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ob etwas, und was daran, wahr und gut sey. Darum bitten Sie mich, Ihnen meine Meinung darüber zu sagen und es Ihnen, ohne die dunkle Sprache der Mystiker, klar zu machen, was denn die Leute wollen, wozu es dienen kann, und warum fie so warme Anhänger, aber eben so heftige Feinde haben. Långst hätt' ich Ihren Wunsch erfüllt; denn was thate man nicht einem Manne zu Gefallen, der die Wahrheit überall, und nur die Wahrheit sucht? Mehrmals macht' ich mich auch daran. Aber ich fand bald, daß ich mich nicht auf Wenig beschränken dürfe, wenn ich Sie nicht zu unzähligen Fragen veranlassen wollte, die ich voraussehen konnte, die also kürzer zu beantworten waren, wenn ich sogleich bei Darstellung des Geistes der Mystik Rücksicht darauf nahın. Natürlich gab aber dies keinen Brief, sondern eine Sammlung von Briefen, keine Correspondenz, sondern ein Buch. Unter dem Nachlesen und Nachdenken über den Gegenstand, verglichen mit dem Urtheil unserer meisten Gelehrten, fand ich, daß die meisten alten Mystiker selbst Gelehrten unbekannt geblieben waren, daß man sie nicht verstanden, weil man es nicht für der Mühe werth gehalten hatte, sich in ihre Sprache hineinzustudiren, und daß man oft den Sinn verdammt hatte, der erst von den Tadlern in ihre Schriften hineinge=

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Sie wissen ja, wie ge

tragen worden war. schickt und geübt manche Ausleger darin sind, das, was ihnen allein Wahrheit ist, all den Schriftstellern unterzuschieben, die sie etwas Vernünftiges sagen lassen wollen oder sagen lassen zu müssen glauben. In dem Gegentheile sind sie denn natürlich eben so geübt. - Ich fand so viel Wahres, Großes und Tiefes in den alten Mystikern; ihre Schriften hatten oft meinem Gemüthe, meinem innersten religiösen Sinn so viel gegeben; ich fand in ihnen so viel Uebereinstimmung mit der Bibel, mit der Natur, mit dem Gang meiner eigenen, innern Führung, daß ich glaubte, auch manche andere Wahrheitsliebende könnten wohl, so wie Sie, fragen, und auch diese könnten Winke bekommen, was sie in den alten ehrwürdigen Tho= mas von Kempen, Tauler, Arndt, und in den noch älteren Gerson, Bonaventura und Hugo à Sancto Victore, zu suchen håtten. Ich wählte mir eine Zeit der Muse, suchte meine Sammlungen aus den Schriften dieser Männer zusammen, ordnete sie unter und neben meinen Beobachtungen, dachte mir Sie mit Ihrer Wißbegierde, Wahrheitsliebe, mit Ihrem weiten, vielseitigen Sinn, der nie durch den Verstand empfinden, aber auch nicht was blos manche Weiber können, durch das Herz denken will.

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So schrieb ich einen Brief nach dem andern, und Sie erhalten gedruckt, was ich Ihnen schreiben wollte, statt einer Reihe von Briefen ein Buch.

Ich denke, es soll für Mehrere, als für Sie, seyn. Man hat immer treffend für Viele geschrieben, wenn man einen Einzelnen aus dem Kreise, für den man schreiben will, einen Notablen dieses Kreises, recht in's Auge faßt und sich vor der Seele erhält.

3 weiter Brief.

An dens Iben.

Freilich fällt es dem Unbefangenen auf, daß Mystik so warme Verehrer für sich, und so erbitterte Feinde, so arge Spötter gegen sich hat; daß große Gelehrte, Bibelkenner, Bibelerklärer so sehr da= gegen, und Bibelkenner, einige Bibelverehrer so sehr dafür find. Aber geht es nicht mehreren Menschen, Büchern, Anstalten, theologischen und philosophischen Systemen so? Hören Sie Manche über Spinoza, Jean Paul, über die Brüdergemeinde, über Schelling und seine Naturphilosophie reden; so ist die Quintessenz aller Genialität, Weisheit, das einzige, wahre Christenthum, die einzige, wahre Philosophie in den Schriften dieser Månner, in diesen Systemen oder Kirchen zu finden. Hören Sie Andere, so ist Spinoza ein Atheist, Jean Paul versteht sich oft selbst nicht, ist überladen mit Bildern, die Brüdergemeinde ist ein religiöser Nothstall, in dem die Menschen zu

willenlosen Maschinen gebildet werden, und die Naturphilosophie ist eine Vernunftschwärmerei, nach welcher Tugend und Laster, Religiosität und Atheismus, Grund und Ungrund Eins find. Mir ist dies schon ein Wink, daß in solchen Månnern, Schriften, Anstalten irgend etwas Anzie= hendes und Abstoßendes für manche Subjecte lie= gen müsse. Etwas Gemeines, Alltägliches kann es nicht seyn. Das liebt und haßt man nicht; man übersieht es oder verachtet es. Beides, das Abstoßende wie das Anziehende kann indeß in dem Menschen, in der Schrift, dem System, der Anstalt selbst, liegen; daß bei Einer Partei Menschen das Anziehende so stark anzieht, daß das Abstoßende nicht bemerkt wird, also nicht abstoßen kann, oder daß man es duldet, wie man gewisse Schwachheiten an größen, ehrwürdigen Menschen duldet, und bei einer andern das Abstoßende so hervorspringt, daß das Anziehende in Schatten gestellt, sohin übersehen wird. Es kann indeß auch seyn, daß es in der Organisation der Beobachtenden, Lesenden, Prüfenden liegt, wenn sie das Anziehende, Treffliche in manchen Menschen, Schriften, Systemen, Kirchen nicht schäßen, wohl gar für Thorheit, Schwärmerei, oder gar für gefährlich halten, weil sie, im eigentlichsten Verstande, keinen Sinn für solche Sachen eder

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