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3. Faber benußt die Mißstimmung der päpstlichen Partei in der Schweiz über den Verlust bei Pavia, um sie mit dem spanisch - öfterreichischen Kaiserhause näher zu verbinden. Das Gespräch von Baden; Thomas Murner; die Beleidigungen, welche den Zürichern zugefügt werden. Der förmliche Bund der päpstlich gesinnten Kantone

mit Oesterreich.

Der Kriegsmuth der Feinde der Reformation wurde aber durch folgendes Ereigniß bedeutend herabgestimmt und Zürich einstweilen vor einem Ueberfalle geschüßt. In der Schlacht bei Pavia (24. Febr. 1525) hatte das kaiserliche Heer die vom französischen König Franz I. persönlich angeführten französischen Schaaren aufs Haupt geschlagen und den König zum Gefangenen gemacht. Bei der französischen Armee befand sich eine zahlreiche Schaar Eidgenossen aus den päpstlich gesinnten Kantonen. Fünf bis sechstausend schweizerische Reisläufer bedeckten das blutige Schlachtfeld und fünftausend, die in Gefangenschaft gerathen aber bald wieder entlassen worden, kamen waffenlos und zerlumpt nach der Heimath zurück, nachdem viele schon, von Krankheit und Hunger erschöpft, auf dem Wege hatten erliegen müssen.. Ueberall jammerten Wittwen und Waisen über den Verlust ihrer Versorger, und verwünschten die fürstlichen Jahrgelder, die solches Verderben über das Vaterland brachten. Jezt erinnerten sich Viele, unter der Last des Unglücks, der warnenden Wörte Zwinglis, und erkannten, wie gut es gewesen wäre, wenn man ihm gefolgt; Zürich wurde für den Augenblick mehr beneidet als gehaßt. Mit dem Ernste und im Geiste eines alten Propheten erhob der Reformator am Sonntage nach St. Fridolin seine Stimme und redete,,vom alten Stande der Eidgenossenschaft, wie da bei Armuth und Sitteneinfalt, Gottesfurcht, Bruderliebe und Mannhaftigkeit regiert; wie jezt aber durch das Verderben der fremden Kriegsdienste alles zu Grunde gerichtet und Unglück auf Unglück gehäuft werde. Er ermahnte auch mit Ernst das Volk zu emsigem Gebete, daß Gott ihnen das rechte Verständniß verleihe, damit sie das Rechte erfennen, und was Gott wohlgefällig sei, thun." Diesen für die Reformation so günstigen Umschwung der öffentlichen Meinung, der selbst in Luzern und den Bergkantonen seine Wirkung ausüben zu wollen schien, wußten jedoch Faber und sein Anhang zu vereiteln und sogar die Sache so zu wenden, daß sie zu Gunsten der päpstlichen Partei umschlug. In seinem Ringen nach geistlichen Ehrenstellen war es dem eifrigen Vertheidiger des Papstthums gelungen, sich zur Würde eines geistlichen Rathes*) des Erzherzogs Ferdinand von Oesterreich, Bruders Carls V., emporzuschwingen. In dieser Stellung suchte er die

*) Im Jahre 1531 wurde er zum Erzbischofe von Wien befördert.

