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So brannte und leuchtete das Feuer Chrifti, das durch Zwingli neu angefacht war, und machte Herzen und Gewissen frei, die durch Mönchsgelübde sich für ewige Zeiten in den Dienst der Menschensaßungen verstrickt zu haben schienen. Aber nicht die Klöster und Stifter sollten die Mittel werden, das Evangelium in den einzelnen Gauen auszubreiten und zu unterhalten: zu solchem Werke hatte Gott schon andere Wege gewählt und sich andere Rüstzeuge ausersehen, die dem Volke näher standen und seine Bedürfnisse besser kannten. Durch die Verbreitung der heiligen Schrift in der Muttersprache wurde, wie Zwingli sagt: jedes Bauernhaus zu einer Schule, in welcher man das neue und alte Testament, die höchste Kunst, lesen kann; denn der rechte und wahre Schulmeister der Seinigen ist Gott, ohne den alle Sprachen und Künste nichts sind, als ein Neß der List und Untreue." So ward „jeder Kuh- und Gänsehirte in den Sachen des Heils besser unterrichtet als die Schulgelehrten." Diese herrliche evangelische Regung pflegten und verbreiteten die Freunde des Reformators in den einzelnen Städten und Thälern der Schweiz, indem sie selbst hinwieder sich von ihm belehren und ermuntern ließen. Wir wollen sein treues apostolisches Herz, mit dem er das Anliegen der vaterländischen Kirche umfaßte, und für Pflanzung und Verbreitung der evangelischen Wahrheit sorgte, aus einigen Sendschreiben an die einzelnen Kantone und an seine Mitarbeiter im Werke des Evangeliums näher kennen lernen. —

2. Zwingli's treue Sorge für die Verbreitung und Befestigung der evangelischen Wahrheit und Lehre in den Kantonen der

östlichen Schweiz.

Im Kanton Glarus predigten die Schüler und Freunde Zwinglis: Valentin Tschudi im Flecken Glarus, Fridolin Brunner in Mollis, Johannes Schindler in Schwanden, das Evangelium und sezten das von diesem begonnene Werk mit aller Treue fort. Zwingli widmete, die Auslegung und Begründung seiner Schluß reden" dem ehrenfesten, fürsichtigen, weisen Herrn Ammann, Rath und Gemeinde des Landes Glarus und spricht zu seinen frühern Pfarrfindern unter Andern folgendermaßen:*),,Niemand vermag zu unserer Zeit dem Worte Gottes zu widerstehen; denn, wo es gehört wird, dringt es mit Gewalt durch, und wird auch von denen angenommen, welchen man es verbieten will. Luc. 16, 16. Denn man vermag den

*) Den 14. Juli 1523.

