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ist, wie alle Liebe und mehr als jede andere hoch erheben, jede Faser unseres Wesens beleben muß, die dem Menschen jenen edlen Stolz einflößt, der nichts Sinnliches seiner würdig hält, weil er et was Besseres anstrebt, der jedoch nie Hochmuth wird, weil der Mensch weiß, daß Alles Gnade und ihm gegeben ist, weil er sein Gedächtniß, seinen gesunden Menschenverstand verloren haben müßte, wenn er anders dächte. Mag es denn übertrieben seyn, wenn Mystiker das Ziel der christlichen Vollkommenheit darin sehen, daß der Christ gar nicht mehr jùndige, obgleich Johannes das Nämliche sagt. *) Aber es ist doch immer besser, als wenn man behauptet, manches oft und streng Verbotene sey nur Befriedigung eines natúrlichen Bedürfnisses; man könne eine Geliebte umarmen,,,mit eben so viel Wollust als Religion." Wenn die Mystiker Manches verleugnen, was nicht gerade verleugnet zu werden braucht, so wird es doch dem Ziele nåher bringen als das epikuráische System, in dem man zu beweisen sucht, man brauche gar nichts zu verleugnen, was Vergnügen macht. Wenn sich Mystiker ganz von der Sinnlichkeit los machen wollen, was ihnen freilich

*) Joh. 3, 6. 5, 18.

nicht gelingen wird, so ist es doch besser, als sich der Sinnlichkeit ganz überlassen und den Bauch zu seinem Gott machen, was freilich den Antimystikern trefflich gelingt. Wenn auch die strengen Enthaltungen, die sich manche Mystiker auflegen, nicht gerade Christenpflicht, wenigstens an sich kein Verdienst sind, so sind es doch sittlich gymnastische Uebungen, die eine Kraft zu Ueberwindung der Sinnlichkeit geben, die der Mensch oft so sehr bedarf und sie selten hat, die er nur durch Uebung erlangen kann. Wenn Mystiker sich über das Urtheil gewöhnlicher Menschen wegsehen, so kann dies freilich leicht zu Verachtung dieser Menschen, zu ́einer Art von geistlichem Stolz führen, wozu es aber die echten Mystiker nicht geführt hat, da Demuth das Princip ihres innern, geistigen Lebens ist. Auf alle Fålle ist es aber besser als die erbårmliche Feigheit, fich durch das frivolste Urtheil gemeiner, zu Gemeinheit und Charakterlosigkeit versunkener Menschen verführen lassen, Etwas zu thun, was man aus eigener Ueberzeugung nicht thun, oder Etwas zu unterlassen, was man unabhängig von Andern nicht unterlassen würde; besser als der verächtliche Sclavensinn, der mehr fürchtet, sich lächerlich zu machen, als Gott zu mißfallen und gegen sein Gewissen zu handeln. Ist es auch übertrieben, zu be= haupten, die Liebe zu Gott müsse die nämliche

bleiben, wenn uns Gott auch ewig verdammte, so ist es doch besser als die Lohnsucht, die für jede dankbare Empfindung bezahlt seyn will, oder der Mangel von Sinn, der der Liebe zu Gott eine steife Ehrerbietung oder einen kalten Gehorsam unterschieben will, weil Liebe zu Gott Alles, was man will, nur nicht Liebe seyn soll. Ernstliches Streben nach einem hohen Ziele bringt dem Ziele immer nåher, wenn es auch nicht erreicht wird. Steckt man sich das Ziel aber willkührlich niedriger, so bleibt man viel weiter zurück. Und darum ist nichts Widersinnigeres, als in unserer Zeit unbestimmt und allgemein gegen Mystik zu schreiben. Es gibt Etwas, was man auch wohl Mystik nennt, was aber blos Phantasiespiel ist und allerdings eher zu Schwärmerei als zu Christenthum führt; aber in unserem schlaffen, lauen, eigensüchtigen, anmaßenden, allwisserischen Zeitalter, gegen das innere Leben in und mit Chriftus, gegen den kindlichen Glauben und die reine, selbstlose Liebe zu Gott eifern, die das Wesen des echten Mysticismus ausmacht, das heißt einem Menschen Mittel gegen ein hitiges Fieber vorschreiben, wenn er an der Wafsersucht leidet. D der Seelenärzte!

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A ch t z e h n t er

Brief.

An denselben.

Schon einigemal machte ich Sie aufmerksam dar

auf, daß sich die Lehren und Ausdrücke der Mystiker auch in der Bibel finden; aber ich muß es Ihnen ausführlich darlegen; weniger um Ihrer selbst willen Sie haben mir schon gesagt, daß Sie manche Ihnen bekannte Mystiker, Thomas von Kempen, Arndt, Fenelon ehrten und gern Etwas von ihnen låsen aber um Andere, die die Ausdrücke der Mystiker ins Lächerliche ziehen, durch Vorhalten gleicher Ausdrücke in der Bibel zum Stillschweigen zu bringen. Eine Autoritát, die man nicht verwerfen darf, imponirt mehr als alle Beweise von Erfahrungen gegen Menschen, die diese Erfahrungen nicht kennen. Wirklich sagt Gerson, ein echter, tiefer Mystiker, mit Recht: Es ist eine schändliche Verleumdung, als håtten

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die Mystiker selbst diese Geheimnisse erdichtet, und es fånde sich Nichts davon in unseren heiligen Schriften. Sie führen vielmehr viele Stellen der Schrift an, worauf sie sich gründen. In der mystischen Theologie findet man kaum ein Wort, das nicht an das Lesen der heiligen Schrift erinnert."

Eine Hauptlehre der Mystiker ist die geheimnißvolle Vereinigung mit Gott und Jesus, wovon ihre Schriften voll sind. Und wie kann man stårker davon reden, als Jesus davon geredet hat?

,,Bleibet in mir und ich in euch. Gleich wie der Rebe kann keine Frucht bringen, er bleibe denn am Weinstock; also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, Ihr seyd die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Ohne mich könnt ihr Nichts thun." (Joh. 15, 4. 5.)

„Ich bitte nicht allein für sie (die zwölf Schůz ler), sondern auch für die, die auf ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie Alle Eins seyen, gleich wie du, Vater! in mir und ich in ihnen, daß auch sie in uns Eins seyen, u. f. w." (Joh. 17, 21.)

Eben so redet Paulus. ,,Wenn Christus in euch ist, so ist der Leib zwar todt um der Sünde willen, der Geist aber ist das Leben um der Gerechtigkeit willen. Wenn nun der Geist dessen,

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