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und zu meistern“, so entgegne ich: So thut ihr ernstlich, was euch zusteht! Wo ihr denselben äußerlich findet, daß er strafbar handelt, so strafet ihn und lasset ihn nicht wachsen. Und damit er auch aus den Herzen der Menschen ausgetilgt werde, so sorget dafür, daß das göttliche Wort treulich bei euch geprediget werde. Denn wo Gott nicht in der Menschen Herzen ist, da ist nichts, als der Mensch selbst. Wo nichts als der Mensch selbst ist, so gedenkt er nichts Anderes, als was zu seinem Nußen und zu seiner Wollust dient. Wo aber Gott des Menschen Herz besißt, da bedenkt der Mensch nur das, was Gott gefällt, sucht Gottes Ehre und der Menschen Nußen. Nun mag Erkenntniß Gottes nirgends her flarer kommen, als aus seinem eigenen Worte. Wollet ihr nun Gottes Erkenntniß unter euch haben, damit ihr friedlich und gottesfürchtig lebt, so stellet allein darnach, daß das Wort Gottes lauter und eigentlich nach seinem natürlichen Sinne geprediget, und ohne Zwang und Gewalt menschlicher Weisheit verständlich an den Tag gelegt werde.“

So fand Zwingli in der Predigt des reinen Wortes Gottes das einzige Heilmittel für sein tief gesunkenes und zerrissenes Vaterland. Daher kämpfte er auch mit diesem zweischneidigen Schwerte so männlich gegen Bündnisse mit den fremden Fürsten und gegen die Söldnerfriege, aus welchen all' dieses Verderben entquoll. Zwinglis Stellung und Wirksamkeit in vaterländischer Beziehung gleicht derjenigen der Propheten des alten Bundes bei'm israelitischen Volke. Wenn auch seine Rathschläge nicht immer befolgt wurden, so hat er doch auch in dieser Beziehung Großes mit der Waffe des Wortes Gottes gewirkt. Bald nach Antritt seiner Stelle in Zürich sollte der durch den Tod Maximilians I. erledigte deutsche Kaiserthron wieder besezt werden. Zwei ausländische Fürsten, Karl I. von Spanien und Franz I. von Frankreich bewarben sich mit allen Mitteln der Bestechungen und der Ränke um diese Würde. Auch die Eidgenossen sollten sich auf des unermüdlichen Kardinal Schinners Rath in diesen Wahlkampf mischen, indem fie in einem Schreiben an die Kurfürsten zur Wahl Karls I. riethen. Zwingli aber war gegen jede Einmischung in diese Angelegenheit, indem er mit prophetischem Blicke voraussah, welche Gefahren der Sache des Evangeliums aus der Wahl Karls zum Kaiser erwachsen würden. Karl sei ein junger Fürst, sagte er, die Spanier ein eroberungssüchtiges, unruhiges, hochmüthiges, muthwilliges Volk. Die Deutschen hätten nicht nöthig, aus der Ferne einen so mächtigen Fürsten herzuberufen und so unbedacht fremde Herrschaft auf ihren Nacken zu laden. Er glaube, daß dieser Fürst sich unterstehen werde, die deutsche Nation unter einem guten Vorwande ganz zu unterdrücken und des Wortes Gottes zu berauben. Wie richtig hier

Zwingli gesehen, lehrte deutlich die Folge. Ebenso entschieden war er auch gegen eine Verwendung zu Gunsten Franz I. Bald suchte dieser junge kriegerische Fürst ein neues Bündniß mit den Eidgenossen abzuschließen, das die Schweizerjugend ihm zu seinen kriegerischen Zwecken gegen Kaiser und Papst dienstbar machen sollte. Dasselbe ward in ge= wöhnlicher, verderblicher Weise durch Bestechungen der angesehensten Männer im Volke eingeleitet, so daß ein Kanton nach dem Andern zum Bündnisse seine Hand bot. Nur Zürich machte dieses Mal eine Ausnahme. Hier war in der Predigt des Wortes Gottes eine neue Macht entstanden, welche die französischen Ränke und Bestechungen vereitelte. Zwinglis Predigten hatten bei der Mehrheit des Rathes, sowie beim Volke das Gewissen geweckt, und die neu erwachte vaterländische Gesinnung, die jezt im Worte Gottes ihre Nahrung und Stärke fand, feierte einen herrlichen Sieg über Eigennuß und rohe Zügellosigkeit, die sich an fremde Höfe anlehnte. Der Rath frug in einem Schreiben, das ganz die Gesinnung Zwinglis athmet, und wohl auch aus seiner Feder geflossen sein mag, das Landvolk um seine Meinung über diese Angelegenheit an. Einstimmig erfolgte aus allen Aemtern der Bescheid, die Regierung solle, nach dem Grundsaße der Vorfahren, fremder Herren müßig gehen."