Glauben, der inwendig im Menschen ist, nicht auswendig zu erkennen. Also folgt, daß man wohl die Prediger äußerlich verfolgen kann, aber in den Herzen der Menschen bleibt der Glaube an Christum unverleßt; er ist dem Sauerteige gleich, wo er sich vorfindet, da durchsäuert er die ganze Masse. So verhält es sich mit dem rechtgläubigen Menschen; er ist sich des Heiles, der Ruhe und Freude seiner Seele bewußt geworden, ja er trägt es allerwegen in sich, und kann nicht zugeben, daß sein Nächster dieser Freude und dieses Heils entbehre, wie solches dage= gen bei andern Angelegenheiten zu geschehen pflegt, da Jeder besorgt ist, sein Rathschlag möchte einem Andern kund und nüßlich werden. Solch ein Unterschied findet sich zwischen dem Geiste Gottes, der allein den Glauben lehrt und dem Geiste unseres Fleisches, der stets eigennügig ist. So hat der Gläubige keine Ruhe, so lange er sieht, daß seine Brüder sich im Unglauben befinden. Daraus erlernt man, daß Niemand sich gegen das Wort Gottes wehren kann. Darum möge Eure Weisheit zusehen, daß sie keine Maßregeln treffen lasse, welche gegen dasselbe gehen; denn wer solches unternähme, würde durch Gott zu Schanden werden. Es ist wohl wahr, das Wort Gottes kämpft gegen alle Menschen, da wir alle Sünder sind; dasselbe ist dagegen rein von allen irdischen Schlacken, ja gereinigter als Silber und Gold, das siebenmal durch's Feuer geläutert worden. Darum ist es auch kein Wunder, daß diejenigen, welche ihre Anfechtungen und Sünden beschirmen, es nicht annehmen, sondern schreien: „Predigt, was uns gefällt!" (Jes. 30, 10.) Es folgt aber daraus unversehens eine harte Strafe: Darum (spricht der Prophet), weil ihr dieses Wort verwerfet, und vertrauet auf Unrecht und Verkehrtheit, und euch darauf stüzet; darum wird auch dieser Frevel einem Mauerrisse gleich, der sich hervorbiegt an hoher Mauer, deren Sturz plöglich im Augenblicke fommt." Darum gestattet nicht, weise, gnädige, liebe Herren, daß die Lehre Christi bei Euch verdrängt werde, als wäre sie etwas Neues! Sie dringt zu unsern Zeiten so klar und hell hervor, wie dieses nur zu den Zeiten der Apostel geschehen. Laffet das Wort Gottes flar bei euch predigen, so wird Gott auch euch beschüßen. Sehet auch zu, daß ihr nicht die Lezten seid, welche in einer löblichen Eidgenossenschaft das wiedererrungene Wort Gottes annehmen. Eure Lehrer werden euch wohl ohne Zweifel anzeigen können, wo der Knoten liegt. Glaubet ihnen nur, denn sie können euch die Wahrheit lehren. Bedenket, daß es kein Volk auf Erden giebt, dem christliche Freiheit besser ansteht und dem ein größerer Friede zu Theil werden könne, als einer löblichen Eidgenossenschaft. Habet Gott und sein Wort vor Augen, so wird er euch in feiner Weise verlassen. Er wolle euren Stand nach seinem Willen in seiner Huld und Ehre bewahren! Amen. Laffet euch die

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Herren Pfarrer Valentin Tschudi zu Glarus, Fridolin Brunner zu Mollis, Johann Schindler zu Schwanden und Gregorius Binzli *) zu Wesen, welche das Evangelium getreulich lehren und verkündigen, empfohlen sein." Diese Worte des Reformators an seine frühern Pfarrkinder entschieden bei dem größten Theile des Volkes von Glarus den Sieg der Reformation.

Auch nach dem Heimatthale Zwinglis, nach Toggenburg, war die frohe Botschaft der neuverkündigten evangelischen Wahrheit gedrungen und hatte in den Herzen der Mehrheit seiner Mitbürger freudigen Anklang gefunden. Zwingli betrachtete mit besonderer Freude das Aufblühen des Evangeliums in dieser Landschaft, zu welcher sein Herz durch freundliche Jugend - Erinnerungen und durch viele Verwandtschafts- und Freundschaftsbande fich hingezogen fühlte. In diesem Gefühle entsandte**) er in dem Augenblicke, als vor Rath und Gemeinde über Annahme der neuverkündigten evangelischen Wahrheit oder über das Verbleiben bei der alten päpstlichen Lehre entschieden werden sollte, ein Sendschreiben „an den ehrsamen Rath und an die ganze Gemeinde seines Vaterlandes, der Grafschaft Toggenburg", in welchem besonders folgende Stellen voll Kraft und heiligen Ernstes sich auszeichnen: Ich sage Gott Lob und Dank, der mich zur Verkündigung des Evangeliums berufen, daß er euch, die ihr mir so sehr am Herzen lieget, aus der ägyptischen Finsterniß irriger Menschenlehren zu dem wunderbaren Lichte seines Wortes geführt hat. Wenn wir jezt durch daffelbe wiederum erleuchtet werden, daß wir die Wahrheit erkennen, so verwundern wir uns, wie wir je so blind sein konnten, daß wir die Verführung des Teufels und Fleisches nicht wahrgenommen, die doch so offen und ungescheut vor unsern Augen sich gespiegelt hat. Dieß hat Gott Alles gefügt, damit wir seine Macht und Gnade und dagegen auch unsre Sündhaftigkeit, Blindheit und Schuld desto klarer erkennen. Ist das nicht eine große Blindheit gewesen, daß wir, obgleich der allmächtige Gott, der uns erschaffen hat, sich so oft und auf mancherlei Weise kundgethan, daß er unser Vater sei, und zuleßt auch seinen Sohn für uns hingegeben hat, der auch selbst dasteht und uns armen Sündern zuruft: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken" trotzdem hingegangen sind und uns an die Creatur gewendet und Gott für so hart und grausam gehalten haben, daß wir nicht zu ihm kommen dürfen? Und haben wir ihn auch Bater genannt, so haben wir es nicht im Geiste Christi gethan, denu wir haben nicht das Geheimniß seiner Gnade darin erkannt, daß er

