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blickte; Gott fegne dich, mein Sohn!" sprach er zu Benjamin. Aber er konnte nicht weiter reden, sein Herz war so bewegt gegen seinen Bruder, den Sohn seiner Mutter Rahel, daß er hinweggehen und weinen mußte. Als er aber ausgeweint hatte und wieder kam, sehte er seine Brüder zu Tische, wie sie dem Alter nach auf einander folgten, und that dem Benjamin eine befondere Ehre an. Er selbst aß mit ihnen, wiewohl an einem eigenen Tisch. Aber zu erkennen gab er sich ihnen noch nicht.

Hierauf ließ Joseph ihre Säcke mit Getreide füllen. Auch wurde auf seinen Befehl jedem sein Geld wieder oben in den Sack gelegt, und in den Sack des Benjamin außer diefem noch sein silberner Becher, daraus er zu trinken pflegte.

Als aber die Brüder schon wieder auf dem Heimweg waren, und meynten, dießmal seye alles beffer gegangen, als das erstemal, schickte ihnen Joseph seinen Hausvogt nach. Als der Hausvogt sie ein= geholt hatte, sprach er zu ihnen: „Warum vergeltet ihr Gutes mit Bösem? Welcher von euch hat meines Herrn filbernen Becher gestohlen?" Sie sprachen: ,,Warum redet mein Herr solche Worte? Wir sind ehrliche Leute. Bei welchem der Becher gefunden wird, der soll sterben? Wir aber wollen deines Herrn Knechte seyn ?" Hierauf wurden alle Säcke geöffnet und durchsucht, und der Becher ward gefunden in dem Sack Benjamins. Da zerriffen die Brüder ihre Kleider vor Schrecken und Betrübniß, und kehrten wieder alle mit einander um. Als sie wieder vor Joseph gebracht wurden, redete er sie hart an, daß fie solches sich unterstanden hätten. Juda nahm das Wort

Wort und sagte:,,Wie können wir uns rechtfertigen ? Gott hat unsere Missethat gefunden. Siehe, wir sind deine Knechte." Joseph sprach: „Das sey ferne ! Der, bei welchem der Becher gefunden ist, soll mein Knecht seyn. Ihr aber zieht in Frieden zu eurem Bater." Da flehte Juda inständig, daß das nicht geschehen möge. Solchen Jammer feines Vaters könne er nicht ansehen, wenn er zurückkäme und den Knaben nicht wieder bråchte, an welchem sein Herz hieng. Lieber wollte er selbst an seiner Statt in der Gefangenschaft und Knechtschaft zurückbleiben.

Das alles that Joseph, daß er såhe, wie seine Brüder gestimmt seyen, und ob sie die Zeit gebessert habe. Als er nun sahe, wie sie jezt ihren alten Vater und seinen Bruder Benjamin so lieb hatten, und wie Juda sich ångstete, konnte er sich der Thrånen nimmer erwehren. Die Wegypter, welche zuge= gen waren, mußten alle hinausgehen. Als sie allein unter sich waren, ließ er den Thränen freien Lauf. „Ich bin Joseph," sprach er. ,,Lebt mein Vater noch ?"

Ob sein Vater noch lebe, fragte der fromme Sohn.

Darüber erschracken seine Brüder so sehr, daß sie ihm nicht antworten konnten. Er aber sprach noch einmal zu ihnen:,,Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr verkauft habt Aber fürchtet euch nicht! Eilet und saget meinem Vater, daß er zu mir komme mit aller seiner Habe, und wohne bei mir." Hierauf fiel er seinem Bruder Benjamin um den Hals, und weinte, und Benjamin weinte auch an feinem Halse. Alle seine Brüder küßte er und weinte Bibl. Erzähl, Bd. IV. 4

über sie vor Rührung und Liebe. Hernach erst redeten seine Brüder mit ihm. Auch der König ließ den Vater des Joseph einladen, daß er nach Ae= gypten zöge, und Joseph schenkte jedem ein Feierkleid, dem Benjamin aber schenkte er fünf Feierkleider und dreihundert Silberstücke, und schickte seinem Vater viel köstliches Gut aus Aegypten zum Gruß, und Wagen zur Reise, und „Zanket nicht auf dem Wegè,“ sprach er zu seinen Brüdern.

Freilich war dießmal die Heimreise erfreulicher, als das erstemal. Wenn die Noth am größten, ist oft ihr Trost am nächsten.

