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was unendlich Tieferes, was das Gemüth des Schwörenden bewegt: er sagt sich los von dem guten Geiste, der über den Sternen wohnt, er unterwirft sich undeutlich gedachter Strafe, indem er falsch schwört. Dieses schauerliche Dunkel, von dem sich der Schwörende selbst keine Rechenschaft zu geben weiß, ist beim Eide, wie wir ihn bei allen Völkern treffen, wesentlich. In vielen Instructionen sieht man es so recht deutlich, wie der wahre Begriff des Eides Manchen unbekannt ist, ganz wässerige Ansichten vom Eide findet man häufig. In ihrer Art eben so schauerlich dunkel ist die katholische und lutherische Ansicht vom Abendmahl. — Diese Beispiele werden genügen, um eine allgemeine Idee von der Mystik zu geben.

Aber, möchte man sagen, was soll uns diese dunkle Kammer der Seele? Deutlich helle Be griffe müssen wir haben! -Nicht doch! Nicht Alles kann in Begriffe zerlegt werden. Ein Wort von Möser ist hier sehr treffend:,,Ein deutlicher Begriff kommt mir eben so vor wie eine Hafersuppe, worin man Wasser und Grüße, Butter und Salz völlig von einander unterscheiden kann.

Aber ein dunkler Begriff ist wie ein Pudding von Miß Samson, worin die Masse vortrefflich schmeckt, ohnerachtet man nur eine Vermuthung von allen einzelnen Ingredienzen bekömmt." Pa= triotische Phantasien 11. S. 307.

Das ist eben das Eigene der Religion, daß fie mehr als Begriff ist, daß sie durch Symbole eben so stark zum Gemüthe redet als durch die Lehre zum Geiste.

Wenn man die Mystik vertheidigt, so vertheidigt man nicht alles das, was Thoren als Mystik betrachten; der Schluß der Wahlverwandtschaften, wo verschiedene Ingredienzen der Mystik nach dem Recepte der ästhetischen Schwärmer gemischt sind, wird Niemand als Mystik erbauen. Auch hier gibt es ein Ziel und Maß, und zwischen den Verehrern der Schweißtücher der Nonne zu Dülmen und jenen Reformirten, die nicht einmal eine Orgel in ihren Versammlungsorten dulden wollten, liegt die Wahrheit in der Mitte. Die Mystik muß verständig, nicht ausschweifend, fie muß in den constitutionellen Schranken seyn; und diese finden sich von selbst, sobald die Lehre

und die Mystik in rechter Ehe stehen, so daß sie

einander såttigen.

(Von einem Ungenannten.)

Wohl gibt es ein Bewußtseyn, welches tiefer liegt als das sich in jeder Form klar ergreifende Selbstbewußtseyn, wie ein Jeder innewird, der nur mit der Erinnerung in seine Kindheit zurückgeht; ein Bewußtseyn nämlich, dessen man sich nicht mehr bewußt ist, das in die Bewußtlosigkeit zurücktritt, ohne daß wir zugeben dürfen, daß es in dieser zu Grunde gehe, welches eben daher schrankenlos rückwärts schreitend eine unendliche Vergangenheit fodert. Wir wissen wohl, daß die Vergangenheit, so angeschaut, ihre Form als Vergangenheit verliert, weil die Zeit als solche, als angeschaute Entwickelung, nur in und mit dem Selbstbewußtseyn Realität hat. Aber ist denn die Zukunft nicht auch ein schlechthin angeschautes Unendliche, welches, in seiner Totalitåt geschaut, die ganze Vergangenheit in sich aufnimmt und dadurch die Form als Zukunft verliert? Ja gilt dasselbe nicht von der Gegenwart, wenn sie in ihrer

ganzen Fülle ergriffen wird? Diese Mystik, die untrennlich ist von aller Philosophie, ja von allem festen und gründlichen Erkennen, soll herausgehoben, soll erkannt werden; ja es ist das höchste Interesse des Verstandes, daß es geschehe.

Steffens Caricaturen
des Heiligen.

Erster Brief.

An den Herrn von Sch.

Sie wissen, daß ich mich schon eine beträchtliche Zeit mit mystischen Schriften beschäftige, daß ich einen nicht unbedeutenden Werth darauf lege, mich auch gelegentlich darüber geäußert habe, und, wie natürlich, von einigen unserer hellen Köpfe, darüber gehörig zurecht gewiesen worden bin. Sie hören und lesen so manche verschiedene Urtheile über Mystik. Man spricht und schreibt manchmal darüber, als ob sich nichts als Unsinn, und manchmal, als ob sich hohe, tiefe Weisheit darin finde. Sie sagen, mir, Sie hätten manches Einzelne von der Art gelesen, was Sie angezogen und angesprochen; Manches habe man Ihnen aber vorgelegt, was Sie durchaus nicht verstanden hätten. Sie intereffiren sich für die Sache, wie für alles Wahre und Gute, wünschten wenigstens zu wissen,

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