صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

digsten dieser Ueberlieferungen. In diesem Buche des Lucas aber tritt nun die christliche Lehre auf den Schauplaß der Welt, und über alles Widerstreben der lettern siegt der heilige Glaube. Eine Fortsetzung dieser Geschichte und ihrer Wahrheit lebendiges Zeugniß sind noch wir, die wir weiland auch Heyden gewesen sind, und nun auf Jesum Christum hoffen.

Zu den neugestifteten Gemeinen redeten die Apostel durch Wort und Schrift; sie sandten ihnen Briefe, um die mündliche Lehre und Ermahnung zu wiederho len, zu erweitern, zu besiegeln. Diese Sendschreiben waren theils an viele und alle Gemeinen gerichtet, theils zunächst an einzelne, die sie jedoch den übrigen abschriftlich mittheilten. So wurde zu dem, was die evangelische Geschichte ents hielt, eine bleibende Auslegung gegründet, und der Glaube an den gekommenen Christus erst in allen Beziehungen erläutert. So fehlte es nunmehr der Nachwelt nicht an einem Stück der Unterweisung, des Befehls, der Ermahnung, der Strafe, des Trostes, der Drohung und Verheissung. Was die christliche 1 Eittenlehre mit sich bringt, stellt sich hier, schwer begreiflich der Vernunft, welche aus eigner Vollkommenheit rein handeln zu können wähnt, als eine nothwendige Abwaschung durch Wasser und Blut, als eine neue Gebårung oder Willensverwandlung dar, die mit ihren verborgenen Kräften bloß aus Gnade dem Glaubigen gegeben wird, und wovon der göttliche Friede des Herzens und die zukünftige Seligkeit allerdings abhängt. Eben die Erlösung, die für unsere Schuld genug gethan hat, hat uns auch frey gemacht von den Banden des angestammten Fleisches, und von der ganzen Last des Gesezes, das die Sünde schlug und doch nicht tödten konnte. Wir müssen aber immer noch durch viele Trübsale geläutert und veredelt, oder für die Glaubensreinigung empfänglich gemacht, und fest bewähret werden; indessen wir den Bund eines guten Gewissens mit Gott, die Einsprache des kindlichen Geistes, die erfreulichen Blicke in Gottes Rathschlüsse und ganze wunderbare Huld, sammt der gewissen Zuversicht auf unser ewiges Erbe genießen und behalten. Alle Episteln sind Fingerzeige zum tiefern Einschauen in die Wunder der Liebe, und Mittel der Bestätigung in dem Wege, der dem Pilger zum heimathlichen Reiche verordnet ist.

Paulus ist der fleißigste Briefsteller des Neuen Testaments. Im Brief an die Römer, oder Christen zu Rom, legt er als einen mächtigen Grundstein den Glauben selbst, an welchem alle eigene Gerechtigkeit des Menschen scheitert. Kein Mensch ist ohne Sünde, kein Werk macht vor Gott gerecht, sondern die glaubige Begierde, daß Gottes Gerechtigkeit in uns erfullt werden möge durch die tödtende und auferweckende Kraft des großen Versöhnungswerks. Der Schatten des Gesetzes, der in Gebräuchen oder äußern rechtschaffenen Handlungen bes steht, soll in uns zum Wesen werden durch das neue Leben des Geistes. Dieß ist die vollige Entfaltung der Freudenbotschaft von Christo Jesu: nämlich daß wir es nicht sind, welche zu verdienen haben, sondern daß wir mit Ernst nur ergreifen müssen, was uns durch die Gnade verdient und durch die Liebe geschenkt ist: Unschuld, Freyheit, Vermögen zu guten Werken; daneben die Geduld, und die Aussicht auf die Offenbarung der Herrlichkeit. Hiemit verbindet sich die Betrachtung des Schicksals des leiblichen Israel, und die Verheissung seiner Bekch rung und es folgen besondre Ermahnungen, wie die Apostel zur Entwickelung der Tugenden eines ausübenden Christenthums, als der Frucht jener Wiedergeburt, in allen ihren Briefen auszustreuen für nöthig fanden.

