hause kam und die Gesänge und den Reigen hörte, fragte er einen von den Knechten, was das bedeute. Der Knecht sagte: „Dein Bruder ist wieder gekommen. Dein Vater hat ihm ein

gemåstetes Kalb geschlachtet in der Freude, daß er ihn wieder hat." Darüber ward der Bruder zornig und wollte nicht hineingehen. Der Vater gieng zu ihm hinaus, und redete mit ihm. Der Sohn sprach : „Siehe so viele Jahre diene ich dir, und habe dein Gebot noch nie übertreten, aber mir hast du noch nie ein Böcklein gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Jeht da dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit leichtfertigen Leuten verschlun= gen hat, hast du ihm ein Kalb geschlachtet." Darauf erwiederte ihm der Vater: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du sollst aber fröhlich und gutes Muthes feyn. Denn dieser dein Bruder war todt, und ist wieder lebendig worden. Er war verloren, und ist wieder gefunden."

Was sagt die Geschichte von dem verlornen Sohn?,,Leichtsinn führt zur Sünde, Sünde führt ins Unglück, Unglück weckt zur Erkenntniß und Reue. Die Reue rechter Art führt zu dem Vater. Kein Vater kann den Thränen seines unglücklichen und reumüthigen Kindes sein Herz verschließen. Er nimmt es mit Erbarmen wieder an, und mit Freude, wenn es gebeffert ist.“. Gott ist der erbarmende Vater aller Menschen, welche sich mit Vertrauen zu ihm wenden. Seine Barmherzigkeit ist größer

als der Menschen Barmherzigkeit.

29.

Von dem Pharisåer und dem Zöllner.

Es giengen zwei Menschen in den Tempel, daß

sie beteten, einer ein Pharisåer, der andere ein Zöllner. Der Pharisaer stand für sich abgesondert, und betete also: „Ich danke dir Gott, daß ich nicht bin, wie andere Leute, Räuber, Ungerechte, Ehe= brecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, und gebe den Zehnten von allem, was ich habe.“ Der Zöllner aber stand von ferne und wollte nicht seine Augen aufheben gegen den Himmel, sondern er schlug an seine Brust und sprach: Gott fey mir Sünder gnådig!"

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Was lehrt der Heiland der Menschen in diesem Gleichniß?

Wer sich selbst für fromm hålt, und ist es nicht, wer sich nur vor groben Unthaten hütet, und nur äußerlich schöne Werke thut, und verachtet die andern, der ist noch ferne von der Gnade Gottes. Gott widerstehet den Hoffårtigen, aber den Demüthigen gibt er Gnade.

,,Wahrlich," sprach Jesus,,,der Zöllner gieng hinab, gerechtfertiget in fein Haus vor dem Phari= fåer. Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt werden Wer sich aber selbst erniedrigt, der wird erhöhet werden."

30.

Von dem Unbarmherzigen.

Es hielt ein König Rechnung mit seinen Knechten

oder Dienern. Unter diesen kam ihm einer vor, der war ihm zehntausend Pfund zu bezahlen schuldig ; dieß ist nach alter Geldrechnung eine sehr große Summe, die kaum ein Diener seinem Herrn erseßen kann, wenn er sie veruntreut hat. Da nun der Knecht nicht hatte, zu bezahlen, befahl der Herr, ihn, seine Angehörigen und alles, was er hatte, zu verkaufen. Dazumal verkaufte man noch Men= schen zu gezwungener Knechtschaft. Da fiel der Knecht nieder, und betete und sprach: „Herr, habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen." Es erbarmte sich der Herr über ihn, und ließ ihn frei, und schenkte ihm die ganze Schuld. Als dieser hinausgieng, begegnete ihm einer seiner Mitknechte, der ihm hundert Groschen schuldig war, diesen griff er an, und würgete ihn, und sprach ebenfalls : „Bezahle mir, was du mir schuldig bist.“ Da fiel fein Schuldner auch vor ihm nieder, und bat ihn: „Habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen.“ Aber er wollte sich nicht erbarmen, sondern ließ ihn gefangen sehen, bis er alles bezahlte. Als dieses die andern Diener des Königes sahen, wurden sie sehr betrübt, und hinterbrachten ihm alles, was geschehen war. Da forderte sein Herr ihn vor sich, und sprach: Du Bösewicht, deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. Solltest du dich denn nicht auch erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmet habe ?"

Darauf überantwortete er ihn in das Gefängniß, bis er alles bezahlte.

Also, spricht Jesus, wird euch mein himmlischer Vater auch thun, so ihr nicht vergebet von Herzen ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler.

Petrus fragte Jesum:,,Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder vergeben? Ists genug siebenmal?" Jesus sprach zu ihm:,,Ich sage dir nicht fiebenmal, sondern fiebenzigmal siebenmal" heißt, ungezählt so oft, als du glauben kannst, daß ihn sein Fehler gereue.

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Auch der Gebesserte fehlt noch so oft, und Gott vergibt ihm tåglich. Warum soll der schwache Mensch nur siebenmal vergeben?

31.

Von dem barmherzigen Samariter. Es fragte Jefum ein Schriftgelehrter:,,Meister,

was soll ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe ?" Die Frage wåre gut. Jesus sprach zu ihm: „Wie steht im Gesez geschrieben? Wie liesest du?" Der Schriftgelehrte antwortete :,,Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüth; und deinen Nächsten als dich selbst." Die Antwort war auch gut. Jesus sprach zu ihm: „Thue das, fo wirst du leben." Der Schriftgelehrte, wollte sich rechtfertigen. Er schämte sich, daß er eine Frage follte gethan haben, die er und jedes Kind sich selbst

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