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Uns foll sein Tod zu Statten kommen! Auch Sünder dürfen also noch auf Erbarmung und Gnade rechnen: denn also hat Gort die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab. In dem Tode dieses Ein gebornen liegt die klare Versicherung, daß wir Verzeihung hoffen dürfen: denn darum prei set Gott seine liebe gegen uns, daß Chriftus für uns gestorben ist, da wir noch Feinde waren. Dieser Tod ist die Bedingung, unter der uns Verzeihung widerfahren soll: denn er ist die Versöhnung für unsre Sünde, nicht allein aber für die unsrige, sonbern für der ganzen Welt Sünde. Ganz frey von der Schuld und Strafe der Sünde sol len wir durch diesen Tod werden: denn Gott

hat den, der von keiner Senn Gott

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wußte,

für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Lasset uns anbeten, M. Br., lasset uns den Rath Gottes mit Wehmuth und Freude verehren lasset uns selbst beym Gefühl unsrer Vergebungen das Vertrauen zu Gott fassen, das eine solche Liebe einflossen muß.

Aber o fühlen wir ihre ganze himmlische Kraft: so muß sie uns auch antreiben zu einer gründlichen Besserung. Denn wie, sollte die Huld Gottes, die für uns sorgte, da wirs gerade am wenigsten verdienten, die ein so fanf tes und rührendes Mittel unsrer Rettung wihle te, die das Liebste und Theuerste für uns hingab, uns nicht zur wirksamsten Dankbarkeit verpflich ten, sollten wir uns nicht heute einander zuru fen: Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns erst geliebt? Und was muß das Anden

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ken dessen in uns wirken, der sein Leben für uns gelassen hat! Ift noch Ueberlegung, ist noch Erkenntlichkeit, ist noch Gefühl für das, was recht und billig ist, ist noch ein Rest von richtiger Em pfindung in euch: nein, so könnet ihr nicht gleichgültig gegen euren Mittler seyn; so muß es euch einleuchten, daß er unmöglich so viel für euch gelitten haben kann, um euch Freyheit im Sün digen zu verschaffen; so muß es euch klar wer ben, daß er euch die Segnungen seines Todes nur dann kann zu Theil werden lassen, wenn ihr ihm gehorchen, wenn ihr ihm ähnlich werden lernet durch wahre Besserung; so müffet ihr aus Dankbarkeit gegen ihn thun, was ihm gefällt, und meiden, was ihm mißfällt; so muß es euch ever Gewissen sagen, daß ihr nicht mehr euch selbst, sondern dem leben müsset, der für euch gestorben und auferstanden ist. Liebe unsers Mittlers, wir fühlen deine Kraft, wir fühlen deinen mächtigen Zug! O wir wollen ihm folgen, ihm folgen, dem Heiligen und Gerechten, wir wollen uns reinigen, gleichwie auch er rein ist.

Und dann, M. B., dann wird uns die Liebe dessen, der sein Leben für uns gelassen hat, auch noch mit dem reinsten und wirksamsten Bürgerfinn beseelen. Dieß ists, was Johannes gleich nach unserm Tert einschårft: und wir, sagt er, sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Es ist nicht zu viel, M. Br., was der Apostel hier fordert. Wir sind die Nachfolger, wir find die Bekenner, wir sind die Erlöseten dessen, der sich mit dem reinsten, mit dem wirksamsten, mit dem standhaftesten, mit dem allgemeinsten Wohlwollen für uns alle aufgeopfert hat. Wo mit wollen wir darthun, daß wir seinen Sinn ha

