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daß Sie feine und Schönaich's Reime *) zu Gedichten machen müßten. So eine kleine Beschäftigung möchte ich Ihnen gönnen; Sie sollten nicht so bald davon kommen. Jedoch genug hiervon! Ich will mich ein wenig zerstreuen. Die übersehung vom Rousseau ist bald fertig. Noch 3 Bogen sind ungefähr zu drucken. Der Schwanz ist nicht so fett, wie Sie aus Gefälligkeit glauben wollen. Ich kann in sehr wenig Stücken mit Rousseau uneins seyn; und mich kann nichts mehr årgern, als wenn ich in einer philosophischen Staatskunst erwiesen sehe, daß alles nach der Vernunft so hat seyn müssen, wie es bei uns ist. Wenn Rousseau dem gesitteten Menschen nur nicht alle Moralität abspräche! Für diese bin ich allzu sehr eingenommen.

Bei Herrn v. Maupertuis bin ich seitdem nicht wieder gewesen. Den Hrn. v. Prémontval habe ich besucht, er hat mir Stücke aus seinen Contestations vorgelesen.

Professor Baumgarten aus Frankfurt ist hier, aber sehr krank. Ich habe ihn besucht. Ein starker Metaphysiker ist die= ser Mann, daran ist wohl kein Zweifel. Er hat Sie sehr ge= lobt, und wie ich glaube, mit Geschmack. Wer mag Prémontval gesagt haben, Sie hätten,,Pope den Metaphysiker" geschrie= ben? Ich sagte, ich wüßte nichts davon. Bei Hrn. Sulzer bin ich wohl in 4 Wochen nicht gewesen. Jest muß ich warten bis nach den Feiertagen. Ist Baumgarten wirklich or= thodor, oder stellt er sich nur so? Und wie steht es mit Sulzer

*) Christoph Otto Freiherr von Schönaich, Erbherr auf Amtig in der Niederlaufiß, chursächsischer Hauptmann, Canonicus zu Alt - Brandenburg und kaiserlicher gekrönter Poet, war geboren zu Amtiş 1725 und starb 1807. Die hauptsächlichsten seiner Werke find:

Herman, oder das befreyte Teutschland; ein Heldengedicht, mit einer Vorrede ans Licht gestellt von J. C. Gottsched. Lpz. 1751. 8o. Versuch in tragischer Dichtkunst, bestehend aus 4 Trauerspielen. Bresl. 1754. 8°.

Die ganze Ästhetik in einer Nuß, oder neologisches Wörterbuch. s. 1. 1754. 8°.

Sammlung von Sinngedichten. s. l. 1755. 8o.

Ein Mischmasch von allerley ernsthaften und lustigen Poffen. 1756. Heinrich der Vogler, oder die gedämpfen Hunnen. Bresl. 1754. 4o. Oden, Satyren, Briefe und Nachahmungen. Lpz. 1761, 8o.

Montezuma, eine Trauerspiel. Königsb. 1763.

Anm. des Herausgebers.

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hierin? Gewiß! die Metaphysik muß nicht die wahre Weltweisheit seyn, wenn sie uns unsre Vorurtheile lassen kann.

Was ich jest mache, fragen Sie? Liebster Lessing! nicht das Geringste. Ich arbeite nur daran, daß ich mich künftigen Sommer ein wenig von meinen Geschäften soll losreißen können. Das, glaube ich, wird genug gethan seyn.

Was halten Sie dafür? kann uns die Großmuth Thränen auspressen, wenn sich kein Mitleiden in das Spiel mischt? 3. E. die Stelle,,soyons amis, Cinna“ u. s. w. rührt uns ungemein, weil uns die Großmuth des Augustus so unerwartet überrascht. Haben Sie aber bemerkt, daß diese Worte den Zuschauern Thrånen gekostet haben? Beweisen Sie mir ja nichts aus einer Stelle in Plautus Gefangenen, da der Alte sagt: die Großmuth dieser Leute preßt mir Thränen aus. Ich glaube, dort läuft etwas Mitleiden mit unter.

Abends darauf um 9 Uhr.

