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ein Licht, auf daß, wer an mich glaubet, nicht in Finsterniß bleibe."

V. 5. Und das Licht scheinet in der Finsterniß, und die Finsterniß haben es nicht begriffen.

Das Licht hat geschienen, so lange der Sohn Gottes auf Erden wandelte, es scheinet aber auch noch fort und fort. (Daher das Präsens.) Es scheinet im Worte des Evangeliums, welches Christum uns vor Augen malet, und in welchem Christus selber zu uns kommt, um uns mit dem Lichte des Lebens zu erleuchten. Auch in seinem ersten Briefe schreibt Johannes 2, 8. ähnlich wie hier: „Die Finsterniß ist vergangen, und das wahre Licht scheinet jezt."

Finsterniß nun ist das Gegentheil des Lichtes und bedeutet eben als solche: 1) die Gottesunkenntniß, 2) die Sünde, welche wie sie an sich das Dunkele, so auch ihre Werke in der natürlichen Nacht und Finsterniß zu vollbringen liebt, 3) das Unheil oder die Unseligkeit. Auf Grund der Sünde befinden wir uns in der Gottesunkenntniß und in der Unseligkeit, welche beiden lezteren Momente im Gegensaße zum Lichte auch hier besonders bezielt sind. Wie aber das Licht selber Person ist, so ist auch die Finsterniß persönlich zu faffen, denn der Ausdruck dient zur bildlichen Bezeichnung der verfinsterten Menschheit. Schon der Prophet Jesaias 9, 1., und mit ihm der Apostel Matthäus 4, 16., hatte verkündiget:,,Das Volk, das im Finstern sizet, hat ein großes Licht gesehen, und über die da wohnen im finstern Lande, scheinet es helle." Man hätte nun erwarten sollen, daß diese Finsterniß voll Freuden

dem Lichte entgegen gehen würde, doch weit davon entfernt, hat sie es vielmehr verworfen. Darum sagt der Apostel:

„Die Finsterniß hat es nicht begriffen." Hiermit berichtet er uns eine geschichtliche Thatsache. Er meint aber vornehmlich das Verhalten Israels gegen das Licht. Schon während seines Wandels auf Erden mußte der Herr gegen Israel zeugen: ,,Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist; und die Menschen liebten die Finsterniß mehr, denn das Licht. Denn ihre Werke waren böse." Joh. 3, 19. Seitdem hatte die Finsterniß Jesum ans Kreuz gebracht, und selbst als er auferstanden war und als Licht fortwährend in die Finster= niß hineinstrahlte, beharrte sie bei der Verwerfung des Lichtes. Alle diese Ereignisse hatte Johannes hinter sich, als er klagend ausrief: Die Finsterniß hat es nicht begriffen." Israel aber ist nur der Repräsentant der Menschheit überhaupt, oder der damaligen Heidenwelt, die gleichfalls im Großen und Ganzen die Finsterniß mehr liebte, als das Licht. Und so ist es fortgegangen bis auf den heutigen Tag. Wenn der Apostel heut zu Tage Umschau hielte selbst inmitten der Christenheit, und sähe den Unglauben, den Halbglauben und den Scheinglauben, so würde er aufs Neue klagen: Die Finsterniß hat es nicht begriffen! und ihr zurufen:,,Mache deinen Leuchter helle, Laß die erste Liebe nicht," damit der Herr nicht komme, und deinen Leuchter wegstoße von seiner Stätte, wo du nicht Buße thuft. Offenb. Joh. 2, 4. 5. Wiewohl es nun zu allen Zeiten auch eine Zahl Gläubiger gegeben hat, so verschwindet dieselbe doch ftets, wie auch hier dem Blicke unseres Apostels, gegen die Masse der Ungläubigen. Die Gemeinde Chrifti ist stets eine

kleine Heerde, die aber zu ihrem Troste in ihrer Einsamkeit und Verlassenheit die Verheißung hat: „Fürchte dich nicht, du kleine Heerde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben." Luc. 12, 32.

