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Wahren, des Göttlichen ist augenblickliche Besitnahme dieser Güter. Diese Fähigkeit des Anschauens segt so viel Aehnlichkeit mit diesen Eigenschaften voraus, oder entwickelt diese Aehnlichkeit so sehr, daß wir Eigenthümer einer Tugend, Urheber einer Handlung, Erfinder einer Wahrheit, Inhaber einer Glückseligkeit werden, indem wir sie anschauen. — Ich sage: anschauen, nicht ein kals tes Erkennen. Darum sagt der tief-mystische Johannes: „Wenn Alles vollendet ist, dann werden wir Gott gleich seyn; denn wir werden ihn sehen, wie er ist." *) Wenn auch die verkehrten Menschen manchmal eine hohe Begeisterung für das Vortreffliche anwandelt, so ist es eine unnatürliche, durch einen Schwung der Phantasie hervorgebrachte, die flüchtig dahin schwindet und das Herz den niedrigen Leidenschaften nur ermatteter überläßt. Von der Richtigkeit der mystischen Grundanschauungen muß man also ausgehen; fie muß man voraussehen, wenn man die Mystiker verstehen will, wie man ja auch, nach Jacobi, und sogar nach Hume, gewisse speculative Wahrheiten ohne Beweis voraussehen oder glauben muß, wenn die Philoso= phen uns Etwas geben sollen.

*) 1. Joh. 3, 2.

Eine andere Bemerkung, die ich Ihnen machen muß, ist: die alte Mystik und sogenannte Theosophie find durchaus verschieden, ob sie gleich häufig miteinander verwechselt werden. Zwar kann ein Theosoph zugleich Mystiker seyn; aber der Mystiker ist darum nicht Theosoph. Der bekannte Jacob Böhme war Theosoph, aber nicht Mystiker. Eben so Schwedenborg, St. Martin und Mehrere. Wenigstens sind es ihre Schriften nicht. Theosophen und Mystiker gehen auch als solche einen ganz verschiedenen Weg. Jene blicken nach außen hin, wirken nach außen. Ihre Anschauungen haben die Natur in ihren innersten Geheimnissen und den geheimen Sinn der Bibel zum Gegenstand. Diese, die Mystiker, blicken nur in sich. Ihr innerer Mensch ist die Welt. Von ihm aus blicken sie nach außen. Er löset ihnen manche Räthsel der Natur und der Bibel. Und so machen fie freilich auch manchmal eine An= wendung von der Bibel, die besonders unseren flachen Eregeten ein Gråuel seyn muß. Manchmal wird auch ihre Erklärungsart gemißbraucht, wenn der historische Sinn bei Seite geseht, und Alles blos auf den Gang und Fortgang, auf die Umschwünge und Schicksale des innern Menschen bezogen wird.

Und nun hören Sie die Grundanschauungen, worauf sich in aller Mystik Alles bezieht.

1) Der göttliche Logos ist über alle Menschen ausgegossen. Allen ward etwas Göttliches eingehaucht. Sie tragen das Ebenbild Gottes. Ihr hoher Adel besteht in einer ganz besondern Sipschaft mit Gott, Auf die verschiedenste Art drücken sich darüber Plato, Clemens von Alexandrien, Pythagoras, die ersten römischen und griechischen Schriftsteller, auch manche Cabbalisten, bis auf Rußbroch, Tauler, Arndt aus. Immer bleibt aber in den Vorstellungsarten die Hauptidee, daß in den Menschen etwas Göttliches gelegt sey. Ihre Vorstellungen unterscheiden sich aber sehr von einer gewissen, in sich consequenten, aber darum nicht richtigern Philosophie, nach welcher die Menschen ein Stück der Gottheit seyn.,,Wir haben zwar Alle," schreibt Rußbroch, über unser erschaffenes Wesen auch ein ewiges Leben in Gott (darunter verste= hen sie nicht einen Zustand, sondern eine Eigenschaft), als in unserer lebhaften (belebenden) Ursache, der uns aus dem Nichts geschaffen hat. Aber doch sind wir nicht Gott selbst, haben uns auch nicht selber gemacht, sind auch nicht natürlicher Weise aus Gott ausgeflossen; sondern weil uns Gott von aller Ewigkeit her erkennt, und in sich selbst gewollt oder begehrt hat, so hat er ung erschaffen, nicht aus Natur- oder inniger Nothwendigkeit, sondern nach seinem freien Wohlgefallen.“

Und Tauler beschreibt die Seele als ein Licht Got: tes, das nach dem Bilde des Worts (Logos), als des ersten Meisters, geschaffen und mit Gottes Wesen und Siegel bestätigt sey,' dessen Charakter das ewige Wort (Logos) ist.

2) Vereinigung mit Gott durch das Mittelwefen, den Logos, muß also das höchste Streben des Menschen seyn; Dies ist durchaus nöthig.,,Des Menschen hohe Vollkommenheit in diesem Leben," fagt der treffliche Bonaventura, „ist, in Gott also bleiben, daß die ganze Seele mit allen ihren Kråften und Vermögen in Gott versammelt und Ein Geist mit ihm werde, also daß sie nichts denke, empfinde und verstehe als Gott, und alle Affecte, in der freudigen Liebe gereinigt, in dem Genuß des Schöpfers süßiglich ruhen. Denn Gott ist die Form der Seele, welcher er eingedrückt werden muß, als ein Siegel dem Wachs." Man sieht, wie das tiefe Gemüth mit Bildern und Ausdrücken ringt, um` auszusprechen das Unaussprechliche, wovon indeß Niemand eine Sylbe versteht, der nicht tief in sich empfunden hat, was Liebe ist. Wie unaussprechlich und unerklärlich indeß diese Vereinigung sey, davon zeugen die Alten, Theodorikus, Gregorius von Nyssa, Theophylaktus und Andere. Selbst Luther sagt: ,, Unsere Vereinigung mit Gott ist ein solch kundbar groß und entseßlich

Geheimniß (wie die Menschwerdung Jesus), das die Fähigkeit unseres Verstandes weit übertrifft, und nicht durch Vernunft muß verstanden werden." Und Nichts ist natürlicher. Diese Vereinigung ist das höchste Ziel der Religiositåt. Und das Streben, Alles begreifen zu wollen, ehe man es annimmt; das Protestiren gegen Alles, was man nicht bez greifen kann, befestigt eine große Kluft zwischen Religionskenntnissen und Religiosität, verhindert somit, daß Verstandesreligion nie Religiositåt, nie Vertrauen, Dankbarkeit und Liebe zu Gott oder Chriftus, zu Gott durch Christus werden kann. Hier gilt Das, was der tiefe, fromme Novalis sagt:,,Wir sollen mehr als uns begrei fen, was wir nie erreichen werden. Haben sollen wir. Wenn wir hätten, so wüßten wir auch wahrhaftig, was man wissen kann. Man denkt indeß am wenigsten über Das, was man hat; denn man bedarf es nicht. Das höchste Bewußtseyn ist Leben und Liebe," (und gerade auch das unbegreiflichste.)

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3) Vereinigung mit irgend einem geistigen Wesen, also auch mit Gott ist nur durch Glauben und Liebe möglich. Dieser Glaube muß aber nicht bloßes Fürwahrhalten, weil wir etwas erkennen, Gründe dafür einsehen, sondern unumschränktes Zutrauen, Glaube auf das Wort Gottes oder Jesus feyn.

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