صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Nicht blos unter den Juden und Sama, ritanern, auch unter den Heyden herrschte zu den Zeiten Chrifti das Vorurtheil, es gebe Derter von einer ganz besondern Hei ligkeit; Derter, wo die Gottheit auf eine. ganz eigne Weise gegenwärtig sey und sich wirk fum beweise. Diese müsse man also besuchen, da müsse man sie verehren, wenn man ihr gefal len und ihrer Wohlthaten theilhaftig werden wolle. In der heydnischen Welt, wo der Aberglaube unzählige Götter erdichtet hatte, war auch alles voll von heiligen Dertern; über all gab es geweihete Höhlen, und Haine, und Berge, und Tempel, und Städte, die der Lieblingsfit irgend einer Gottheit waren, wo man. fich ihr nähern, wo man sie verehren mußte, wenn man ihren Beyfall erhalten wollte. Die Juden hatten nur Einen solchen Ort; Jerus falem war ihnen, wie die Sameritanerin vor: unserm Texte sagt, die Stätte, wo man anbeten solle; und es ist bekannt, daß sie nicht blos aus dem Jüdischen Lande, sondern auch aus den entferntesten Gegenden, in welche fie nach und nach zerstreuet worden waren, nach Jerusalem eilten, um Gott im Tempel zu vers ehren. Endlich hatten auch die Samaritas ner ein besonders Heiligthum; der Berg Gas rizim, den Jesus und das Weib in unserm Terte vor sich liegen sahen, war dieses Heilig thum; ihn zogen fie dem Berge Zion vor, und es war dieß eine Hauptursache jenes Unwillens € 5

und

[ocr errors]

und jener Erbitterung, mit welcher sie von den Juden gehaßt wurden. Daß diese recht hatten, wenn sie Jerusalem für den Ort hielten, den Gott erwählt habe, ist unstreitig; daher sagt der Herr der Samaritanerin vor unserm Terte: ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten. Nicht blos nüßlich war es nehmlich, so lang die alte Mosaische Einrichtung galt, es war sogar höchst nöthig, daß ein Ort bestimmt wurde, wo Gott Öffentlich und auf eine feierliche Art verehrt werden sollte, wo das ganze Volk dieser Ber ehrung wegen zusammen kommen mußte, der. gleichsam der Wohnsit Gottes auf Erden und der Aufenthalt desselben unter seinem Volke war. Stárker konnte das Volk nicht erinnert werden, es sey nur Ein Gott, als durch diese Einrichtung; und durfte man nur zu Jerusa lem opfern, so war allem Gößendienste vorge beugt, so war der Hauptzweck der ganzen Mo., saischen Haushaltung, den Glauben an den ein zigen wahren Gott unter dem Israelitischen Volke zu erhalten, erreicht und gesichert. Durch Christum sollte dieser Glaube allgemein werden; auf der ganzen Erde follte man den einzigen wahren Gott erkennen und anbeten lernen. Darf man sich also wundern, daß er zur Sas maritanerin vor unserm Texte sagt: Weib glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge, noch zu Jerusalem, werdet den Water anbe

ten;

1

ter

[ocr errors]

1

[ocr errors]