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Im Vertrauen auf Gott beschloß nun die Regierung von Zürich, nicht in dieses Bündniß mit Frankreich zu treten, und leitete dadurch auf sich und namentlich auf Zwingli, der mit Recht als der Urheber dieses Entschlusses angesehen wurde, den Haß und die Verläumdungssucht der andern Kantone und aller käuflichen und den fremden Kriegsdiensten ergebenen Personen in und außer Zürich. Dieser Haß wurde noch durch folgenden Umstand erhöht. Im Sommer des Jahres 1521 ver langte der Papst durch den Kardinal Schinner schweizerische Truppen, scheinbar zur Vertheidigung des Kirchenstaates (wozu sich die Eidgenossen durch das päpstliche Bündniß von 1515 verpflichtet hatten), eigentlich aber, um in Verbindung mit dem Kaiser die Franzosen aus OberItalien zu vertreiben. Die übrigen Kantone weigerten sich, diesem päpstlichen Gesuche zu entsprechen; Zürich glaubte aber, nachdem der Kardinal die Versicherung gegeben, die Truppen sollten nur zum Schuße des Kirchenstaates dienen, sich verpflichtet, demselben Folge zu leisten, obgleich Zwingli eifrig dagegen sprach. „Was man einmal zugesagt habe, das sei man zwar auch zu halten schuldig, wenn aber Gott einem Volk einen Ausweg aus einem Bündnisse zeige, so soll man ihn betreten und sich wohl in Acht nehmen, nicht wieder in ein solches zurückzukehren." Weil nun der Kardinal die Angelegenheit durch Bestechungen und Ränke betrieb, die nach dem Bunde verboten waren, so glaubte Zwingli, dieser Ausweg sei gegeben. Damals sprach er: „Ich wollte,

daß man durch den päpstlichen Bundesbrief ein Loch gestoßen und dem römischen Legaten auf den Rücken gebunden hätte, ihn heimzutragen. Wenn ein Wolf in ein Land kommt, so stürmt man und alles eilt, ihn todt zu schlagen oder zu vertreiben; den Wölfen aber, welche die Leute zu Grunde richten, will Niemand wehren. Sie (die römischen Kardinäle) tragen mit Recht rothe Hüte und Mäntel; denn schüttelt man ste, so fallen Dukaten und Kronen, windet man sie aber, so rinnt deines Sohnes, Bruders, Vaters und guten Freundes Blut heraus." Die Warnung Zwinglis ward dieses Mal durch des Kardinals Schlauheit und Lift vereitelt. Derselbe meinte unter Anderm: Man muß mit der Sache eilen, bevor der Pfaff (Zwingli) wieder auf die Kanzel kommt. Die Zürcher zogen aus, dem Papste, die andern Eidgenossen, dem König von Frankreich zu Hülfe. Die Franzosen und Eidgenossen wurden durch das vereinigte päpstliche und kaiserliche Heer, jedoch ohne Mitwirkung der Zürcher, geschlagen. Dadurch glaubte man einen neuen Gruud zu haben, Zürich und Zwingli, der doch gegen den Zug gesprochen, zu haffen. Auf Zwinglis Betrieb mußten Geistliche und Laien, Obrigkeit und Bürgerschaft schwören, von nun an keine Geschenke, Jahrgelder und Gaben von fremden Fürsten anzunehmen. Er selbst hatte 1520 durch ein eigenes Handschreiben das päpstliche Jahrgeld aufgekündigt, obgleich er gerade damals bei dem geringen Einkommen, das ihm seine Stelle gewährte, in drückenden häuslichen Verhältnissen lebte. — So war es Zwingli gelungen, Zürich aus den Banden der Selbstsucht und fremder Einflüsse durch die Macht des Wortes Gottes zu befreien und den alten Ernst und das alte Vertrauen auf Gott zu wecken und zu beleben. Welcher Eifer ihn dabei beseelte, beweisen folgende Worte: „Nachdem ich gesehen, daß Gott durch sein Wort gewirkt und die Gemüther der Menschen zum Frieden geneigt gemacht, wäre ich wohl ein großer Mörder an den frommen Leuten gewesen, wenn ich nicht fort und fort auf den Frieden und auf ein christliches Leben gedrungen hätte, da ich doch das Zunehmen des Guten so klar sah. Es hat in Zürich zu Stadt und Land kein anderer Beweggrund (wie fälschlich uns angedichtet wird) den Söldnerdienst bei fremden Herren verdrängt, als allein das Wort Gottes."

