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P. 151, 24 folg. ir lange zöpfe clâre

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die want er umbe sine hant,

er spancte se âne türbant.

ir rücke wart kein eit gestabt:

doch wart ein stap sô dran gehabt etc.]

Der Überlieferung aller Handschriften zum Trotz hat hier Lachmann türbant gesetzt. Aber was kann das hier heißen: einen spengen âne türbant? Wie spange (spengelîn) dasjenige bezeichnet, welches die ihrer Spannung nach auseinander strebenden Theile mit Gewalt zusammenhält, so spengen sw. v. zusammenzwängen, verschränken, coërcere, continere, oder mit Spangen versehen, z. B. j. Tit. 368, 4; 2533, 2; MS. 2, 228, 7; verspengen im j. Tit. 377, 4; überspenge 4412, 2; entspengen 3649, 3; erspengen Martina 265, 69; dann in übertragenem Sinne: j. Tit. 3647, 3; Pass. K. 439, 73; 559, 19; Wiggert, Scherfl. 1, 50; verspengen PassK. 466, 40; entspengen 342, 64; sich spengen Pass. K. 211, 15; 366, 11; Fundgr. 1, 322, 8; sich sp. ûf Pass. H. 345, 31; Pass. K. 559, 19; sich sp. von 243, 45; 517, 72; 675, 83; sich sp. dawider 551, 30; 583, 40; sich sp. in 545, 43; auch spangen findet sich, z. B. Frauenlob S. 116, 67, 11; Martina 265, 69 und erspangen 272, 38. Hiernach könnten die Worte: er spancte se âne türbant etwa bedeuten: er zwängte sie so sehr, packte sie so fest, daß ihr alles Sträuben nichts half; es war dieß aber ein spengen mit bloßer Hand, wobei er sich eines Spängelbandes" (türbant) nicht zu bedienen brauchte. Weit weniger gezwungen ist der Sinn, welchen die überlieferte Lesart gewährt: tûr tiwer tûre bant statt türbant. Keie fasst Kunnewaren im Zorn bei ihrem Haar, indem er ihre langen Zöpfe um seine Hand windet, und versetzt mit seinem Stabe ihrem Rücken Schläge. Das war, fügt der Dichter scherzend hinzu, kein kostbares Band (borte im Erek 1572), das er ihr in das Haar wand, kein Eid, den er ihrem Rücken stabte. Auch Simrock und San Marte halten sich nicht streng an den Lachmannschen Text und scheinen mit dem türbant nichts anfangen zu können. Der erstere übersetzt: er spängte sie ohne Spängelband, der andere: und heftelte sie ohne Band und Spange. Über staben vgl. Ges. Abent. 2, 118, 45: die andern mit den gerten | in slahen zuo der herten | und mit den zwigen staben.

P. 155, 12 folg. wîbe siufzen, herzen jâmers kratz

gap Ithers tôt von Gaheviez,

der wîben nazziu ougen liez].

wîbe siufzen ist schwerlich richtig, wegen der wîben in der dritten Zeile. Für wibe steht bibes in g; vielleicht hieß es riwe oder wê siufzen?

P. 165, 26 folg. der wirt in mit im ezzen hiez:

der gast sich dâ gelabte.

in den barn er sich so habte,

daz er der spise swande vil.]

