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mens Johannes. Denn Johannes, Hebräisch Jochanan, heißt so viel als: dem Jehova gnädig ist, den der Herr lieb hat. Und welche Gründe bringen denn die Widersacher für ihre Behauptung vor? Hauptsächlich immer wieder nur den Einen, daß das Christusbild, welches Johannes zeichne, nicht zu dem Bilde der drei ersten Evangelien stimme. Grade heraus gesagt, heißt das nichts Anderes, als Jesus kann nicht zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch sein; denn wenn er beides sein kann, so stimmen. auch die vier Evangelien sehr wohl zusammen. So dreht sich der Unglaube im Grunde nur im Kreise herum. Er glaubt nicht an die Menschwerdung Gottes, darum bestreitet er die Achtheit des Evangeliums Johannis; und er bestreitet die Ächtheit des Evangeliums, weil dasselbe die Menschwerdung Gottes bezeugt. Und das nennt man dann heut zu Tage wissenschaft= liche, vorurtheilsfreie Critik.

So gewiß nun der Verfasser einer divina comedia nicht unbekannt bleiben konnte, so gewiß und noch viel gewisser kann auch der Name des Verfassers des himmlischen Dramas, das in unserem Evangelium vorliegt, nicht unbekannt geblieben sein. Wer soll es denn gewesen, sein? Irgend ein obscurer Mensch doch sicherlich nicht. Hat es nicht der Apostel Johannes ge= schrieben, so müßte es wohl von eines Engels Hand geschrieben sein. Und wahrlich, es redet nicht nur mit Menschen- sondern mit Engelzungen, und wir dürfen sagen, Johannes ist selber der Engel der Apokalypse mit dem ewigen Evangelium, das er mitten durch den Himmel fliegend verkündiget denen, die auf Erden wohnen, und spricht mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist ge=

kommen. Und es folgte ein anderer Engel ihm nach, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt. Offenb. Joh. 14, 6 ff. Babylon ist in der Schrift das Symbol der Gott und Christusfeindlichen Weltmacht. Dieselbe ist ge= fallen durch das Zeugniß des ewigen Evangeliums. Und wie sie schon einmal in alter Zeit gefallen ist, so wird sie noch einmal in neuer Zeit fallen. Das ist gewißlich wahr! Darum mag unser Evangelium Vielen ein Stein des Anstoßes, des Strauchelns und Fallens sein, der Kirche Gottes ist es der. Fels, auf den sie als das Haus Gottes erbaut ist. Mögen immerhin die Plazregen noch dichter fallen, die Gewässer noch gräulicher toben, die Winde noch heftiger brausen und an das Haus stoßen, es fällt doch nicht, denn es ist auf einen Felsen gegründet. Die Woge bricht sich an dem Steine, und der Fels und das Haus bleiben stehen. Das ist aber der Fels des Bekenntnisses, welches einst Petrus ablegte, und welches unser ganzes Evangelium durchtönt: Du bist wahrlich Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Und die auf diesem Bekenntnisse ruhende Kirche Gottes sollen auch der Hölle Pforten nicht überwältigen.

Was fragt ihr nach dem Schreien der Feind und ihrer Tück? ihr Herr wird sie zerstreuen in einem Augenblick. Fr kommt, er kommt ein König, dem wahrlich alle Feind auf Erden viel zu wenig zum Widerstande seind.

Er kommt zum Weltgerichte, zum Fluch dem, der ihm flucht, mit Gnad und füßem Lichte dem, der ihn liebt und sucht. Ach! komm, ach! komm, o Sonne! und hol uns allzumal zum ewgen Licht und Wonne in deinen Freudensaal.

Dritter Vortrag.

Das Wort.

Das Evangelium Johannis beginnt mit einem Vorworte oder einer Einleitung, die man auch wohl Prolog genannt hat. Dieser Name klingt etwas profan, ist aber, in höherem Sinne genommen, zutreffend. Denn wir haben schon darauf hingedeutet, daß wir hier ein himmlisches Drama vor uns haben, zu dem die Einleitung eben den Prolog bildet. Der Held des Dramas, wenn diese Bezeichnung erlaubt ist, ist Jesus, der Held aus dem Stamme Juda (1. Mos. 49, 10), dem Ge= schlechte Davids; es schildert seine Thaten und Zeugnisse, seine Kämpfe und Leiden, sein Unterliegen und Siegen. Wir finden hier eine fortschreitende Entwickelung, eine zunehmende und sich steigernde Verwickelung, eine endliche Katastrophe und eine unerwartete und doch naturgemäße Lösung des Knotens durch die Auferstehung des Lebensfürsten. Wir finden auch längere Reden und kürzere, Schlag auf Schlag erfolgende Wechselreden; ja, wenn wir so sagen dürfen, es fehlen selbst die Chöre nicht, welche mit ihrer Betrachtung den Begebenheiten folgen, ein Freundlich gesinnter, vorherrschend bestehend aus dem Volkshaufen der Galiläer, und ein feindlicher, vorherrschend bestehend aus den Judäern und den Bewohnern Jerusalems. Unser