n; darf man sich wundern, daß er von heis ligen Orten, an welche die Verehrung Gottes gebunden seyn sollte, nichts mehr wissen wollte; daß er zu verstehen gab, der Vater könne über. all gleich gut angebetet werden, man fönne, wie sein Apostel es ausdrückt, an allen Or, ten aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel? Und mußte die Ver ehrung Gottes nicht von einer Vorstellung ge reinigt werden, die bey dem Jüdischen Volke nur eine Zeit lang gelten fonnte, ben den Hey. den aber nichts weiter war, als Wahn und Aberglaube? Sollte der Gott, der Geist ist, den kein Raum umschließt,, den der Himmel und aller Himmel Himmel nicht zu fassen vermögen, an bestimmte Orte gebunden seyn? Ist nicht der ganze Erdkreis fein Tempel, und die unermeß. liche Natur sein Heiligthum? Kann er also nicht überall verehrt werden, und darf eine An betung im Geist und in der Wahrheit mit ört, lichen Rücksichten auch nur das mindeste wei ter zu thun haben? Ein Vorurtheil, das ders Lehre Christi geradehin widerspricht, ist es also, M. 3., wenn man gewissen Oertern noch im. mer eine größre Heiligkeit zutraut; wenn man mit ihrer Besuchung, mit dem Wallfahrten zu denselben, etwas Gott Wohlgefälliges zu thun glaubt; wenn man sie für Gnadenorte er Flårt, wo man besonderer Wohlthaten Gottes theilhaftig werden könne. Gereinigt, auf im mer gereinigt hat Chriftus die Verehrung Got

[ocr errors]
[ocr errors]

tes

tes von dem Vorurtheil, als ob auf den Ort etwas bey derselben ankomme.

Eben so stark hat er sich gegen die Meis nung erklärt, sie sey auf besondre Vil ker beschränkt. An diesem Vorurtheile hien gen besonders seine Jüdischen Mitbürger. Sie hielten sich für das einzige, für das auserwähl te Volk Gottes; die übrigen Völker schienen ihnen von Gott verworfen zu seyn. Ein Jude mußte man also werden, ihrem Volke. mußte man sich durch die Beschneidung einverleiben lassen, wenn` man ihrer Meinung nach Theil an der Gnade Gottes haben, und ein ächter Anbeter Gottes seyn wollte. Auch diesen Irr thum widerlegt der Herr in unserm Texte. Denn schließt er die Samaritaner, die seinem Volke so verhaßten › Samaritaner, von den wahren Verehrern Gottes aus? Oder verlangt er, daß sie erst Juden werden sollen? Nichts weniger, als dieß; er rechnet fle geradehin zu den bessern Verehrern Gottes; es kommt die Zeit, sagt er der Samaritanerin, daß ihr weder auf diesem Berge, noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Mennt er überhaupt ein Volk, das Gott al. lein geweiht sen? Oder schließt er irgend ein ne Nation von der Anbetung Gottes aus? Ihr fehet, allgemeiner kann man sich nicht aus,, drücken, als er; an keinem besondern Ort, unter keinem bestimmten Volk, unter keiner bes stimmten Gattung von Menschen sucht er die

*

wahr.

wahrhaftigen Anbeter Gottes; wer den Vater im Geist, und in der Wahrheit anbe tet, ist ein achter Verehrer desselben, er sey übrigens, wer er wolle. Und konnte er anders? Hat Gott die Fähigkeit, ihn im Geist und in der Wahrheit anzubeten, nicht allen Menschen verliehen? Hat er nicht alle mit Vernunft und Freyheit begabt, und zu seinem Bilde ge schaffen? Müssen fie also nicht auch alle bes ruffen, alle verpflichtet seyn, ihren Schöpfer zu ehren, und nach seinem Beyfall zu streben? Oder ist Gott allein der Juden Gott, wie der Apostel sagt, ist er nicht auch der Heyden Gott? Ja freylich auch der Heyden Gott; sintemal ist ein eini ger Gott, der gerecht macht die Bes schneidung aus dem Glauben, und die Vorhaut durch den Glauben; es ist Lein Ansehen der Person vor Gott. Der groffe Endzweck unsers Herrn war es ja, die ganze Menschheit Gott zu weihen und alle Nationen zur wahren Verehrung Gottes zu leiten; die Zeit war nun da, wo es heiffen sollte: hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freyer, hier ist kein Mann noch Weib; sie sind all. zumal Einer in Christo Jesu.

[ocr errors]

Aber eben daher mußte der Herr auch den Wahn vertilgen, die Verehrung Gottes sey ein sinnlicher Dienst. Das war sie bey Juden und Heyden, gerade damals mehr,

als

« السابقةمتابعة »