Es ist unwahrscheinlich, daß der Dichter den jungen P., wie unhöfisch und ungeschlacht seine Sitten auch noch waren, an der Tafel des Sittenmeisters Gurnemanz aus einem barn (= Trog, Krippe für Kühe, Pferde u. dgl.) sollte haben essen lassen. Daß barn aber für „Schüssel" genommen werden könne, wie es San Marte übersetzt, ist nicht nachweisbar; auch mag Simrock so etwas gefühlt haben, denn er umgeht das Wort, indem er dafür setzt: in den Gaumen schob er solche Last, viel Speise ward zu nicht gemacht. Vielleicht aber ist gar nicht barn, sondern bârn gemeint; bâr bâre bære == gebare gebære gestus habitus, wie sich bærde gebærde findet 115, 11 und 709, 29. Über das Wort vgl. mhd. WB. 1, 145° und 147° und dazu Leben Christi, herausgegeben von Pfeiffer in Haupt's Zeitschr. 5, 29, 450: si geloubten daz er wær | ein got kunec in menschlicher pær Lucifer u. Jesus ed. Massm. in v. d. Hagens Germ. 9, 179; Clara Hätzl. S. 25a, 92: du weizst mich von des tadels pâr; v. d. Hagens Germ. 10, 144: an alsô getâner bêre— als wi drîzich jâr alt wêren, und 173: daz dat tier quam an solicher bêre also eme ein houet gewundet wêre; Sündenfall ed. Schonem. 1272: leve sone, wu hebbe gy al sodêne bêre?

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P. 171, 6 folg. im ist noch wirs dan den die gênt

nâch porte aldâ diu venster stênt.]

Für porte, welches D allein hat, lesen die andern Handschriften alle brôte; und dies ist dem Sinne weit angemessener: ihm d. i. dem kumberhaften man gehts noch schlimmer als denen, welche vor den Fenstern ihr Brot suchen, den Siechen und den Bettlern. San Marte sucht durch Beimischung eines fremden Zusatzes dem Sinne einigermaßen aufzuhelfen er duldet schlimmere Pein als die, die nach der Thüre blind hintappen, wo nur Fenster sind. Wäre porte richtig, so würde man den Artikel kaum entbehren können. Über die Redensart nach brôte gên vgl. Iwein 3303: hie gienc ein venster durch die want, dâ durch rahter im die hant und leit im ûf ein bret ein brôt: daz buozt im die hungers nôt; Rechtsb. des Joh. Purgoldt ed. Ortloff S. 292 (92) man sal in mit nichte lâzen nôt lîden ader nach brôde gên; Rothe's Chron. Cap. 437: ich scheme mich nôch brôte zu gên und ebenso S. 355, Z. 5; vgl. Wiggert Scherfl. 2, 9 aus den Sittensprücken des Facetus (15) illius semen nunquam panem male quæret; Herbort v. Fritzl. 162, 4 her ginc dô umme brôt in eines betelers wise; 214, 18 her ginc umme brôt vor alle sînen vrunden.

P. 172, 30 ich wil iu mêr von wîbes orden sagen]. Dieser Vers ist unnatürlich überladen. Vielleicht hieß es: lât iu mer oder hært mêr von w. etc.

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P. 193, 9 und arger schützen harte vil]. Lachmann vermutet atgêrschützen; aber auch ärkerschützen solche Schützen, die in den perfriden und ärkern aufgestellt wurden, könnten gemeint sein, vgl. 183, 25 und die Varianten dazu und 351, 28-30 dar zuo der zinnen ieslîch mit armbruste ein schütze pflac, der sich schiezens her ûz bewac.

P. 197, 24 folg. wie ein pheterære

mit würfen an in seigte (: neigte).

