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Ist aber dieß die Bedeutung der Worte: dar an haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat: wie stark, wie unerläßlich sind wir dann zu einer edelmüthigen Bruderliebe verpflichtet! Denn könnet ihr glauben, ein Tod, den der Vater aus Liebe veranstaltet, den der Sohn au: Liebe erduldet hat, der das Werk der un verdientesten und großmüthigsten Liebe ist, könne Geschöpfen zu Statten kommen, die nicht lie ben wollen; die gegen das Wohl ihrer Brüder gleichgültig, ben ihren Bedürfnissen unempfind lich, wohl gar hart und grausam gegen sie sind? Könnet ihr glauben, daß der, welcher die Mens schen mit seinem Blut erkauft, und sie bis in den Tod geliebt hat, der Heiland derer seyn könne, die gar nichts von seinem Sinn anneh men wollen, die gegen seine Erlöseten unempfindlich sind, die ihn in diesen Erlöseten wohl gar verachten und mißhandeln? Könnet ihr glauben, daß man in einer Haushaltung Got tes, wo man alles Heil, alle Rettung, allen Segen der Liebe allein zu danken hat, selbst keine Liebe haben, die Mitbegnadigten kalts finnig behandeln, sich wohl gar an ihnen ver sündigen dürfe? Ist die aufopfernde Liebe Christi die Bedingung unsers Heils: so ist es nicht bloß billig, es fordert es nicht bloß die Dankbarkeit, die wir dem Herrn schuldig sind, daß wir die Brüder lieben, wie Er uns alle geliebt hat: ohne Liebe find wir gar nicht fähig,

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an seiner Erlösung Theil zu nehmen; der Apos stel hat recht, wenn er vor unserm Texte ruft: wer den Bruder nicht liebet, der blei bet im Tode.

Erwäget noch besonders, daß die aufs opfernde Liebe Chriffi auch ein aufgestelltes Muster ist. Daß sie der Herr selbst so betrachtet wissen wollte, ist bekannt. Das ist mein Gebot, sagte er seinen ApoFeln kurz vor seinem Tode, daß ihr euch einander liebet, gleich wie ich euch' liebe. Und als er ihnen bey der lezten Mahlzeit, die er mit ihnen hielt, durch das Waschen der Füsse einen rührenden Beweis der Demuth und Dienstgefliessenheit gegeben hatte, sezte er die Erinnerung hinzu: ein Beyspiel habe ich euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan habe. Drang er endlich nicht auf die entschlossenste, auf die uneigens nüßigste Nachahmung seines Musters, wenn er rief: wer mir folgen will, der ver läugne sich selbst, und nehme sein Kreuk auf sich, und folge mir?

Den ausdrücklichen Forderungen unsers Herrn ge måß ist also der Schluß, welchen der Apostel in unserm Textè macht, weil der Herr sein Le ben für uns gelassen habe, so sehen wir ver. pflichtet, dasselbe für die Brüder zu thun, und feine aufopfernde Liebe nachzuahmen. Und Pes trus wiederholte nur, was er von dem Herrn

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selbst gehört hatte, wenn er rief: sintemal auch Christus gelitten hat für uns, und uns ein Vorbild gelaffen, daß ihr follet nachfolgen seinen Fußstapfen. So steht es denn, wenn wir ächte Bekenner unsers Herrn seyn wollen, gar nicht bey ́uns, ob wir in der aufopfernden Liebe unsers Herrn ein Muster für uns erblicken und uns zur Machahmung derselben entschliessen wollen; aus. drücklich bestimmt ist diese Liebe zu einem Vorbilde für uns; es war ein Hauptzweck unsers Herrn bey seiner edelmüthigen Aufopferung, uns mit seinem Beyspiele vorzugehen, und uns zu einem ähnlichen Verhalten zu verpflichten. Weigern wir uns also, ihm zu folgen; fahren wir fort, eigennüßig zu handeln, und die Brú der nicht zu lieben, sondern zu hassen; so sagen wir uns von ihm los, so haben wir keinen Theil an ihm und an seiner Liebe, so kann er uns unmöglich für die Seinigen erkennen. Wie ernsthaft ist diese Betrachtung, M. Br.! Daß eine edelmüthige Bruderliebe in eurem Herzen ist; daß ihr den festen ernstlichen Willen habt, Andern nüßlich zu werden, wo ihr nur kön net; daß sich dieser Wille auch durch Thaten außert, und euch zu einer gemeinnützigen Wirks samkeit beseelt; daß Proben dieser Wirksam, keit vorhanden sind, die ihr nachweisen, auf die ihr euch beruffen könner, so bald es nöthig ist das müsset ihr wissen, darüber muß euch euer Gewissen Zeugniß vor Gott geben, wenn

