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wie Iacobi sagt, daß Sie ohne Glauben nicht vor die Thüre gehen, weder zu Tisch noch zu Bett kommen können.

Lassen Sie uns denn an einander glauben. Wer Menschen nicht glaubt, die er sieht, wie will der Gott glauben, den er nicht sieht?

In diesem Glauben leben Sie wohl.

Acht und zwanzigster Brief.

An denselben.

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ie wissen, verehrter Mann, daß jeder religiöse Mensch in sein Inneres blickt, genau auf sein Inneres achtet, sich wohl gewisse Zeiten bestimmt, um dies Innere zu prüfen, es mit seinen Handlungen zu vergleichen, und daraus für sich gewisse Resultate zu ziehen, die ihm heilsam sind. Dies Blicken in sein Inneres hat einen doppelten Zweck. Einmal, um sich zu erinnern, wie er gehandelt hat, sich selbst eine Beichte abzulegen und auf die Triebfedern zu merken, die ihn zu gewissen Handlungen brachten. Diese heilsamen Uebungen haben alle christliche Kirchen in ihren Einrichtungen zu befördern gesucht. In der katholischen sollen wenigstens alle begangene Sünden dem Beichtvater bekannt, dessen Rath gehört und befolgt, auch diese Befolgung vorausgesezt, um den Reuigen

nicht muthlos zu machen, ihm Vergebung seiner Sünde angekündigt, oder wie man es nennt, ihm die Absolution ertheilt werden. So groß auch die Mißbräuche, die mit dieser Einrichtung bekanntlich getrieben wurden und manchmal noch jest getrieben werden; so großen Nußen könnte, besonders die Privatbeichte, noch jezt stiften und stiftet sie wirklich, wenn der beichthörende Priester ein religiöser und weiser Mann ist. Bei den Protestanten ist alle Privatbeichte so gut wie abgeschafft; allein, wenn der Prediger das Zutrauen seiner Gemeindeglieder hat, so ist er ein freigewählter Beichtvater; etwas an sich Besseres, wenn es nur allgemeiner wäre und in innigerer Verbindung mit dem Christlichreligiösen stånde. Ohne alle äußere Einrichtung hat dies Blicken in sein Inneres indeß bei Nichtreligiösen noch einen andern Zweck. Sie wollen nicht blos darauf ach= ten, wie sie handelten gegen Gott, sondern auch wie Gott handelte gegen sie, wie er sie durch ihre Schicksale leitete und führte, zurückhielt und an= trieb, ermunterte und beschirmte. Sie wollen verstehen lernen, was er mit ihnen wolle, und glanben lernen, daß er ihr Bestes wolle, auch wo sie es nicht verstehen. Vielleicht erinnern Sie sich des treffenden Worts von Herder: In der Natur und Bibel spricht Gott allgemein zu den Menschen.

Aber in unseren Schicksalen nimmt er uns bei Seite und sagt uns, was kein Anderer versteht, Keiner aber auch zu verstehen braucht." Das ist der feste Glaube, besonders der Mystiker. Schon in den Auszügen, die ich Ihnen aus einer Schrift der Guyon gegeben habe, werden Sie Spuren davon finden; in dem Briefwechsel zwischen ihr und Fenelon finden sich viele; auch in den bekann ten Schriften von Tauler, Arndt und Anderen. Vor einiger Zeit bin ich aber in der Büchersammlung eines Freundes auf einen mir bisher ganz unbekannten Mystiker gestoßen, der nach meiner Meinung viel Wahres und Gutes über die göttliche Führung sagt. Er nennt sich Bertot und Directeur mystique, über welchen Titel ich Ihnen keine weitere Aufklärung geben kann. Ich gebe Ihnen einige Auszüge aus seiner Schrift: ,,Welcher Gestalt die Seelen von Gott geführt werden," weil ich Ihnen wirklich nichts Besseres zu geben weiß.

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Es gibt eine mittelbare und unmittelbare Führung, (durch Menschen oder blos durch Schicksale, ohne das Mittel von Menschen). Alle Dinge find in der Hand Gottes ganz gleich, und wenn die Seelen nur ganz treu find, um den ewigen Rath=

schluß Gottes über sie vollstrecken zu lassen, so durfen sie sich im Uebrigen nicht bekümmern über das Mittel, dessen sich Gott hierzu bedient; ja dieses um so mehr, als die Hand Gottes, ob fie gleich der Creatur verborgen und unsichtbar ist, sein Werk in der Creatur schaffen und wecken wird; denn es ist ganz gewiß, daß nicht nur das mittelbare Mittel eben so vortheilhaft in der Hand Gottes ist als das unmittelbare, sondern es ist das mittelbare Mittel öfters noch viel vortheilhafter, weil es nach unserer Schwachheit mehr eingerichtet und proportionirt ist; gleichwie wir sehen, daß die Worte Jesu Christi in ihrer Kraft und Wirkung nicht nur gleich gewesen sind, sondern sie sind so= gar noch weit größer und wunderbarer gewesen, da er durch den Mund seiner Apostel redete, als da er selbst geredet hat. (Am Tage der Geistesausgießung ließen sich 3000 Menschen taufen. Ap. Geschichte 2, 41. Jesus hatte vermuthlich nur 500 Schüler: er hatte es ja auch vorausgesagt. Joh. 14, 12.)

Nachdem die Anleitung, welche durch ein dergleichen Mittel verrichtet werden kann, geschehen und vollendet worden, daß alsdann die unmittelbare Führung die Stelle der mittelbaren einnimmt

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