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bräuchen des äußerlichen Gottesdienstes, und widerlegt die Irrthümer der Jansenisten und Molinisten so gründlich, wie es selten geschehen ist. Ihre Erzählung von dem innern Leben, seiner Entstehung und seines Fortgangs kann schwerlich ein Christ ohne Gefühl der tiefen Wahrheit lesen. Ueber den beschränkten und beschränkenden Geist des Kirchenthums war sie ganz erhaben, was damals sehr selten war.,,Ich bin mit den römischen Kirchen einig in dem, was sie Gutes und Wahrhaftiges haben, aber so die Lutheraner auch was Gutes haben, bin ich mit ihnen darin einig, und so auch mit den Calvinisten und Anderen."

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Ich suche Niemand an mich zu ziehen," — was man ihr vorgeworfen hatte — sondern schicke sie Alle zum Herrn Jesus, welcher das rechte Kriegshaupt ist. Ich habe keine Lehrlinge versammelt, auch den Vorsatz nicht, zu versammeln, damit ich neue Rotten stiften möchte, weil deren schon mehr als zu viel seyn. Und dieses ist wohl zu bejammern, daß man so viele Spaltungen in der Christenheit sieht, da doch unter allen ihren Kindern nur Ein Herz und Ein Wille seyn sollte. Gleichwie nur Ein Gott und Eine Lehre und Eine Wahrheit, welche die wahre Kirche macht. Und wenn es in meiner Macht stünde, so wollte ich alle diese zertheilte Meinungen wieder in eine ei

nige bringen, damit man nicht mehr als eine einige Kirche hätte, deren Haupt der Herr Christus, und alle Christen seine Glieder wären." Wie wenige Theologen der damaligen Zeit dachten so li= beral! Festes Halten an dem Herrn, uneigennütige Liebe zu ihm und durch ihn zu dem Vater, Einkehr in sich selbst, willenlose Ergebung in seinen Willen und seine Führung, auch im dunkelften Glauben, Trieb auch Undere, die Zutrauen zu ihr hatten, zu Jesus und von Irrwegen abzuführen, ist der Geist ihrer Schriften; und was das Beste war, sie handelte ganz so, wie sie schrieb. Der bekannte Christian Thomasius, den Niemand in dem Verdachte einer Vorliebe für Schwärmer oder Schwärmerinnen haben wird, schrieb von ihr: ,,Ich bin überzeugt, daß die Jungfrau Bourignon sehr gottselig, und ihr Herz eine Wohnung des heiligen Geistes gewesen sey. Ihre Seele ist im Grunde heilig und gesund, und ihre Bücher find wohl werth, daß sie von Frommen gelesen werden. Was die Begriffe von den Geheimnissen belangt, hat sie ohne Zweifel so geschrieben, wie sie überzeugt worden ist, und ihre Ueberzeugung hält nichts Ungeschicktes oder Enthusiastisches in sich, wenn man ihre Schriften ohne passionnirtes Vorurtheil und sectirische Unbetrüglichkeit lieset." Der bekannte Menage nannte sie einen Theologen

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unter den berühmten Frauenspersonen. lehrte Anatomiker Sivammerdam hatte mehrere Monate einen vertrauten Umgang mit ihr und gab mehrere Schriften von ihr heraus, bekannte auch, sie werde von dem Geiste Gottes gelehrt und regiert, er aber håtte gegen ihr weder Weisheit noch Tugend an sich. Der berühmte Philolog Gråvius führte sie als Beispiel an, daß auch wohl bei Kindern ein starker Zug zu göttlichen und ewigen Dingen sich finden könne. Selbst Solche, die gegen sie schrieben, bekannten, daß gegen ihr Leben Nichts zu sagen sey, daß man bei ihr von Nichts höre ́ als von stillem, eingezogenem Leben, Meidung aller Ergößlichkeiten, daß sie von Natur zu einem stillen, eingezogenen, frommen und sittsamen Leben und zur Einsamkeit geneigt gewesen sey, Auch der Verfasser der bezauberten Welt, Baltha= far Becker, beklagt es, daß viele gelehrte und verständige Personen nicht sehr viel von ihr hielten. Diese Zeugnisse und ihre Lebensgeschichte zeigen, wie ungerecht Henke in seiner Kirchengeschichte gegen das Zeugniß aller Zeitgenossen sie beurtheilt hat, der Sie also nicht irren wird. Für Wesen solcher Art hatte der sonst so gelehrte Mann keinen Sinn. Wohl Ihnen, daß er Ihnen nicht versagt ist!

Drei und zwanzigster Brief.

An denselben.

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Selig ist, wer sich nicht an mir årgert," sag Jesus von sich selbst, und es könnte die Ueberschrift mancher gewichtvollen geweihten christlichen Schrift seyn; besonders der Schrift,,,die deutsche Theologie" genannt, aus der ich Ihnen Auszüge geben will.

Der Verfasser ist unbekannt. Man weiß nur, daß er deutscher Herr, Priester und Custos in dem deutschen Herren-Haus in Frankfurt am Main gewesen ist und im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gelebt hat. Luther gab die Schrift heraus und sagt in seiner Vorrede:,,Dieß edle Büchlein, so arm und ungeschmückt es ist in Worten menschlicher Weisheit, also und vielmehr köstlicher und reicher ist es in Kunst und göttlicher Weisheit. Und daß ich nach meinem alten Narrn

rühme, ist mir nächst der Bibel und St. Augustin nicht vorgekommen ein Buch, daraus ich mehr erlernt habe, was Gott, Christus, Mensch und alle Dinge seyen. Ich danke Gott, daß ich in deutscher Zunge meinen Gott also suche und finde, als ich ihn bisher nicht funden habe, weder in la= teinischen, griechischen, noch ebräischen Zungen. Gott gebe, daß dieser Büchlein mehr an Tag kommen, so werden wir finden, daß die deutschen Theologen ohne Zweifel die besten Theologen seyen.“ Arndt sagt von ihm:,,Wenn dieß Büchlein und seine Lehre in dein Leben wird verwandelt werden, wie eine Blume in ihre Frucht: so wirst du bekennen müssen, daß es das rechte, wahre und lebendige Christenthum sey, und sey kein edler, köstlicher und lieblicher Leben, als eben dieß, das Leben Christi." Und Spener: „Es möchte nulich seyn, daß dieß einfältige Büchlein, die deutsche Theologie, sodann Tauleri Schriften, aus welchen gleichwol, nebst der Schrift, unser theurer Lutherus worden, was er gewesen ist, in die Hånde der Studiosorum mehr gebracht, und deren Gebrauch ihnen recommandirt würde."

Der neueste Herausgeber dieser Schrift, Prediger Grell in Berlin, sagt in seiner Vorrede: „So anspruchslos und geringfügig das Buch seinem äußeren Umfange nach erscheint, so bedeutend

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