Ist es nicht wunderbar? Jezt da mein Herr seine Bilanz macht; jest da ich von 8 Uhr des Morgens bis 9 Uhr Abends die 5 Species der Arithmetik wiederholen muß; zu eben der Zeit, da ich mir vorgenommen hatte, Neuton's Principia Philosophiae durchzugehen: jezo, sage ich, bringe ich meine můßigen Stunden zu, Ihnen so viel albernes Zeug vorzuschwagen, und Sie eben so ungeduldig zu machen, als ich bin. Jedoch es steht bei Ihnen, ob Sie es lesen wollen. Ehe ich auf- und niedergehen und über mein Schicksal murren will, will ich immer einige Blätter voll schreiben, und Sie über mich murren lassen. Das Comische soll Ihnen bald vergehen.

Sie haben ganz gewiß keinen Antheil an den Briefen ,,über den jeßigen Zustand der schönen Wissenschaften“*). Sie gefallen mir sonst recht gut, aber die wenigsten Verse sind Lesfingsch. Ich erinnere mich auch, alle die Urtheile über das Journal étranger, über die Schweizer, über die Schönaich'schen Tragödien, besonders über den Kopf, welcher dem Hohenpriester zu den Füßen geworfen wird, die ich in den Briefen angetroffen, von Jemanden gehört zu haben, der sich auch sonst durch die Probe von einer englischen übersehung zu erkennen ge

*),,Briefe über den jezigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland (herausgegeben von Fried. Nicolai). Berlin 1755. 8o. Anm. des Herausg.

geben hat. Wissen Sie aber, wodurch man eigentlich auf den Gedanken gekommen seyn mag, Sie für den Verfasser dieser Briefe zu halten? Es war sehr gewiß, daß der Verfasser die Bibel nicht sehr gelesen hat. Er macht sich über einen biblischen Liebhaber in Jacob und Joseph ungemein lustig, der seine Geliebte einen verschloßnen Garten, einen versiegelten Brunnen" nennt, der ihr die Galanterie vorsagt: es fließe Honig aus ihren Lippen, und unter ihrer Zunge wäre Milch". Er schimpft diese Ausdrücke geradezu mit dem verdienten Namen non-sense, Schwulst, Bombast, Aberwik u. s. w. Aber das Hohelied? wußte der Tadler auch, daß der König Salomon diese Redensarten autorisirt? Nun bedenken Sie, ob es nicht sehr natürlich war, Ihnen diesen Brief zuzuschreiben!

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Wollen Sie denn nichts als Comödien schreiben? Wollen Sie die Poesie gar in den Wind schlagen? Sie sind mir ein seltsamer Kopf! Ich glaube, Sie könnten solche vier Jahreszeiten des Tages halb träumend dictiren. Der Himmel verleihe Ihnen nur eine arbeitsame Hand!

Lord Shaftesbury sagt irgendwe, das Burleske wåre den Alten ganz unbekannt gewesen; und er behauptet, daß diese seltene Figur erst alsdann aufgekommen, nachdem man angefangen, die Freiheit im Denken mehr und mehr einzuschränken. Man sehe den Unterschied, fährt er fort, zwischen den Italiånern und Engländern. Jene müssen ihre Zuflucht zu einem weit hergeholten Scherz, zu ihren gewöhnlichen Bouffonerien nehmen, wenn sie ihre Gedanken über gewisse Dinge eröffnen wollen; statt daß diese nichts schonen, und von allem ihre wahre Meinung rund heraussagen. Ehe ich dieser Meinung beipflichten kann, möchte ich mir erst einen rechten Begriff vom Burlesken machen. Ich glaube also, es besteht in der Gegeneinanderhaltung eines sehr wichtigen Gegenstandes mit einem kleinen und verächtlichen Gegenstande, wenn diese Gegenstände an sich selbst nur eine sehr geringe Beziehung auf einander haben. Buttler's Vergleichung eines anbrechenden Tages mit einem Krebse, der von schwarz roth wird, ist von dieser Art. Naumann's Gleichniß zwischen einem in Todesangst röchelnden Helden, und einem Kinde, das ein Fischgrätchen verschluckt, verdient nicht weniger diesen ehrwürdigen Namen. Wenn aber das Ungereimte eines allgemeinen wichtigen Sages durch die Anwendung auf einen besondern Fall gezeigt wird, so ist der. Einfall wirklich komisch.

