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trat hinein und erblickte einen großen Topf mit Geld, worüber er, man weiß nicht, durch welche Combination seiner sehr lebhaften Phantasie, so erschrak, daß er eilig davon lief, in der Folge aber den Topf nicht mehr fand. Indeß machte der Umstand wenig, oder doch keinen bleibenden Eindruck auf ihn, obgleich seine blinden Anhänger darin eine Vorbedeutung des Schauens, des geistlichen Seelenschahes und der himmlischen Pforte des Paradieses (das Loch?) fanden. Einen tiefern Eindruck auf ihn machte aber ein fremder Mann, der seinen unverdorbenen Sinn vermuthlich auf seinem Gesichte las und ihn zur Frömmigkeit ermahnte. Nachdem er sich verheirathet hatte, las er viele theologische, aber auch chemisch-mystische Schriften, wie man auch an seiner Schreibart merkt. Ohne Zweifel hat er auch manche theologische Streitschrift gelesen, wie sie das sechzehnte Jahrhundert hervorbrachte. (Er wurde 1575 geboren.) Die Bitterkeit, mit der manche geschrieben waren, kränkte seinen frommen Sinn so tief, daß sich Zweifel über Zweifel in ihm reg ten. Priester der Religion der Liebe und so viel Haß! Das verwirrte ihn ganz und machte ihn höchst unglücklich. Aber er war fronım; er wandte sich also zu Gott und betete inbrünstig und anhaltend, daß ihn doch Gott erleuchten möge.

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Wirklich bekam er Licht und Ruhe. Er fing an eine wunderbare Verknüpfung aller Dinge zu ahnen, eine Einheit in der Mannichfaltigkeit, eine Harmonie in den tausendfachen Lauten der Schöpfung. Er selbst spricht mit großem Entzücken von dieser Erleuchtung, verschloß sie aber noch in sich, bis ihm nach und nach immer ein neuer Zusammenhang der Dinge klar wurde. Dies Lehtere geschah im Jahre 1610. Nun konnte er das innerlich Angeschaute nicht mehr in sich behalten; er schrieb nieder, was sich in seinem Gemüth be wegte. So entstand die Aurora, sein erstes, aber ohne Zweifel auch sein genialischestes Werk. Allein ihm fiel es gar nicht ein, es bekannt zu machen. Er mußte nur ergießen, was in ihm war. Ein Adlicher aus der Nachbarschaft, der ihn besuchte, fand das Manuscript auf dem Tische, bat sich's zum Lesen aus und ließ es durch einige Copisten schnell abschreiben. Dadurch kam es in mehrere Hånde und auch in die Hand eines geistlichen Zeloten in Görlig, Namens Richter. Dieser canzelte den in der Kirche gegenwärtigen Böhm tüchtig ab und nannte dabei seinen Namen. Ruhig ging Böhm nach der Kirche zu dem Prediger in's Haus und fragte ihn sanft, was er ihm doch zu Leid gethan habe, erhielt aber die gröbste Antwort. Da die Predigt ein årgerliches Aufsehen gemacht

hatte, so wurde der Prediger auf das Rathhaus beschieden, erschien aber nicht, sondern ließ sagen, der Rath habe sich um geistliche Sachen nicht zu bekümmern. Indes hatte der Prediger auch seine Partei für sich, und diese siegte so weit, daß Böhm zur Stadt hinaus geführt wurde. Aber schon in der nächsten Sihung hatte man sich anders be dacht, und Böhm wurde durch zwei Rathsherrn feierlich wieder in die Stadt geführt, die Aurora aber auf dem Rathhause verwahrt, auch Böhm aufgegeben, daß er bei seinem Leisten bleiben und das Bücherschreiben unterlassen solle. Er folgte auch wie ein guter Bürger, und schrieb in sechs Jahren keine Zeile. In der Folge konnte er aber den äußeren Aufmunterungen, und noch weniger dem innern Antriebe widerstehen, und schrieb:,,von den drei Principien göttlichen Wesens“, „von dem dreifachen Leben des Menschen", „von der Menschwerdung Christi“, „von dem himmlischen und irdischen Mysterio“, und alle übrige von ihm bekannte Schriften von 1619 bis 1624, wo er an einem hizigen Nervenfieber starb, nachdem er seinen Tod bis auf die Stunde vorausgesagt hatte. In seiner Aurora hatte er seine eigenthümlichsten Ideen oder Anschauungen niedergelegt. Sie enthält viel Tiefes und Wahres. Håtte er gelehrte Bildung ge= habt und seine Anschauungen zum klaren Bewußt

seyn bringen können, so 'håtte er vielleicht ein deutscher Plato werden können. Er erkannte, daß die ganze Natur magisch, wie er es nennt, oder mystisch sey, daß jedes Ding ein Mysterium enthalte, weil das wahre Wesen des Dings nicht das äußerlich Erscheinende sey, was geboren wird, wächst und stirbt, sondern das Verborgene, wo von der Körper nur die Hülle ist. Jedes Ding habe also eine doppelte Natur, eine leibliche und eine geistige; nach dem Tode gehe es wieder in die geistige Welt ein. Was er von Gott sagt, ge= hört zu dem Tiefsten, was sich über Gott sagen läßt, so sehr er auch mit der Sprache, dem Ausdrucke kämpfen muß, um nicht anthropomorphisch zu werden, was er am Ende doch ganz naiv wird. ,,In sich selbst betrachtet," sagt er,,,ist Gott die ewige Einheit, als das unmäßliche, ewige Gut, das nichts vor noch hinter sich hat, ohne alle Nüßlichkeiten und Eigenschaften, das ohne Ursprung der Zeit in sich selbst nur Eins ist, als eine eitle (bloße) Lauterkeit ohne Berührung, welcher nirgends kein Ort noch Stelle hat noch bedarf zu seiner Wohnung, sondern ist zugleich außer der Welt und in der Welt, und tiefer, als sich ein Gedanke schwingen mag. Denn wenn man hundert tausend Jahr hinter einander ausspräche, so hätte man noch nicht angefangen, seine Tiefe auszusprechen, denn er ist

die Unendlichkeit. Alles, was kann gezählt und gemessen werden, ist bildlich; aber die Einheit Gottes kann nicht ausgesprochen werden, denn sie ist durch Alles zugleich. Er ist also ein ewig Nichts (dahin reducirt sich auch wirklich jede Anmaßung, die Gottheit objectiv zu erkennen), davon man keinen Gedanken noch Bild machen kann; die allergeheimsten Gottesschauer in ihrer hohen und tiefen Erkenntniß haben endlich müssen bekennen, daß Gott in sich selbst nicht anders als per negativam môge erkannt werden, d. h. aus dem, was er eigentlich nicht ist."

,,So wie die Sonne in dem unendlichen Bezirk des Himmels gleichsam das Herz der Sterne ist, so ist der Sohn in allen Kräften des Vaters. Ohne die Natur wäre Gott nicht offenbar, sondern allein ein stilles Nichts. Er aber allein ist der ewige Anfang und fasset das Centrum zur Gebȧrerin; er ist nicht eher als er, aber sein Wort hat einen ewigen, unergründlichen Anfang in ihm, und ein ewig unergründlich Ende. Er ist gleichsam das Gewächs, aus dem ewigen Centrum geboren. Er ist recht die Flamme der Liebe und der Glanz des Vaters im ewigen Willen u. f. w." Sie se= hen die Tiefe und die chaotische, ungenießbare Darstellung, die begrifflose Kraft, das Ringen mit Ausdrücken, um Etwas von dem zu bezeichnen, was er Alles aus sich selbst nahm, und was doch

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