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ihr wahre Christen seyn, wenn ihr euch Christi trösten und Theil an ihm haben wollet.

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Ich muß noch mehr sagen. Nicht blos im Allgemeinen verpflichtet uns die aufopfernde Liebe Chrifti zur edelmüthigsten Bruderliebe: fie thut dieß noch besonders als Bestim mung des Grades, zu welchem sich unser Wohlwollen erheben soll. Bey dem Herrn kannte es keine Gränzen. Nie mand hat größre Liebe, hatte er selbst ge sagt, denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Und so ist es auch. Mehr, als sich selbst, als ihr ganzes irdisches Daseyn, kann die Liebe nicht zum Opfer brin gen; mit diesem giebt sie alles, alles auf, was dem Menschen in der Gegenwart und für die nächste Zukunft wichtig seyn kann. Mit Recht erflårt es also der Apostel in unserm Texte für den Beweis der höchsten Liebe, daß der Herr das Leben für uns gelassen habe; es ist nicht möglich, das Wohlwollen gegen Andre weiter zu treiben. Aber er sezt auch den Schluß hinzu, wir fenen zu nichts Geringerem verpflich. ter: und wir follen auch das Leben für die Brüder lassen, ruft er. Sollte der Apostel nicht zu rasch, sollte er nicht zu viel aus dem Muster unsers Herrn gefolgert haben? Sollten wir in der Liebe gegen Andre wirklich bis zur Aufopferung gehen müssen, wie Er? Sollte es unsrer Schwachheit nicht vergönnt seyn, wenigstens hier hinter ihm zurückzublei. R 3

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ben, der auch in jeder andern Hinsicht so weit über uns erhaben ist? Mag' doch unser Eigens nuß das ftrenge Gebot: und wir sollen auch das Leben für die Brüder-lassen, mit Scheingründen bestreiten, M. 3.; mag unf re Feigheit Auswege bey demselben suchen; mag es unsre Selbstfucht wohl gar für Thorheit, für eine widersinnige Forderung erklären: hört es darum auf Wahrheit zu seyn; eine Wahrheit, welche selbst die Vernunft anerkennen, auf die fie eben so stark dringen muß, als das Evans gelium? Daß du dich nicht dazu drången follst, dein Leben / für Andre zum Opfer__zu bringen; daß du bey den gewöhnlichen Umstän den und Verhältnissen so weit zu gehen weder berechtigt, noch verpflichtet bift, das ist am Tage; vielleicht kann deine ganze Lebenszeit vorüber, gehen, ohne daß deine Bruderliebe zu einer sol chen Probe veranlaßt wird. Aber bereit sollst du dazu seyn; den Willen und die Entschlos fenheit sollst du dazu haben. Denn wenn du deinen kranken Freund, dein krankes Kind, deis nen kranken Gatten verlassen wolltest, um nicht mit einem gefährlichen Uebel von ihnen ange steckt zu werden; wenn du die wichtigsten Pflichten deines Standes, deines Berufs, deines Am. tes unerfüllt lassen wolltest, weil ihre Beobach, tung mit Lebensgefahr verknüpft ist; wenn du die Wahrheit verläugnen, deinen Freund vers rathen, einen Unschuldigen ins Verderben stür. zen wolltest, um dich aller Verantwortlichkeit

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