Der erste Brief an die Corinther ist ein Zuchtbrief, gegen Spaltungen und Unsauberkeiten in der Gemeine gerichtet. Es ist nur Ein Christus, und dessen Kreuz die göttliche Weisheit; und die Vollkommenen, denen von da aus ein tieferes Wissen mitgetheilt wird, kennen keinen irdischen Namen. Aber sie sie

hen in der Lauterkeit, sie streben nach der Liebe, sie fleißigen sich der besten geistlichen Gaben. Von diesem Allen, von der Freyheit des Gewissens, von nüßlis chem Verhalten, von der Ordnung im christlichen Verband, von dem Gebrauch der geistlichen Güter der Kirche, werden zureichende Belehrungen und Entschei dungen gegeben, und endlich von der Auferstehung und den leßten Dingen gehandelt. In der zweyten Epistel an dieselbe Corinthische Gemeine vertritt Paulus sein Amt gegen falsche Lehrer und Widersacher; zugleich beruhigt er wieder, und heilt die Wunden, die der vorige Brief geschlagen bat, ohne doch die Gemeine ganz loszusprechen. Er macht die Sehnsucht von der Erde nach dem Himmel rege durch sein eigenes Beyspiel, predigt Versöhnung und Verneuerung, Beharr lichkeit in der Gnade, und den Segen der göttlichen Traurigkeit; råth zum Beystand der Liebe, gedenkt seiner Leiden und seiner Offenbarungen.

In der Epistel an die Galater wird abermals die böse Bezauberung gestraft, welche uns will im äußern Buchstaben selig werden heissen, die wir doch nicht der Magd Kinder sind, sondern der Freyen; und sie geht, gleich der Epis stel an die Römer, von welcher sie wie ein Abkömmling ist, sowohl das falsche Vertrauen auf das Ceremoniengesetz und was ihm verwandt ist, als auf selbiges nügsame menschliche Tugend an. Sie ist also ein Gegengift gegen den Aberglaus ben und gegen den Unglauben, welche beyde einerley Quelle haben.

Der Brief an die Epheser. Hier wird gesagt, wie Alles in der Liebe und Wahrheit steht in Jesu Christo, und ist nur Ein Herr, Ein Glaube, Eine Laufe, Ein Gott und Vater Aller geworden, für Juden und Heyden, die zus fammen durch Einen Leib zu Einem Leibe vereinigt sind, und das Haupt Christus; und zu Einem lebendigen Gebäu und Wohnung des allmächtigen Gottes, der Eckstein aber Christus. Und soll Alles wachsen und hinankommen zur Mannheit Christi und heiligen Vermählung.

An die Philipper. Christum zu verherrlichen allenthalben, in Demuth und Freudigkeit nach dem ewigen Leben zu ringen, seinen Wandel im Himmel zu haben, zu vergessen was dahinten ist, nachzudenken allem Guten und Löblichen, und solches zu thun, auf daß der Gott des Friedens mit uns sey: dieß und Anderes sind die ermunternden und stärkenden Lehren dieses Briefs.

An die Colosser. Da erscheint Christus als des unsichtbaren Gottes Gestalt, als die ewige Erstgeburt, als Mittel und Haupt aller Schöpfung und Wiederbringung, als der Inbegriff aller Geheimnisse der Weisheit und Erkennt niß, als der einzige Grund der Vollkommenheit, woneben andre Philosophie und Geistlichkeit nur Trug und Wahn ist. Das verborgene Leben mit ihm in Gott, das Anziehen des nach ihm geschaffenen neuen Menschen, und daß sein Wort reichlich unter uns wohne, und Er Alles in Allen sey, sind die Hinweis. sungen und Vermahnungen des Apostels.

An die Thessalonicher. Belobende und aufmunternde Episteln an diese Kinder des Lichts, welche die Verkündigung als Gottes Wort angenommen has ben, und Aeußerungen väterlicher Sorgfalt für ihr ferneres geislid es Wohl. Sie sind es werth, daß der Apostel den Vorhang der Zukunft lüftend, ihnen den Jammer der letzten Zeit und die triumphirende Erscheinung des Herrn im Blicke zeigt. Es sind apokalyptische Sendschreiben. •

Die beyden Episteln an Timotheus und die an Titus (deren erstern Paulus der Kirche zu Ephesus, den andern zu Creta vorseßte) sind recht bischöfliche Briefe, geschrieben im heiligen Schmuck des neuen Testaments. Da wird gegeben der Hirtenstab, und ein Ring des Bundes, dessen Siegels Inschrift heißt:,,Der Herr kennet die Seinen." Das Amt der Gemeine wird gelehrt, wie es unsträflich geführt werden soll, mit gesundem Glauben in reinem Gewiss

1

sen, und mit frommer Klugheit. Das Geheimniß der Gottseligkeit soll fest bleiben wider alle Fabeln und Gezånke; es soll der Mensch Gottes weise und vollkommen werden durch die von Gott eingegebene Schrift, kämpfen einen guten Kampf des Glaubens, verläugnen das ungöttliche Wesen, der Obrigkeit hienieden gehorsam seyn zu allem guten Werk, und ergreifen das ewige reben.