Feinde der Reformation in der Schwetz mit dem österreichisch-spanischen Kaiserhause, das den Mittelpunkt dieser Partei für ganz Europa bildete, immer enger zu verbinden, wozu ihm die Mißstimmung, welche in Folge der unglücklichen Schlacht bei Pavia in der Schweiz gegen Frankreich rege geworden, trefflich zu Statten fam. Von nun an wurden die Fäden zu allen Unternehmungen gegen die Reformation in der Schweiz, so wie in den übrigen Ländern Europas von dem österreichischspanischen Kaiserhause, das der Papst immer enger mit sich zu verbinden wußte, angezettelt und in Bewegung gesezt, wobei Faber, so lange er lebte, stets eine sehr bedeutende Rolle spielte, was auch aus folgendem Unternehmen gegen Zwingli und die Reformation hervorgeht. Die Siege, welche der Reformator bei Anlaß der Religionsgespräche gefeiert und die wiederholte herausfordernde Versicherung der Zürcher: „Ueberweiset uns durch das göttliche Wort, so wollen wir euch folgen und von der Reformation abstehen“ machten einen sehr peinlichen Eindruck auf die Bischöfe, Prälaten und die päpstlich gesinnte Geistlichkeit. Sie rathschlagten daher, wie Bullinger meldet, Tag und Nacht, auf welche Weise sie den Strom, der das glänzende Gebäude ihrer bisherigen Macht und Herrlichkeit niederzureißen drohte, eindämmen oder noch befser, ihn an seiner Quelle versiegen machen könnten. Die Einsichtsvollern erkannten wohl, daß durch Gewaltthaten und Hinrichtungen allein die Reformation nicht unterdrückt werden könne, sondern daß man es versuchen müsse, sie mit denselben Waffen zu stürzen, mit welchen sie erkämpft worden war. Zudem war der päpstlich gesinnte Theil des Volkes unzufrieden, daß die Geistlichen nicht besser den alten Glauben zu vertheidigen wüßten. Ein Religionsgespräch, bei dem die Päpstler durch die Bestimmung, wie es dabei zugehen solle, und durch die Wahl der Richter, die über das Ergebniß zu entscheiden hätten, sich zum Voraus des Sieges versichern konnten, schien jezt das einzige Mittel, die alte Kirche" zu retten. Ueberdieß sollte dasselbe, das nach ihrer Ansicht nur an einem päpstlich gesinnten Orte Statt finden durfte, das Mittel werden, Zwingli in die Hände seiner Feinde herüberzulocken, die ihn dann unverzüglich als Kezer zu verurtheilen und zu verbrennen fich beeilt haben würden.

Hierin glaubten die Römlinge nach langem Suchen das Mittel gefunden zu haben, die freie Predigt des Evangeliums wieder in die Fesseln der Menschensazungen zu schlagen und den verhaßten Reformator unter dem Scheine eines rechtlichen Verfahrens aus dem Wege zu räumen. Zu diesem Werke der Finsterniß sollte auf Fabers Betreiben sein und Zwinglis Studiengenosse, Dr. Johannes Eck, Vizekanzler der Hochschule von Ingolstadt, damals der berühmteste Vertheidiger des Papstthums, die Waffen seiner nicht gewöhnlichen

3. Faber benust die Mißstimmung der päpstlichen Partei in der Schweiz über den Verlust bei Pavia, um sie mit dem spanisch - öfterreichischen Kaiserhause näher zu verbinden. Das Gespräch von Baden; Thomas Murner; die Beleidigungen, welche den Zürichern zugefügt werden. Der förmliche Bund der päpstlich gesinnten Kantone

mit Oesterreich.

