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Schiltbergers reisebericht zwar durch eine leichte und gefällige schreibweise sehr lesbar gemacht, denselben aber gleichzeitig durch den gebrauch zahlloser moderner ausdrücke seines mittelalterlichen gepräges vollständig beraubt, wobei die vielfach beabsichtigten textverbesserungen überdies fast ausnahmslos als misglückt bezeichnet werden müssen.

Sehr bedauerlich ist, daß der orientalist Hammer-Purgstall durch den trügerischen titel dieser ausgabe bestimmt wurde, ihr einen wissenschaftlichen wert beizulegen und sie seiner untersuchung1 über die bei Schiltberger sich findenden orts- und personennamen zu grunde zu legen, so daß trotz der vielen bei dieser arbeit bethätigten scharfsinnigen forschungen dieselbe wegen des verfehlten ausgangspunktes dennoch nahezu ergebnislos bleiben muste.

3. Ausgabe von K. F. Neumann.

Der vollständige titel lautet:

München 1859. Klein oktav.

Reisen des Johannes Schiltberger aus München in Europa, Asia und Afrika von 1394 bis 1427.

Zum ersten mal nach der gleichzeitigen Heidelberger Handschrift herausgegeben und erläutert von Karl Friedrich Neumann.

Mit Zusätzen von Fallmerayer und Hammer-Purgstall.

Dieser ausgabe gebührt das unbestrittene verdienst, daß sie, vielleicht seit der editio princeps zum ersten mal wider, aus einer handschriftlichen quelle schöpfte und infolge dessen einen höheren kritischen wert beanspruchen kann, als alle früheren editionen. Außerdem ist sie die erste ausgabe, welche mit einem kommentar ausgestattet ist, indem Neumann zur hebung verschiedener textschwierigkeiten einige noten beifügte. Wie er auf dem titel angibt, gab er außerdem die früheren erklärungsversuche Hammers zum teil wider und fügte ebenso verschiedene erläuterungen Fallmerayers an, welche dieser unter benutzung der oben erwähnten inkunabelausgabe nr 1 verfaßt hatte 2. Da Fallmerayer ein weit besserer text, als seinem vorgänger, zur verfügungung stand, so können seine konjekturen einen höheren

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schienener prospekt ankündigte; diese ausgabe sollte auf Ostern 1813 (nach einer späteren brieflichen mitteilung »unmöglich eher, als 1814«) mit anmerkungen, lesarten und einer karte versehen, in groß quart bei M. J. Stöger in München erscheinen, welcher plan jedoch nicht zur ausführung gelangte. 1 Berichtigung der orientalischen namen Schiltbergers (Denkschriften der Münchener akademie der wissenschaften, band IX). 2 Dieselben finden sich von Fallmerayers hand in dem von ihm benutzten exemplar dieser ausgabe, das sich auf der Münchener hof- und staatsbibliothek befindet, als randbemerkungen eingetragen.

wert, als die von Hammer beanspruchen, obwohl auch bei ihnen manche schwierige frage ungelöst bleiben muste, da der falschen lesarten in der zu grunde liegenden edition sich noch genug vorfinden. Aber auch die von Neumann selbst beigefügten erklärungen sind häufig resultatlos, da die von ihm benutzte Heidelberger handschrift keinen allzu hohen kritischen wert beanspruchen kann. Bedenklicher, als die geringe brauchbarkeit des kommentars, wofür der herausgeber nicht immer verantwortlich gemacht werden kann, ist der umstand, daß der text der Heidelberger handschrift an vielen stellen infolge von druckfehlern 1 oft in der sinnlosesten weise entstellt ist.

4. Russische übersetzung von Philipp Bruun. Odessa. 1866.

Titel: Pouteshestvy 'ye Ivana Schiltbergera pa Yevrope, Asii y Afrike.

Als vorlage diente für diese übersetzung die ausgabe von Neumann. Außerdem reichte Bruun verschiedene texterklärungen (in deutscher sprache) der Münchener akademie der wissenschaften ein, welche dieselbe in den sitzungsberichten von 1869 und 1870 zur publikation gelangen ließ; leider sind jedoch die scharfsinnigen untersuchungen dieses forschers wegen der schlechten lesarten, die er vor sich hatte, teilweise ganz gegenstandslos.

5. Englische übersetzung in der sammlung der Hakluyt Society als 58 band erschienen mit nachstehendem titel:

The bondage and travels of Johann Schiltberger, a native of Bavaria, in Europe, Asia and Africa 1396-1427.

Translated from the Heidelberg M. S. edited in 1859 by Professor Neumann, by commander J. Buchan Telfer, R. N.