¡*) Gregorius Binzli ist der früher erwähnte Lehrer Zwinglis an der St."Theodorsschule in Basel.

**) Am Montag nach Margaretha (15, Juli) 1524.

seinen Sohn für uns dahingegeben, und haben auch das Seligwerden nicht der Gnade Gottes in Christo, sondern unsern eigenen Werken, die so befleckt, vortheilsüchtig, eigennüzig und närrisch find, zugeschrieben. Das ist aber Alles geschehen, damit wir desto bessser Gott und uns selbst kennen lernten. Uns selbst, indem wir sehen, wie all unser Vermögen und Weisheit nichts ist, nichts bedeutet, nichts vermag, sondern, da wir wähnen, stark und weise zu sein, läßt uns Gott in die größte Verzagtheit, Ohnmacht und Blindheit versinken. Denn Er will, daß man allein auf sein Wort horche und das Leben allein nach demselben gestalte. So nun zu unserer Zeit das Licht seines Wortes solcher Gestalt sich offenbart, daß wir darin die verführerischen, finstern Lügen zu erkennen vermögen, wollen die bösen Werke sich nicht an den Tag ziehen lassen, sondern schreien dagegen. Wenn sie auch offen nichts wider die Wahrheit vermögen, so nehmen sie zu den alten Künsten ihre Zuflucht, daß sie heimliche Nachstellungen bereiten den Verkündigern der Wahrheit und sie unter falschen Zeugnissen und Lügen umbringen. Darum hat Eure Weisheit wohl und christlich gehandelt, daß Ihr nicht auf Jedermanns Klage und Begehren wider alles Recht die Verfündiger des göttlichen Wortes wollet gefangen nehmen, peinigen und umbringen lassen. Dieses schreibe ich nicht, als wenn ich um das zeitliche Leben der evangelischen Lehrer besorgt wäre (denn ihr Leben und ihr Tod stehet allein in Gottes Hand), sondern damit, eure Hände rein bleiben von solcher Missethat. Hat Christus falsche Kundschaften und Ueberlieferung von Seiten der schreienden Pfaffen getragen, so werden auch seine Jünger von ihm gelehrt, solches standhaft zu dulden. Wehe aber denen, durch die solche Uebel begangen werden. Darum, so handhabt das heilige Wort Gottes, daß es mit Treue und ohne Zusag bei euch verkündigt werde! Sodann handhabt dasselbe auch durch erfüllen! Denn der Name Gottes wird übel verlästert, wenn wir uns für Christen ausgeben, aber dabei nicht christlich leben. Darum rede Jeder gegen Gott und die Nächsten die Wahrheit; eure Rede sei: Ja! Ja! und Nein! Nein! Denn so werdet ihr Gott dienen im Geiste und in der Wahrheit. Verlasset Gotteslästerung, Unmäßigkeit, Spielen, Hurerei, Ehebruch und Soldkriegen, helfet den Armen, beschirmet den Rechtlosen und Unterdrückten. Richtet euch in all eurem Thun und Laffen allein nach dem Inhalte des göttlichen Wortes und seßet euren Trost und eure Zuversicht allein auf den Allmächtigen. Ich hätte euch oft geschrieben, wenn nicht zwei Ursachen mich davon abgehalten. Zuerst, weil meine Feinde gleich ausschreien würden, ich suche menschlichen Troft bei euch, deß ich noch wohl entbehren mag, Gott sei Lob, einerseits, weil die Frommen in Zürich mir nichts wider Recht geschehen lassen, andrerseits, weil ich gerne Gottes Kraft walten lasse und nicht

