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gap er von listen einen dôz,

10550 des stimme was ze mâzen grôz,
sam er lebte und schriwe dâ,
und hete lange scharpfe klâ,
ze mâzen verre ûz gezogen,

und het sich ûf diu bein gesmogen,
10555 reht sam er stüende ze sprunge,
und vuor ime diu zunge
enwâge in der chewen;

ez hâte den selben lewen

ein buckel von golde bedaht etc.

Auch in Pleiers Garel kommt ein ähnlicher Löwe vor:

Enmitten im furt stêt ein lewe,

der gint wît mit sîner kewe,
dem steket ze aller stunde
ein banier in dem munde
und ist ûz êre gegozzen dar
mit list, des sult ir nemen war
swen des geluste und des gezimt,
daz er die banier genimt
dem lewen ûz dem munde,

sô kumt im an der stunde

ûz dem halse ein solich dôz,

daz ist sô michel und sô grôz, (Bl. 1096),

daz manz hæret vaste breit.

Von einem Bilde dieser Art erzählt auch Stricker in Daniel von Blumenthal: „Beim Eingang in das Land ist ein Thier, aus Gold gegossen, es hat im Munde ein Panier, durch das Thier fließt ein Wasser: zieht man das Panier heraus, so erhebt das Thier ein solches Geschrei, daß alles zur Erde fällt und ruft so den König und seine Mannen herbei." (Stricker's Karl ed. Bartsch v. XII.) Derselbe Dichter berichtet auch von einem Drachen, der durch Wind in Bewegung gebracht wurde: Man sach von golde dar an stân

einen tracken, der was wol getân,
der was innen hol.

als er des windes wart vol,

so gebârte er alse er lebte

und gein den liuten strebte. (Karl 9641 ff.)

Schon Lamprecht beschreibt uns ein Bildwerk, das durch Blasebälge bewegt und tönend wurde:

5850 mitten in ir palas,

ein scône tier geworht was,
daz was alliz golt rôt,
alse siz selbe gebôt.

daz tier was vil hêrlîch
5855 eineme hirze gelîch.
an sîm houbit vorne
hât iz dûsint horne.
ûf allir horne gelîch
stunt ein fugil hêrlîch

5860 ûf dem tiere saz ein man

scône unde wol getân,

der fûrte zwêne hunde

unde ein horn ze sînem munde.
nidene an dem gewelbe

5865 lâgen viere und zwênzich blâsebelge.
z' aller belge gelîch

gingen zwelif man creftich.

sô si di belge drungen,

di fugele scône sungen,

5870 an deme tiere vorn;

sô blies ouh der man sîn horn,

sô galpeden ouh die hunde.

ouh lûtte an der stunde

daz hêrlîche tier

mit der stimmen als ein pantier etc.

Dies Bild führt auch den goldenen Hirsch in der Oswaldlegende, der von den zwölf Goldschmieden gefertigt wurde (Ettmüller 2278. ff. u. 2297. ff.). König Aaron bemerkte über dies Wunderthier:

dû vil stolzer wahtære,

zwâr daz habe ûf al mîn êre,

daz getiht gât von den goltsmiden her;
2335 wan die sint aller künste vol,

und habent den hirz inne gemachet hol,
daz er loufet vor dem winde.

Durch Luft und Wasser wurden somit diese Thierbilder, die aus Griechenland her bekannt waren, in Bewegung gesetzt. Ihnen konnte zunächst das Lob gelten: sie waren, als ob sie lebten, das wir so oft schönen, lebhaften Bildern von mittelhochdeutschen Dichtern ertheilt

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finden. Gewöhnlich ist der Reim „lebte" oder leben" mit „swebte" oder „sweben“, „strebte“ oder „streben" gebunden. Z. B.

Die vogel manegen slahte

swebten dar inne,

geweben mit solhem sinne,

rehte sam sî lebten

und ûf zen lüften swebten. Erec 7645.

sô stuont er als er lebete,

vogelìche er swebete. Lanz. 4785.

daz stuont dran als ez lebte.

sô ez iezuo hie swebte,

sô rukt ez aber fürbaz. Lanz. 5827.
Von golde dar ûf gemeistert was
ein tracke, als er lebete

und obe dem helme swebete. Wigal. 1906.
ein adelar dar obe swebt (e)

von golde reht, alsam er lebt (e). Ecke Str. 95.

der stuont alsam er lebete

und ob dem helme swebete. Meleranz 10085.

ein ar alsam er lebte

und ob dem helme swebte. Garel 27.

reht alsam er lebte

und ob dem helme swebte. Garel 24°.

dar inne ain pantel swebt

planch, als ob ez lebt. Ottaker c. 62.
si stuonden als si lebeten

und an dem vanen swebeten. Laur. 411.
schône sus er lebete

und nach gewilde strebete. Laur. 497.
schône sus si lebeten

und in den lüften swebeten. Laur. 1870.