Der Brief an Philemon ist eine Blume der christlichen Zärtlichkeit. Onefimus, der entlaufene Knecht Philemons, eines Christen und vielleicht Kirchenbeamten zu Colosså, wird durch Paulus zu Rom bekehrt, und mit dieser überaus herzlichen Fürbitte und dem Brief an die Colosser (Col. 4, 9.) zurückgesandt. Wie St. Paulus vornehmlich auf den Glauben treibt, als den Grund aller Gerechtigkeit: so ermahnen die andern heiligen Schreiber besonders zum gewissenhaften Gebrauch der Kräfte, welche der Glaube darreicht. Gleichwie nämlich die ewige Weisheit in Einem Worte Vieles beschließt, was nachher die einzeln denkende Vernunft zu zerlegen hat: also redet sie auch durch zwey Gegensäße, wozwischen die Vernunft sich den Mittelbegriff herausnehmen soll. Denn die Wahrheit ist zwar von Gott gemacht, und liegt vor uns wie ein gediegenes Wes sen, das wir zergliedern dürfen; aber der Mensch faßt sie oft nicht, und ist ihm ein Geheimniß, wenn sie sich nicht von zwey Seiten ausspricht, und lehret, warnet oder gebeut zur Rechten und zur Linken. Des Menschen Pflichten aber, der die Gnade suchen will, bestehen in zwey Dingen: in einem Leiden und in einem Thun. Denn darum leidet er, daß er thun könne; und thut, auf daß er noch Seligeres von der Gnade leide. Sein Thun aber ist Meiden, Bitten, Harren, Bekennen, Selbstverläugnung, Suchen der Stille, Begehren der Reinigung, geduldiger Fleiß in der Liebe und in der Uebung alles Guten, Aufschauen und Nachfolge., Denn ohne den großen Vorgänger kann er Nichts thun.

Also ermahnt St. Petrus in seinem ersten Brief mit Hinweisung auf die dereinstige Seligkeit zu einem heiligen Wandel; uns, die wir erkauft sind mit jenem theuern Blute, berufen als ein auserwähltes Geschlecht und königliche Pries sterschaft Gottes von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht, aber so lange wir Pilgrime sind uns demüthigen müssen unter seine gewaltige Hand, in aller Zuversicht und Beständigkeit. Die zweyte Epistel aber ist ein Abschiedsbrief gleichen Inhalts, ein leßter Zuruf, zu fliehen die vergångliche Lust der Welt, und allen Fleiß zum Guten anzuwenden; eine Bestätigung der gewissen, unmittelbar von ihm erkannten Lehre des Heils; eine klagende und drohende Weissagung der bevorstehenden kirchlichen Greuel, und des unglaubigen Verderbens der lezten Lage. Der erschreckliche Tag des Herrn wird gewißlich kommen; darum sollen wir bereit seyn und schaffen unsere Heiligung, damit sein Feuer uns nicht vers zehre, sondern wir uns freuen dürfen des neuen Himmels und der neuen Erde, deren wir warten nach seiner Verheissung.

1

Hoch und süß erklingt in den drey Briefen des h. Johannes die Stimme der Liebe, die Gott selber ist. Der Aelteste der Gemeine lockt und lådt, ab von der Welt, hin zum Licht und zum ewigen Leben. Er warut väterlich die Kindlein, zu bewahren die Salbung, die sie empfangen haben, und sich zu húten vor dem Geist des Widerchrists, der da läugnet Jesum Christum, das ewige Wort, das Gott ist, in das Fleisch gekommen: denn wer den Sohn läugnet, der hat auch den Vater nicht; sich zu hüten vor den Abgöttern. Was Johannes wider die Irrlehrer seiner Zeit schrieb, das schreibt er und der Geist durch ihn auch noch uns, den júngsten Kindern, und wider alle.

Der Brief an die Hebräer (wie sie die alte Ueberschrift nennt) d. i. an die Judenchristen, seyen es nun die Palästiner, oder die in Heydenländern wohnenden sogenannten Hellenisten, oder die Judenchristen überhaupt, ist wahrscheins