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seigen, sw. v., factitiv. zu sîgen, = sîgen machen, so in Haupts Zeitschrift 7, 325, 11 den ast hete vil vaste der wint darûf geseiget und in Frauenlobs Sprüchen 363, 9: al durch die waren minne er got sich menschlich zuo uns seigte (: zeigte: neigte) u. in d. Elisab. Diut. 1, 482: diu hêre keiserlich gewalt hât sich ir geseiget, ze sehene an geneiget. Besonders bedeutet es, mit Bezug auf Beschwerung der Wagschale, des Wagebalken durch Gewichte, wägen, z. B. Heinr. v. d. Türlîn in der Krone 6218: solt ich sie beide seigen (: gezeigen), disiu wæg sô verre vür | daz jeniu vil gar verlür: dann = abwägen, abmessen V. 23780: daz er (der Zauberhandschuh) daz erzeigte | und gelîche an ir seigte | missetât unde tugent; daher seigare Wagebalken, Wage in Parz. 272, 16, bei Späteren horologium, Diefenb. 147, Stolle Erf. Chron. 159, 192, 195, 203. Dieselbe Bedeutung bewahrt das Wort seigen auch in Parz. 434, 17: sus kan sîn wâge seigen. sîn selbes prîs ûf steigen und d'andern léren sigen (: wîgen, duellis) d h. so weiß seine Wage zu wägen, seinen Ruhm treibt sie (steiget si ûf) in die Höhe, den anderer lässt sie sinken. Weder Simrock noch San Marte übersetzen hier genau, indem sie es = sich neigen, sich senken nehmen; es ist vielmehr hier ganz allgemein gedacht und umfasst beides: das úfsteigen und das sîgen lêren. In den Interlinearvers. der Psalm. S. 266 heißt es: âne unrecht lief ich unde seigete rihtete ich sine iniquitate cucurri et direxi; dahin gehört auch j. Tit. 1570, 2: an clârheit ûz geseiget | was si die trugelist dâ het gescheiden | von in und 3393 ich hân die ûzerwelten in unser schar geseiget, nach Lachm. Auswahl S. 274 soviel als auserwählt. In einer verwandten Bedeutung wird es von Wurfgeschossen gebraucht, sei es daß sie von der Hand erst zum Schusse gewiegt oder daß sie mittelst Schwungmaschinen geschleudert werden, daher schleudern, werfen (vgl. wegen im mhd. WB. 3, 62, 32 folg.; in letzterem Sinne ist es an unserer Stelle zu fassen: als wenn eine Steinschleuder mit ihren Würfen auf ihn schleuderte, schösse; daher das adj. anseige im Lanzel.

1618: swie im anseige der rîche wirt ware, vgl. Graff 6, 131 = irruens, infestus; ferner Gottfr. Trist. 402, 23: dem (dem Wurfe mit der Stange) hæte er sîne mâze an der seige und an dem lâze rehte in der merke gegeben etc., wo seige wohl richtiger mit v. d. Hagen WB. z. Trist. 413 für Schwenkung, Wucht, als mit Groote S. 525 für Neigung genommen wird. Neben diesen Beispielen finden sich andere, in denen seigen wieder in die intransitive Bedeutung von sîgen übergegangen ist, so in Heinrich v. d. gemeinen Leb. ed. Diemer 13: omnes declinaverunt: daz sprichet si hânt sich alle geneiget, er meinet die dâ habent geseiget von got ze dem ewigen valle und Wigal. 282, 8: sin manheit in niht ruowen liez, ûf den herren Gâwein seiget er stürzte, schoß, schwang er sich; und seige, st. f., occasus solis bei Frauenlob Spr. 272, 7: diu sunne ist ûf der seige; auch gehört hierher wohl das Adject. seig und das Subst. seigel st. m. Sprosse, Stufe, Weist. 1, 13, 2: diu hiener zu dem dritten seigel fliegen mugint und Walth. v. Rheinau 19, 13: dô wâren die frowen ze dem tempel alomônis komen, dâ man ûf funfzehn seigel gie. Das in Myst. 2, 650, 25 vorkommende erseigen in den Worten wê mir wie ist mîn ellende erseiget halte ich mehr für eine Ableitung von sîhen. Vgl. noch Schmell. 3, 209-10. er was riuse und vengec vach,

P. 317, 28 folg.

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sîn manlîchez ellen

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kund den pris wol gestellen.

