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erstem Pfarrer an der Gnaden-(Kaiserin-Augusta-Gedächtnis-)Kirche zu Berlin.

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GENERAL

BV4221
D8

Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten.

Druck von Paul Schettler's Erben in Cöthen.

1

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Die schon früher vom Verfasser gehegte Absicht, die Bedeutung der Psychologie für die geistliche Beredtsamkeit zu erörtern, ist während der Arbeit über dogmatischen und praktisch-theologischen Prinzipien-Fragen von Neuem aufgetaucht und mit dieser Schrift zur Ausführung gekommen. Der Gegenstand, um welchen es sich handelt, gehört dem Gebiete der homiletischen Inventionslehre an, und seine nachfolgende Darstellung soll dem Verdienste des vortrefflichen Gerhard von Ypern in keiner Weise Eintrag thun. Indessen ist der Hinweis dieses ehrwürdigen Theologen auf die Schrift als die einzige Quelle der Topik einseitig. Die Welt und ihr Kreis haben mit Recht Predigern wie Lorenz v. Mosheim als die Arena gegolten, in welcher der Glaube sich ethisch bewähren muss, und insbesondere in unserer viel bewegten Zeit sollte niemand die Gemeindepredigt auf den Isolierstuhl blosser Exegese stellen. Da nun aber die menschliche Seele es ist, welche Gottes Friedensgedanken aufnehmen soll, so darf die liturgische Rede und dies ist die dritte Anforderung der psychologischen Begründung in keiner Weise entbehren. In dem Bewusstsein dieser engen Beziehungen der Homiletik und der Psychologie zu einander und in der Erkenntnis, dass aus der Anwendung dieses

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Prinzips eine Erneuerung des geistigen Lebens unserer Gemeinden hervorgehen müsste, lege ich meine Gedanken dem theologischen Publikum vor.

Dass die geistliche Beredtsamkeit eine „,philosophisch-theologische" Wissenschaft sei und, dass die Rede überhaupt ihren ,,Ursprung aus dem menschlichen Gemüte" herleite, hat Schott unter Rücksicht auf die Rhetorik') ausgesprochen, ohne allerdings wirklich zu begründen und durchzuführen. Man begegnet auch bei anderen gelegentlich der Forderung, die Predigt müsse seelsorgerischen Charakter haben. Aber gerade solche beiläufigen Erwähnungen zeigen, wie notwendig die prinzipielle Untersuchung dieser Frage ist. In der Pädagogik hat seit Herbart der Grundsatz einer psychologischen Fundamentierung jener Wissenschaft wohl allgemeine Anerkennung gefunden. Ist die Homiletik nicht auch in gewissem Betracht Pädagogik der Erwachsenen in Unterricht und Erziehung zum Himmelreich?

Einen mehrfachen Gewinn nämlich versprechen wir uns von der Erörterung dieses Gegenstandes. Einmal erfüllt die homiletische Theorie ihre Pflicht, wenn sie da Klarheit schafft, wo unerkannte oder ungeregelte Beziehungen vorliegen. Sodann wird der praktische Dienst des Predigers gefördert, wenn letzterer die wichtige Aufgabe psychologischer Studien und entsprechender Verwertung seiner Kenntnis bei der Predigtvorbereitung ins Auge fassen lernt. Hierzu verbindet Verfasser mit dieser Schrift den Wunsch, dieselbe möchte der Anstoss werden zu einer wissenschaftlichen Entwickelung der Topik nach ihren drei Wurzeln, der Schrift, der Ethik und der Psychologie. So gewiss die evangelische Gemeindepredigt ihrem

1) Kurzer Entwurf einer Theorie der Beredtsamkeit mit besonderer Anwendung auf die geistliche Beredtsamkeit zum Gebrauch für Vorlesungen von H. A. SCHOTT. 2. Aufl. Leipzig 1815, BARTH, Vorrede S. V u. § 25 S. 35 f.

Ideal nach Homilie, d. h. Austausch der höchsten Interessen einer christlichen Kultusgemeinde ist, so notwendig ist jedenfalls eine Begründung der Homiletik auf psychologischer Grundlage. Dass eine so psychologisch aufgebaute Predigtkunst den geist lichen Redner des ἀμπνέειν τε πρίν τι φάμεν" 1) im Sinne des Gebets nicht entheben soll, braucht nicht gesagt zu werden.

Berlin, den 6. Juli 1896.

Paul Dürselen.

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1) PINDAR, Nem. VIII. THOLUCK, Vorwort zur zweiten Sammlung seiner Predigten. Gotha 1876. 6. Aufl. S. XIV.

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