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Statt,,begriffen", wie Luther überseßt, steht im Grundterte ein Wort, welches eigentlich ergriffen" heißt. Das Eine folgt aber aus dem Anderen. Weil die Welt es nicht ergriffen hat, darum hat sie es nicht begriffen, denn wir begreifen Nichts von Gott, weil wir ihn nicht ergreifen. Das Nichtwissen hat seine Wurzel im Nichtwollen. So viel wird Gott erkannt, als er geliebt wird." Nichtergreifen ist aber nur ein mildernder Ausdruck für Zurückstoßen". Das ist nun das tragische Loos des gefallenen Menschen, daß er die Wahrheit Gottes zwar nicht aus sich selbst ergreifen, wohl aber zurückstoßen kann. Denn die Freiheit ist ihm noch geblieben, der erlösenden Gnade, welche ihn von der Knechtschaft der Sünde befreien will, zu widerstreben. Es ist hier nicht, wie im natürlichen Gebiete, wo wir das Auge aufthun oder zuthun können nach Belieben; vielmehr ist unser geistliches Auge von Natur blind. Es ist ein krankes Auge, welches sich durch die Helle des himmlischen Lichtes geblendet fühlt. Wir können aus eigener Kraft der Gnadenthat Gottes gegenüber uns nur verschließen und verstocken, so wie der Mensch in unterirdische Gewölbe und Höhlen fliehen kann, damit kein Licht ihn erreiche, und alle Fenster seines Hauses verhängen und vermauern kann, um dem Lichte den Eingang zu wehren. Das himmlische Licht nun kömmt uns nicht nur mit seinen Strahlen zuvor, sondern es heilet auch unser Geistesauge zum Sehen, und macht es für seine Aufnahme

empfänglich. So stammt unser Heil lediglich von Gott und feiner Gnade, denn alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichtes. Jac. 1, 17. Unsere Bekehrung ist Gnadenthat Gottes an uns, das Widerftreben gegen das Heil ist unsere eigene That.

Wunderbar aber ist das Geheimniß, daß die Finsterniß, daß der Mensch, der zur Seligkeit geschaffen ist, und selbst da= nach hungert und durftet, dennoch der Seligkeit, die ihm in Christo geboten wird, den Rücken kehrt, und lieber in der Finsterniß und im Todesschatten beharrt. Diese Verblendung des Menschen ist nur erklärlich, weil es, wie wir nach der Schrift wiffen, einen Fürsten der Finsterniß gibt, der nach dem Ausspruche des Apostels Paulus 2. Cor. 4, 4. als der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinne verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangelii von der Klarheit Chrifti, welcher ist das Ebenbild Gottes. Freilich hat der Fürst der Finsterniß auch an uns selber einen Bundesgenossen. Denn der Mensch scheut es, die irdische Lust der himmlischen zu opfern. Die erste Wirkung des Lichtes ist aber die, daß es unsere Finsterniß ausdeckt und straft, und uns zur Buße und Bekehrung rust; und eben dieser Schmerz der Buße ist es, den der Mensch sich ersparen will; diesen Preis will er nicht zahlen, felbst wenn er das ewige Leben dafür ererbt. Das himmlische Licht verwundet sein Auge, welches an die Finsterniß gewöhnt ist, und das Licht nicht ertragen kann. Welch' eine Thorheit und Verkehrtheit es nun aber ist, sich so von dem wahren Licht und Leben wegzuwenden, ist leicht ersichtlich. Denn wenn der Mensch sich nur einmal entschlossen hat, sich selber oder sein

natürliches Leben Gott zum Opfer darzubringen, so schenkt ihm Gott, der keine ihm dargebrachte Gabe unvergolten läßt, die irdische Luft und Freude in höherer und verklärter Weise wieder. Wer mit dem Psalmisten sprechen gelernt hat:,,Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Troft und mein Theil." Pf. 73, 25 f., von dem gilt auch das Wort des Psalmisten: „Habe deine Luft an dem Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünschet.” Pf. 37, 4. Die irdischen Güter und Gaben werden uns dann zu Vorbildern und Unterpfändern des höchsten, himmlischen, ewigen Gutes selber, und wir tragen sie dann nicht mehr in gierigem Genusse gleichsam als einen Raub davon, sondern wir nehmen sie aus der Hand unseres himmlischen Vaters mit Danksagung entgegen. Dann stört und hemmt nicht mehr die Luft an ihnen den Genuß des ewigen, seligen Lebens; vielmehr ist nun die durch Gott geheiligte irdische Lust und Freude felber aufgehoben in die himmlische Luft und Freude, die von ihr wie von einem schönen Blüthenkranz umwunden wird. Die Güter des zeitlichen Lebens sind nun zum goldenen Ringe ge= worden, welcher den kostbaren Juwel des ewigen Lebens einfaßt.

Mit dem fünften Verse hat nun der Apostel die erste Strophe des Prologes beschloffen, die selbst eine kurze Summe des ganzen Prologes, wie dieser eine kurze Summe des ganzen Evangeliums, enthält.

Den aller Welt Kreis nie beschloß, der liegt in Mariens

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