3. Zwingli's Wirken und Kämpfen gegen die Mißbräuche
in der Kirche.

Die gleiche männliche, entschiedene Besonnenheit und zarte Rückficht, welche Zwingli in der Predigt des Evangeliums an den Tag legte, bewährte er auch in seinem Wirken und Kämpfen gegen die Mißbräuche, die in der Kirche herrschten. Er erkannte sich frühzeitig als ein Werf

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zeug in der Hand Gottes, das nur auf seinen Wink und Ruf eingreifen müsse und nicht voreilig nach eigenem Ermessen das Werk Gottes überstürzen dürfe. Gott weiß, welche Zeit für jedes Ding und Unternehmen die angemessene ist. Er fordert von dir Arbeit und Fleiß, indeß er selbst Alles wirkt und zu Stande bringt. Suche du nur seinen Ruhm zu befördern. und du wirst deinen Zweck nicht verfehlen. Gott demüthiget uns und übt uns, indem er nicht nach unserm, sondern nach seinem Willen Alles vollführt." Gott hatte Zwingli mit allen Gaben gesegnet, die erfolgreiches Wirken bedingen. Er war ein ächter Christ und ächter Republikaner. Die Gleichheit aller Menschen war für ihn keine lcere Redensart; sie war ihm ins Herz geschrieben und fand sich in seinem Leben wieder. Er hatte weder den pharisäischen Stolz noch die Mönchsgrobheit, welche den Einfältigen und den Vornehmen unangenehm wird. Man fühlte sich zu ihm hingezogen und genoß gern seine Unterhaltung. Er war kräftig auf der Kanzel, freundlich gegen Alle, die er auf den Straßen und Märkten fand z oft sezte er in den Herbergen, wo sich die Innungen versammelten, den Bürgern die Hauptpunkte der christlichen Lehre auseinander oder unterhielt sich vertraulich mit ihnen. Er nahm Bauern und Patrizier mit gleicher Höflichkeit auf. Einer seiner bittersten Feinde berichtet: „Er lud die Landleute zu Tische, ging mit ihnen spazieren, sprach von Gott mit ihnen, ließ den Teufel in ihr Herz und seine Schriften in ihre Taschen gelangen. Er brachte es so weit, daß der Rath diese Bauern besuchte, ihnen zu trinken gab, mit ihnen durch die Stadt ging und ihnen viele Aufmerksamkeit schenkte. So wuchs Zwinglis Popularität, da er bald am Tische des Volkes, bald an der Tafel der Großen saß, wie einst der Herr, und dabei das Werk verrichtete, zu welchem ihn Gott berufen hatte."*)

