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der Seele und Erhebung über alles Sinnliche angewendet werden kann, wird die mystische Theologie genannt. Ihre Lehren von Gott, der Welt, der Seele pflegten die wahren, deutschen Mysti= ker nur ausgewählten Zuhörern vorzutragen. Den Namen Mystiker und mystische Theologie hat man lange nach dem Anfange des Christenthums gehört. (Die Namen blos; die Sache begann mit dem Christenthume zugleich, und noch viel früher.) Vor Christus bei den Aegyptern, Essenern, Therapeuten, und auch bei andern Völkern wurde gelehrt, daß die Seele aus Gott geboren sey, aber in den Körper eingeschlossen, wieder zu Gott, ihrem Vater, geführt werden müsse. Der Mensch müsse streben, daß die himmlische und der Vernunft fähige Seele sich über Alles in die Sinne Fallende erhebe, daß sie durch Betrachtung aus dem Körper hervorgehe, und eingedenk ihres gött: lichen Ursprungs zurückkehre zu ihrem Vater. Dann verspreche sie aber der über das Eitle und Körperliche erhabenen Seele göttliches Licht und unglaubliche Wonne." So schreibt der besonnene Mosheim.

lind Reinhard, der Antipode von Allem, was nur an Schwärmerei grenzt, bekennt doch, die Mystiker haben nichts Anderes gewollt, als reine Liebe zu Gott, bei der es auf keinen Genuß an

gesehen ist, die sich Gott ergibt, lediglich um sein selbst, um seiner höchsten Vollkommenheit willen. Und kann man etwas Besseres wollen?

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Solche Mystik und Mystiker hat es gegeben unter den mannigfaltigsten Namen und ohne Na= men, so lang es wahre Religiosität gab. Sie fand sich bei den Gnostikern, Pythagoråern, bei Plato und den Platonikern in jedem tief religiösen Gemüthe, mehr oder weniger vermischt mit Speculatismus, mit Theosophie, auch mit Schwärmerei, ohne daß sie auch alsdann ihren Werth ganz verloren håtte. Oder wollten wir die Goldadern nicht achten, weil sie mit Blei oder mit noch schlechteren Schlacken vermischt sind, oder das Silber nicht, weil es hier und da mit Arsenik bricht? Besser doch eine edle Erzstufe mit Arsenik, als ein Sandstein, der weiter Nichts als Sand enthält. Nicht wahr?

Vierter Brief.

2 n denselben.

Sie fragen mich, wann und wie doch Mystik,

mystische Theologie entstanden seyn möge. Werthester Herr Pr.; die wahre Mystik ist nicht zu einer gewissen bestimmten Zeit durch besondere Anlåsse von Außen als Vorstellungsart wie eine Secte oder Confession entstanden. Sie hat sich aus dem Innersten des Menschen von selbst entwickelt. Mystische Theologie entstand, als die Menschen von Gott abgefallen waren und sich nach Wiedervereinigung mit ihm sehnten. Sie streckten sich aus nach Etwas, das sie nicht kannten, und das ihnen doch nöthig schien zu Vollendung ihres Wesens. Sobald sie nun in sich hineinblickten, sobald es sich in ihnen als ihre Bestimmung entwickelte, das .

Bedürfniß nach Gottesnähe, Gottåhnlichkeit, Zufammenfließen mit der Gottheit, das sich in ihrem Innern auf die mannigfaltigste Art aussprach, und sobald sie in sich fühlten, daß sie sich von der Gottheit entfernt haben, wenigstens ihr nicht so nahe seyen, als es das Heilige in ihnen wünschte: so mußten sie Mystiker werden, auch ohne das Wort zu kennen. Das heißt, sie mußten in sich einkehren, ihr Inneres beobachten, die Reste des Göttlichen in sich aufsuchen und jeden Gottesfunken an= zufachen suchen. Dunkel anfangs, aber immer inniger, lebendiger mußten sie fühlen, daß die Annäherung an die Gottheit nicht unmittelbar, sondern durch eine Zwischenstufe, einen Mittler ge= schehen, in ihrem Innern beginnen müsse. Manche Erfahrungen zeigten ihnen dann, daß sie durch bloße Anspannung, durch eigenwilliges Treiben nicht weiter kamen, daß nicht in Sturm und Donner, sondern nur in sanftem Säufeln die Gottheit erscheinen, daß sich der Mensch kindlich und willenlos Gott hingeben müsse, nur durch stilles, ruhiges Gebet Ihm, ich möchte sagen, auf halbem Wege entgegen kommen dürfe, um nach dem heiligsten Bedürfniß seines Wesens der Gottheit immer nåher und endlich mit ihr vereinigt zu werden. Und wenn sich auch kein Wort dafür findet, und wenn es auch keins dafür gibt, sie fühlten, daß nur Liebe

nåhere, daß man nur durch Liebe mit Jemand zusammenfließen könne. Sehnsucht nach Gottesvereinigung, die schon nåher bringt, indem sie inniger wird, Gefühl der langsamen Annäherung an die Gottheit, Hören seiner Stimme im Innern, innere, von dem Menschen unabhängige, dem Menschen allein unmögliche Belebung seines Wesens ist eine Gottesgabe, die Niemand kennt, als der sie empfängt. Sie ist gleich dem Winde und dem Geiste, dessen Daseyn man blos durch seine Wirkungen erkennt, dessen Sausen man hört, aber nicht weiß, woher er kommt, und wohin er fährt. *) „Beobachtung des Stufengangs dieses innern Le= bens in und durch Liebe zu Gott und dem Herrn, Glaube an seine Liebe und Gefühl dieser Liebe ist Mystik. Darstellung dieses Stufengangs, so weit er sich darstellen läßt, meist in Bildern, weil man das Geistigste nicht anders darstellen kann, ist mystische Theologie und heißt mit Recht mystisch, (geheimnißvoll) weil man sie Niemand erklären kann, der nicht wenigstens Etwas von diesem Stufengange in sich selbst beobachtet hat. Ist dies ja auch der Fall bei dem Höchsten und Tiefsten in der Schöpfung und in dem Menschenherzen! Wie

*) Joh. 3, 8.

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