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wenigstens die Möglichkeit solcher Anschauungen ahnet. Und so sind Sie doch wenigstens vor den Allabsprechern gesichert, die alles Reden von Harmonie und Melodie für Unsinn halten, weil sie am Gehör verwahrloset sind, ob sie gleich vortrefflich sehen. Glauben Sie nur sicher, verehrter Mann, das Geheimnißvolle in Wissenschaft und Erkenntniß bedarf keiner geheimnißvollen Anstalt, wie sie manchmal von denen gemacht wurde, die von dem wahren Geheimniß der echten Mystik Nichts verstanden. Es bleibt von selbst Allen verborgen, denen unsichtbar, denen die Weihe seines eigenen Geistes fehlt. Nur die Masse machte große Mysterien. In diese, zu welchen ganze Schaaren eingeweiht wurden, konnte Jeder kommen. Er trat heraus, wie er hineingekommen war; das wahre Eleusis lag immer im Innern der Philosophie und Religion; nur der, dem ihr besserer Geist gegeben war, hatte den Schlüssel zur Pforte des Schweigens. Es läßt sich Nichts mittheilen, wofür der Sinn des Verständnisses noch ge= schlossen ist, was nicht unter der Mittheilung im Lernenden zugleich als innere verborgene Kraft aus seinem Schlaf erwacht. Man theile es mit, wie man will, es bleibt Mysterium. Bedenken Sie das, was sich bei allem Wissen,

das mehr als Verstand und Gedächtniß erfordert, so auffallend zeigt, und manche Erscheinung in unserer theologischen und literarischen Welt wird Ihnen begreiflicher werden, die sonst freilich unbegreiflich ist. Leben Sie wohl.

Sechzehnter Brief.

An denselben.

„Aber wer rettet uns denn die Vernunft von all diesen Uranschauungen, Gefühlen, von diesem Glauben, was Alles in der Mystik eine so bedeutende Rolle spielt? Wer sichert uns vor Phantasiegebil= den, wovon doch die Mystiker nicht frei sind?" So sagt man freilich oft genug, aber wenn von wahrer Mystik, wie ich sie Ihnen aus den Quellen, den ålteren Mystikern, dargestellt habe, die Rede ist, sehr mit Unrecht. Freilich, wenn man blos das Verworrene, Phantastische des neuen Mysticismus Mystik nennt, so ist bald darüber abgesprochen; aber das ist doch eben so unrecht, als ob man blos das Sophistische, Idealische, Skeptische eines

Raisonnements Philosophie nennen wollte. Bez stimmt sind die Gegenstände der Mystik so gut wie die Wahrheiten der Philosophie; bestimmt die innern Anschauungen; bestimmt die Empfindungen. Ganz erklärlich können sie nach der Beschränktheit unseres Erkenntnißvermögens nicht seyn. Aber nicht deßwegen, weil sie verworren, unsicher, phantastisch wåren, sondern weil unser Blick nicht so tief geht. Auf den Grund eines flachen Bächleins kann man sehen, aber nicht auf den Grund der See. Nicht darum, weil die See trüb, sondern weil sie für unser Auge zu tief ist. Das haben nicht blos Mystiker gesagt, sondern scharfe Denker vom ersten Range.,,Die Einbildungskraft hat über ihre Vorstellungen zu gebieten u. s. w.,,Da sie es aber dennoch für sich allein nie dahin bringen kann, den Glauben zu bewirken, so ist es klar, daß der Glaube nicht auf einer besondern Natur oder Ordnung der Vorstellungen, sondern auf der Art ihrer Wahrnehmung, und wie sie von der Seele empfunden werden, beruht. Ich gestehe, daß es unmöglich ist, dies Gefühl oder diese Art der Wahrnehmung vollkommen klar zu machen. Es gibt Worte, die etwas Aehnliches ausdrücken; aber das wahre, eigentliche Wort dafür ist Glaube, ein Ausdruck, den Jedermann im gemeinen Leben versteht; und die Philosophie kann

nicht Mehr herausbringen, sondern muß dabei ste= hen bleiben, daß. Glaube etwas von der Seele Gefühltes sey, welches die Bejahung des Wirklichen und seine Vorstellung von den Erdichtungen der Einbildungskraft unterscheidet. Dadurch erhalten jene Vorstellungen mehr Gewicht und Einfluß, fehen sich in größeres Ansehen, durchdringen die Seele und werden zum herrschenden Princip unserer Handlungen.,,Glaube ist das Element aller Erkenntniß und Wirksamkeit," sagt Jakobi. „Alle Erkenntniß kann einzig und allein aus dem Glauben kommen, weil mir Dinge ge= geben seyn müssen, eh' ich Verhältnisse einzusehen im Stande bin. Wissen, Schauen und Glauben sind drei Fähigkeiten im Menschen, die alle drei ihr eigenes Gebiet haben, sich nach eige nen Gesetzen bewegen. Das Reich der einen fångt da an, wo das Reich der andern aufhört. Schauen steht über Wissen, Glauben über Schauen. Man kann mehr schauen als wissen; mehr glauben als schauen, sagt der tiefe Denker, einer der specula= tivsten Köpfe, Hume. Unbegreiflich ist es darum, wie eine gewisse Philosophie das Wissen dem Glauben vorsehen und vorziehen kann, da alles Wissen Glauben vorausseßt. Thut dies die Vernunft und hält sich in diesen Schranken, daß sie an innere oder äußere Anschauungen glaubt, diese also vor

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