Diese englische übersetzung muß in der hauptsache als eine äußerst korrekte bezeichnet werden. Daß an einigen wenigen stellen misverständnisse des textes sich vorfinden, erklärt sich leicht aus der älteren sprache, die für den ausländer doppelte schwierigkeiten bietet.

Ein vorzug dieser ausgabe besteht darin, daß sie einen äußerst wertvollen kommentar besitzt; denn der text ist nicht bloß vom übersetzer selbst mit gediegenen erläuterungen bereichert worden, sondern es wurden diesem auch von professor Bruun viele wissenschaftliche notizen geliefert; diese, samt den früheren erklärungsversuchen von Neumann, Fallmerayer und Hammer-Purgstall hat Telfer ebenfalls in sein werk aufgenommen; eine weitere anerkennung verdient auch die dem buche beigefügte, vorzüglich ausgeführte karte, auf welcher der reiseweg Schiltbergers eingetragen ist.

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1 Sie wurden teilweise durch Neumanns schwer lesbare schriftzüge verursacht.

Über das leben des Hans Schiltberger.

Von seinen lebensumständen gibt uns Schiltberger in seinem reisebuch nur wenig kunde. Nach seinen mitteilungen war er in der nähe von Freising zu hause (kap. 67), zog als knappe eines bairischen edlen mit könig Siegmund von Ungarn gegen die Türken, nahm an der schlacht bei Nikopolis (28 September 1396) teil und geriet dabei in türkische gefangenschaft, nachdem er kurze zeit vorher sechzehn jahre alt geworden war (kap. 1). Mit den andern gefangenen, welche dem blutbad nach der schlacht entronnen waren, wurde er nach Brussa gebracht, wo er vorläufer und später reiter im dienste des sultans Bajasid ward (kap. 2. 3). Von hier aus mag er nach einiger zeit mit einer anzahl schicksalsgenossen den so anschaulich geschilderten fluchtversuch unternommen haben (kap. 6). Als türkischer kriegsmann nahm er an der einnahme von Siwas teil (kap. 9); desgleichen befand er sich bei dem hilfsheer, das Bajasid dem ägyptischen sultan Faradsch zur dämpfung eines aufstandes sandte (kap. 12. 43); mit seinem gebieter wohnte er wahrscheinlich auch der belagerung von Konstantinopel bei (kap. 30, s. 47).

In der schlacht bei Angora (1402) wurde die türkische macht durch Timur zertrümmert und Bajasid selbst zum gefangenen gemacht Auch Schiltberger teilte dies loos und muste in folge dessen mit seinen neuen herren weiter ostwärts ziehen (kap. 14). Nach dem bald darauf (1405) erfolgten tode Timurs kam er zu dessen sohne Schah Roch, dem herrscher von Herat, welcher ihn später seinem bruder MiranSchah, dem gebieter der westhälfte des Mongolenreiches, überließ (kap. 22. 23). Doch auch hier sollte Schiltberger nicht auf die dauer verweilen. Der thronprätendent Tschekra, welcher bei Miran-Schahs sohne, Abu Bekr, am hofe zu Tabris aufnahme gefunden hatte, zog mit einer kleinen streitmacht aus, um die ihm entrissene herrschaft über die goldene horde wider zu gewinnen. Schiltberger begleitete den Tatarenfürsten bei diesem unternehmen, indem Abu Bekr ihn wahrscheinlich

mit andern genossen seinem scheidenden gastfreunde zum geschenke machte (kap. 27).

Auch in Kiptschak fand Schiltberger noch nicht das ende seiner wanderzüge. Sein neuer herr unterlag einem nebenbuhler und fand den tod auf dem schlachtfelde, worauf seine anhänger, in deren reihen sich unser berichterstatter befand, ins ausland flüchteten, aber auch hier noch durch die drohende haltung des Tatarenkhans von ort zu ort gescheucht wurden. Auf diese weise gelangte Schiltberger zunächst in die Krim und von da in die Kaukasusländer am schwarzen meer; in Mingrelien entschloß er sich mit vier andern abendländischen Christen zur flucht aus dem machtbereich des Islam. Unter gefahren aller art gelangte er mit seinen begleitern zunächst nach Konstantinopel, von wo aus er mit unterstützung des griechischen kaisers glücklich die heimat erreichen konnte (kap. 30. 67).

Über seine weiteren schicksale nach der heimkehr erhalten wir in dem reisebuche keine kenntnis und von anderer seite sind uns nur kurze notizen übermittelt.