Ähnliche auf meisterhafte Bildwerke bezügliche Stellen sind: als ez leben solde Wigalois 36, 10; als er leben solde Wigal. 169, 27. ûz dez gehürne swarz geborn

was in den wîzen schilt geleit

ein grîfe mit behendekeit,

der stuont reht als er lebte. Konrads Troj. 9570.

und was ein löuwe küene

von blâwer siden drîn geweben.

der stuont, als ob er künde leben

und was gekrænet schône. ebd. 30042.
und swebte drinne ein blanker swan,
der lûhte silberwîz her dan,

als ob er lebende wære. ebd. 30865.
In einem velde lâsûrblâ,

daz ouch von sîden was geweben,
stuonden als si solten leben

vogelîn an maneger stat. Engelhart 2545.
als er leben solde,

stuont ûf dem kropf ein guldîn ar. Meleranz 1310.

Deu mich lerne an der hauben wunder âne tzal,

dar umb die gulden porten, baide, brait und smal,

hirszen unde hinden, serm sy lebentig sein. Hugdietr. Str. 24.

dar zu hoflich würken dy schoenen vogelein

mit golde und mit seiden, sam es lebentig möcht gesein. ebend. Str. 57. Hirszen unde hinden stuonden auch daran

von dem roten golde, sam sie daz leben han. ebd. 64.

rehte enmitten ûf dem kopfe,

der lîm mit vogelen was bezogen,

reht als si wæren geflogen

ûz dem Spehtsharte. Helmbrecht 35.

INNSBRUCK, 10. Sept. 1861.

I. V. ZINGERLE.

HEINRICH VON RUCKE.

Heimat und Geschlecht dieses Liederdichters sind noch unermittelt. Die Herausgeber des Minnesangs Frühling S. 270 beobachten darüber tiefes Schweigen, wohl aus dem guten Grunde, weil sie dem, was Laßberg Liedersaal 2, 41 und ihm nach v. d. Hagen MS. 4, 158 vorbrachten, nicht beizupflichten vermochten. Laßberg war nämlich der Meinung, Heinrich gehöre dem edeln Geschlechte der Ruggen an, die sich nach der zwischen dem Kloster Fischingen und Bichelsee im Thurgau gelegenen, von den Appenzellern im J. 1405 gebrochenen Burg Tanneck „die Ruggen von Tanneck" nannten. Allein abgesehen von verschiedenen andern Bedenken, die sich dieser Ansicht entgegen stellen, reicht ihre Unrichtigkeit darzuthun schon der Umstand hin, daß der Beiname, den die von Tanneck führen, ein offenbarer, häufig vorkommender Personenname (Förstemann 1, 712. 713), das Rucke oder

Rugge dagegen, nach welchem der Dichter sich nennt, ebenso deutlich ein Ortsname ist. Beide Namen haben daher nichts miteinander gemein, und sie zu vermischen hätte schon die Verschiedenheit der Wappen verhindern sollen. Diese beschreibt Laßberg a. a. O.; Abbildungen von beiden gibt auch Konrad von Grünenberg in seinem Wappenbuche von 1483. Das hier von „Hern Hainrich von Ruche" gegebene stimmt genau mit dem in der Weingartner Liederhandschrift S. 53 befindlichen überein.

Nicht nur die Stammburg, sogar die Person des Dichters, wie ich glaube, kann auf's bestimmteste urkundlich nachgewiesen werden. Durch eine zwischen 1175-1178 ausgestellte Urkunde übergiebt Abt Eberhard von Blaubeuern dem Kloster Salem Güterstücke in Hohenbuch und Grötzingen (bei Ehingen) per manum advocati nostri domni Gebizonis de Rugge“ und unter den Zeugen erscheint neben dem nochmals genannten Gebizo ganz zuletzt „Heinricus miles de Rugge" (wirtemb. Urkundenbuch 2, 178). Bei der Übereinstimmung des Vor- und Zunamens dürfen wir Zeuge und Dichter für identisch halten; um so mehr als auch die Zeit hiefür kein Hinderniss bildet. Der Leich Heinrichs ist unter dem unmittelbaren Eindruck der Trauerbotschaft vom Tode Kaiser Friedrichs I. im Spätjahr 1191 geschrieben (MSF. 97. 270), also etwa 13-15 Jahre nach obiger Urkunde. Seine Lieder, deren Verfasserschaft allerdings keineswegs überall sicher ist, hat aber Heinrich früher als den Leich gedichtet. Das beweisen die von mir schon Germ. 3, 506 hervorgehobenen ungenauen Reime in jenen, und der Mangel solcher Reime in diesem. Der Leich setzt die durch Heinrich vom Veldeken neu aufgekommene Reim- und Verskunst voraus, während die Lieder vermöge ihres noch unausgebildeten Reimes vor 1184 fallen

müssen.

Die unmittelbare Anregung zum Gesange könnte Heinrich leicht durch den Vorgang Meinlohs von Sevelingen empfangen haben. Söflingen, unweit von Ulm, liegt an der Straße, die nach dem nur ein paar Stunden entlegenen Blaubeuern führt, und dicht bei diesem Städtchen, auf dem rechten Aachufer, stand auf einem hohen Bergrücken, der noch jetzt der Ruckenberg heißt, die alte, erst im Jahre 1571 abgebrochene Burg Rucke. Meinloh und Heinrich waren also die nächsten Nachbarn und standen einander auch der Zeit nach nicht so fern, daß sie sich nicht ganz gut persönlich gekannt haben könnten.

Zwischen den von Rucke und den Grafen, später Pfalzgrafen, von Tübingen, bestand schon in frühester historisch nachweisbarer Zeit ein verwandtschaftliches Verhältniss. Von den ersten Grafen von Tübingen,

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