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wuchsen. Noch hatte Sichem eine Burg und in der Burg einen hohen Thurm, der von hölzernen Balken gebaut war. Als der König erfuhr, daß viele Leute sich in den Thurm geflüchtet hätten, umlegte er ihn, der wüthende Unmensch, mit Feuer, und ließ niemand heraus. Das war das Feuer, das ausgieng von dem Dornbusch, und die Cedern des Libanons verzehrte. Bei tausend Menschen, Månner und Weiber, wurden ein Raub der Flammen. Ein Gleiches wollte er in Thebez thun. Wilde Rachsucht findet keine Sättigung. Sie kommt erst zur Ruhe, wenn sie sich selbst zerstört hat. Schon war Abimelech zu dem Thurm von Thebez gelangt. Schon legte er Feuer an, daß er ihn verbrennte. Da warf eine Frau ein Stück von einem zerbrochenen Mühlstein herab. Der Stein fiel auf Abimelech, und zerschmetterte den Kopf des Brudermörders und Tyrannen. Also bezahlte Gott dem Abimelech die Unthat, die er verübt hat, als er seine Brüder ermordete, und alle bösen Thaten der Männer von Sichem, und der Fluch Jothams traf an ihnen ein. Solches Heil blüht einem Volk, wo kein Recht und keine Geseze gelten, wo List und Gewalt die Oberhand behålt.

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27.

Iephtha.

Du einer andern Zeit fielen die Ammoniter in Israel ein, in der Landschaft Gilead, jenseits des

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Jordans. Die Ifraeliten bezogen ein Lager gegen sie, aber es war niemand da, der den Muth gehabt håtte, sich an die Spiße zu stellen, um den Feind anzugreifen. Sie kamen überein, daß derjenige, der den Angriff unternehmen würde, das Oberhaupt über sie alle seyn sollte. Aber auch so trat niemand her= vor, der den Muth dazu gezeigt håtte, und es mochte damals mehr als einer zu dem andern gesagt haben: ,,wenn wir den verstoßenen Jephtha wieder bei uns hätten, er wäre der Mann, der uns retten könnte." Jephtha war ein Jahr vorher von seinen Brüdern aus dem Hause des Vaters verstoßen worden, aus Eigennus und Feindschaft. Er war nicht der Sohn ihrer Mutter, deßwegen wollten sie ihn auch nicht theilen lassen an dem våterlichen Erbe. Niemand in Gilead nahm sich seiner an. Er floh aus seiner Heimath und von seinem Volk in eine fremde Landschaft, und nåhrte fich daselbst nach der Sitte jener Zeit durch seine Tapferkeit, so gut er vermochte. Deßwegen fagten sie:,,wenn Jephtha wieder kåme, er könnte uns retten." Eigennuß und Unverstand bereitet sich gar oft feine eigene Reue und Beschå= mung. Als sie sich nicht mehr zu helfen wußten, schickten fie Boten an den verstoßenen und verlasse nen Jephtha, daß er wieder zu ihnen kommen, und ihr Feldhauptmann und Oberhaupt werden möchte.

Wenn dein Bruder an dir gesündigt hat, und kommt wieder und spricht: „es reuet mich," so sollst du ihm vergeben.

Jephtha war, ungeachtet seines Schicksals, von Natur ein gar feiner Mann, und eben so hochherzig und friedliebend als tapfer. Zwar sprach er anfänglich

mit den Boten, wie einem schwer beleidigten Ge= můth wohl zu sprechen geziemt:,,Seyd ihr es nicht die mich hassen, und aus meines Vaters Hause gestoßen haben? Warum kommt ihr nun in eurer Trübsal zu mir ?"

Als er aber vernahm, in welcher Noth fie seyen, und daß sie alles wieder gut machen wollten, dachte er nicht mehr an die erlittene Beleidigung, sondern an das Vaterland, und folgte ihrer Einladung. Aber ein Mann, wie der hochherzige Jephtha war, will nicht sogleich zu den Waffen greifen und Blut vergießen. Bereitwilligkeit zum Frieden ist die schönste Zierde und das schönste Zeichen der wahren Herzhaf= tigkeit, die nicht früher angreift, als sie muß. Jephtha schickte zweimal Boten an den König von Ammon, daß er die Ungerechtigkeit seines Angriffs erkennen, und im Frieden seinen Rückzug nehmen sollte. Als aber der König sein Unrecht nicht erkannte und die Rede des Jephthas nicht anhörte, beschloß Jephtha eine Schlacht es blieb ihm keine Wahl mehr

übrig.