Der Kriegsmuth der Feinde der Reformation wurde aber durch folgendes Ereigniß bedeutend herabgestimmt und Zürich einstweilen vor einem Ueberfalle geschüßt. In der Schlacht bei Pavia (24. Febr. 1525) hatte das kaiserliche Heer die vom französischen König Franz L. persönlich angeführten französischen Schaaren aufs Haupt geschlagen und den König zum Gefangenen gemacht. Bei der französischen Armee befand sich eine zahlreiche Schaar Eidgenossen aus den päpstlich gesinnten Kantonen. Fünf bis sechstausend schweizerische Reisläufer bedeckten das blutige Schlachtfeld und fünftausend, die in Gefangenschaft gerathen aber bald wieder entlassen worden, kamen waffenlos und zerlumpt nach der Heimath zurück, nachdem viele schon, von Krankheit und Hunger erschöpft, auf dem Wege hatten erliegen müssen. Ueberall jammerten Wittwen und Waisen über den Verlust ihrer Versorger, und verwünschten die fürstlichen Jahrgelder, die solches Verderben über das Vaterland brachten. Jezt erinnerten sich Viele, unter der Last des Unglücks, der warnenden Wörte Zwinglis, und erkannten, wie gut es gewesen wäre, wenn man ihm gefolgt; Zürich wurde für den Augenblick mehr beneidet als gehaßt. Mit dem Ernste und im Geiste eines alten Propheten erhob der Reformator am Sonntage nach St. Fridolin seine Stimme und redete,,vom alten Stande der Eidgenossenschaft, wie da bei Armuth und Sitteneinfalt, Gottesfurcht, Bruderliebe und Mannhaftigkeit regiert; wie jezt aber durch das Verderben der fremden Kriegsdienste alles zu Grunde gerichtet und Unglück auf Unglück gehäuft › werde. Er ermahnte auch mit Ernst das Volk zu emsigem Gebete, daß Gott ihnen das rechte Verständniß verleihe, damit sie das Rechte erkennen, und was Gott wohlgefällig sei, thun." Diesen für die Reformation so günstigen Umschwung der öffentlichen Meinung, der selbst in Luzern und den Bergkantonen seine Wirkung ausüben zu wollen schien, wußten jedoch Faber und sein Anhang zu vereiteln und sogar die Sache so zu wenden, daß sie zu Gunsten der päpstlichen Partei umschlug. In seinem Ringen nach geistlichen Ehrenstellen war es dem eifrigen Vertheidiger des Papstthums gelungen, sich zur Würde eines geistlichen Rathes*) des Erzherzogs Ferdinand von Desterreich, Bruders Carls V., emporzuschwingen. In dieser Stellung suchte er die

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*) Im Jahre 1531 wurde er zum Erzbischofe von Wien befördert.

Feinde der Reformation in der Schwetz mit dem österreichisch-spanischen Kaiserhause, das den Mittelpunkt dieser Partei für ganz Europa bildete, immer enger zu verbinden, wozu ihm die Mißstimmung, welche in Folge der unglücklichen Schlacht bei Pavia in der Schweiz gegen Frankreich rege geworden, trefflich zu Statten fam. Von nun an wurden die Fäden zu allen Unternehmungen gegen die Reformation in der Schweiz, so wie in den übrigen Ländern Europas von dem österreichischspanischen Kaiserhause, das der Papst immer enger mit sich zu verbinden wußte, angezettelt und in Bewegung gesezt, wobei Faber, so lange er lebte, stets eine sehr bedeutende Rolle spielte, was auch aus folgendem Unternehmen gegen Zwingli und die Reformation hervorgeht. Die Siege, welche der Reformator bei Anlaß der Religionsgespräche gefeiert und die wiederholte herausfordernde Versicherung der Zürcher: „Ueberweiset uns durch das göttliche Wort, so wollen wir euch folgen und von der Reformation abstehen“ machten einen sehr peinlichen Eindruck auf die Bischöfe, Prälaten und die päpstlich gesinnte Geistlichkeit. Sie rathschlagten daher, wie Bullinger meldet, Tag und Nacht, auf welche Weise sie den Strom, der das glänzende Gebäude ihrer bisherigen Macht und Herrlichkeit niederzureißen drohte, eindämmen oder noch befser, ihn an seiner Quelle versiegen machen könnten. Die Einsichtsvollern erkannten wohl, daß durch Gewaltthaten und Hinrichtungen allein die Reformation nicht unterdrückt werden könne, sondern daß man es versuchen müsse, sie mit denselben Waffen zu stürzen, mit welchen sie erkämpft worden war. Zudem war der päpstlich gesinnte Theil des Volkes unzufrieden, daß die Geistlichen nicht besser den alten Glauben zu vertheidigen wüßten. Ein Religionsgespräch, bei dem die Päpstler durch die Bestimmung, wie es dabei zugehen solle, und durch die Wahl der Richter, die über das Ergebniß zu entscheiden hätten, sich zum Voraus des Sieges versichern konnten, schien jegt das einzige Mittel, die alte Kirche" zu retten. Ueberdieß sollte dasselbe, das nach ihrer Ansicht nur an einem päpstlich gesinnten Orte Statt finden durfte, das Mittel werden, Zwingli in die Hände seiner Feinde herüberzulocken, die ihn dann unverzüglich als Kezer zu verurtheilen und zu verbrennen sich beeilt haben würden.