lich ein Werk des h. Paulus. Andre haben einen Barnabas, Lucas, Apollos und andre heilige Männer der Gemeine für den Verfasser gehalten. Wer Chris stum den Herrn, wie damals Etliche, nur für ein höheres Wesen unter Gott, für einen Engel hålt, dem wird Christus und die Menschheit in ihm, erhöht über alle Geschöpfe gezeigt. Er ist also auch höher als der gefeyerte Gesetzgeber Moses; und um so weniger werden, die an Ihn nicht glauben, eingehen zur Ruhe Gottes. Er ist ein göttlicher Hoherpriester des neuen Testaments, und aller Gottesdienst des alten Bundes bloßes Vorbild seiner ewigen, vollkommenen Versöhnung. Damit uns nun auch die typische Weisheit nicht fehlte, so werden wir hier in wichtigen Beyspielen dazu angeleitet, und werden gestraft, wenn wir so trág an Sinnen und kindisch für diese heilsame Wissenschaft sinv. Jene hohe Versöhnungslehre aber fordert uns zur Standhaftigkeit auf; und um uns in dieser zu befestigen, wird des Glaubens allvermögende Kraft gepriesen, und die Aussicht gezeigt auf die Stadt des lebendigen Gottes. Welches große, lehrreiche Werk dieser Brief sey, können bloß die Mündigen einsehu, von denen E. 5, 14. die Rede ist.

Ganz vorzüglich ist der Brief des h. Jacobus (des Jüngern øder Kleinern, des Sohns Alphaus) gegen die Mißdeutung der evangelischen Glaubenslehre Pauli gerichtet, und zeigt die Unvollständigkeit des Glaubens, der keine Werke bringt, empfiehlt Geduld, Sanftmuth, Gebet, und Alles was zur Heiligung und zum Gesch der Freyheit gehört. Es ist ein strenger aber weiser Brief, geschrieben aus Licht und Recht.

Judas (Thaddáus) hat wahrscheinlich frühere Sendschreiben vor Aus gen gehabt. Was nämlich Ein Apostel schrieb, das war Gemeingut und gemeine Ueberzeugung aller. Judas that also nur so viel, daß er aus den Schäßen desselben Geistes, wovon auch er getrieben war, einen wichtigen Punct aushob, und mit neuen Bemerkungen verband. Diese Epistel ist also ein Schlußstein und eine Erinnerung wider die gefährlichsten Sünden der Kirche.

Daß die Offenbarung Jesu Christi von dem Apostel und Evangelisten Johannes geschaut und aufgezeichnet ist, haben. die unterrichtetsten Lehrer der ersten Kirche gewußt; gleichwie auch Inhalt und Schreibart jeden Unbefangenen davon überzeugt; und es verschlägt hiegegen Nichts der Zweifel späterer Männer, oder der spätere Titel, wobey in einigen Handschriften Johannes den dunkeln Namen des Theologen führt, mit welchem der Urheber entweder einen Propheten oder dasjenige hat bezeichnen wollen, was Johannes selbst C. 1, 2 von sich angibt. Diese ächte Prophezeihung von der Zukunft der Kirche und der Welt ist in denjenigen åltesten Gemeinen, welchen dieses geheimnißreiche Buch anvertraut war, auch hochgeachtet worden, bis man die fleischlichen Erwartungen eines Cerinthus und seiner Nachfolger damit ver wechselte. Schon an sich ist es unglaublich, daß der Herr, welcher Nichts thut, er offenbare denn sein Geheimniß den Propheten seinen Knechten (Amos 3, 7) die Geschichte einer für den Menschen immer langen Nachzeit bis zum entscheidenden Lage Jesu Christi ganz unverkündigt gelassen haben sollte; da die prophetischen Winke der Evangelien und Episteln im Verhältniß zu den Vorhersagungen des alten Israel für sehr unvollständig gelten müssen. Auch der Mißbrauch, der mit diesem Buche getrieben worden ist, vermag Nichts gegen seinen Werth. Es ist ein göttlich ehrwürdiges Buch, ein Spiegel der Hoffnung, in dessen Brennpunct auch die spätern Bedeutungen der Weissagungen alten Testaments sich sammeln. Denn hier erst wird das Geheimniß Got tes in seiner Vollendung gezeigt. Indessen behält billig ein jeder Erleuchtete

die Freyheit, sich die Bilder und ihren Sinn unter Mitgebrauch der schon vorhandenen bessern Erklärungen nach der ihm geschenkten Einsicht zurecht zu legen; und in diesem Betracht sowohl, als damit Niemand geårgert werde, und weil noch mehrere Theile versiegelt sind, haben wir uns aller Deutungen dieser Weissagung in vorliegendem Bibelwerk enthalten wollen. Es genügt auch bey diesem Buch die Ueberzeugung des Lesers, daß Der den Sieg behalten wird, welcher ist ein König der Könige und ein Herr aller Herren, das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Lezte. Wie ein Kirchenlehrer spricht: Derselbige Christus lebet und regieret auch noch, und heisser sein Titel: (Schebh limini) Seße dich zu meiner Rechten. Und führet in feinem Fingerreif gegraben: Ich will legen deine Feinde zum Schemel deiner Füße. Und oben auf seinem Diadem: Du bist ein Priester in Ewigkeit."

[ocr errors]
« السابقةمتابعة »