116. Sechste Predigt, am ersten Bußtage.

ben, und ihm angehören, wenn wir gegen unsre Brüder, wenn wir gegen das Vaterland nicht eben so handeln? Eure Mitbürger sind es, die in der nächsten Verbindung mit euch stehen, die recht ei gentlich eure Brüder sind. So beweiset denn burch Ehrfurcht und Achtung gegen den heiligen Bund, der euch mit ihnen verknüpft; beweiset durch die treueste Erfüllung aller der Pflichten, die euer Beruf und Stand euch auflegt; beweiset durch eine Geschäftigkeit, die das gemeine Beste nie aus den Augen verliert, und sich freut, recht viel zu demselben beyzutragen; beweiset durch ein tadelfreyes, rührendes, ermunterndes Beyspiel, das ihr in eurem öffentlichen und häuslichen Le= ben ver den Augen eurer Mitbürger aufstellet; beweiset durch euer ganzes Verhalten, daß die Liebe Christi euer Herz erfüllt, daß ihr beseelt von ihrer himmlischen Kraft, bereit seyd, so es Gott gebietet, auch das Leben für die Brüder zu lassen. Und wie viel nach dieser Regel einhergehen, über die sey Friede und Barmherzigkeit, und über dem Israel Gottes; Amen.

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Das Fest, welches wir heute feyern, M. 3. führt uns zu dem Augenblick zurück, mit wel chem fich die Geschichte der christlichen Religion anfångt; es erinnert uns an die Begebenheit, die in der langen Reihe der unzähligen Veränderun gen, welche das Christenthum auf Erden hervor. gebracht hat, in jeder Hinsicht die erste ist. Es ist die Wahl der Mutter, die dem Sohne Gottes das Leben geben sollte, was das heutige Evangelium uns erzählt. Kein Mensch auf Erden konnte wissen, daß Gott im Begriff sey, das größte und wohlthätigste Werk seiner Vorsehung jezt seinen Anfang nehmen zu lassen; ach, nicht einmal eine Vorstellung hatte man von diesem Werke; es war noch in keines Menschen Herz gekommen, was Gott zu unserm Wohle vorbe reitete. Und noch lange sollte diese groffe Sache verborgen bleiben, selbst nachdem sie bereits eingeleitet und in Bewegung gesezt war. Eine verkannte, in der Dunkelheit lebende Jungfrau war es, die Gott zur Mutter des Heilandes der Welt bestimmt hatte; und so ausserordentlich und eh. renvoll auch die Art war, wie dieß geschah: die

edle Maria hatte mehr als eine Ursache, das tiefste Stillschweigen, darüber zu beobachten, und eine Nachricht, die man ihr damals nicht geglaubt haben würde, erst dann mitzutheilen, als ihr Sohn fich gerechtfertigt, und die Herrlichkeit des Eingebornen vom Vater wirklich enthüllt hatte; als nach allen den Wundern, die für ihn geschehen waren, und nach seiner Erhebung zu dem König reiche, dessen kein Ende seyn wird, die Erschei nung des Engels, der seine Ankunft verkündigte, und die von der gewöhnlichen Ordnung abweichende Entstehung seiner menschlichen Natur, nicht weiter befremdend feyn konnten. An den zwar wundervollen und ausserordentlichen, aber stillen, und sich ganz ins Verborgne verlierenden Anfang des Christenthums erinnert uns der festliche Tag, welchen wir heute begehen.

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Aber mehr noch als das Wunderbare, wel ches diesen Anfang des Christenthums umgiebt, muß uns die Verbindung auffallen, M. Z., in die es, gleich bey seinem Entstehen, mit den niedrigen Stånden der menschlichen Ge fellschaft gesezt wird. Zwar ist die Mutter, melche den Stifter deffelben gebåhren foll, die edle Enkelin ehemaliger Könige; sie ist aus dem åltesten und berühmtesten Geschlecht entsprossen, das ihr Vaterland aufzuweisen hat. Aber der Glanz dieses Geschlechts war schon seit Jahrhun derten erloschen: Es war in eine Dunkelheit her. abgefunken, in der es von den gemeinsten und niedrigsten nicht weiter unterschieden werden konn te: eine wenig bekannte, zu Nazareth in der Dürftigkeit lebende Jungfrau war die Maria, welche zur Mutter des Sohnes Gottes bestimmt wurde. Es ist also nicht die höhere Gegend der

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