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Achter Brief.

An denselben.

Es freut mich, daß Sie mir sagen, Sie sehent

schon etwas für die wahre Mystik eingenommen, weil sie sich zu allen Zeiten erhalten und so manches Gute gewirkt hat; weil Männer, die nichts weniger als Mystiker waren, sich so bestimmt für ihre Wirksamkeit erklären; weil sie so tief im Innern anfängt und langsam auf das Aeußere wirkt. Auch erweckt es Ihnen ein gutes Vorurtheil für fie, weil die Bösen zu allen Zeiten die Anhänger dieser Gemüthsreligion verfolgt, und die Ueberweisen, die Wißlinge über sie abgesprochen haben. Alles sehr natürlich! Man hält viel von einer Arzenei, sobald sie gut wirkt, ob man gleich ihre innere Natur noch nicht kennt.

Die Natur, die wesentlichen Unterscheidungslehren der Mystik wünschten Sie aber jcht näher

kennen zu lernen.
und ich will Sie etwas bekannt damit zu machen
suchen, so weit man Jemand ohne eigene Anschau-
ung, die ich bei Ihnen nicht voraussehen will, be=
kannt machen kann. Einer ihrer Hauptgrundsäge;
wie ich bemerkte, schon von Clemens von Alexan-
drien vorgetragen, ist: der göttliche Logos sey über
alle Menschen ausgegossen, dies Göttliche müsse
nur in den Menschen geweckt und belebt werden;
daher müsse Vereinigung mit Gott durch ein Mit-
telwesen das höchste Streben des Menschen seyn.

Das finde ich sehr natürlich,

Geistige Vereinigung mit einem geistigen Wesen, also auch mit Gott', ist nur durch Glauben und Liebe möglich! Diese Liebe muß aber ohne Eigennuh, Selbstsucht, ohne die Absicht, dadurch glücks lich zu werden, fie muß eben Liebe seyn. Willenloses Hingeben an das geliebte Wesen ist natürliche Folge dieser Liebe.

Dadurch gelangt man zu dem höchsten Gute, das in Vereinigung, in Zusammenfließen mit der Gottheit besteht.

Der Gang, Fortgang und Ausgang, die Entwickelungsstufen in der Körperwelt sind Abdruck, Symbol, Physiognomie in der geistigen, sittlichen; äußeres Leben ist Symbol des innern Lebens. Dies innere Leben kann darum auch nur durch Bilder aus dem äußern einigermaßen dargestellt werden.

N

Die Führung der Zöglinge und des ZöglingsVolks Gottes ist Symbol von der Führung aller Christen in den Hauptperioden ihres Gangs.

Man muß von diesem Gange, von diesem innern Leben Etwas erfahren haben, wenn man einen Begriff davon haben oder daran glauben soll, Allen durch Erfahrung nicht Eingeweihten ist und bleibt es ein Geheimniß.

Ich gebe Ihnen jezt nur diese Hauptgrundsähe der wahren Mystik hin, ohne Beweis, ohne irgend Etwas zu ihrer Bestätigung zu sagen. Denken Sie darüber nach, ob Sie Etwas darin wahr finden, und sagen mir Ihre Meinung. Ich will mich dann nåher erklären. Wir wollen Nichts für wahr annehmen, weil es dem Zeitgeist als wahr erscheint, aber auch Nichts verwerfen, weil es der. Zeitgeist verwirft. Gründe allein sollen uns be= stimmen. Doch werde ich Ihnen manchmal eine Auctoritat vorführen, die Sie als solche erkennen, um meine Behauptungen vor dem Vorwurfe der Schwärmerei zu sichern und mir die Zeit und Mühe weitläufiger Beweise zu ersparen; und ein hic niger est etc, von mir abzuwenden, das fast so schimpflich ist, als der Titel Keher in älteren Zeiten gefährlich war.

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Ich habe Ihnen die Hauptgrundsäge der Mystiker kurz dargelegt. Sie wünschten aber diese Grundsåße genau kennen zu lernen; die Art, wie sie auf die Bibel blicken, die Bibel erklären, und wie man ihre Naturphilosophie, die von ihnen so oft be= rührte Aehnlichkeit ihrer Führung mit der Führung der vorzüglichsten Bibelmenschen und der Juden, dieses Zöglingsvolks Gottes, zu verstehen habe. Ehe ich mich an dies Geschäft wage, muß ich ein Paar Anmerkungen vorausschicken, damit Sie sich keine unrichtige Vorstellung von Dem machen, was ich zu Ihrer Befriedigung leisten kann.

Vor Allem also denken Sie sich die Mystiker nicht wie Philosophen, die ihre Grundfäße bestimmt, wenn auch oft dunkel genug, hinstellen, und daraus folgerecht deduciren, was daraus deducirt

werden kann, oder was sie daraus herleiten wollen, Mit den Mystikern ist es anders.

Sie werden schwerlich irgend Eine bei ihren Ansichten zum Grunde liegende Wahrheit so allgemein ausgedrückt finden, wie ich sie Ihnen geben muß, wenn Sie zufrieden seyn sollen. Ihre Grundfäße sind eigentlich Das nicht, was man gewöhnlich so nennt, nicht Wahrheiten oder Behauptungen, die man durchgedacht hat, und die man zu beweisen sucht. Es sind eigentlich Grundanschauungen, Grunderfahrungen, die keines Bea weises fähig sind, aber auch keines Beweises bea dürfen. Sie wissen, es gibt manche Wahrheiten, und gerade die höchsten und tiefsten, deren Wahrheit man nur begreift, wenn man sie hat; von deren Möglichkeit man Nichts ahnet, bis sie in uns find. Und auch dann kann man sie nur fühlen, und vermag sie nicht zu zergliedern. Man muß fie sich ganz und im Ganzen zum Bewußtseyn bringen. So ist Glaube, Liebe, neue Geburt, wovon Jesus sagt: Der Wind wehet und du hörest sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, wo er entstand, und wie weit er geht. So ist jeder Mensch, der aus dem Geiste geboren wird." Wenn man sie in sich zur Anschauung bringt, oder wenn fie zum innerlichen Anschauen kommen, so hat man sie darum auch. Anschauen des Schönen, des

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