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Dergleichen sind Molière's Scenen, darin ein Sceptiker seine speculativischen Grillen mit sich in die Welt bringt; ein Scherz, welchen dieser Franzose dem Lucian gestohlen hat; oder auch Ihr Einfall von Buridan's Esel. Man kann also überhaupt sagen: wenn das Ungereimte in der Sache selbst, oder in der Anwendung derselben auf einen besondern Fall liegt, so ist der Einfall komisch; muß aber erst eine sehr geringe Ühnlichkeit zu Hülfe genommen werden, so ist er burlesk. Von dieser Seite betrach= tet, mag Shaftesbury einigen Grund haben, das wahre Lächerliche, wenn es dem Burlesken entgegengesezt wird, für einen tüchtigen Probierstein der Wahrheit zu halten. Denn die Wahrheit muß in aller ihrer Beziehung und Anwendung nichts Ungereimtes in sich fassen. Ich möchte Ihre Meinung hiervon wissen.

Sie sehen, liebster Freund! ich thue alles in der Welt, um Sie zu einem gelehrten Disput aufzufordern. Ich mag von Ihrer Reise nichts hören.

Ich wollte, daß ich mir nicht wünschen möchte, Sie vor Ihrer Reise noch einmal zu sprechen. Ich will mir dieses alles aus dem Sinn schlagen. Ich habe Ihre spanischen, italiänischen und holländischen Bücher jezt auf meiner Stube. Ich will es Ihnen nicht rathen, daß Sie sich allzu sehr entfernen. Den Augenblick will ich alles erbrechen, und Comödien über Comôdien herausgeben. Ich will erbårmlich mit den Kindern Ihres Wiges Haus halten. So hat die gottlose Marwood nicht ge= drohet, die kleine Arabella zu zerfehen, wie ich diese Seelenge= burten zurichten will. Wollen Sie noch reisen?

Ich weiß nichts mehr zu schreiben, als daß ich so eigennüßig (Herr Naumann*) hat mich Ihre Briefe lesen lassen) bin, Ihre Antwort zu erwarten, und zu seyn

Ihr

aufrichtiger Freund Moses.

*) Siehe Anm. 5 von Fried. Nicolai in den Anmerkungen am

Ende des Briefwechsels.

d. છું.

8. Mendelssohn an Lessing.

Liebster Freund!

Berlin den 10 Jan. 1756.

Es soll einst Jemand, der seinen Freund nicht hat zum antworten bringen können, den burlesken Einfall gehabt haben, ihm eine Dissertation, nebst einem recht feierlich demüthigen Sendschreiben zuzuschicken; und wie ich glaube, soll dieser Freund, welcher gegen alles flehentliche Bitten taub gewesen ist, diesen Einfall nicht unbeantwortet gelassen haben. Wenn ich nun

nicht ganz gewiß wüßte, daß Sie selbst dieser eigensinnige Freund gewesen sind, so hätte ich mir diesen lustigen Streich 'zu Nuße gemacht; ich hätte meinen Brief ungefähr folgendergestalt an= fangen wollen:

"

Ew. Hochedelgeboren mit meiner Überseßung von Rousseau's ,,Abhandlung nebst einem Sendschreiben an Dieselben, das ,,ich hinzuzusehen die Erlaubniß" u. s. w.

Vielleicht hätten Sie sich es alsdann einen Abendzeitver= treib seyn lassen, mir in einigen Zeilen für die Ehre zu dan: ken, die ich Ihnen erzeigt hatte, und sich ferner meine Freundschaft auszubitten. Aber, wie gesagt, der Einfall ist nicht neu; und ich hoffe ganz gewiß, auch ohne einen so seltsamen Kunstgriff, noch in Ihrem Leben einen Brief von Ihnen zu lesen.

Wenn nun dieses bald geschehen sollte, so bitte ich mir ein strenges Urtheil über die übersehung sowohl, als über das Sendschreiben, von Ihnen aus. Wenn Sie alles gutheißen werden, so werde ich ganz gewiß glauben, Sie haben gar nichts davon gelesen; und wahrlich! Sie müßten meine Gemüthsart gar nicht kennen, wenn Sie dieses für ein bloßes Compliment halten sollten.

Ich wünsche mir, einen einzigen Tag bei Ihnen zuzubringen; und wenn Sie Ihre Reise nicht werden hier durch nehmen wollen oder können, so bitte ich sehr, mich es wissen zu lassen. Ich komme vielleicht alsdann zur Ostermesse bloß Ihretwegen nach Leipzig.

Herr Voß beschwert sich ungemein über Sie, daß Sie ihm nicht antworten. Sie werden doch wohl die 6 Stück von Pope ein Metaphysiker" nunmehr erhalten haben, die er Ihnen schon längst zugeschickt hatte?

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