gestellen und stellen, im Sinne von nachstellen, auflauern, darnach trachten, hat sonst nur den Dativ oder Präpositionen wie ûf, nâch, zuo bei sich. Im eigentlichen Sinne gebrauchen z. B. dieses Wort die Eisenach. Rechtsbb. ed. Ortloff S. 730: stellit ein man wilde adir vogiln in sîme wingarten; Pass. K. 177, 62: kumt ir mir ouch zu stellene mit gelubde worten; 393, 69: mit gewalt und mit varen wolden sî in stellen und ir leben vellen; 564. 80: nû wart ir (der juncvrowen) mê gestalt von deme übeln vürsten; 598, 34: sus wart Martinô gestalt. Beispiele mit nâch bei Griesh. Predd. 2, 34: der lêrer nach dem zerganclîchen guote ze vaste stellet, und S. 62: dû stellest nach weltlichen êrôn unde nach irdeschen frouden; Myst. 1, 312, 26; Clara Hätzl. 90, 142; 208. 204; Frauenlob. Spr. 24, 11 und Schmell. 3, 629; mit ûf sieh Boner ed. Ben. S. 463; Trojan. 14716 er kunde in einem walde wît ein tier vil baz gevellen denn if den lôn gestellen den frowen minne biutet; Schwanritter 361; Walth. v. Rheinau 46, 41: er was ie gestellende ûf reht als ein gewærer gotes kneht; mit zuo Herbort. Troj. 15156: dû salt mit dînen gesellen zu irme tôde stellen; Massm. Denkm. 128. 36: der lintworm stelt dem lewen zuo (: nuo); Haupt, Zeitschr. 11, 494, 55: dô man zuo der hochzît stalte; mit enkegen

:

bei Ebernand 2572: und hâte dar enkegen gestalt

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dagegen machiniert; ganz absolut in Eisenach. Rechtsbb. S. 750: wer ein hert machit unde stellit darûf mit eime garne; Rechsbb. Purgoldts 4, 67: also verre daz her nîmand mit dem jagen, beizen adir stellen schaden tû; Martina 63, 33: alsus stellit er mit mahte wie er vil menge trahte in bereite sunderlich. Eine andere Struktur dieses Zeitwortes in der aus der Waidmannssprache entnommenen Bedeutung ist mir nicht bekannt worden. Daher ist an unserer Stelle wohl der Acc. den prîs zu ändern und der Vers mit 4 Hebungen zu lesen.

P. 388, 1. wer dâ nách prîse wol rite

und nach der wîbe lône strite?

ine möht ir niht erkennen.]

Besser scheint vol rite, vgl. Erek 8049: daz er benamen vol rite, und 8053: ezn half dehein widerstriten, er wolde vol rîten; Gauriel von Montavel in dieser Zeitschr. 6, 402, 66: dô wart im harte leit daz er mit in niht vol reit.

P. 424, 3 folg. ich bin des unerværet,

heten si geschæret

als ein valke sîn gevidere:

dâ rede ich niht widere.]

Der Dichter redet von jungen Mädchen, welche mit Antikonien ganz gegen sonstige höfische Sitte - den tapfern Rittern bei Tische aufwarteten solche Schenken, meint er, hatten nicht zu befürchten, daß sich die Hosennestel lösten; es waren Jungfrauen in ihren besten Jahren; ob sie wie die Falken mit ihrem Gefieder bereits die Maußer bestanden hatten, darüber will ich nicht streiten. In gleichem Sinne bedient sich des Wortes schâren, schæren Ulrich von Türheim in seinem Rennewart, sieh die Nabburger Bruchst. von K. Roth S. 123. 11: daz hôrte ich eteswanne | in mînen lieben jâren: | sô diu maget beginnet schâren und entwerfen sich diu brüstel, | sô bestât sie ein gelüstel. Dort wird schâren erklärt mit das Haar kräuseln und Simrock übersetzt unsere Stelle: trugen sie gekraust die Locken. Jedenfalls beweist die Stelle aus dem Rennewart, daß das Wort von dem Beginn der Mannbarkeit verstanden werden darf. Ob es verwandt ist mit dem von San Marte in dieser Zeitschr. 2, 87 verglichenen charer tomber cadere, wage ich nicht. zu entscheiden Dem Sinne nach scheint es dem oft ähnlich gebrauchten rêren sich zu vergleichen, z. B. P. 469, 11: sus rêrt der fênîs mûze sîn; Willeh. 309, 27: sô diu erde ir gevidere rêret unde sî der meie lêret ir mûze alsus volrecken; 392, 25: diu cristenheit sich rêrte, diu heidenschaft sich mêrte (nachgeahmt im Loherangr. 4384); Frauenlobs Lieder. 12, 2:

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