voreilig die Perle vor die Säue werfe. Wo mir aber eine Thüre für das Evangelium aufgethan wird, da feiere ich auch nicht. Die andere Ursache ist, daß ich stets Willens gewesen, bei euch, als in meinem Vaterlande, das Evangelium Chrifti zu lehren. Leider aber bin ich fort und fort daran verhindert worden. Seid nun wacker und unerschrocken! Gott, der euch erwählet hat, daß ihr in seinem Lichte wandelt, der mehre sich in euch und gebe, daß ihr in allem Guten zu« nehmet, damit sein Name durch euch erhöhet und geheiliget werde und' ihr nach diesem Jammer ewige Wonne bei ihm habet. Amen. Lasset euch durch die frechen Lügen und wunderbaren Mährchen, die über mich verbreitet werden, nicht irre führen! Die Macht der Finsterniß thut nichts anders. Aber auf mich soll sich, so Gott will, nichts anders erfinden, als daß ich in allen Lehren allein dem Worte Gottes anhange. Einen Kezer hat mich jeder Schwäßer bald gescholten, aber zu einem solchen vermag auch der Teufel mit ihnen mich nicht zu machen.“

Dieser christliche Heldenbrief Zwinglis entschied den Sieg des Evangeliums in dem Heimatthale des Reformators. Der Rath und die Gemeinde ließen noch im nämlichen Sommer (1524) durch einen Ausschuß den versammelten Geistlichen ihren Willen kund thun, „daß das Wort Gottes einhellig bei ihnen gepredigt werde." Zwar versuchte der Abt von St. Gallen, in Verbindung mit dem Bischofe von Chur, die Verkündiger des Evangeliums zu verfolgen. Drei evangelische Geistliche, Melitus von Wattwyl, Döring ab dem Hemberg und Farer von Stein wurden wegen Ungehorsams vom Abte beim Kapitel verklagt. Sie antworteten ganz im Geiste Zwinglis:,,Man überweise uns mit dem Worte Gottes, so unterwerfen wir uns nicht allein dem Kapitel, sondern auch dem Geringsten der Brüder Jesu Christi, im andern Falle aber werden wir Niemanden, auch nicht dem mächtigsten Gewalthaber, gehorchen.“ Uebrigens beriefen sie sich auf die Weisung des Landrathes, nur das lautere Wort Gottes fortan zu predigen, was sie auch thäten. Darauf mußten die Ankläger unverrichteter Sache wieder abziehen. Bedenklicher schien folgender Vorfall zu werden. Am Katharinatage (25. November) gleichen Jahres ward zu Lichtensteig Landrath gehalten, vor dem auch zwei Gesandte von Schwyz wegen eines Erbfalles erschienen. Beim Mittagessen äußerte einer derselben:,,Meister Huldreich Zwingli sei ein Dieb und ein Keßer." Entrüstet über diese Schmähung des hochverehrten Landsmannes, verlangte der Stadtschreiber Heinrich Steiger Zurücknahme der ausgestoßenen Beschimpfung, widrigenfalls er den Verläumder gerichtlich zu belangen drohte. Als Georg Bruggmann, ein naher Verwandter Zwinglis, der an einem andern Tische saß, vernahm, was vorgegangen, erhob er sich mit andern Freunden des Reformators zornig und wollte zu

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