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Natur gehorcht, und Er hat seinen Engeln über fie befohlen, daß sie sie auf den Hånden tragen. Nein, es ist nicht in eurer Gewalt, das fünftige Schicksal eurer Kinder zu bestimmen'; wie mannichfaltig find die Ursachen, von denen es abhångt, und wie oft ruft euch der Tod ab, wenn ihr ge= rade am wirksamsten für dasselbe seyn sollet: aber der sorgt für sie, bey dem kein Ding unmög lich ist, der sie weit inniger liebet, als ihr fie lieben könnet; und er wird sie leiten, er wird ihnen Gutes thun, wenn ihr lange nicht mehr feyd. Nein, es will euch nicht immer gelingen, bey der Bildung eurer Kinder etwas auszurichten; ach nur allzuoft ist es, als ob ihr Geift euren Belehrungen, euren Ermahnungen, euren Bitten verschlossen wåre, und ihr kämpfet vergeblich balb mit ihrer Unfähigkeit, bald mit ihren Unarten: aber werdet nicht müde, und rechnet darauf, der wirkt mit euch, dem feine Seele unzugänglich dem keine Tiefe des Herzens unergründlich ist und vollenden, vollenden wird er das gute Wert, bas er auch ben euren Kindern angefangen hat. Welch ein Vertrauen bey allem, was wir selbst für unsre Kinder thun sollen, müssen uns die Füh rungen einflöffen, M. B., deren Gott sie wür digt!

Richtet endlich euren Blick auch noch auf die herzerhebende Hoffnung, ju der sie uns ermuntern. Ihr sehet, wie absichtsvoll, wie zusammenhangend und weise alles ist, was uns auf Erden widerfährt. Gottes Hand empfängt uns, sobald wir den Erdkreis betreten; sie leitet gleich die ersten Schritte, welche wir thun: fie ordnet gleich die frühesten Veränderungen, die sich mit uns zutragen; und alles, alles, was sie mit

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40 Zweyte Predigt, am Feste der Erscheinung.

uns vornimmt, hat Bezug auf unsere Bildung, soll unsre Vernunft wecken, soll unser sittliches Ges fühl beleben, foll uns zum Gehorsam gegen Schuldigkeit und Pflicht gewöhnen, soll uns mit einem Worte zu Geschöpfen machen, welche nicht blos die Vorstellung von einer ewigen Fortdauer haben, sondern auch den lebhaftesten Wunsch darnadh empfinden, die sogar den Beruf und die Nothwendigkeit in dem Innersten ihres Wesens antreffen, ewig zu leben, und ewig höher zu streben. Soll der Allweise etwas zweckloses thun; foll er Fähigkeiten in uns entwickeln, die ohne allen Nuhen sind? Soll der Allgütige uns peini gen wollen; soll er Wünsche und Neigungen in uns aufregen, die nie befriedigt werden? Ist es nicht offenbar, daß alle seine Führungen mit uns auf ein beßres Leben, und auf ein vollkommneres Daseyn berechnet sind? Faffen, M. B., und fest. halten lasset uns diese Hoffnung. Sie kann uns unmöglich tauschen. Denn wie fich ein Wa ter über seine Kinder erbarmet, so er barmet sich der Herr über die, so ihn fürchten! und seine Gnade währet don Ewigkeit zu Ewigkeit; Amen.

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Unter den mannichfaltigen Täuschungen, mit welchen uns die Eigenliebe über den wahren Zu stand unsers Herzens verblendet, M. Z., ist wohl keine merkwürdiger, als die, wodurch sie selbst die Merkmale unfrer Unvollkommen heit in Beweise einer rühmlichen Verfassung zu verwandeln, und uns dadurch zu einer stolzen Sicherheit zu verleiten weiß. Es würde nicht schwer seyn, viel Beyspiele dieses Kunstgriffs benzubringen, aber um euch zu der Betrachtung vorzubereiten, auf die das heutige Feft uns führt, bedarf ich nur eines einzigen. Ihr wisset es selbst, daß man nichts häufiger hört, als Klagen über das grosse Verderben unsrer Zeiten. Man versichert uns, das menschliche Geschlecht verschlimmere sich mit jedem Menschenalter; man er hebt die Tugenden unsrer Voråltern, und erklärt uns für eine ausgeartete Nachkommenschaft; man hält nicht blos den bereits vorhandenen Schaden