Die älteste nachricht über Schiltberger enthält der codex der Nürnberger bibliothek, welcher in einen sammelband mit andern reisewerken vereinigt ist; der frühere eigentümer dieses buches, Mattheus Brätzel, rentmeister des herzogs Albrecht IV1, hat eigenhändig ein inhaltsverzeichnis beigefügt, worin er von unserem autor folgendes angibt: >Item Hanns Schildperger, ain warhafftiger frumer edlman, der unnser zeyt gelebt hat und ain Diener ist gewesen des durchleuchtigsten fürsten und herren hern Albrechten, pfalltzgraven bei Rein, hertzog in oberen und nideren Bayern, graven zu Vohburg etc., den man nennt den guetigen Hertzog Albrecht 2.<<

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Die nächste kunde gibt Aventinus, der Schiltbergers in den annalen 3 bei erwähnung der schlacht von Nikopolis folgendermaßen gedenkt: >>Joannes Schiltbergerus, tum puer, Monachio, oppido Boiariæ, ortus, captus, ob elegantiam formæ ab filio Basaitis servatus, in aula Turcarumque educatus et victo Basaite a Tamerlano, rege Persarum, arma victoris sequutus est et tandem mortuo Tamerlano in patriam postliminio reversus a cubiculo Alberto, avo principum nostrorum, fuit.<<

Derselbe geschichtschreiber erwähnt Schiltberger noch zweimal in seinen werken, wobei er auch seine schriftstellerische thätigkeit hervorhebt, nemlich in der »Bayerischen Chronik« und in einer kleinern schrift:

1 Derselbe regierte von 1463 bis 1508. 2 Albrecht III der fromme 1438 bis 1460. 3 Annales Boiorum. Ingolstadt 1554 (Liber VII, 8. 805).

Schiltberger

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>> Ursachen des Türkenkrieges<<.

An ersterer stelle1 sagt er: >>Hans Schiltberger von München, der fürsten daselbst camerer, ist in diesem krieg gefangen worden, lang in der Türckey und Tartarey umbgezogen, hats alles beschriben; sein puech ist druckt.<< Die andere stelle2 lautet: »Hans Schiltberger von München, deß alten Herzog Albrechts von München, diser fürsten anherrens, kemerling, ist in obgenanter schlacht gefangen worden, ist in diesen kriegen allen gewesen, hats auch nach der leng wol beschriben.<<

Auch in der wahrscheinlich von Aventinus verfaßten umarbeitung der baierischen chronik des Ulrich Fütrer 3 findet sich eine notiz über unsern reisenden, welche übrigens mit der einen oben angeführten stelle, bis auf die schreibweise, übereinstimmt: »Hans Schultperger von München, der fursten daselbs kamerer, ist in diesem krieg gefangen worden, lanng in der Turckhey und Tartarej umbzogen, hat alles beschriben, sein puech ist druckht.<

Alle späteren nachrichten über Schiltberger liefern kein neues biographisches material*. Auch in den seine familie betreffenden urkundlichen dokumenten findet sich keine mitteilung über ihn.

Diese seine familie 5, welche auf der festen burg über dem orte Schiltberg (bei Aichach) wohnte, gehörte zum ältesten baierischen adel und war im erblichen besitze des marschalkenamtes der wittelsbachischen pfalzgrafen und späteren herzoge. Die jüngere linie des geschlechtes, welche allein noch fortblüht, siedelte später nach München über und erwarb daselbst das bürgerrecht, worauf sie im laufe der zeiten ihre erbgüter veräußerte.

In einer urkunde von 1407 erscheint Friedrich Schiltperger, welcher widerholt als prokurator und sekretär des herzogs Ludwig von Baiern-Ingolstadt erwähnt wird, im besitze des landgutes Holern; da dieses in der mitte zwischen Freising und München gelegene gut höchst wahrscheinlich auch der geburtsort unseres Hans Schiltberger ist, so könnte in diesen beiden vielleicht ein brüderpaar erblickt werden, das seine namen, nach landesbrauch, in übereinstimmung mit

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1 Bayer. Chronik, VIII buch (ausg. der Münchener akademie der wissenschaften, band V, s. 528). 2 s. 237 (ausg. d. M. ak. band I). 3 Rockinger, Über ältere arbeiten u. S. W. 8. 34. 4 Manchmal

ist jedoch sein leben in phantastischer weise ausgeschmückt worden; so wird er z. b. von Brandt (Taktik der drei waffen. Dritte auflage. Berlin 1859. s. 239) als Timurs geheimschreiber bezeichnet. 5 Von hier an bin ich so glücklich, den von herrn oberstabsarzt ritter von Schiltberg unternommenen quellenforschungen folgen zu dürfen. 6 Vergl. kap. 67, anm.

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