Evangelium läßt sich also als ein vollendetes Kunstwerk betrachten, nur nicht als ein Kunstwerk, das von einem menschlichen Geiste erdacht und erfunden ist, sondern welches, wie es uns die ewige Wahrheit und wahrhaftige Wirklichkeit schildert, so auch aufgezeichnet ist von dem Griffel des heiligen Geistes. In ähnlicher Weise können wir aber auch von den drei ersten Evangelien sagen, daß sie das Leben, Leiden und Auferstehen des Menschensohnes uns in wunderbarer Einfalt, Wahrheit und Treue gezeichnet haben. Darum haben wir in unseren Evangelien die eigentliche entsprechende Schilderung des Lebens Jesu, und kein Heliand und keine Messtade reicht da nur von weitem hinan. So weit das Leben Jesu in Worten darstellbar ist, ist es vollkommen in den kanonischen Evangelien dargestellt, und es bleibt nur noch übrig die Darstellung in Farbe und Ton.

Der Prolog nun enthält die kurze Summe des ganzen Evangeliums Johannis. Er kündigt uns an, was wir in dem Evangelium selber nach der positiven und nach der negativen Seite hin zu erwarten haben. Darum redet er von der Menschwerdung des Sohnes Gottes, der das Leben ist und gibt, den die Finsterniß zurückgestoßen hat, der aber diejenigen, welche ihn das Fleisch gewordene Wort im Glauben aufnahmen, seiner Herrlichkeit theilhaftig und zu Kindern des Lichtes, zu Kindern Gottes gemacht hat. Er zerfällt aber in drei Theile oder Strophen, die im Wesentlichen immer wieder dasselbe sagen, nur daß die erste Strophe das Bild zunächst in allgemeinen Umrissen zeichnet, während die beiden anderen diese Conture_weiter auszeichnen und coloriren. Diese drei Strophen heben sich selbst hervor, und sehen sich gleichsam von selber ab durch ihre jødes=

maligen Anfangsworte: 1) Im Anfang war das Wort u. s. w. V. 1-5. 2) Es ward ein Mensch von Gott gesandt u. s. w. V. 6-13. 3) Und das Wort ward Fleisch u. s. w. V. 14—18. Der Prolog hat somit einen harmonischen Gliederbau, indem die mittlere achtzeilige Strophe von zwei fünfzeiligen Strophen_umschlossen ist.

Nachdem die erste Strophe uns schon im Allgemeinen dasjenige gesagt hat, was das Evangelium enthalten soll, führt die zweite die Gedanken der ersten näher aus. Sie zeigt uns eingehender, wie das Leben das Licht der Menschen geworden ist, nämlich so, daß es in diese Welt, die es selbst geschaffen hat, gekommen ist, ja daß es sein Eigenthumsvolk, welches es sich schon vor Zeiten erwählet hatte, besucht und heimgesucht hat. Sie straft aber auch die Finsterniß, daß sie das Licht nicht aufgenommen hat, und hebt ihre Unentschuldbarkeit hervor. Denn es ist unentschuldbar, daß die Welt ihren Schöpfer und Israel seinen Bundesgott nicht aufgenommen, und wird noch unentschuldbarer, da Gott Johannes den Täufer, den schon die Propheten angekündigt hatten, als Zeugen des Lichtes voraufgesendet, und weil das Licht diejenigen, welche sich von ihm durchleuchten laffen, zu Gottes Kindern machte, welche Gotteskindschaft die Finsterniß verschmäht hat. Wie nun die erste Strophe in die Klage auslief,,und die Finsterniß haben es nicht begriffen," und wie diese Klage sich noch durch die ganze zweite Strophe hindurchzieht, so endigt dieselbe doch mit lautem Preis der Gnade Gottes in Christo Jesu, welche die, die an seinen Namen glauben, zu Kindern Gottes und Erben des ewigen Lebens macht. So knüpft die zweite Strophe an den lezten Vers

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