Bald bot sich ihm eine Gelegenheit, gegen einen sehr ärgerlichen Mißbrauch, der im Namen des Oberhauptes der Kirche geübt wurde, einzuschreiten. Der bekannte Ablaßkrämer Samson wollte, nachdem er in Zug, Luzern, Bern und Baden mit seiner Waare gute Geschäfte gemacht, nun auch nach Zürich, um da seine Ablaßbriefe mit gewohnter Schamlosigkeit abzusezen. Schon in Bremgarten mußte dieser freche italienische Mönch einen Widerstand erfahren, den er nicht erwartet hatte. Der Defan Heinrich Bullinger, der Vater des berühmten Geschichtsschreibers und Nachfolger Zwinglis in Zürich, widerseßte sich dem Mönche und wollte durchaus ihm nicht erlauben, seine Waare in der Kirche von Bremgarten feil zu bieten, weil das päpstliche Voll

*) Merle d'Aubigné, Geschichte der Reformation.

machtschreiben, das Samson zur Betreibung seines Geschäftes mit sich trug und vorwies, nicht auch vom Bischofe von Konstanz beglaubigt war. Wüthend über diesen Widerstand nannte der Mönch den Dekan „eine Bestie" und that ihn in den Bann. Beide eilten nun nach Zürich, der Defan um den Mönch, der Mönch um den Dekan bei der daselbst versammelten Tagsazung anzuklagen und dieser zugleich, um dort seinen Ablaßhandel zu treiben. Der Dekan Bullinger fand in Zürich gute Aufnahme und namentlich sagte ihm Zwingli, er habe ganz recht gehandelt und er solle deßwegen nur guten Muthes sein. Auf der Kanzel griff der Leutpriester am Münster den verderblichen Betrug des Ablaßframes unerschrocken an, indem er nachwies, daß hier die Weissagung Petri im zweiten Buch des 2. Briefes in Erfüllung gehe:,,Es werden unter Euch falsche Lehrer sein, die nebeneinführen werden verderbliche Sekten und verläugnen den Herrn, der sie erkauft hat. Aus Habsucht werden sie durch ersonnene Reden von Euch Gewinn zu ziehen suchen, aber ihr Verderben schlummert nicht.“ Als daher Samson im Februar 1519 gerade in die Stadt reiten wollte, indem er früher geprahlt, er wisse zwar wohl, daß Zwingli gegen ihn predigen werde, aber er wolle ihm bald den Mund verstopfen, ward ihm von Abgeordneten des Raths bedeutet, er dürfe die Stadt nicht betreten und seine Waare da nicht feil bielen, denn man hatte, wie Bullinger sagt, in Zürich angefangen, die römische Büberei zu durchschauen. Ja im Rathe ward der Antrag gestellt, man solle ohne weiteres nach einem in Kraft bestehenden Geseze gegen römische Eindringlinge, den Mönch abfassen und ihn ins Wasser stürzen. Als Samson vorgab, er habe Namens des Papstes der versammelten Tagsagung eine Mittheilung zu machen, ließ man ihn vortreten, allein da er nur von seinem Ablaßhandel reden wollte, ward ihm Stillschweigen geboten. Von der gleichen Behörde erhielt er die Aufforderung, sofort und unentgeltlich den über den Defan Bullinger ausgesprochenen Bann zurückzunehmen und dann unverzüglich die Schweiz zu verlassen. Der Mönch gehorchte und führte einen dreispännigen Wagen mit Geld, das er den armen Leuten abgelogen hatte, über die Alpen. Zur Erringung dieses Sieges über römische Frechheit hatte der GeneralVikar Faber von Konstanz auch für seinen Theil mitgewirkt, indem er durch solche römische Eindringlinge das bischöfliche Ansehen und die bischöfliche Würde gefährdet und beeinträchtiget sah. Er dankte daher Zwingli für den bewiesenen Ernst und Muth und forderte ihn auf, von seiner Freundschaft mehr als bis dahin Gebrauch zu machen. Zwingli benußte diese Annäherung seines Studienfreundes, um ihm dringend ans Herz zu legen, daß er die freie Predigt des Wortes Gottes im Bisthume Konstanz gestatten und empfehlen möge. Aber für solche Rathschläge und Gesuche hatten die Würdeträger der Kirche kein Gehör.

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