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In der Schlacht siegte er mit kråftigem Schwerdt, schlug die Feinde bis über die Grenze, und befreite sein unglückliches Vaterland, und die, welche ihn zuerst aus demselben in die Fremde hinaus verstoßen hatten. O daß der fromme edle Held ein einziges unvorsichtiges Wort nie gesprochen hätte! Vor der Schlacht hatte er das Gelübde ausgesprochen, wenn er siegreich nach Hause zurückkommen würde, so wolle er das erste, was ihm zu seiner Hausthüre heraus begegnen würde, dem Herrn heiligen und ihm opfern, und dachte in der Bewegung seines Herzens nicht daran, daß er

der Vater eines einzigen Kindes sey. Daheim bereiteten sie ihm eine chrenvolle Ankunft und eine fröhliche Bewillkommung, und als er nahe bei seinem Hause war, trat ihm zu seinem Entfehen an der Spize der Frauen und Jungfrauen, welche ihn be= grüßen wollten, zuerst seine Tochter entgegen, fein einziges Kind. Man hielt es schon damals für eine schwere Gewissenssache, ein Gelübde zu brechen, das man Gott gethan hatte, und es ist auch eine Gewissenssache, und die Folge einer unnöthigen Ver= wegenheit. Gott will nur mit Dank und kindlichem Vertrauen gechret seyn, mit Liebe und Gehorsam, nicht mit Gaben und Opfer. Als Jephtha seine Tochter erblickte, und an sein Gelübde dachte, zerriß er vor Schrecken sein Gewand. Er sprach zu ihr mit zarten Worten: „Uch meine Tochter, wie be= trübst du mich! Ich habe meinen Mund aufgethan gegen den Herrn, und kann es nicht mehr zurücknehmen." Die Tochter, eben so zarten Sinnes wie ihr Vater, verstand seine Worte und erwiederte mit kindlicher Ergebenheit: Mein Vater, hast du deinen Mund aufgethan, so thue mir, wie es aus deinem Munde gegangen ist, nachdem der Herr dich geråchet hat an deinen Feinden." Jephtha erfüllte sein Gelübde und herrschte hernach sechs Jahre lang bis an seinen Tod über die Israeliten in Gilead.

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Also weckte der Herr dem bedrångten Volk von Zeit zu Zeit Helden und Heilande. Aber der Verheißene aus der Nachkommenschaft Abrahams, in welchem alle Völker sollen gesegnet werden, kommt noch lange nicht. Wiewohl es fångt bereits von weitem an etwas zu werden.

Bu

28.

Ru t h.

Su der Zeit, da die Richter regierten, war eine Theurung im Lande. Damals zog aus Bethlehem im Lande Juda ein Mann mit seinem Weibe Naemi und mit seinen zwei Söhnen hinweg in der Moabiter Land.

Der Mann starb. Da war Naemi noch allein mit ihren Söhnen. Diese heiratheten zwei Moabitische Töchter, Arpa und Ruth. Die Söhne starben auch. Da war Naemi noch allein mit ihren Schwiegertöchtern. Nach zehn Jahren, als sie erfuhr, daß die Theurung in dem Lande Israel wieder aufgehört habe, kehrte sie um in ihre Heimath, und ihre Schwiegertochter begleiteten sie.

Unterwegs, als sie bedachte, wie arm sie jezt wieder heimkomme und wie wenig sie im Stande seyn werde, für ihre Schwiegertöchter zu sorgen, sagte sie zu ihnen:,,Kehret um, meine Töchter, eine jede in ihrer Mutter Haus! Gott thue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Todten und an mir gethan habt. Ich kann euch nicht mit mir nehmen, denn mich jammert euer sehr." Die Schwiegertöchter weinten, und Arpa ließ sich endlich bewegen und kehrte wieder zurück. Naemi sprach zu Ruth: „Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott!" Ruth antwortete: „Rede mir nicht ein, daß ich dich verlassen sollte. Wo du hingehest, da will ich auch hingehen, dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du

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