Hierin glaubten die Römlinge nach langem Suchen das Mittel gefunden zu haben, die freie Predigt des Evangeliums wieder in die Fesseln der Menschensaßungen zu schlagen und den verhaßten Reformator unter dem Scheine eines rechtlichen Verfahrens aus dem Wege zu räumen. Zu diesem Werke der Finsterniß sollte auf Fabers Betreiben sein und Zwinglis Studiengenosse, Dr. Johannes Eck, Vizekanzler der Hochschule von Ingolstadt, damals der berühmteste Vertheidiger des Papstthums, die Waffen seiner nicht gewöhnlichen

Gelehrsamkeit und großen Zungenfertigkeit leihen. Schon hatte er früher (1519 vom 27. Juni bis zum 13. Juli) mit Luther und Carlsstadt in Leipzig nicht ruhmlos disputirt und war dafür vom Papste reichlich belohnt und geehrt worden, so daß ihm dieser Anlaß, aufs Neue Ruhm und Geld zu verdienen, sehr erwünscht fam; denn er liebte wie Bileam den Lohn der Ungerechtigkeit." (Bullinger) Zur Betreibung dieser Angelegenheit hatte die hohe Geistlichkeit in Schwaben und in der Schweiz, sowie der schwäbische Bund und Erzherzog Ferdinand von Oesterreich große Geld= summen zusammengesteuert, mit welchen sowohl Eck reichlich belohnt als die Führer der Römlinge in der Schweiz, „die des „Gabennehmens“*) gewohnt waren" (Bullinger), für das Unternehmen gewonnen werden konnten. Um alle Bedenken, die etwa da oder dort bei der päpstlichen Partei in der Schweiz gegen ein solches Gespräch sich regen mochten, zu heben, riethen sowohl der Bischof von Konstanz als der Erzherzog Ferdinand und der schwäbische Bund durch besondere Schreiben an die eidgenössische Tagsagung zur Veranstaltung desselben. Nach solchen Vorbereitungen entsandte Dr. Eck eine Zuschrift an die in Baden versammelten eidgenössischen Boten, in welchem er sie wegen ihres treuen. Verharrens beim alten Glauben belobt und sie ermahnt, sich als ehrliche, löbliche, beständige Christen von ihrem guten, christlichen Vornchmen nicht abwenden, noch durch Zwinglis verführerische lästerliche Schriften davon entfernen zu lassen. „Denn dieser Zwingli, fährt Ec fort, lehrt in seinen Schriften mannigfältige Irrthümer, befleckt den Glauben, verdreht und zerreißt gewaltthätig und kezerisch die heilige Schrift, das Wort Gottes, und unterschiebt demselben einen falschen Sinn. Solches entbiete ich mich, wo und wann es Euch gelegen sein will, in einer Disputation gegen gemeldten Zwingli mit Hülfe des Allmächtigen und mit der Gnade des heiligen Geistes zu beweisen. Denn ich bin getroster Hoffnung, unsern alten wahren christlichen Glauben und Gebrauch als der heiligen Schrift gemäß und nicht derselben widersprechend gegen Zwingli mit leichter Mühe aufrecht zu erhalten, und dagegen entbiete ich mich, sein neues verführerisches Vornehmen als der heiligen Schrift widersprechend und unbegründet darzuthun.“

Zwingli blieb Eck auf dieses Anerbieten nicht lange die Antwort schuldig. „Sag an, spricht er darin unter Anderem, wie darfst du dich hinstellen und behaupten, du habest aus Liebe und Ehrfurcht gegen Gott an die Eidgenoffen geschrieben, da du doch durch Lehre und Leben darthust, daß du nicht an Gott glaubest? Denn glaubtest du, daß Ein Gott wäre, den wir Christen für unsern

*) Wie oben erwähnt, waren die Männer, welche Geschenke und Gaben von fremden Fürsten bezogen, die heftigsten Gegner der Reformation und Zwinglis.

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