für unheilbar, sondern weissagt auch noch einen weit grössern Verfall; man beschwert sich insonderheit über die sichtbar wachsende Gleichgültigkeit gegen die Religion, und dürfen wir Vielen, die sich sehr laut hierüber äussern, glauben

so wird das Christenthum insonderheit Mühe haben, etwas von seinem Ansehen in das künftige Jahrhundert hinüber zu retten. Es versteht sich von selbst, daß alle die, welche so klagen und weissagen, fich von dem verkehrten Geschlecht, auf welches sie so unwillig sind, gar sehr unterscheiden. Sie gefallen sich sehr wohl dabey, daß sie dieß alles so richtig einsehen; sie finden in dem Abscheu, mit welchem sie dieses fortschreitende Verderben wahrnehmen, keinen geringen Beweis ihrer bessern Denkungsart; fie åuffern ihr Urtheil über die Welt mit einer Unmas fung, aus der man wohl sieht, daß sie mit ihrer eignen Tugend und Frömmigkeit sehr zufrieden feyn müssen.

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Aber sollte denn die Meinung, es werde immer schlechter auf Erden, sollte das Mißvergnügen, welches man dabey empfindet, ein sich res Merkmal seyn, daß wir selbst besser sind als Andre, und über die gemeine Verdorbenheit uns erheben? Könnten wir nicht aus Vorurtheil manches für eine Verschlimmerung ansehen, was der Wahrheit nach eine Verbesserung ist? Könnte nicht vielleicht unsre Welt- und Menschenkenntniß zu beschränkt seyn, als daß wir über eine Sache von solcher Wichtigkeit richtig urtheilen könnten? Könnte nicht ein allzuunsichres und eine feitiges Gefühl für das Gute uns verleiten, Men fchen verwerflich zu finden, die nur auf eine an dre Art gut find, als wir? Könnte nicht ein ge

wisser Trübsinn, ein heimlicher Stolz, ein Un wille, daß man nicht vornåmlich uns hören und nach uns sich richten will, die wahre Ursache unfrer Klagen seyn? Werden wir endlich unser -Urtheil entstehe, wie es wolle jemals beweisen können, es sey dasselbe keine låsterung dessen, der die Welt regiert, und der in Christo, seinem Sohne, Unstalten getroffen hat, unser Geschlecht zu verbessern, und zu höhern Graden der Vollkommenheit fortzuführen ?

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Doch warum fage ich nicht frey heraus, was ich denke? Die Klage, M. 3., es werde immer schlechter auf Erden, diese Klage, durch welche so mancher zu verstehen geben will, wie gut und fromm er selbst sey, halte ich so wenig für ein wahres Merkmal eigner Vollkommenheit, daß ich vielmehr überzeugt bin, den wahren Sinn Chrifti habe nur der, der in allem, was geschieht, Fortschritte zu etwas höherm erblickt; der es dem Regierer der Welt zutraut, er werde fein groffes Werk, die Besserung und Beglückung der Welt durch Christum, zu vollenden wissen; der endlich fähig ist, an dem wachsenden Wohl unfers Geschlechts den freudigsten Antheil zu nehmen. Freylich weicht das, was ich hier aussere, gar sehr von den Vorstellungen derer ab, die ihre Tugend und ihren Eifer für Religion und Sitelichkeit nicht besser glauben beweisen zu können, als wenn sie überall um sich her Lasterhaftigkeit, Verfall und Gottlosigkeit sehen, und in troftlose Klagen, oder wohl gar in harte Verurtheilungen ausbrechen. Aber mögte ich euch an dem Beys spiel des ehrwürdigen Greises, der in dem heuti gen Evangelio ganz andre Gesinnungen zu erken nen giebt, zeigen fönnen, daß nicht Unwille über

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