19.

Dritte und lehte Reise nach Aegypten. Jakobs Zod.

Wie war es dem guten alten Vater in Canaan zu Muthe, als alle seine Söhne zurückkamen, und brachten ihm die Botschaft: „Joseph lebt auch noch ;" und als sie ihm sagten, der Herr über ganz Aegyp= ten, den sie gesehen, und mit dem sie geredet håtten, das sey Joseph, sein Sohn. Anfangs glaubte er ihnen nicht. Als er aber die Wagen sah, und die Geschenke, welche sein Sohn lebte er wieder auf und sprach: daß mein Sohn Joseph noch lebt. und ihn sehen, ehe ich sterbe."

ihm schichte, da Ich habe genug,

Ich will hin

Also zog Jakob mit seinen Kindern und Enkeln, sechs und sechszig Seelen an der Zahl, mit seiner

daß er zu seinem

ganzen Habe aus Canaan fort, Sohn Joseph nach Aegypten kåme. Joseph zog seinem Vater entgegen, und als er ihn sah, fiel er ihm um den Hals, und konnte fast nicht aufhören zu weinen. Jakob aber sprach zu ihm: „Ich will nun gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe, daß du noch lebest."

Gott, wie kannst du Leid in Freude verwandeln, und ein langes, kummervolles Leben noch mit einem glücklichen Alter krönen! Das ist die lehte Freude der Eltern, wenn die Erde nichts mehr für sie hat, ihre Kinder, wenn sie auf Gottes Wegen wandeln und glücklich sind. Das ist die größe Freude frommer Kinder, daß sie ihren Eltern im Alter Gutes thun, und ihre Liebe vergelten können.

Joseph redete sogleich mit dem König und stellte ihm seinen Vater und mehrere von seinen Brüdern vor. Er machte ordentlich Staat mit seinem alten Bater bei dem König und bei den vornehmen Aegyp= tern, wiewohl er nur ein Hirte war. Der König wies ihm und seinen Kindern und Heerden die schô= nen Weidepläge in der Landschaft Gosen an. Die ganze Landschaft Gofen gab er ihnen.

Siebenzehn Jahre lebte Jakob noch in Aegypten in einem glücklichen Alter. Als er krank wurde, besuchte ihn Joseph in dem Lande Gosen, und nahm seine zwei Kinder, Ephraim und Manasse, mit. Jakobs Augen waren bereits dunkel geworden. Er fragte den Joseph, wen er bei sich habe. Joseph

antwortete: „Es sind meine zwei Söhne, die mir Gott gegeben hat." Da nahm sie Jakob auf den Schoos, und küßte und herzte sie und sprach zu Joseph: „Ich hatte einst nicht gehofft, daß ich dein Angesicht mehr sehen würde, und siehe, Gott läßt mich auch noch deine Kinder sehen." Gott kann überschwenglich thun über alles, was wir bitten und verstehen. Joseph nahm die Kinder von dem Schoos feines Vaters, und stellte fie vor ihn, daß er die Hände auf sie legte und ihnen seinen Segen gåbe. Jakob legte die Hände auf sie, und sprau):,,Gott, vor dem meine Båter Abraham und Isaak gewandelt haben, Gott, der mich ernähret hat mein Lebenlang, der Engel, der mich erlöset hat von allem Uebel, der fegne die Knaben." Auch feste er sie in gleiche Rechte mit seinen eigenen Söhnen. Denn er sagte: „Sie sind mein.“ Mit solcher Frömmigkeit und Demuth ehrte Joseph, der vornehme und reiche Mann in Aegypten, seinen alten Vater. Er wußte seinen eigenen Kindern kein schöneres Erbtheil zu geben, als den frommen Segen seines Vaters.

,,Siehe, sprach Jakob, ich sterbe. Aber Gott wird mit euch seyn." Auch befahl er, daß seine Gebeine follten nach Canaan gebracht werden, wenn er gestorben wåre, zu den Gebeinen seiner Våter. Denn er wollte nicht in Aegypten begraben seyn. Nach seinem Tod begleiteten Joseph und seine Brůder seine Leiche zu dem Erbbegräbniß ihrer Våter in dem Lande Canaan. Als sie aber nach Aegypten zurückkamen, fürchteten sich seine Brüder vor ihm, denn sie dachten, er habe sie bisher nur um seines

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