صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

steht es vor uns als ein schönes Denkmal seiner Zeit. Die scholastische Behandlungsart der Theologie wollte damals Alles ohne Ausnahme in Begriffe erfassen und artete dadurch so oft in ein bloßes Formenwesen aus, welches an der Schale bildet und schnißt, ohne den innern Kern zu durchdringen. (Ist es etwa jest anders? Lauter Begriffe, Schale, Formen! Nur sind die Formen anders.) In dieser Zeit war der beseligende Glaube an die Fortwährung des Göttlichen im Menschlichen, der in dem Weltheiland erfüllt war, und der, unter den Seinigen sich stets erneuernd, durch gläubiges Erfassen seines Geistes in jeder Aeuße= rung eines wahrhaft christlichen Lebens ein Abglanz des Wortes von der Versöhnung ward, in die Brust einiger Wenigen geflüchtet, welche in ernster Beschauung das Höchste erfaßten und be= wahrten." Einer von denen, zu welchen er sich geflüchtet hatte, war ohne Zweifel der Verfasser der deutschen Theologie. Ich will Sie selbst urtheilen Lassen.

,,Wenn das Vollkommene kommt," sagt er, ,,so wird die Creatur geschaffen; Ichheit, Selbstheit, Meinheit, Alles verschmäht und für Nichts gehalten." (Sonderbar und doch sehr natürlich! Wer gibt nicht alle Kupfermünze für einen Brillanten vom besten Wasser weg?,,Das Himmel

reich ist gleich einem Kaufmann, der gute Perlen sucht." Matth. 13, V. 45. 46.)

,,Nun merke! Wenn sich die Creatur an= nimmt etwas Gutes, als Wesens, Lebens, Erkennens, Vermögens c., daß sie das sey, oder daß es ihr sey: so kehrt sie sich ab von dem unwandelbaren Gut. Und das ist die Sünde; der Teufel that nichts anderes; auch Adam nicht. Nicht, weil er den Apfel aß, ist er gefallen, sondern weil er ihn annahm, wegen seinem Ich, Mein, Mir, Mich. Håtte er sieben Aepfel ge= gessen, ohne das Annehmen (fich Zueignen dessen, was nicht sein gehören sollte), er wäre nicht gefallen." (Sie sehen, die Mystiker weisen uns wieder auf den rechten Weg; nicht hauptsächlich auf das Aeußere, die Handlung, sondern auf das Innere, die Lust zum Guten oder Bösen, das, woraus eine Handlung quillt, woraus fie fließt, zu sehen.),,Wer ein Weib ansieht, ihr zu begehren" ,,Sie hat ein gut Werk an mir gethan" - der Mörder am Kreuz. Handlungen bekommen blos einen Werth oder Unwerth durch den Sinn, woraus fie fließen. Was in dem Menschen wächst und reift, macht ihn zu einem bösen oder guten Menschen; nicht, was er thut."

,,Die Seele Christi hatte zwei Augen; mit dem rechten blickte sie in die Ewigkeit und Gott=

heit, und war unbewegt von jeder Marter und Pein; (doch wohl nicht in dem Augenblicke, da er rief: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?) mit dem linken blickte er in die Creaturen und nahm Unterschied unter ihnen wahr. Dieser äußere Mensch war voll Jammer. So hat die geschaffene Seele des Menschen auch zwei Augen; das eine sicht in die Ewigkeit, das andere sieht in die Zeit. Beide Augen können aber ihr Werk nicht zugleich üben. Eins muß todt seyn. (,,Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück ' -,,Du sollst lieben Gott deinen Herrn von ganzem Herzen.")

,,Es ist wohl gut, daß man fragt, was gute und heilige Menschen gethan haben, was Gott in ihnen gewirkt hat; aber viel besser, was unser eigen Leben ist, was Gott in uns ist, wirkt und will. An uns allein liegt die ewige Selig keit, an gar nichts Anders. Dies Eine, was selig macht, darf aber nicht in die Seele kommen, denn es ist immer darin. Man soll es nur suchen, empfinden und schmecken.“ („Das Himmelreich ist inwendig in euch," euch.)

nicht unter

„Erleuchtete Menschen stehen in einer Freiheit, also daß sie verloren haben Furcht der Hölle und Hoffnung des Himmelreichs. Sie leben in lauter Unterthänigkeit und Gehorsam der (gegen die) ewigen

Güte aus freier Liebe. Ein wahrer, liebhabender Mensch hat Gott oder das ewige Gut lieb, im Haben und in Mangel, in Süß und Sauer.“ (Und welche Liebe ist anders? Oder verdient sie diesen Namen, wenn sie anders ist? Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde."),,Christi Seele mußte in die Hölle, ehe fie zum Himmel kam." (,,Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?") So des Menschen Seele auch. Wenn sich der Mensch ganz bös und unwürdig alles Trostes findet, aber würdig der ewigen Verdammniß, weil es recht ist; dann ist er in der Hölle, und allein seine Schuld ist ihm leid, aber nicht die Strafe. Das ist die wahre Neue." (Ein höchst bedeutendes Wort!) ,,Aber Gott läßt ihn nicht in dieser Hölle, sondern führt ihn in den Himmel. Dann begehrt der Mensch Nichts als das ewige Gut und erhält des ewigen Guts, Friede, Freude, Lust und Wonne."

,,Hier mag ihn Nichts betrüben. In beide Lagen aber kommt er ohne sein Zuthun. Er kann ihm selber dieser keins geben oder nehmen." (,,Der Wind weht, und du hörst sein Sausen wohl u. s. w. So ist Jeder, der aus dem Geiste geboren wird.") Er fällt auch wohl (schnell) aus Einem ins Undere." (Wer. Nichts davon erfahren hat, kann und

soll dieser Wahrheit nicht beistimmen, aber auch nicht darüber absprechen, sondern sagen: ich weiß Nichts davon. Viele Hundert haben cs erfahren, und Andere haben nur an ihrem Aeußeren bemerkt, daß eine große Veränderung mit ihnen vorgegangen sey.)

[ocr errors]

18.

,,Der Friede, den Jesus seinen Jüngern hinterließ, war ein Friede, der durch alle Leiden durchbricht, sich in jedem Kreuz und jeder Anfechtung erhält. Ohne Kreuz und Anfechtung gibt's aber keinen solchen Frieden." (Ich bitte Sie, lesen Sie einmal Röm. 8, 28 39. 2. Kor. 4, 7 Róm. 5, 35, und das Gebet: Apgesch. 4, 24 31. da haben Sie diese Aussprüche in That und Leben; und doch merkt man's an dem Verfasser, daß er nicht als Commentator dieser Stellen, sondern aus Erfahrung spricht.)

[ocr errors]

Gehorsam ist, wenn der Mensch sich und das Seinige so wenig sucht und meint in allen Dingen, als ob er nicht wäre, und eben so wenig von Creaturen. Das Einzige, wovon er Etwas hålt, ist Gott. Dieser Gehorsam ist in Adam unterge= gangen, und Ungehorsam ist auferstanden, nämlich insofern der Mensch von ihm selber Etwas hålt und wähnt, er sey, wisse und vermöge Etwas. Das ist der alte Mensch, der ausgezogen, und der neue, der angezogen werden muß.“ (,,Was hast du,

« السابقةمتابعة »